Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

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Kunstgeschichtlicher Überblick. 
familien die Köllersperger zu erwähnen, die aus Anif bei Salzburg kommen und durch drei Generationen 
in Schärding tätig sind, und die aus dem Griesbacher Bezirk stammenden Aichinger. 
Auch die im Bezirke erhaltenen kirchlichen Einrichtungsgegenstände (Altäre, Kanzel usw.) gehen nicht über den 
Beginn des XVII. Jhs. zurück. Die ältesten Altäre sind der 1636 datierte Hochaltar in der Kapuzinerkirche in 
Schärding und die aus der Erbauungszeit stammenden Altäre der Sebastianskapellen in Andorf (ca. 1636) 
und Münzkirchen (ca. 1635). Ihnen schließen sich an die Altäre in Jebling (1656), Pyrawang (1656) und 
Pfaffing (1669). Es handelt sich durchweg, entsprechend der untergeordneten Bedeutung dieser Kirchen, 
um derbe, volkstümliche Arbeiten. Künstlerisch bedeutend ist die einheitliche Einrichtung in Brunnenthal, 
der vor allem lokalgeschichtliche Bedeutung zukommt, da sie nachweislich durchgehends von Schärdinger 
Meistern ausgeführt sind, der Hochaltar und wahrscheinlich auch die Seitenaltäre und die Kanzel vom Schreiner 
meister J. Chr. Finck und Bildhauer Joh. Klein, die Westempore vom Bildhauer S. Hagenauer und Schreiner 
St. Tabor. Trotz der scharfen Kritik der Passauer Meister, aus der wohl der Konkurrenzneid spricht, zeigen 
die Arbeiten die bodenständige Schreiner- und Bildhauerkunst auf einer beachtenswerten Höhe. Hervorzu 
heben ist, daß Knorpelornamente bei all den Altären um die Mitte des Jahrhunderts sehr spärlich auftreten. Dem 
letzten Viertel des Jahrhunderts gehören der große Hochaltar in Andorf und der in Wesenufer an, bei denen das 
Ornament schon durch die großblättrige Akanthusranke beherrscht wird. Eine Sonderstellung nimmt der 
Marmoraltar in der Pfarrkirche in Schärding ein, den Kaiser Leopold I. für die Karmeliterkirche in Regens 
burg gestiftet hatte, eine Linzer Arbeit, von dem in Oberösterreich und Salzburg vor allem als Stukkateur 
viel beschäftigten Joh. Peter Spaz, die im streng frontalen, dreiteiligen Aufbau, der klassische Detailbildung 
und der Materialwahl unverkennbar oberitalienischen Einfluß erkennen läßt. 
Im XVIII. Jh. herrscht der Typus des freistehenden, konkav geschweiften Altaraufbaues mit seitlichen Türen 
vor. Ihm gehören auch in monumentaler Steigerung die großen Hochaltäre in den Stiftskirchen an. Die Altar 
wand nimmt nun die ganze Breite der Apsis ein, und über den seitlichen Türen steigen noch hohe Bogen auf, 
welche den Lichteinfall von den Seitenfenstern vermitteln, und in welche Statuen, die sich vor dem lichten Hinter 
grund silhouettieren, aufgestellt werden. 
Leider wurden vielfach im XIX. Jh. die barocken Einrichtungsgegenstände aus der gotischen Kirche entfernt 
und durch künstlerisch zumeist wertlose neugotische ersetzt. 
Ein vereinzeltes Beispiel einer frühen Stuckdekoration aus der ersten Hälfte des XVII. Jhs. zeigen die Nonnen 
büsten aus einem Turmzimmer in Suben, jetzt im Schärdinger Museum, die wahrscheinlich einem süddeutschen 
Meister zuzuschreiben sind. Von den italienischen Stukkateuren, die in Passau am Dom, der bischöflichen 
Residenz und der Jesuitenkirche eine so rege Tätigkeit entfaltet haben, ist nur Giovanni Pietro Camuzzi 
im Bezirke nachweisbar, der in Suben die Decken des Refektoriums und einige Zimmer stuckierte. Er ist einer 
jener durch Süddeutschland wandernden Meister, der in Garsten, Passau und Ranshofen (bei Braunau) tätig 
ist. Im XVIII. Jh. sind vor allem zwei Schulrichtungen nachweisbar: in der Stiftskirche in Engelszell die Wesso- 
brunner Schule mit J. G. Übelherr als führendem Meister, der schon früher in Wilhering gearbeitet hatte, in 
Suben die Münchner Schule mit Joh. Bapt. Modler aus Kößlarn, der in Obernberg am Inn ansässig war und 
seine Betrauung mit den Arbeiten in Suben wahrscheinlich seiner vorhergehenden Tätigkeit an der Stiftskirche 
in Fürstenzell verdankt. Von Suben bekommt er auch den Auftrag für die Ausschmückung der von diesem 
Stifte administrierten Pfarrkirche in Raab. Übelherr ist der feinere und vornehmere Künstler, während Modler 
derber und zufahrender ist. Bezeichnenderweise wird er in einem zeitgenössischen Baubericht über Fürstenzell 1 ) 
als ein guetter und ungemein fleißiger Arbeiter, aber niemals Meister von einem großen Werk als eine Kirche ist, 
absonderlich nach dem damaligen gusto bezeichnet. Noch mehr zeigt sich dies bei seinem Nachfolger Kaspar 
Modler, der die Fürstenzimmer, das Refektorium und die Bibliothek in Engelszell dekoriert. Charakteristisch 
für ihn ist die Vorliebe für romantische Landschaften und oft recht derbe genrehafte Szenen (Bibliothek) in 
Relieftechnik. Daneben dürfte in der Schärdinger Pfarrkirche der Oberösterreicher Fr. Jos. Ignaz Holzinger 
tätig gewesen sein, der gleichzeitig in der Abteikirche Vornbach arbeitet. 
') Adolf Feulner, Unbekannte Bauten von J. M. Fischer, im Münchner Jahrbuch 1915, S. 55 f. — Die Kunstdenkmäler von Bayern IV,4, S. 53.
	        
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