Volltext: Aus Österreichs Höhe und Niedergang

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bestimmt, daß am südlichen Flügel der Kampf im allgemeinen wohl 
vorwärtsgetragen wird, aber nur in bescheidenem Maße, und daß 
der wichtige Ort Janow (vor der Front der 3. Armee) noch immer 
im Besitze des Feindes ist/' (Es war bezeichnend, daß die 2. Armee, 
von deren Eingreifen man dann so viel Wesens machte, erst am Nach 
mittag des 11. September jene Linie erreichte, in die sie laut Dis 
position des Armeeoberkommandos schon am 8. abends hätte ge 
langen sollen!) 
„Diese Nachricht ist höchst betrübend. Daraus ergibt sich kurz 
und bündig, daß die enormen Opfer, die die 4. Armee gebracht hat, 
vergeblich sind. Vergeblich das anbefohlene Abschwenken von Ko- 
marow und die hierdurch bedingte Loslösung vom Gegner, den wir 
nicht verfolgen durften, vergeblich die so furchtbar schwierige Ope 
ration des nochmaligen Einschwenkens gegen Osten, sowie der sechs 
tägige Kampf gegen die fast doppelte feindliche Übermacht. Und 
diese drückende Erkenntnis wird obendrein nicht erleichtert durch 
Erwägungen über eventuellen Rückzug. Wir sprechen dann noch 
über die sichtliche Superiorität der russischen Artillerie, die der Erz 
herzog ohne weiteres zugibt und die Bemerkung macht: ,Ich hab's 
ja* stets gesagt!' Während wir noch im Gespräche sind, trifft vom 
Armeeoberkommando Weisung ein, den Kampf abzubrechen und 
Rückzug in der Nacht vom 11. auf den 12. September anzutreten. 
Mitteilung kommt zuerst telephonisch, dann schriftlich." 
Bei der großen Wichtigkeit, die diese Disposition für den weiteren 
Verlauf des ganzen Krieges nahm, scheint es mir zweckdienlich, sie 
in Beüage 9 vollinhaltlich wiederzugeben. Es dürfte auch nicht un- Beilage 9 
interessant sein, das offizielle Communique dem Wortlaut nach zu 
hören, das unser Generalstab über die fünftägige Schlacht bei Lem 
berg am 12. September ausgab. 
„In der Schlacht bei Lemberg gelang es unseren an und südlich 
der Grodeker Chaussee angesetzten Streitkräften, den Feind nach 
fünftägigem hartem Ringen zurückzudrängen, an 10 000 Gefangene 
zu machen und zahlreiche Geschütze zu erbeuten. Dieser Erfolg 
konnte jedoch nicht voll ausgenützt werden, da unser Nordflügel 
bei Rawa Ruska von großer Übermacht bedroht ist und überdies 
neue russische Kräfte sowohl gegen die Armee Dankl, als auch im 
Raum zwischen dieser Armee und dem Schlachtfeld von Lemberg 
vordrangen. Angesichts der sehr bedeutenden Überlegenheit des 
Feindes war es geboten, unsere schon seit drei Wochen ununterbrochen 
heldenmütig kämpfenden Armeen in einem guten Abschnitt zu ver 
sammeln und für weitere Operationen bereitzustellen." 
Der Chef des Generalstabes Baron Conrad äußerte überdies be-
	        
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