Volltext: Die Schlacht

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Die Schlacht. 
gesendet — sagen wir — nicht jene strenge, gewissenhafte 
Überprüfung einer Angabe von Landesbewohnern oder Melde¬ 
reitern auf ihre Richtigkeit durch Augenschein vornimmt 
oder daß er einen gefährdeten Punkt früher verläßt, ehe er 
sich genau von der beobachteten Bewegung oder dergleichen 
des Feindes überzeugt hätte, ist ebenso groß, als Über¬ 
treibungen, die aus der Sucht entstehen, durch eine schöne, 
erschöpfende Meldung zu glänzen. 
Eine vielleicht noch größere Quelle falscher Meldungen 
liegt in den Berichten der Kommandanten während und nach 
den Kämpfen. Ist schon die Feststellung der Gruppierung 
und Stärke des Gegners im Gefechte technisch bedeutend 
schwieriger als ’im Aufklärungsdienst, so sind hier auch die 
Eindrücke viel mächtiger. Wie leicht überschätzt man Um¬ 
fassungen und Umgehungen — nur weil sie so gefährlich 
sind ! Dann gewinnt die eigene Leistung an Wert, wenn sie 
gegen einen stärkeren Feind erzielt worden ist; im Mißerfolg 
entschuldigt die Übermacht des Gegners vielleicht sogar alles. 
In den Gefechtsberichten und Belohnungsanträgen ist jeder 
bestrebt, seine Leistungen herauszustreichen. Die notwendigen, 
vorgeschriebenen Auszeichnungsanträge müssen sogar in Stil 
und Form die — sagen wir — soldatische Bescheidenheit 
aufgeben. 
Es dürfte ein Axiom aller Kriege sein, daß die Be¬ 
urteilungen der Stärke etc. des Feindes auf Grund der Be¬ 
richte während und nach Kämpfen stets übertrieben aus- 
fallen; meist wird die Stärke des Gegners vom Meldenden 
bona fide, aber auch vielleicht häufiger als man glauben würde 
mit Absicht überschätzt. 
Entsprechend dem von mir geschilderten Verlauf der 
modernen Schlacht erlangen die Meldungen über den Feind 
während der Gefechte der einzelnen Gruppen für die Ge¬ 
fechtsleitung momentan eine sehr hohe Bedeutung; jedenfalls 
eine viel höhere als bisher. Die Forderung, daß die einzelnen 
Gruppen Situationsmeldungen über den Feind einsenden, 
ist nicht von der Hand zu weisen. Beim höchsten Kommando 
in der Schlacht muß eine laufende Evidenz über die Gefechts¬ 
tätigkeit, Gruppierung etc. des Feindes geführt werden. Nicht 
um — wie Kuropatkin sagt — die eigenen Reserven ver¬ 
wenden zu können, sondern um den Überblick über den je¬ 
weiligen Stand der Schlacht zu gewinnen und festzuhalten. 
In der Friedensschulung könnte dem Bedürfnis nach 
genauen Meldungen über den Feind während der Gefechte
	        
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