Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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Nach wochenlangem Durchsieben waren aus der Korrespondenz 
eine Karte und ein Telegramm inkriminiert worden. 
Das Telegramm lautete: „Böhm, Kummer, Koloszvary.“ 
Die Anklage supponierte, daß diese Namen die Korps bedeuteten, 
die damals von jenen Generalen kommandiert wurden, und daß ich 
damit Schwarz mitteilen wollte, diese Korps würden auf Kriegsstand 
gesetzt werden. Aus meinem Tagebuch konnte ich nachweisen, daß 
ich damit Schwarz nur jene drei Generale bekanntgegeben hatte, 
über die er, nebst den präsumtiven Armeekommandanten, kurze 
Biographien für Tagesblätter vorbereiten sollte. Solch kurze Lebens 
beschreibungen von Generalen wurden in jenem Stadium öfter ge 
bracht, da die Zeit eben als Vorkriegsepoche gelten konnte. Eine 
Gepflogenheit, die übrigens sogar vor den alljährlichen großen Schluß 
manövern eingehalten wurde. 
Damit w T ar dieser Anklagepunkt erledigt. 
Bezüglich des Tagebuches, das meine Leser auszugsweise in 
einem früheren Kapitel kennengelernt haben, sei erwähnt, daß 
Dr. Preßburger, während meiner Haft mit der Durchsicht meiner 
Schriften und Papiere beschäftigt, die losen Blätter, die ich ge 
legentlich meines Aufenthaltes in Budapest (Delegationssession 
November 1912) niedergelegt hatte, in meiner Bibliothek vorfand. 
Ab und zu stand ein flüchtiges Wort über Schwarz darin, das 
nun , den Anhaltspunkt für meine tatsächlichen Beziehungen zum 
Obersten bot. Diese Tagesnotizen bildeten ein unwiderlegliches Be 
weisstück. 
Die inkriminierte Karte enthielt den Satz: „Teilweise Mobilisierung 
gegen Norden wahrscheinlich.“ 
Von der Anklage wurde dies als der kritische Punkt und als eine 
schwere Verletzung des Dienstgeheimnisses hingestellt. Der Verteidi 
gung wurde es leicht, aus einer Unzahl von Zeitungsartikeln jener 
Zeitperiode nachzuweisen, daß gleiche und ähnliche Daten zur selben 
Zeit und auch früher veröffentlicht wurden. Überdies war die Mit 
teilung von einer „wahrscheinlichen teil weisen Mobilisierung“ nichts 
als eine rein persönliche Auffassung und bedeutete nur eine der 
mehrfach möglichen Anordnungen, die aber dann gar nicht 
zur Ausführung gelangte. Im Gegenteil. In dem von mir selbst 
am 13. November paraphierten Konzept eines alleruntertänigsten 
Vortrages wurde die Erhöhung der Stände für die ganze Armee 
beantragt. Dies war jedoch natürlich etwas ganz anderes, als „eine 
teilweise Mobilisierung * gegen Norden“. Über diese tatsächliche 
Maßnahme hatte ich auch selbstverständlich vorher kei 
nem Menschen gegenüber ein Wort verlautbart.
	        
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