Volltext: Die Schlacht

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Die Schlacht. 
und daß diese Gruppenkämpfe sich auf einen längeren Zeit¬ 
raum (mehr als einen Tag) hinausziehen, so ist die große 
Rolle, welche der Leitung während der Schlacht zufällt, in 
die Augen springend. Vergleicht man sie mit jener, welche 
ihr noch vor kurzem unter der Annahme zugedacht war, daß 
sich die Schlacht schon im Auslaufen der Kämpfe der an¬ 
gesetzten Kolonnen entscheidet, so muß auch zugestimmt 
werden, daß der Einfluß des Feldherrn auf den Gang der 
Ereignisse in der Schlacht auf Grund der Erfahrungen des 
Krieges 1904/05 viel höher bewertet werden muß, als man 
ihn bisnun anzunehmen geneigt war. 
Die Elemente, welche die Einflußnahme des Feldherrn 
auf die Ereignisse und den Schlußerfolg in der Schlacht zum 
Ausdruck bringen, habe ich an verschiedenen Stellen be¬ 
sprochen. Sie sind: die Grundidee (der Plan), die Bildung 
der Frontlinie und Verteilung der Kräfte auf derselben, die 
Frage der Armeereserven im Zusammenhänge mit der Durch¬ 
führung von Neugruppierungen und Kräfteverschiebungen. 
Auch wurde erwähnt, daß in der weitgehenden Verzweigung 
des Telegraphen innerhalb der Armee im Kampfe das erste 
und wichtigste Mittel dafür gegeben ist, daß der Feldherr 
nicht nur rechtzeitig (nahezu gleichzeitig) Kenntnis über alle 
Vorgänge auf dem Schlachtfelde erhält, sondern auch seine 
Entschlüsse und Anordnungen den mit der Ausführung Be¬ 
trauten sofort, also rechtzeitig, übermitteln kann. Ebenso 
wurde hervorgehoben, daß nur eine entsprechende Ausbildung 
des höheren Kommandopersonals und eine elastische Organi¬ 
sation der Armee in der Schlacht jene Anpassungsfähigkeit 
(Manövrierfähigkeit) geben können, welche die naturgemäß 
entstehenden Friktionen leichter überwinden lassen wird. 
Für die ganze militärische Welt, aber auch für die beiden 
kämpfenden Parteien, war der überaus lange Verlauf der 
großen Schlachten in der Mandschurei eine neue Erscheinung. 
Die kämpfenden Heere fanden sich relativ rasch damit ab; 
nur einmal wurde der eine Feldherr dadurch verblüfft (der 
vorzeitige Entschluß Kuropatkins zum Aufgeben des 
Raumes von Liaojan); bald erkannte man den langsamen, 
schleppend erscheinenden Verlauf der Schlachten als eine 
natürliche Konsequenz der breiten Schlachtfelder.*) Eine bisher 
*) "Wenn man übrigens nach kriegsgeschichtlichen Analogien dafür sucht, so 
könnten in den sogenannten »P o s t en kr iege n« der Periode nach Friedrich II. 
und vor NapoleoD I. in gewissem Sinne Vorläufer dieser »neuen« Erscheinung 
gefunden werden. Dort, wie hier, führte die riesige Ausdehnung der Armeefronten 
zu Einzelkämpfen, denen keine Entscheidungskraft innewohnte etc.
	        
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