Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

XIV 
Kunstgeschichtlicher Überblick. 
Das von R. Guby aus den bayerischen Staatsarchiven in München und Landshut gehobene archivalische 
Material gibt hierüber wirtschafts- wie kunstgeschichtlich wichtige Aufschlüsse. Vor allem die durch Gubys 
Archivforschungen geklärten Baugeschichten der Pfarrkirchen in Schärding, Brunnenthal, Raab und Zell 
a. d. Pram gewähren in den administrativen Vorgang interessante Einblicke. 
Mit dem großen Einfluß des Geistlichen Rates in München hängt auch das Überwiegen der Münchner Bau 
meister gegenüber den Passauern im Schärdinger Pfleggerichtsbezirk zusammen. So finden wir in Andorf 
Bartolomeo Viscardi, der auch in Burghausen tätig ist, einen Anverwandten des bedeutenderen Giovanni 
Antonio Viscardi, in Brunnenthal Cristoforo Zuccali aus der Graubündner Muratori-Familie, in Schärding 
Joh. B. Gunezrhainer und Joh. Michael Fischer, die den Passauer Jakob Pawagner verdrängen, und 
in Zell a. d. Pram den in München viel beschäftigten François de Cuvilliés d. J. Für die Rivalität von 
München und Passau ist es bezeichnend, daß sich bei der Errichtung des Hochaltars in Brunnenthal die Münchner 
Künstler, Bildhauer Caspar Amort und Hofmaler Karl Pfleger beim Kurfürsten beschweren, daß die 
Arbeit an den Passauer Hofmaler Lettenbichler vergeben werden soll, und daß Pfleger tatsächlich den 
Auftrag erhielt. Guby konnte überdies nachweisen, daß im allgemeinen die Gepflogenheit bestand, die im 
Pfleggerichtsbezirk ansässigen Künstler und Handwerker heranzuziehen. 
Während die im Bezirke tätigen Maler, die sich über den rein handwerklichen Durchschnitt erheben, durchweg 
von auswärts kommen, aus München Karl Pfleger, Joh. Adam Müller und Thomas Christian Wink, 
aus Tirol Jakob Zeiler und Michelangelo Unterberger, aus dem Salzburgischen Michael Rottmayr 
und Josef Bergler, aus Linz Bartolomeo Altomonte, ist die Plastik, vor allem die Holzschnitzerei, durchaus 
bodenständig: in Ried die durch mehrere Generationen künstlerisch tätige Familie der Schwanthaler, in 
Schärding Joh. Klein und Matthias Kager, in Passau Joseph Deutschmann, von denen Arbeiten im 
Bezirke nachweisbar sind. Nur die Stukkateure, deren Tätigkeit an große höfische Zentren gebunden ist, sind 
zumeist Zugewanderte, die für die besonderen Aufgaben berufen werden, so Joh. Georg Üblherr, der Hof 
stukkateur des Fürstabtes in Kempten, der durch Vermittlung von Wilhering in Engelszell arbeitet, und Joh. 
Bapt. Modler, der von Fürstenzell nach Suben berufen wird. Es zeigt sich darin deutlich, wie die verschiedenen 
Künstler durchaus an eigenartige wirtschaftliche und gesellschaftliche Voraussetzung für ihre Entwicklung 
gebunden sind. 
Im folgenden soll ein kurzer Überblick über den Denkmalbestand und seine kunstgeschichtliche Bedeutung 
gegeben werden. 
Von künstlichen Bauten des frühen und hohen Mittelalters hat sich fast gar nichts erhalten. Von der romanischen 
Stiftskirche in Suben sind nur mehr geringe Reste im Westturm nachweisbar, die eine gegen das Langhaus 
geöffnete Empore zu rekonstruieren gestatten. Nach dem Kirchenmodell zu schließen, das die Stifterin Tuta 
auf ihrem Grabstein, der allerdings erst aus dem Ende des XIV. Jhs. stammt, in Händen hält, war der Gründungs 
bau, den Bischof Altmann von Trient 1136 weihte, eine dreischiffige, querschifflose Basilika mit drei Apsiden, 
ein Typus, welcher der bayrischen Tradition entspricht. Auch der mittelalterliche Kirchenbau des Zisterzienser 
Klosters Engelszell ist einem vollständigen Neubau gewichen. Eine alte Ansicht zeigt eine gotische, einschiffige, 
querschifflose Kirche, scheinbar fünf Joche lang, nach Zisterzienser Brauch mit geradem Chorschluß und ohne 
Türme, nur mit einem Dachreiter. Ein sehr bescheidener Bau, der beweist, daß zur Zeit der Gründung (1293) 
die Blütezeit des Ordens bereits vorüber war, und daß überdies Engelszell immer an seiner zu geringen 
Bestiftung zu leiden hatte. 
Über die ältesten Bauten der Pfarrkirchen ist uns gar nichts überliefert. Nur in Taufkirchen konnte Dr. Ober- 
walder vor dem Einsturz des Westturmes Spuren der romanischen Anlage nachweisen, die auf einen be 
scheidenen Bau schließen lassen. Bei dem Waldreichtum der Gegend mochte sich wohl länger als an anderen 
Orten der Holzbau erhalten haben; profane Blockhausbauten sind noch heute vielfach zu finden (Zell a. d. Pram, 
Raab, Benefiziatenhaus in Brunnenthal). 
Die erhaltenen gotischen Kirchenbauten stammen durchweg aus dem XV. und dem Beginn des XVI. Jhs. 
Vorherrschend ist die einschiffige Anlage mit einem breiten Presbyterium, das dem Langhaus an Ausdehnung
	        
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