Volltext: St. Pölten (III / 1928)

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St. Pölten. 
und lösten sich dort auf. Im Winter 1714/15 noch war die bewehrte Stadt der Rastplatz 
des unglücklichen Schwedenkönigs Karl Hl. auf seinem Rückzüge in die Heimat. Als im 
Oktober 1741 die Franzosen unter dem nach habsbnrgischen Ländern gierigen Wittelsbacher 
Karl Albrecht die Stadt besetzten, war freilich die Rolle der mittelalterlichen Befestigung 
bereits ausgespielt. Die Franzosen, jwelche sich diesmal nach einer glänzenden Truppen- 
Kremsertor. Ehemaliger Teichturm am Ende der 
Klostergasse. 
Parade am 22. Oktober von St. Pölten nach Böhmen wandten, kamen aber noch zweimal 
wieder, iin November 1805 und Mai 1809, als sie ihrem Imperator auf seinem Siegeszug 
nach der österreichischen Hauptstadt folgten. Zwölf Jahre vergingen, da hielt im Herbste 
1821 ein „Eroberer" im Reiche der Geister, seinem Berufe nach wohl nur ein schlichter 
Schulgehilfe, seinen Einzug in die Stadt, Franz Schubert, der Gast des damaligen Bischofs 
und Mäzens Johannes Dankesreither, an dessen hiesigen Aufenthalt sein Relief am Hause 
Rathausgasse Nr. 2 und eine Gedenktafel in dem bischöflichen Schloß Ochsenburg erinnern. 
Noch standen damals die militärisch wertlosen, immer mehr verfallenden Befestigungs 
anlagen. Zwinger und Stadtgraben wurden für Gemüsegärten, Grasflächen, Fischteiche und 
Sammelkanäle verwendet. Doch das Bild, wie es noch die Topographen Strohmayr (1813), 
Schmidl und Blumenbach (1835) schildern, verschwand, als das Drängen der politischen 
und räumlichen Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, besonders seit Beginn des Westbahn 
baues die Fesseln sprengte und ihrem unnützen Dasein ein Ende bereitete. Mauern und 
Türme sind nicht mehr, der Stadtgraben ist ausgefüllt und durch einen Häuser- und 
Gartengürtel ersetzt, welchen Promenaden auf dem abgegrabenen Glacis rings um die Alt 
stadt begleiten. Auf den Wiener-, Linzer- (1835) und Kremserturm (1857) folgte 1871 der
	        
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