Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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und Anpassungsfähigkeit als Grundlage für ein modern geführtes 
Gefecht galten mir als unverrückbare Richtlinien. Bei der Schieß 
ausbildung war es mir weniger um besonders qualifizierte Resultate 
auf dem Schießstand, als um die Durchführung möglichst lebendig 
gehaltener Gefechtsmomente zu tun. Meine Anforderungen an die 
Tätigkeit und Dienstbeflissenheit gingen ziemlich weit. Direkt eklig 
war ich aber nur bezüglich des Wachdienstes; nicht aus Pedanterie, 
wohl aber aus Überzeugung. Der Wachdienst ist eine vorzügliche 
Vorschule für den Krieg. Gewissenhaft und, wenn nötig, unerbitt 
lich eingehalten, wirkt er schließlich auf den Charakter, so daß strengste 
Pflichterfüllung zur Gewohnheit wird. Die Schildwache von Pompeji, 
die sich lieber von der Lava hätte verschütten lassen, als vom Posten 
zu weichen, wird mit Recht als der vollendete Ausdruck altrömischer 
Soldatendisziplin und Pflichttreue erkannt und bewundert. 
Damit das Heimatland, speziell die Heimatstadt Essegg, sich ihrer 
gefallenen Söhne erinnere, schuf ich ein Regimentsdenkmal. Eine 
Sammlung erbrachte den für die damaligen Verhältnisse ganz be 
langreichen Betrag von 20 000 Kronen. Das Kriegsministerium 
überließ auf meine Bitte alte Kanonenbronze, und der strebsame 
heimatliche Künstler Professor Franges übernahm die Schaffung 
des Denkmales, das einen zu Tod getroffenen, dennoch vorwärts 
stürmenden Soldaten in der Feldausrüstung vom Jahre 1866 darstellte. 
Eine eigenartige Erscheinung, ein typischer Repräsentant einer 
nun verschwundenen Herrenklasse, war der kommandierende General, 
General der Kavallerie Baron Bechtolsheim. Vollblutjunker alten 
vSchlages hatte er sich als Rittmeister bei Custozza das Maria-There- 
sien-Kreuz geholt. Diesem glücklichen Umstand und seinen Beziehun 
gen zu den höchsten Kreisen verdankte er seine Karriere. Er hatte 
auch als Militärbevollmächtigter in Petersburg gewirkt, wo ihm die 
Gunst des Zaren Alexander II. zuteil geworden war. Mehr Höfling 
als Soldat, war er über die jeweiligen Stimmungen und Ansichten, 
die an den obersten Stellen walteten, stets genau informiert und 
schuf diesen unbedingte Geltung und Raum. So entstanden oft in 
kurzer Zeit und rascher Folge die entgegengesetzten Anforderungen, 
was den General aber nicht weiter anfocht. Da er einen praktischen 
Hausverstand hatte, traf er in einfacher Art häufig den Nagel auf 
den Kopf und ließ sich bei Übungen nicht leicht ein X für ein U 
vormachen. Übrigens genoß ich, mit kurzer Unterbrechung, sein 
Wohlwollen im vollsten Maße. 
Zu jener Zeit begannen die weiten Latifundien des Großgrundbe 
sitzes Slavoniens ihre Besitzer zu wechseln. Diese Latifundien stamm 
ten großenteils aus Donationen, die während und nach den Türken
	        
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