Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

445 
erreicht hätten, doch auch wieder die Möglichkeit eines Rekurses 
gegeben. Überdies waren die administrativen Folgen dieses letzteren 
ehrenrätlichen Ausspruches fürchterlich. Sie bedeuteten einfach den 
moralischen und finanziellen Niederbruch des Betroffenen. Wenn 
gleich den Arrangeuren just diese Bösung am besten gepaßt hätte, 
fürchteten sie letzten Endes doch wieder, daß eine derartige Bruta 
lität Folgen haben könnte, um so mehr, da mir nach Ablegung aller 
Würden doch auch nach Erlangung aller Freiheit die äußersten Mittel 
berechtigter Notwehr zu Gebote gestanden wären. 
Und so war die Warnung gerade das richtige. Sie war harmlos, 
machte keinen Skandal. Dabei fügte man ihr geheim und versteckt 
eine Sentenz an, gegen deren Inhalt der Betroffene laut Vor 
schrift sich nicht auflehnen durfte und die man, wenn’s anging und 
paßte, doch verschwiegen herausziehen konnte, um sie als Waffe zu 
gebrauchen. 
Zu welch krassem, einfach empörendem Rechtsbruch und zu wel 
cher Vergewaltigung diese Sentenz weiterhin benützt wurde, soll im 
letzten Kapitel meiner Bebensgeschichte dargelegt werden. — 
Hiermit schloß der dritte Akt dieses Dramas, dem zur vollsten 
Tragödie nur Haaresbreite fehlte. Was noch weiter folgte, waren 
Nachspiele, die dem stets gleichbleibenden Grundmotiv entsprachen, 
Gerechtigkeit, Wahrheit und hiermit auch irgendwelche Genugtuung 
niemals zu Wort kommen zu lassen. — 
Es wäre jetzt unendlich leicht, sogar verlockend, eine Gegenfrage 
zu stellen. Eine Gegenfrage in dem Sinne, wie sich denn die fürchter 
lichen Zwangsmaßregeln, die man — nachgewiesenermaßen grund 
los — gegen mich in Anwendung brachte, zu der christlichen Diebe 
und Duldsamkeit verhalten, die man Tatsachen gegenüber beob 
achtete, die damals, namentlich aber nachher zur öffentlichen Kennt 
nis gelangten? Doch ich verzichte auf diese Frage, die übrigens jed 
weder Beobachter der Zeitereignisse stellen, doch auch beantworten 
kann. 
Nur an dem Häßlichsten des ganzen Vorganges kann ich nicht 
wortlos vorübergehen, daran, daß es im Grunde doch nur ein Vor 
wand war, um sich meiner Privatkorrespondenz und meiner Aufzeich 
nungen bemächtigen zu können. Das stete lauernde Mißtrauen an 
unrichtigster Stelle, die Geisterfurcht, die in einem loyalsten alten 
Soldaten so etwas wie einen Geheimbündler wittern wollte! Und 
darum waren es nicht die furchtbaren Beiden, die ich und mit mir 
meine Familie zu erdulden hatte, die mich zu tiefst erfaßten, sondern 
daß mir die Tragbalken zerbrochen wurden, auf denen all meine 
Ideale, ja meine ganze innere Bebensexistenz aufgebaut waren. Ar
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.