Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Der Stadtpfarrer würde nicht imstand sein mit 7 Kooperatoren besonders bei Epidemien 
die Seelsorge zu versehen. „Sollte es nun die allerhöchste Verordnung sein die 
allhiesige Priesterschaft in eine so geringe Zahl zu vermindern, so sieht man sich schon 
zu voraus versichert, daß unser alleinseligmachender Glaube in eine so unvorgesehene, 
der Nachkommenschaft zu ihrem Seelentrost höchst nachteilige Lauigkeit geraten muß, so 
bitten die Unterzeichneten aus innerstem gerührt ganz fußfällig sich Vonseiten des gegen- 
wärtig zu Aufrichtighaltung des Christentums in Österreich ob der Enns gottgefälligst und 
nützlichst aufgestellten Kirchsprengels ihren schwermütigsten Angelegenheiten gnädigst Hand 
zu bieten und bei allerhöchstem Hof gnädigst vorstellig zu machen, wie ohnentbehrlich sowohl 
für die Stadt Freistadt als die herumliegenden Pfarreien eine ohnumgänglich erforderliche 
Priesteraushilfe ex fundo religionis sei.“ 
Der Bischof begleitete das Gesuch an den Kaiser unter dem 16. September ein 
und betonte, daß außer dem in einem Winkel gelegenen Stift Waldhausen im ganzen 
Viertel kein Kloster existiere; die Aufhebung würde also wider die Direktivregeln und 
die kaiserliche Absicht geschehen. Die Kapuziner in Freistadt wären noch zum größten Teil 
beisammen und hätten auch noch vermöge Regierungsbewilligung bis wenigstens Matthäus- 
tag beisammen zu bleiben, es wäre noch Zeit abzuhelfen. Das Kloster würde ohnedies 
von der Starhembergischen Familie, aus der es a. 1643 gegründet worden, unterhalten 
und die Kapuziner wären vermöge ihres Alters wohl zur Aushilfe, nicht aber zur 
beständigen und alleinigen Seelsorge tauglich; folglich müßten sie pensioniert werden. 
Nun könnte es doch dem Ärar gleichgiltig sein, ob sie in Freistadt oder anderswo ihre 
Pension genießen. 
Die Hofdekretation vom 23. September verfügte, daß es bei der anbefohlenen 
Reduktion verbleibe. Der Exguardian kam als Lokalkaplan nach St. Pantaleon. 
Es fanden sich 400 fl. Stiftungskapitalien. 
Unter dem 14. Oktober berichtete das Kreisamt, daß das Kloster gänzlich 
geleert und gesperrt worden sei. Die Spezifikation der kirchlichen Gerätschaften 
wurde verfaßt und die übrige Einrichtung mit Ausnahme des Kuchelgeschirrs, 
das schon in das Linzer Kapuzinerkloster gebracht worden, an Ort und Stelle 
belassen, zur Bewachung der ehemalige Sakristeidiener aufgestellt. Die Kirchen- 
sachen wurden in das Kirchendepositorium eingeliefert oder sogleich zur 
Einrichtung neuer Exposituren verwendet. Eine Lampe und Wäsche kamen an die 
Matthiaspfarre in Linz, die kleinen Glocken ins Kapuzinerkloster zu Gmunden, 
ein Altar nach Herzogsdorf, Tabernakel und Orgel erbat sich der Pfarrer von 
Pramet. Auch die Pfarre Waldburg wurde daraus versehen. Die Versteigerung 
der Gerätschaften ergab 244 fl. 37 kr. 
Das im schlechten Bauzustand befindliche Kloster samt Kirche, Garten 
(mit schlechter gleba) und Waldl wurde an Frau Gräfin Rosa von Kinsky um 
2000 fl. verkauft, geschätzt war das Klostergebäude samt Kirche auf 630 fl., 
der Garten mit dem Wald auf 900 fl. 
Das beim Kloster benötigte Wasser war durch Röhren über fremde Wiesen 
geleitet; die Besitzer, die bisher aus gutem Herzen die Eingrabung der Röhren gestattet 
hatten, verlangten vom Käufer eine billige Wasserleitungsgebühr, wurden aber, da sie 
nicht nachweisen konnten, daß sie bisher nur aus gutem Herzen die Wasserleitung geduldet 
hätten, abgewiesen bis zum Beweis eines Rechtsanspruches. Für den Fall des Gelingens 
der Beweisführung verlangt die Käuferin entsprechenden Nachlaß vom Kaufschilling. Der 
Verkauf wurde genehmigt dd. 27. Mai 1786.
	        
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