Volltext: Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts [1]

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Schiff vier bis fünf Pfund Küfel auf, die er für eigene Rechnung 
versilbere, treibe Weinhandel und liefere selbst das Gottesheilsalz 
an die Klöster, anstatt dies den hiezu berechtigten Fertigern zu 
überlassen. Diese bedränge er auch sonst, liefere durch selbst auf- 
genommene Fuhrleute das Großkufensalz auf eigene Rechnung nach 
Böhmen, gebe ihnen die alten Zillen nicht zum Kauf, sondern lasse 
sie lieber verfaulen und nehme hohe Verehrungen, wenn erledigte 
Fertigerstellen weiter vergeben werden sollen. „Ist kein Herr in 
diesem Land, der seine Unterthanen so schimpflich spöttlich ohne 
Scheu verletzen und ausschelten tut, wüsste Ihro Majestät darum, 
ihm wäre längst eine verschuldete Straf zu einem Abscheu darauf 
erfolgt 211 ). 
Die über diese Beschwerdeschrift eingesetzte Untersuchungs 
kommission, bestehend aus dem Statthalter Freiherrn von Eyzing, 
Sigmund Freiherrn von Herberstein, Max Freiherrn von Wapolds- 
dorf, Kanzler, und Leopold von Harrach verwies Wucherer ernst 
lich seines ungehörigen Benehmens der Stadt gegenüber, nahm aber 
im übrigen eine mehr vermittelnde Stellung zu den Streitteilen ein. 
Der Weinausschank als Gewerbe wurde ihm verboten, nur wenn 
die Bürger keinen Wein für Kranke besaßen, war es ihm erlaubt, 
ihnen solchen unter dem Reifen zu verkaufen 212 ). Wucherer hatte 
sich durch seine Nebengeschäfte ein schönes Vermögen erworben 
und auch seine Kinder reich verheiratet. Ein Sohn forderte 1578 
von Richter und Rat der Stadt Enns Kapitalien zurück, die er aus 
seiner Frau Geldern vorgestreckt hatte 213 ). 
Jörg Spiller zu Mitterberg, Wucherers Nachfolger, wurde 
als Gegenschreiber zu Gmunden 1546 zum Hof Schreiber in Hall 
statt und 1549 zum Salzamtmann in Gmunden ernannt 214 * ). Zwie- 
schlächtig und unklar ist das Wirken und Schicksal Georg Neu 
hausers, der 1562 nach Spiller Salzamtmann wurde. Derselbe 
war des öfteren zu wichtigen Kommissionen berufen worden, wußte 
die Verwaltung auch durch die Zeit der ärgsten Geldnot zu führen, 
während welcher die Hofkammer nicht einmal das Getreide für das 
Kammergut zahlen konnte 216 ), und erwies sich in technischen 
Fragen als erfahrener Bergmann. Trotzdem geriet das Salzwesen 
unter ihm sichtlich in Verfall. Er ließ die Holz- und Waldmeister 
211 ) S. O. A. Bd. 9. 
212 ) Krackowizer 2, S. 398. 
213 ) Mus. A. Enns, Bd. 12. 
=14 ) Index. 
216 ) S. O. A. Bd. 3.
	        
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