Volltext: Historisch-topographische Matrikel oder Geschichtliches Ortsverzeichniss des Landes ob der Ens

Anno 
vel circa annum. 
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Lentia, obwohl ein Glied in der Kette der Donaufestungen, 
war kaum durch diesen Strassenzug berührt, sondern dahin zweigte 
von Ovilatus aus ein Weg* ab. Dieses Lentia war nicht nur eine 
Niederlassung- der Römer, sondern ein befestigter Platz, der Stand¬ 
ort eines Theiles der II. italischen Legion, und einer Schaar 
Pfeilschützen zu Pferde. Das Castell stand zweifelsohne an der 
Stelle des heutigen Schlosses Linz, und in der Nähe der heutigen 
Martinskirche, wo schon mehrfache Ausgrabungen römischer Alter- 
thümer stattgefunden haben. Fürwahr eine wohlgelegene Hoch¬ 
wache über das jenseits der Donau sich ausbreitende Gelände! 
Am Berge, südlich und südöstlich war wohl die Haupt- 
ansiedlung der Bewohner; wenn auch Lentia keiner der grösseren, 
ausgezeichneteren Orte war, so weisen doch die Spuren immer 
auf einen ziemlichen Umfang des in der Ebene liegenden Ortes 
hin; noch weniger war es eine blosse Befestigung. 
Von Ovilatus ging die Strasse über die Traun (Truna fluv.) 
und in die längs der Donau gelegene Ebene, wo nahe an der 
Ausmündung des Ens-Flusses (Anisus, Anasus fluv.) in die Donau, 
am Fusse des Berges, worauf die heutige Stadt Ens erbaut ist, 
die berühmte, glänzende Römerstadt: Lauriacum lag. 
Diese erstand in herrlicher Lage, mit weitreichendem Fern¬ 
blicke nach auf- und abwärts, und über die Donau hinüber, wahr¬ 
scheinlichst durch den Kaiser Marcus Aurelius als Waffenplatz, ja 
vielleicht als eine Colonie desselben1) ; in der notitia imperii kömmt 
dieser Ort öfters vor; Seite 24 werden die Lanciarii Lauriaeenses 
erwähnt, und Seite 99 der Praefectus legionis Lauriaco; Seite 43 
Lauriacensis scutaria sub disposinone viri illustris magistri officio- 
rum; es war also daselbst eine Fabrik von Schilden aus norischem 
Eisen; nach eben derselben Quelle war Lauriacum der Standort einer 
Abtheilung der grossen römischen Donauflotte unter einem Präfec 
ten (praefectus classis Lauriacensis); und diese Flottenabtheilung 
lag in der Bucht der Donau beim heutigen Enghagen. 
Lauriacum war, wenn nicht gerade die Metropole, doch die 
bedeutendste Stadt des Ufer-Norikums, und die Wiege des 
J) Die Colonial-Eigensehaft von Lauriacum lässt sich mit Bestimmtheit nicht 
nachweisen; wohl scheint ein Stein, worauf unter anderen die Worte: 
„T. Vennonio. T. F. Stell. Aebutiano. Patrono. Et. Municipi. Col. Aug. 
Laur. - - - - zu finden, und welche einig-e Colonia Augusta Lauriacum. 
andere Colonia Aurelia Lauriacensis lesen, dafür zu zeugen ; aber dieser 
in ferner Gegend gefundene Denkstein möchte mehr für die Colonia 
Augusta Lauro-Lavinium in Italien sprechen. 
Quellcn-Cifat. 
Pritz, Gesch. d. 
Landes ob der 
Ens, I. 58. 
Pritz, Gesch. d. 
Landes oh der 
Ens, I. 53. 
S 
I
	        
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