Volltext: Linz, AT-OOeLB, Hs.-1112 (Schiffmann, Konrad: Tagebuch [Arbeitstagebuch der Bibliothek]. Begonnen 1908 [geführt bis 1934])

з. März. Das Deutsche Konsulat spendete die Werke von Headlam-Morley 
и. Lutz über den Weltkrieg, zus. 3 Bde. 
8, März. Machte heute dem neuen Landeshauptmann meine Aufwartung und 
trug ihm kurz die Angelegenheit der Studienbibliothek vor. Hochgradig 
überreizte Natur. Gab mir zu verstehen, die Bibliothek sei Bundes 
sache, der Einfluß in Wien sei jetzt noch geringer als zur Zeit der 
Monarchie, er sei auch nicht informiert, werde sich aber erkundigen, 
eine Verlängerung sei ausgeschlossen, da» Land habe nicht die Aufgabe und 
nicht die Mittel, sich um alle Schätze des Landes zu kümmern; wenn sie 
der Staat zugrunde gehen lasse, so sei da eben nichts zu machen. Er 
wolle übrigens in Wien darüber sprechen. Blieb die ganze Zeit sitzen 
und erhob sich weder beim Empfang noch beim Abschied. Armes Land! 
10. März. Die Schädlinge, die in unserer Bibliothek seit 1783 ihr Zer 
störungswerk verrichten, sind: Staubläuse, Lepisma, Dermestes lardarius 
L., Corynetes caeruleus Deg., Ptinus sp., Cyphoderes sp., Sitodrepa 
panicea L. 
Sie unschädlich zu machen, lasse ich die Bibliothek von der ehern. Fa 
brik Dr. Jencic & Co. in Wien mit Blausäure vergasen, was c. 2000.- 
kosten wird. Der Gesamt-Rauminhalt der Bibliothek beträgt 1367 m^. 
12. März. Die Nationalbibliothek spendet die wertvolle Forts, von 
Abderhaldens Handbuch der biolog. Methoden und den Schematismus der 
Erzdiöz. Wien pro 1927, das Deutsche Konsulat die Schrift "50 Jahre 
Bayreuth" von P. Pretzsch. 
12. März. Schrieb heute an Hofrat Dr. Bick von der Nationalbibliothek, 
den sachverständigen Beirat im Ministerim, er möge in der Bibliotheks 
angelegenheit an meine Seite treten, die Sparkassa-Idee sei kompletter 
Unsinn, ersonnen und eigenmächtig durchgeführt von Vorreferenten Hof 
rat Meiß-Teuffen, möglich, weil sich Landeshauptmann und Referent (Dr. 
Schwinner) mit Bundessachen nicht befassen wollen. 
Am 1. April brachte das Linzer "Volksblatt" einen Bericht über den 
Rathaus-Neubau. Darin wird gesagt, es sei eine wesentliche Ausgestal 
tung der Studienbibliothek und die Errichtung einer Volkslesehalle 
vorgesehen. Wenn auch der Artikel offensichtlich ein Aprilscherz ist, 
so w®iß man doch aus sonstigen Äußerungen der Sovega-Herren, daß sie 
solche Absichten wirklich haben. 
Am 26. April schenkte der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände in Berlin 
zwei Schriften, eine über Hindenburg und eine über die europ. Politik 
1871-1914. 
Wm 22. April erwarb ich vom Antiquitätenhändler Jos. Oberndorfer in 
Augsburg ein Gebetbuch (Linzer Drucke c. 1720) in Silber-Einband um 
M 550.- Der Einbd. stammt aus dem Jahre 174-1. 
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