Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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pitularen und großmeisterlichen Entscheidungen, insoweit sie sich 
auf die Schlacht von Komaröw beziehen. 
Dieser Akt liegt in der Ordenskanzlei, wie mir dies der Ordens 
kanzler — Feldmarschall Conrad — dienstlich er öffnete und hier 
durch prinzipiell auch seine gleiche Auffassung bekundete. 
Es ist aber immerhin bezeichnend, daß in einem der allerwichtig 
sten, wahrhaft krisenhaften Momente, da das ganze Reich schon in 
seinen Grundfesten schwankte, die obersten Ingerenzen ihren Scharf 
sinn und ihre Zeit zur mühevollen Ersinnung und Durchführung 
solch kleinlicher Chikanen und Gesetzes Verletzungen nützten. 
Am 17. August 1918 erfolgte dann die Publikation der Ordens 
verleihungen, und für die größte Schlacht, die unsere Armee ohne 
fremde Beihilfe je gewonnen hatte, wurde ein Ritterkreuz des Militär- 
Maria-Theresien-Ordens an einen Oberstbrigadier verliehen! 
Zum Vergleich mögen folgende Daten dienen: 
In der Kriegsepoche 1848/49, in der die größte Schlacht 
(Novara) kaum ein Drittel der Größenverhältnisse Komaröws 
auf wies, wurden verliehen: 2 Großkreuze und eine ganz be 
deutende Anzahl von Kommandeur- und Ritterkreuzen. 
1859 Magenta. Auf jeder Seite fochten etwa 60 000 Mann. Schlacht 
verloren. Verliehen wurden: 5 Ritterkreuze. 
Solferino. Da fochten etwa 110 000 Franko-Sarden gegen bei 
läufig ebenso viele Österreicher, wobei letztere die Schlacht ver 
loren. Verliehen wurden: 1 Kommandeur- und 8 Ritterkreuze. 
1866 Custozza. 75 000 Österreicher gegen (an Ort und Stelle) eben 
so viele Italiener. Schlacht gewonnen. Gefangen: 4000 Mann, er 
obert 16 Geschütze. Verliehen wurden: 1 Großkreuz, 2 Kom 
mandeur- und 6 Ritterkreuze. 
Königgrätz. Es fochten etwa 200000 Österreicher gegen 
ebenso viele Preußen. Schlacht total verloren. 24 000 Gefangene 
und 180 Geschütze eingebüßt. Verliehen: 2 Ritterkreuze. 
1914 Komaröw. 200 000 Österreich-Ungarn gegen mindestens eben 
so viele Russen mit überlegener Artillerie. Schlacht gewonnen. 
Gefangen etwa 20000 Mann, erobert 150 Geschütze. Verliehen: 
Ein Ritterkreuz. 
Ich glaube, daß da das Prinzip: „das Persönliche über das Sach 
liche zu stellen", sich einen unerreichbaren Rekord leistete. 
Für den Gang der großen Ereignisse war es wohl nun gänz 
lich gleichgültig, ob dem General Auffenberg eine Anerkennung 
für besondere Eeistungen verliehen wurde oder nicht. Doch als 
Symptom der spezifischen Verhältnisse, wie sie geworden, als die 
Monarchie zur Rüste ging, und als Wahrzeichen des Systems, das
	        
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