Volltext: Wachsende Schwierigkeiten [33] (Band 33/1930)

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Der deutsche Kronprinz schreibt in seinem Buch „Meine Erinne- 
rungen aus Deutschlands Heldenkampf": 
„Dieser Plan hätte allerdings einen wesentlichen Zuschuß an Truppen und 
Material bedingt, wozu sich die O.H.L. im Hinblick auf den in Flandern ge- 
planten Hauptschlag nicht verstehen wollte." 
Zweifellos hielten also sowohl die Heeresgruppe wie die 1. Armee 
die ihr zur Verfügung stehenden Truppen für zu schwach, um Reims 
und das Reimser Bergland in deutschen Besitz zu bringen. Da aber das 
ganze Blücher—Goerz-Unternehmen als Ablenkungsoperation gedacht 
war, wollte die O.H.L. ihre im Bereiche der Heeresgruppe Kronprinz 
Rupprecht zum entscheidenden Schlag gegen die Engländer bereit- 
stehenden Heeres-Reserven nicht weiter schwächen. 
So trat also die 1.. Armee zunächst mit den drei Stellungs- 
divisionen der Gruppe Brimont an ihre erste Aufgabe heran. Sie 
wurden vom 28. Mai ab nach und nach durch Artillerie verstärkt, die 
nach dem Sturm der 7. Armee frei geworden war. Am gleichen Tage 
wurde eine weitere Division (86.) eingeschoben. Wenn auch ein ener- 
gischeres Vordrängen dieser vier Divisionen bis zur Besle hätte er- 
wartet werden können, so darf doch nicht übersehen werden, daß sie 
nicht den gleichen Kampfwert*) besaßen wie die ausgesprochenen An- 
griffsdivisionen (mit Ausnahme der 242. Jnf.Div.; diese war eine be- 
währte Angriffsdiv.). Es war auch durchaus natürlich, daß sie — ohne 
ausreichende Ruhe und aus dem Stellungskampfe heraus angreifend — 
schneller ermüdeten, als die Mehrzahl der Angriffsdivisionen der 
7. Armee. Die Folge dieser geringeren Schwungkraft mußte ein zu- 
nehmendes Abhängen gegenüber der Angriffsmitte sein. Es griff auf 
die Gruppe Schmettow über und führte zu einer erheblichen Aus- 
dehnung der Front. Roch vor Erreichen der Vesle wurde aber die bis- 
herige Aufgabe der 1. Armee erweitert durch den O.H.L.-Befehl vom 
Nachmittage des 28. Mai: Gewinnen der Südfront von Reims (Fort- 
linie). (Vgl. Band 32, S. 130.) Hierzu ordnete die Heeresgruppe am 
29. 5. an: 
„Die 1. Armee schließt sich mit starkem, rechtem Flügel dem Vorgehen der 
7. Armee an und legt den Hauptdruck aus Fortnahme der Linie Epernay— 
Verzenay." 
Die 1. Armee konnte ihren rechten Flügel erst stark machen, nach- 
dem ihr am 29. Mai die 232. Jnf.Div. unterstellt worden war. Deren 
Einsatz konnte jedoch erst nach unliebsamen und nachteiligen Ver- 
*) Vgl. Band 32, S. 163.
	        
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