Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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Da ich kein Jäger bin, interessierten mich diese Verhältnisse nur 
insofern, als wegen des zu schonenden Wildes die Übungen oft un 
angenehm beeinflußt wurden. 
Das Regiment fand ich besser, als ich es vermutet hatte. Und 
eigentlich waren es nur Kleinigkeiten, die an den maßgebenden Stel 
len verstimmten. Auch wollte man nicht vergessen, daß etliche Jahre 
früher die Unteroffiziere eines detachierten Bataillons dem greisen 
Kirchenfürsten von Diakovar, Bischof Stroßmayer, ein Huldigungs 
telegramm gesendet hatten, zu einer Zeit, da er infolge seiner Re 
sistenz gegen ungarische Prätensionen in Ungnade gestanden war. 
Die Mannschaft des Regiments bestand aus Kroaten, Serben, 
Schwaben und etlichen Magyaren, ähnlich wie beim Regiment 96. 
Dem höheren Kulturniveau der Slavonier und Syrmier entsprechend, 
traf man auch intelligentere Elemente mit relativ umfangreicher 
Schulbildung. Speziell die Berufsunteroffiziere bildeten, gleichwie in 
den meisten kroatischen Regimentern, eine eigene in sich abgeschlos 
sene Klasse. 
Damals, wie schon lange vorher und auch noch 15 Jahre nachher, 
waren die Vorsorgen für die Schaffung eines in unserem Heere be 
sonders notwendig gewesenen Berufsunteroffizierskorps einfach kläg 
lich. Man ließ die Dinge laufen, wie sie eben liefen, und glaubte mit der 1 
Verleihung einiger Goldbörtchen an den Ärmeln genug getan zu haben. 
Bei den kroatischen Regimentern lagen die Verhältnisse günstiger, 
da dort noch das Ansehen und der Respekt vor dem bunten Rock 
des Kaisers aus der Zeit der entschlafenen Militärgrenze bestand. 
Wenn man sich Mühe gab, konnte man ganz taugliche Kräfte ge 
winnen. Dieser Mühe unterzog ich mich gern und konnte mit dem 
Resultat zufrieden sein. In erster Einie förderte ich die Heiraten der 
Unteroffiziere mit den ziemlich wohlhabenden Töchtern des slavo- 
nisch-syrmischen Kleingrundbesitzes. In diesen relativ gut situierten 
Unteroffiziersfamilien entwickelte sich ein konservativer Sinn, ein 
bescheidenes Herrengefühl, was sich in und außer Dienst durch eine 
erhöhte Autorität vorteilhaft geltend machte. 
Das Offizierskorps des Regimentes fand ich infolge der abgelaufenen 
Vorkommnisse etwas gedrückt. Doch waren sehr viele tüchtige Ele 
mente vorhanden. Ich erkannte es als meine wichtigste Aufgabe, 
auf den Geist einzuwirken und die Tradition zu heben. Meinen Ge 
fühlen, meiner Auffassung und meinem eigenen Werdegang ent 
sprechend, waren es ausschließlich die altösterreichischen kaiserlichen 
Traditionen, die ich — womöglich bis zu einem gewissen Fanatis 
mus — zu steigern bestrebt war. Auch das gesellschaftliche Auf 
treten des Offizierskorps akzentuierte ich und trachtete dessen Stel
	        
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