Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

427 
mich mit Plänen eines kurzen Ausfluges nach Graz und Abbazia 
tragend. Keine Ahnung hatte ich von der furchtbaren Schicksals 
wende, die mir unmittelbar bevorstand und die dahin führte, daß 
ich den Rückweg von dieser Zusammenkunft erst nach fünf Wochen 
als ein ins Mark getroffener Mann finden konnte. — 
Zur Orientierung sei vorerst der Tatbestand niedergelegt, aus dem 
meine Feinde das Gewünschte zusammenzufinden hofften, um mir 
damit den Todesstoß zu geben. 
Zu meinen Jugendfreunden zählte ein Oberst von Schwarz. Geistig 
hoch veranlagt und von nimmermüder Emsigkeit beseelt, hatte er 
es gleichwohl nur zum Obersten gebracht und befand sich auch schon 
längere Zeit im Ruhestand. Seine Eebensverhältnisse waren recht 
beengt, da er für Weib und Kind sorgen mußte. Er war daher be 
strebt, seine geringen Einnahmen durch militärschriftstellerische Ar 
beiten zu vermehren. Überdies befaßte er sich mit einer Reihe tech 
nischer Erfindungen, die von Unternehmern verwertet wurden, ohne 
daß daraus für Schwarz irgendein nennenswerter Gewinn resultierte. 
In seiner Bedrängnis wandte er sich Ende Oktober 1912 an mich 
mit der Bitte, ich möge ihm einige Nachrichten zukommen lassen, 
die er verwerten würde, um sich auf publizistischem Wege, eventuell 
auch durch kleine Papierankäufe — insoweit seine bescheidenen Ein 
künfte es erlaubten — so viel zu verschaffen, daß er eine seiner Er 
findungen selbständig finanzieren könnte. Ich entgegnete, daß meine 
Mitteüungen ihm kaum von Wert sein würden, da ich, den Dienst 
standpunkt wahrend, nur solche Vorkommnisse erzählen könne, die 
der Allgemeinheit eigentlich schon zugänglich waren. Um ihm aber 
doch zu helfen, versprach ich, ihn publizistisch zu beschäftigen, was 
ich dann auch tat. Ich möchte hinzufügen, daß innerhalb gewisser 
Grenzen es nur förderlich sein konnte, wenn in jenen Zeitläuften die 
Öffentlichkeit über müitärische Fragen in sachlicher und fachmän 
nischer Weise informiert wurde. Wenn ich also hierfür einige Daten 
gab, so verblieb ich innerhalb meines Wirkungskreises und einer stets 
geübten Gepflogenheit. Schwarz schrieb nun für das ..Neue Wiener 
TagblatP'^und für einige militärische Blätter, versuchte aber doch 
auch im^Miniaturrahmen seiner Verhältnisse das Börsenspiel. Diese 
Spekulationen fielen jedoch ungünstig aus — wie ich es vorhergesagt 
hatte —, da ich ihm eben keine Nachrichten geben konnte, die eine 
Bedeutung gehabt oder wirklich Neues gebracht hätten. Nach weni 
gen Wochen ließ ich auch diese Mitteilungen fallen, da ich derart 
mit Arbeit überhäuft war, daß ich für Schwarz keine Zeit mehr fand. 
Ich kümmerte mich natürlich nicht weiter um die flüchtigen Briefe 
und Karten, die ich ihm aus Budapest geschrieben hatte, und ver
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.