Volltext: Wachsende Schwierigkeiten [33] (Band 33/1930)

59 
des Hohlweges und einige M.G.Nester halbrechts vor uns um so unangenehmer. 
-Erhebliche Verluste verursachte uns ein unsichtbares M.G., das aus der linken 
Flanke in das Weizenfeld schoß, in dem unsere Schützen auf- und niedertauchten. 
Mein tüchtiger Uffz. Schröder wurde schwer verwundet. Die Leute der Kom¬ 
pagnie benahmen sich äußerst schneidig; anfangs waren sie kaum dazu zu be- 
wegen, wenigstens die Deckung gegen Sicht im Weizenfeld auszunutzen. Halb¬ 
rechts von mir stand völlig deckungslos Uffz. Hildebrandt mit seinem l.M.G. 
und feuerte in aller Ruhe auf die erkannten Ziele. Zwei junge Rekruten, zum 
erstenmal im Feuer, machten ihre Meldung, indem sie sich aufrecht in ihrer 
ganzen Länge neben mir aufbauten. Und das, obwohl gerade links neben mir 
ein Mann im Vorkriechen verwundet wurde. Ich forderte sofort Artilleriefeuer 
an, lieh den Gegner von einem Teil der Kompagnie mit zwei l.M.G. frontal 
beschäftigen und zwei Züge mit drei l.M.G. durch das Weizenfeld vorgehen, um 
die Besatzung des Hohlweges in der Südflanke zu fassen. Die Verluste mehrten 
sich beträchtlich, zumal jetzt leichtes und schweres feindliches Artilleriefeuer ein- 
setzte. Da hatten anscheinend die vorgeschickten Züge ihren Platz erreicht. Eine 
Anzahl Franzosen flüchtete aus dem Hohlweg nach dem Kirchhof. Von diesen 
ergab sich dann ein erheblicher Teil den dort vorgehenden Kompagnien, wir 
sahen sie überlaufen. Ein anderer Teil, anscheinend mit M.G., setzte sich im 
Steinbruch nördlich des Friedhofs fest. Aus dem Waldstückchen westlich des 
Friedhofs, hinter dem etwa 25 Franzosen von den M.G. des Zuges Schulze 
gefaßt wurden, flüchteten einzelne auf den Ostrand des Parkes zu. Sie setzten 
sich aber noch diesseits unter unseren Schrapnells in Trichtern fest. Unsere 
beiden Züge hatten indessen auch erhebliche Verluste. Drei M.G. wurden außer 
Gefecht gesetzt. Zusammen mit dem Gefr. Franke trug Vfw. Schulze sofort 
das Gerät von zweien zusammen und stellte neue Bedienungen ein. Jetzt setzte 
unser Artilleriefeuer auf den Park ein, das galt es auszunutzen. Ein Pfiff und 
vorwärts! Im Hohlweg, wo wir ein schw.M.G. erbeuteten, kurze Atempause; 
dann weiter. Als wir zwischen Straße und Park den Acker emporhetzten, setzte 
feindliches Sperrfeuer ein. Außerdem peitschte M.G.Feuer aus Richtung la Tour 
{nördlich Vierzy) den Boden unter unseren Füßen. Wohl hatten wir einige Ver- 
luste, aber, ohne uns dadurch aufhalten zu lassen, erreichten wir den Ostrand des 
Parkes. Einzelne vertatterte Franzosen kamen uns mit erhobenen Händen ent- 
gegen. Im ganzen etwa 30 Gefangene. Nach übersteigen des Parkzaunes 
erreichten wir ohne weiteren Widerstand den Westrand 2*° nachm. Vor uns lag 
heftiges Sperrfeuer schweren Kalibers. Wir gruben uns ein. Rechts verlängerte 
die 12. Komp. bis zum Dorf, links die 10. und 5." 
Dieser Bericht ist so ausführlich wiedergegeben, weil er ein be- 
Zeichnendes Licht auf den Kampfwert der Truppe wirft. Er läßt er- 
kennen, daß die deutsche Infanterie auch bei diesem Angriff im vierten 
Kriegsjahr selbst bei starker feindlicher Abwehr und ganz erheblicher 
Ermüdung von ausgezeichnetem Kampfgeist beseelt war. Voraus- 
segung war allerdings, daß sie von tüchtigen Offizieren geführt wurde, 
daß sie ausreichende Ruhe und Ausbildung gehabt hatte, um den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.