Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

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Viechtenstein. 
Untertanen von Viechtenstein zu leisten hatten, sind zwischen letzteren und dem Pfarrer von Esternherg im XVII. und 
XVIII. Jh. Streitigkeiten entstanden (Akten im Pfarrarchiv Esternherg). 
Im Jahre 1785 ist Viechtenstein eine selbständige Pfarre geworden. Obwohl die Schloßkapelle mit der Zunahme der Be 
völkerung die Kirchenbesucher kaum mehr fassen konnte, mußte sie mangels eines Gotteshauses bis zum Jahre 1880 als Pfarr 
kirche Verwendung finden. Der Raumnot suchte man dadurch zu steuern, daß ein Kuhstall und ein darüber befindlicher Heu 
boden für die Erweiterung der Kapelle herangezogen wurden (ERHARD, S. 189). In den Jahren 1877—1880 ist die neue 
gotische Pfarrkirche erbaut worden. Eine alte Marienstatue, welche vom Volke besonders verehrt wurde und zu Beginn des 
XIX. Jhs. aus der Schloßkapelle verschwand, ist in Passau wieder aufgetaucht und 1881 in die neu erbaute Kirche zu 
rückgebracht worden. 
Geschichte des Schlosses: Das Schloß Viechtenstein ist wahrscheinlich im XI. Jh. erbaut worden und hat sich zu Ende des ge 
nannten Jahrhunderts im Besitze der Grafen von Formbach befunden. Bei der Teilung der ausgedehnten Güter dieses Ge 
schlechtes war dem Grafen Dietrich, der uns als „comes de Viehtenstein 11 1116 begegnet (Mon. boica, Bd. 29/11, S.34), 
neben Kreuzenstein in Niederösterreich auch das Schloß Viechtenstein zugefallen. 
Die einzige Tochter Hedwig brachte beide Sitze nach 1140 ihrem Gatten, dem Hallgrafen Engelbert von Wasserburg, zu 
(STRNADT, Peuerbach, S. 118). Als ein Enkel des letzteren, Graf Konrad, vor seinem Zuge nach dem Heiligen Lande 
vom Bischof Ulrich von Passau ein Darlehen erhielt, mußte er sich 1218 verpflichten, das Schloß Viechtenstein dem Hoch 
stifte Passau zu übergeben, falls er ohne Kinder sterben sollte (ERHARD, S. 192). Da er sich nach seiner Rückkehr um 
diese Vereinbarungen nicht kümmerte, entbrannte mit dem Hochstifte eine langjährige Fehde, in welcher dieses schließlich 
Sieger blieb. Im Jahre 1227 erfolgte die Übergabe von Viechtenstein an Passau (Mon. boica, Bd. 28/11, S. 322). 
Von diesem Zeitpunkte an bis in das Ende des XVIII. Jhs. sind die Bischöfe von Passau im Besitze des Schlosses ge 
blieben, für welches sie seit dem XIV. Jh. eigene Pfleger bestellten (ERHARD, S. 196 ff.). 
Gemäß dem Staatsvertrag von 1782 trat das Hochstift Passau die Landeshoheit über den Landgerichtsbezirk Viechtenstein 
an Österreich ab, welches nach der Säkularisation des passauischen Fürstentums 1803 auch die mittelbaren Herrschafts- 
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Abb. 65. Viechtenstein (S. 50). 
Abb, 66. Viechtenstein, Kruzifixus im Pfarrhof (S. 53).
	        
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