Oberösterreichische Bauzeitung: VI. Jahrgang, 1901

Nr. 22. OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. Seite 173. Obwohl das Auer-Licht das billigste Licht der Gegen¬ wart ist, haben sich die Steinkohlengas-Techniker trotz¬ dem bemüht, auch in diesem Punkte im Fortschritte nicht einzuhalten. Die Versuche wurden in gewissem Sinne auch von Erfolg gekrönt durch ein Verfahren, Steinkohlengas unter höherem Druck zum Verbrennungs- process zu führen. Die Versuche, mit „Pressgas“ noch eine weitere Verbilligung der Auer’schen Glühlicht-Beleuchtung herbeizuführen, sind schon vor Jahren hauptsächlich durch Julius Pintsch in Berlin, angestellt worden. Die Einführung des Pressgases empfiehlt sich nur bei grossen Betrieben, da zur Bedienung der maschinellen Anlage, die in der Hauptsache aus einem Motor und Compressor besteht, technisch geschultes Personal nöthig ist. Da der Verbrauch an Glühstrümpfen naturgemäss ein grösserer ist als beim gewöhnlichen Auer-Licht, so beträgt der Preisunterschied zu Gunsten des Pressgases bei Anlagen von über 100 Flammen zu 16 Kerzen etwa 30 °/0. — Bedeutende Fortschritte sind auch auf dem Gebiete der Acetylentechnik zu verzeichnen. Das Problem des Acetylen-Glühlichtes ist gelöst und damit dem Auer- Licht eine wirksame Concurrenz geschaffen. Nicht gelöst noch ist die Aufgabe, eine Acetylen-Lampe für den Hausgebrauch herzustellen. Für den Petroleum-Einzel¬ brenner ist ein Ersatz in der Spiritus-Glühlampe gefun¬ den. Eine Spiritus-Lampe der Auer-Gesellschaft verbraucht bei einer Leuchtkraft von 70 Kerzen in der Stunde nur für 3-3 Pfennig Spiritus. Lichtfarbe und Verbrauch der Strümpfe unterscheiden sich nicht vom Auer-Licht. Unter Annahme einer Leuchtkraft von 100 Kerzen in einer Stunde ergeben sich für die verschiedenen Beleuchtungs¬ arten folgende Kosten: Elektrisches Glühlicht 12*4 Pfennig „ Bogenlicht 100 V Nernst-Lampe 8-0 77 Auer’sches Gasglühlicht . 5*0 77 Lukas-Lampe 5-0 n Pressgas 3-2 77 Acetylengas ,5-8 7) Acetylen-Glühlicht .... 3-0 7) Spiritus-Glühlicht .... 50 77 Petroleum ...... 5*4 77 Es hat nun auch Professor Dr. Vogel-Berlin Unter- suchungen über die Kosten von Beleuchtungscentralen z. B. für eine Stadt von 4000 bis 5000 Einwohner mit einem Meistverbrauch von 2500 Flammen zu 16 Kerzen Leuchtkraft angestellt. Die Ausdehnung des Leitungs¬ netzes ist mit 8 Kilometer gedacht, zur Ortsbeleuchtung sind 80 Strassencandelaber angenommen. Unter diesen Voraussetzungen würde eine Acetylen - Centrale auf 90.000 Mk, eine Steinkohlengas-Centrale auf 180.000 Mk. und ein Elektricitätswerk auf 220.000 Mk. zu stehen kommen. Einschliesslich Verzinsung, Amortisation des Anlagecapitales und Unterhaltungskosten würden die laufenden Jahresausgaben sich wie folgt gegenüber¬ stehen : Acetylen mit 6300 Mark, Steinkohlengas mit 13.300 Mark und Elektricität mit 15.700 Mark. Wenn, wie üblich, für die Consumenten 52 Kilowatt elektrisches Licht mit 3*45 Mark, 7 Cubikmeter Stein¬ kohlengas mit 1*40 Mark und 1 Cubikmeter Acetylen mit 1-60 Mark in Rechnung gestellt werden, so ergibt sich ohneweiteres aus diesen Zahlen folgende Gleichung für die Kosten der einzelnen Lichtarten bei Selbst-Ver¬ waltung der Centralen durch die Gemeinden: Elektricität, Acetylen, Steinkohlengas = 3*45 : 1*60: 1*40. M. Z. Local-Baunotizen. Errichtung einer medicinischen Facultät in Linz. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 12. d. M. stellten die Abgeordneten Dr. Schalk und Genossen einen Antrag betreffend die Errichtung einer medici¬ nischen Facultät in Linz und die systemmässige Fest¬ setzung der ersten Gehaltsstufe der Professoren an derselben. Bau von Inundationsdämmen in Wels. In der letzten Sitzung der Stadtvertretung von Wels wurden die vom Stadtbauamte verfassten Pläne und Kostenüberschläge, wonach die Herstellung eines Inundationsdammes längs des Lindenwehr-Wassergrabens in Lichtenegg ein Bau- capital von K 17.766*98 erfordert, genehmigt. Gleichzeitig wurde der Bürgermeister ermächtigt, an die Ausführung desselben zu schreiten. Darlehen zu Bauzwecken. Der Landesausschuss in Oberösterreich hat der Gemeinde Mattighofen die Auf¬ nahme eines Comrnunaldarlehens im Betrage von K 40.000 zu Bauzwecken bewilligt. Project zu einem Schulbau. In einer hiesigen Bau¬ kanzlei wird für den Schulbau in Prägarten ein Project sammt Kostenüberschläge ausgearbeitet. Ingenieur-Adjunctenstelle. Der oberösterreichische Landesausschuss hat dem absolvierten Hörer der Inge¬ nieurschule Karl Holter eine Ingenieur-Adjunctenstelle der X. Rangsclasse im Landesbauamte, und zwar der¬ malen provisorisch gegen nachträgliche Genehmigung des Landtages, verliehen. Tom Baue Posselt. Wie wir bereits mittheilten, lässt der ehemalige Mitchef der Maschinenfabrik Merlet & Posselt, Herr Leopold Posselt, sich in Lustenau ein Gebäude für eine Kesselschmiede erbauen, das bereits unter Dach gebracht wurde. Nächstes Frühjahr erfolgt die Inangriffnahme eines Baues für clie Brückenbau¬ anstalt im Rayon der Fabriksanlage. Canalherstellung. Der Gemeinderath hat die Canal¬ herstellung in der Dürrnberger-, Bruckner- und Edl- bacherstrasse, sowie am Andreas Hoferplatz dem Bau¬ meister Herrn Josef Simon übertragen. Schotterlieferung. Laut Gemeinderathsbeschluss vom 6. November wurde die Schotterlieferung für die Vororte dem Josef Veicht zum Einheitspreise von 2*84 Kronen zugesprochen. Mitgliederverzeichnis. Das neue Mitgliederverzeich¬ nis des „Bund Oesterreichischer Industrieller“, das nebst dem Namensverzeichnisse der Centralleitung und der Functionäre des „Bund“ die Adressen von nahezu 1350 Firmen enthält, ist vor Kurzem erschienen. Da diese Firmen sich aus allen industriellen Productions- gruppen auch aus Obe rösterreich ergänzen und der richtigen Firmenbezeichnung und Adressenangabo die möglichste Sorgfalt zugewendet wurde, kann und wird das Mitgliederverzeichnis oft ein brauchbares Adressbuch bilden. Jene Herren Mitglieder, welche für dasselbe Interesse haben, wollen sich wegen dessen Uebermittlung an das Bureau des „Bund“ wenden. Das Verzeichnis wird nach Massgabe des Vorrathes unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Pfalilrostconstruction in Betoneisen. Die Herstellung von Rostpfählen, die mit der Dampframme eingetrieben werden, ist wohl das neueste, was die moderne Technik der Beton - Eisenconstructionen zuwege gebracht hat.

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