Volltext: Die Denkmale des politischen Bezirkes Schärding

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St. Willibald. 
Archivalien: Pfarrarchiv (Tauf-, Trau- und Sterbematriken von 1784 an). — Bischöfliches Ordinariatsarchiv Linz. — Landes 
archiv Linz. — Bayr. Staatsarchiv Landshut. — Bayr. Hauptstaatsarchiv (Abt. Kreisarchiv) München. 
Geschichte: Über die ältere Geschichte des Ortes wissen wir sehr wenig. Schon früh war die dem hl. Willibald geweihte Kirche das Ziel 
vieler Wallfahrer. Im Zeitalter der Reformation hörte jedoch der Zustrom von Pilgern wieder auf. 
Wie den Protokollen des Geistlichen Rates in München aus dem Jahre 1611 zu entnehmen ist, wurde vom Propst des Klosters 
Suben, welchem die Pfarre Raab und deren Filiale St. Willibald unterstanden, ein Bericht darüber abgefordert, warum der schul 
dige Gottesdienst bei dem Gotteshaus St. Willibald nicht mehr abgehalten werde (BERGER, S. 135). 
Bis 1782 gehörte St. Willibald zum Pfarrsprengel Raab. Erst seit dem genannten Jahre bildet es eine selbständige Pfarre. 
Im Jahre 1881 wurden Kirche und Turm durch einen Brand im nahen Wirtshaus beschädigt. Eine vollständige Renovierung 
und Neueinrichtung der Kirche (Altäre, Kreuzweg, Glasfenster) ist von 1899 bis 1912 durchgeführt worden. 
Zu Beginn des XVIII. Jhs., nach den Kriegswirren des spanischen Erbfolgekrieges, erfuhr das gotische Kirchlein eine Erneuerung. 
1715 legte der Schärdinger Stadtmaurermeister Josef Hartl ein neues marmorsteinernes Kirchenpflaster, wozu aus Hallein 900 
Steine geliefert wurden. Im gleichen Jahr räumte der Schärdinger Brunnmeister Thomas Schustereder den beim Gotteshaus vor 
handenen Brunnen „so in firwehrender Kriegszeiten wegen allda aufgeworfener Schanz völlig eingeworfen und unsauber gemacht 
worden“ (A. L. Rep. 32 B. F. 221, Nr. 259 in GUBY, Schärding). Im Monat Juni 1732 schlug der Blitz in den Turm 
des Gotteshauses ein, wodurch der Turm in Brand geraten und das vorhanden geweste in 3 Glocken bestandene schöne Geläut 
samt der Uhr zerschmolzen und ruiniert und auch die Kirchendachung vom Feuer beschädigt wurde. Es war daher nötig, das 
Pfarrkirche 
zum 
hl. Willibald. 
Charakte 
ristik. 
Abb. 125. 
Äußeres. 
Turmgemäuer 4 Werkschuh abzubrechen und sodann 10 Schuh hoch aufzumauern, einen neuen Glockenstuhl und einejneue 
Kuppel zu setzen, 3 Glocken beizuschaffen, desgleichen eine neue Uhr nebst einem spanischen Turmkreuz und kupfernen Knopf. 
Nachdem „das Gottshaus sowohl auf ziemlicher Höhe, als an der äußersten Landschaftsgrenz gegen Oesterreich, mithin in einem 
gar weit aussehenden Prospekt entlegen ist, nebstdem eine Wallfahrt dabei und sonderlich an den sogenannten goldenen Samstag 
nächten von in- und ausländischen Kirchfahrern ein großer Zulauf ist 11 , so entschied der Geistl. Rat in München, daß der 
Turm in einem proportioniert und ansehnlichen Stand aufzuführen sei. Am 13. Juni 1733 ordnete der Geistl. Rat noch an, daß 
der Turm in Kupfer gedeckt werden soll, wofür der Schärdinger Kupferschmied Franz Wiesmayer 1327 fl 30 xr erhielt. Die Ge 
pflogenheit im Knnstleben der kurbayr. Landgerichte läßt annehmen, daß auch der übrige Turmbau das Werk von Schärdinger 
Meistern war. (Wahrscheinlich Stadtmaurermeister Joh. Georg Kollersperger und Stadtzimmermeister Andr. Höretsberger? Ver 
gleiche den gleichzeitigen Turmbau in Maria Brunnenthal.) Die 3 Glocken im Gewicht von 32 Ztr. goß 1732 der Braunauer 
Glockengießer Franz Josef Salleck (A. M. J. V. 100/87 u. J. V. 82/41 in GUBY, Schärding). 
Pfarrkirche zum hl. Willibald. 
Charakteristik: Zweischiffiges Langhaus, drei Joche lang, mit zwei achteckigen Pfeilern, denen an 
den Wänden Runddienste entsprechen, mit derben Kelchkapitälen und polygonalem Abakus (ein halbes Acht 
eck); Netzgewölbe mit einfach gekehlten Rippen und Schlußsteinscheiben. Spitzbogiger Triumphbogen mit 
abgefaßtem und gekehltem Profil; die Rippen des Langhauses werden seitlich von Konsolen mit (leeren) 
Wappenschilden aufgefangen. Presbyterium, zwei Joche lang, mit 3 / 6 -Schluß, gegliedert durch eingezogenen 
Strebepfeiler mit Rundstäben an den Ecken und vorgelegten polygonalen Diensten ohne Kapitale; Netzgewölbe 
mit gleichem Rippenprofil wie im Langhaus und Schlußsteinscheiben. Einheitlicher Bau des XV. Jhs. (Abb. 125). 
Äußeres: Langhaus mit einmal abgetreppten, pultförmig abgedeckten Strebepfeilern und durchgehendem 
Kaffgesimse; spitzbogige Fenster ohne Maßwerk. Die Fenster wurden später unter das Kaffgesimse verlängert.
	        
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