Volltext: Der josefinische Klostersturm im Land ob der Enns

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Der Anna Maria Sieghartnerin, die bereits zwei Jahre nur gegen Kost in der 
Schule gelehrt hatte in der Hoffnung einmal im Orden Aufnahme zu finden, und die 
noch unentbehrlich zum Unterricht war, wurde für ihre Mühe eine Remuneration von 
100 fl. in monatlichen Raten angewiesen. 
Der Katechet an der Klosterschule Josef Pönhofer (kam nach Linz und) wurde 
später Benefiziat in Steyr. 
Die 11 zu den Ursulinerinnen übergetretenen Nonnen aus aufgehobenen Klöstern 
(2 Chorfrauen und 3 Laischwestern Karmeliterinnen, 1 Dominikanerin aus Maria Thal, 
5 Chorfrauen aus dem Kloster zu Steyr) legten mit 2 Chornovizen bei den Ursuliner- 
innen zu Linz am 22. Mai 1785 die Profeß in die Hände des Bischofs Herberstein ab.*) 
Zum Verwalter des Klosters wurde zunächst der bürgerliche Gastgeb 
Lorenz Richter in Steyr bestimmt, sodann die Verwaltung der Klosterrealitäten 
dem Ratsmann Gapp übertragen. Der Hausmeister und der Wächter wurden 
entlassen, die Bewachung dem Mesner übertragen (1785). 
Kirche und Lorettokapelle wurden gesperrt. 
Die Muttergottesstatue aus der Kirche erbat sich Gapp; 3 Altäre kamen 1787 
samt den dazu gehörigen Gerätschaften in die neuerrichtete Pfarrkirche zu Thanstetten, 
die Kanzel nebst einem Sakristeikasten in die Pfarre Kürnberg in Niederösterreich (?). 
Mit Hofkanzleidekret dd. 5. September 1786 wurde dem Magistrat Steyr 
das Kloster mit Kirche, Kapelle, Garten und zwei Holzbehältnissen um den 
Schätzungswert von 3500 fl. übergeben (das Klostergebäude ohne Kirche und 
Kapelle war auf 2700 fl. geschätzt worden); der Stadtmagistrat übernahm die 
darauf lastenden Abgaben per 24 fl. 
1789 scheint die Kirche schon in ein Theater umgewandelt gewesen zu 
sein; sie ist Theatergebäude bis in die Gegenwart. 
Das Schulgebäude hatte bei Aufhebung des Klosters der Normalschulfond 
übernommen, doch bat dieser um Entlastung von den Unterhaltskosten 
des Gebäudes, da die Mädchenschule in Steyr keine Normalschule sei und 
daher mit dem Normalschulfond gar keinen Zusammenhang habe. Unter dem 
12. Jänner 1786 wies der Kaiser dem Normalschulfond 100 fl. jährlich aus 
dem Religionsfond zur Erhaltung der sarta tecta an. 
Unter dem 2. Juli 1789 wurde der Regierung eröffnet, daß zur all- 
sogleichen Einführung des Kriminalgerichts im Traunviertel und Etablierung 
*) Noch eine Bereicherung erhielt das Ursulinerinnenkloster zu Linz: aus dem 
aufgehobenen Ursulinerinnenkloster zu Tulln das Haupt der hl. Sabina, einer Märtyrerin aus 
der Gesellschaft der hl. Ursula. Kaiser Rudolf hatte dem von ihm gegründeten Dominikanerinnen- 
kloster zu Tulln 72 Häupter von Genossinnen der hl. Ursula aus Köln gebracht, 
welche im Chor der Dominikanerinnen zur Verehrung und Andacht ausgesetzt waren. Die 
Dominikanerinnen zu Tulln hatten das Ursulinerinneninstitut angenommen, um der 
Aufhebung zu entgehen, die sie dennoch traf (1785). Die Aufhebungskommissäre erlaubten 
jeder Exnonne eines der hl. Häupter mitzunehmen. Der Chorfrau Maria Michaela Riedlin 
haben die Herren Kommissäre das Haupt der hl. Sabina „zu einem Andenken verehrt“, 
wie sie selbst (65 Jahre alt) in der „wahren Nachricht“ schreibt (als Madame Maria 
Michaela Riedlin, St. Pölten 1791), mit der sie das hl. Haupt den Ursulinerinnen zu 
Linz übermachte, damit es nicht in ihre weltliche Freundschaft übergehe, in der „man es 
nur vor ein barate herstellt und keine Verehrung dessen nicht zu hoffen ist“. Das Haupt 
befindet sich im Betchor der Ursulinerinnen zu Linz. Das Kloster besitzt auch das Bild 
der letzten Priorin der Zölestinerinnen; das Bild einer anderen Zölestinerin wird im 
bischöflichen Diözesanarchiv aufbewahrt, dorthin geschenkt vom Landesarchivar Dr. Ferdinand 
Krakowizer.
	        
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