Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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enorme Teuerung. Eine Spezialität Karlstadts bildeten die Wochen 
märkte, zu denen aus allen Teilen Bosniens und Westkroatiens Käufer 
und Verkäufer zusammenströmten. Ein farbenreiches, lebhaftes Bild. 
Dienstlich waren die Verhältnisse zufriedenstellend. Der Regiments 
kommandant, Oberst von Gstöttner, war ein tüchtiger Mann, das Offi 
zierkorps zwar nicht glänzend, doch auf der Höhe seiner dienstlichen 
Aufgabe und — wie die allermeisten Offizierkorps unserer Armee — 
leicht lenksam. Auch mit dem kulturell allerdings wenig entwickelten 
Mannschaftsmaterial konnte man zufrieden sein, wenn man es richtig 
zu nehmen verstand. Das Regiment bewährte sich dann bestens im 
Weltkriege, der alten Grenzertradition entsprechend. An der Isonzo- 
front pflanzte es seine Fahne als erste im wiedereroberten Görz auf. 
Der Verkehr mit den Bewohnern war angenehm, nur machte sich 
schon damals eine serbophile Gesinnung unter den Tonangebenden 
fühlbar. 
In dieses Milieu brachte ich meine junge Frau, mit der ich mich 
im Dezember vermählt hatte. Die Kameraden ließen siclTs nicht 
nehmen, uns durch die Regimentskapelle bei 15 Grad Kälte ein Morgen 
ständchen zu bringen, als wir in unsere primitive Wohnung einzogen. 
Nicht lange darauf kam auch unser Töchterchen Erika zur Welt, der 
Sonnenschein unseres Lebens, geboren auf dem Landgut meiner 
Schwiegereltern Rutzing, einem kleinen Schlößchen im Savetal. — 
Im Jahre 1893 fanden in Südwestungarn, im Raume bei Güns, 
Kaisermanöver statt, die die ersten Armeemanöver auf dem Konti 
nent darstellten. Die Generale Schönfeld und Reinländer führten je 
eine aus sechs Infanterie- und einer Kavalleriedivision bestehende 
Armee, deren Ringen unser oberster Kriegsherr, der deutsche Kaiser 
und viele Vertreter aller Herren Länder beiwohnten. Wie bei allen 
Manövern der alten Schule, gab es prächtige Bilder, die heutzutage 
als Anachronismen gelten müßten. 
Kapitel VII 
Oberst 
Im Mai 1894 wurde ich Oberst bei definitiver Einteüung zur In 
fanterie, was meinem Wunsche vollauf entsprach. Damals waren in 
den Infanterieregimenten! die zweiten Oberste systemisiert worden, 
so daß man ziemlich lange auf ein Regimentskommando warten 
mußte. Als im Spätherbst des Jahres die Korpsoffiziersschulen ein-
	        
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