Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

nur begleitet von Seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Carl Franz 
Josef und seinem Stab. Als Seine kaiserliche Hoheit vom Besuch der 
4. Armee rückkehrte, eröffnete er mir zu meiner größten Überraschung, 
daß es erforderlich sei, Auffenberg zu entheben. — Mir schien dies 
untunlich, vor allem auch wegen des damit verbundenen Aufsehens 
und in Anbetracht der bisherigen Leistungen Auffenbergs. Als ich 
darüber mit Seiner kaiserlichen Hoheit zu sprechen Gelegenheit fand 
und frug, was der Grund sei, meinte Seine kaiserliche Hoheit, daß er 
aus zahlreichen Mitteilungen und zwar auch seitens hoher, sehr ernst 
zu nehmender, ruhig denkender Generale, sowie sonstigen Informa 
tionen die Überzeugung gewonnen habe, daß in der 4. Armee kein 
Vertrauen in die Führung seitens des Armeekommandos sei, ferner 
daß Auffenberg auf ihn den Eindruck gemacht habe, daß er den 
Ereignissen sehr skeptisch und pessimistisch gegenüber stehe. Seine 
kaiserliche Hoheit sandte mir auch den Obersten Baron Mor, um 
mir diesbezügliche Details mitteilen zu lassen. 
Danach sprach ich wieder mit kaiserlicher Hoheit, meinte, daß das 
doch eine sehr zu überlegende Sache sei, daß ich aber sehe, daß Seine 
kaiserliche Hoheit anbetrachts der geplanten neuen Offensive kein 
rechtes Zutrauen zu Auffenberg zu haben scheine. Seine kaiser 
liche Hoheit erwiderte mir darauf: daß er es mit seinem Gewissen 
als Armeeoberkommandant nicht vereinbaren könne, Auffenberg 
noch weiter an der Spitze der 4. Armee zu lassen. 
Darauf blieb mir wohl nichts übrig, als diese Anschauung Seiner 
kaiserlichen Hoheit hinzunehmen, um so mehr, als schon nach den 
Lemberger Ereignissen der Schein vorlag, daß die Situation nach der 
Schlacht von Komarow, die ein tatsächlicher Erfolg war, doch etwas 
zu optimistisch beurteilt worden war. 
Als es sich dann um den Ersatz Auffenbergs handelte, nannte ich 
natürlich sofort Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Josef Ferdinand, 
der mir weitaus der Berufenste schien, und befand mich damit ganz in 
Übereinstimmung mit Seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Friedrich. 
Mir ging Auffenbergs Enthebung auch deshalb nahe, weil wir 
alte Freunde und Akademiekameraden sind, weil ich seine geistigen 
Fähigkeiten schätze, und weil ich derjenige war, der stets für ihn 
eingetreten ist; aber ich bin so sehr gewohnt, meine persönlichen 
Intel essen und Sympathien in letzte Linie zu stellen, wenn es sich um 
dienstliche Fragen handelt, so daß ich nicht weiter insistierte. — Aber 
um Eines möchte ich dringendst bitten, nämlich: daß Auffenberg 
mit der größten Rücksicht behandelt wird und daß er ein Aller 
höchstes Handschreiben erhält, welches seine Verdienste würdigt/' 
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