Heimatland

manch anderer Linzer Kirche sagen, daß nur wenige sie kennen. Wenn sie auch tagsüber gesperrt ist, so lohnte es sich wohl, an der, Klosterpforte zu läuten, um in einer stillen Stunde ungestört die schöne Innenarchitektur und das einzigartige Freskengemälde auf sich wirken zu lassen. Oie Kirche der barmherzigen brüder. Im Jahre 1708, 34 Jahre nach der Grundsteinlegung zum Linzer Karmelitenkloster, kam auch der weibliche Zweig dieses Ordens, die Karmelitinnen, nach Linz. Der Wiener Hof war für diese Niederlassung, die Stände gaben, wenn auch widerwillig, ihre Einwilligung. ^ Kirche der Barmherzigen Brüder. Phot. A. Bregenzer. Es wurde das Engelszeller- spätere Minoritenhaus in der Herrengasse angekauft und sogleich mit dem Bau eines Klosters und einer kleinen Kirche begonnen. 1716 zogen die ersten Nonnen feierlich ein. Erst 1729 wurde die Kirche vyllig ausgebaut. Im Jahre 1789 gingen Kirche und Kloster in den Besitz der Barmherzigen Brüder über, die schon seit 30 Jahren in der Stadt segensreich wirkten. Die Kirche ist, ähnlich wie die Priesterseminarkirche, ein ovaler Raum mit einer vorgebauten, konkaven, breit ausla¬ denden Barockfassade, die ungemein malerisch wirkt. Bon einem Steinsockel steigen vier Pilaster auf, die ein stark vorspringendes Gesimse tragen. Darüber ragt in der Mitte ein Aufbau mit einer Attika auf. Gekrönt wird der Giebel von einem Kreuz mit zwei Querbalken, das von Wei Engeln flankiert wird. Der vielfach gebrochenen Linie des Aufbaues steht ent¬ gegen die harmonische Gliederung durch Türe und Fenster. Der unteren Reihe von Türe und zwei Fenstern entspricht darüber eine horizontale Reihe von drei Fenstern. Die ganze 292 Fassade fügt sich fein in das Straßenbild ein. Das Innere der Kirche ist ein recht intimer, stimmungsvoller Raum im ovalen Grundriß. Der kleinen Vorhalle im Westen entspricht die Hoch¬ altarnische im Osten und die zwei Diagonalen durch den Grundriß enden ebenfalls in je zwei Rischen, bestimmt zur Aufnahme der Seitenaltäre, die in der jetzigen Gestalt freilich etwas ärmlich aussehen und den. Raum beiweitem nicht aus¬ füllen. Die Architektur des Innenraumes ist von schöner Har¬ monie. Gekuppelte Wandpilaster tragen das umlaufende Ge¬ simse, die Mitte der flachen Kuppel schmückt ein Stuckrelief, darstellend den Heiligen Johann von Gott. Der Hochaltar bildet einen einfachen, von zwei Säulen getragenen Baldachin und enthält als großen Schatz in prächtigem Rokokorahmen ein Bild der Immakulata von Kremser-Schmidt (nach Dr. Ober- walder 1787/89). Die Madonna hat ein überaus liebliches, zartes Gesicht. Das knittrige Gewand zeigt den für Schmidt so charakteristischen silbrigen Schimmer. Ueber dem Hochaltar eine Darstellung Gottvaters, umrahmt von einer Stuckkartusche. Wohl ein Rest einer einst umfangreicheren Malerei. Das etwas nüchterne Seitenaltarbild, das den Seligen Johann Grande darstellt, stammt von Adolf Stanzl (1865). An der Wand hängt ein Kruzifixbild in reich ornamentierten, vergoldeten Rokoko¬ rahmen; es ist eine Kopie nach I. M. Schmidt von Hitzenthaler. Die Kirche erhielt in neuerer Zeit einige moderne Bilder von dem Maler Orazio Geigher, der im Kriege (1916) eine Zeit¬ lang im Spitale weilte und vom verewigten Bischof Rudolf sehr gefördert wurde. Die Bilder sind überaus licht in beit Farben gehalten, modern in der Auffassung und wollen nicht so recht in die schönen, alten Rahmen passen. Oie Pfarrkirche in Urfahr. Die erste Kirche in Urfahr, die aus einer Zeit stammt, da jenseits der Donau nur ein bescheidenes Fischerdorf stand, war dem heiligen Nikolaus, dem Wasserpatron, geweiht. Sie war gotisch — ^ihre heute verbauten Reste sind noch kenntlich (Ottensheimerstraße). Sie ist 1790 an den Schiffmeister Rosen- auer um 600 Gulden verkauft worden. Die jetzige Pfarrkirche war früher eine Kapuzinerkirche, noch heute an ihrer schmucklosen Einfachheit als solche erkennt¬ lich. Im Jahre 1680 kam der im Rufe der Heiligkeit stehende ?. Markus Avianus aus "Venedig zu Besuch in das Linzer Kapuzinerkloster und gründete auch in Urfahr ein Kapuziner¬ kloster. In den Jahren 1690—1702 wurde die Kirche erbaut. Richt einmal ganz 100 Jahre Bestand war diesem Kloster gegönnt, der josefinische Klostersturm brachte die Aushebung und die Kirche wurde Pfarrkirche der eigenen, von der Stadtpfarre ab¬ getrennten Pfarre Urfahr. Die Fassade der Kirche ist höchst einfach gehalten, aber dabei recht gefällig in den Maßen. Der in die Front eingezogene Turm mit der zierlichen Laterne trägt viel zur schönen verti¬ kalen Gliederung bei (Türe, Fenster, Uhr). Die horizontale Gliederung bewirken drei in einer Linie liegende Rundbogen¬ fenster und darüber das Abschlußgesimse mit einer kleinen Attika am Turm. Das Innere erinnert stark cm die Linzer Kapuzinerkirche: ein einfaches, tonnengewölbtes Langschiff mit einer rechtseitig angebauten Kapelle und ein schmäleres, nied¬ riges Presbyterium. Den größten Schatz besitzt die Kirche unstreitig im Hoch¬ altar. Es ist ein höchst vornehmer Aufbau, durchwegs aus schwarzem, weißgeädertem Marmor gebaut. Es ist ein Säulen¬ aufbau in den strengen Formen des Frühbarock. Er umschließt ein freilich übermaltes, aber noch immer schön wirkendes Bild von Reselfeldt (1694), darstellend den heiligen Josef mit der heiligen Familie. Oben thront Gottvater. Der vergoldete Taber¬ nakel zeigt schon fast klassizistische Formen. Der Altar stammt ebenso wie das Marmor-Speisgitter aus der Raveriuskapelle des aufgelassenen Iesuitenklosters in Linz (heute Hauptpost).

Beschreibung

Beschreibung

Beschreibung

Beschreibung

Inhalt

Monographie

Abbildung

Bild

Bildfragment

Zitierlinks

Zitierempfehlung

Goobi viewer