Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 11 1933

Bibliografische Daten

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-3886211

Persistenter Identifier:: AC02875949

Titel:: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Untertitel:: Wort und Bild aus Oberösterreich

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Herausgeber:: Pressverein

Erscheinungsjahr:: 1924-1959

Erscheinungsort:: Braunau Linz

Erstellungsdatum:: 29.01.2016

Sammlung:: Altheim Architektur Attersee Aurolzmünster Bad Aussee Bad Hall Bad Leonfelden Böhmen Böhmerwald Braunau Dachstein Enns Fischlham Frankenmarkt Hellmonsödt index.h.hohenfurtinboehmen Innviertel Kirchschlag bei Linz Kremsmünster Krumau Lambach Leonding Linz Mühlviertel Munderfing Ried Im Innkreis Rohrbach Salzburg Schärding Steyr Traunsee Vöcklamarkt Wels Windischgarsten Karten 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Sprache:: Deutsch

Datierung:: 1924-1959

ZDB-ID:: OBVAC02875949

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC02875949

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-7013219

Persistenter Identifier:: AC02875949_1933_11

Titel:: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 11 1933

Signatur:: II-14099

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Herausgeber:: Pressverein

Erscheinungsjahr:: 1933

Erstellungsdatum:: 21.07.2022

Sammlung:: Linz 20. Jahrhundert Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Umfang:: Seite [161] - [176]

Sprache:: Deutsch

Datierung:: 1933

Größe:: 285x200

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC02875949

Lizenz:: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/

Beschreibung

Titel:: Holzschuhe... Eine Plauderei über den Werdegang des Holzschuhes / Besuch bei einem Holzschuhmacher - 50 Jahre hinter der "Hoanzlbank"

Autor:: Rosenau, Heinz

Strukturtyp:: Artikel

Sprache:: Deutsch

Volltext

drei bis vier Zentimeter. Im Frühjahr werden die
gefällten Stämme in diese erwähnten Scheiter zer—
spalten und den Sommer über meist im Freien liegen
gelassen. Dort trocknen sie aus und sind dann im
Herbst arbeitsbereit. Vor Eintritt der kalten Jahres—
zeit schneidet nun der „Hiasl“ diese Teile in Klötze von
etwa zwei Schuh Länge. Je nach Bedarf hackt er
dann aus ihnen die Rohformen des bestellten Holz—
schuhs. Man staunt, wie gut ihm diese Arbeit mit
der verhältnismäßig primitiven Hacke gelingt. Immer
deutlicher tritt die Form der Holzsohle unter den ge—
schickten Hieben zu Tage. Nun ist die Roharbeit ge—
tan. Was nun folgt, ist peinliche und aufmerksame
Kleinarbeit, zu der die kleine Stube des „Hiasl“ wie
geschaffen istt. U
Der ganze Raum ist eine einzige Werkstätte. An
den Wänden stecken schön geordnet die Reifmesser ver—
schiedenster Art. Sägen hängen beim Fenster. Am
kleinen Tisch ist Leder ausgebreitet — Hämmer,
Nägel und Zangen sind unumgängliche Hilfsmittel
Wird es zu früh dunkel und hat der „Hiasl“ noch
Postarbeit, dann zündet er die Kerze an — elektri—
sches Licht gibt es im Hause nicht — und werkt noch
bis in die späte Nacht hinein. —
Rasch ist solch eine Sohle fertig geschnitzt — nun
werden noch die Rillen für die seitliche Benagelung
eingekerbt und mit Glaspapier die Innenfläché abge—
schabt. Die Holzsohle ist zum Bespannen bereit! Das
Leder hat der „Hiasl“ schon zugeschnitten und mit
bunter Wachsleinwand „eingebandelt“. Grüne und
rote Einfaßstreifen werden bevorzugt — ebenso ist
das warme Futter schon eingenäht — die Benagelung
kann beginnen. Die Nägel müssen genau der Holz⸗
gattung angepaßt sein, damit die schmale Kerbe nicht
ausgesprengt wird. Wie flink flitzen die Nägel in das
weiche Holz! Schlag auf Schlag geht das! Im all—
gemeinen benötigt der „Hiasl“ zur vollständigen Arbeit
—D
Griff an Griff und läßt nur selten Fehler aufkommen.
Dabei kostet so ein Paar neuer Holzschuhe nur zwei
bis drei Schilling .. J
MNun sitzen wir beisammen beim Schein der kleinen
Kerze und betrachten die Reihe der Holzschuhe, die
an einer Schnur ober dem Arbeitstisch hängen.
Eigentlich sind sie schön — sie geben einen so
festen, beruhigenden Eindruck, daß man beinahe Lust
hätte, in sie hineinzuschlüpfen und in die Welt hinaus
zu stampfen. Weiß Gott, ob man nicht trittsicherer in
—— als in unserem modernen, feinen Schuh—
werk ... 7
„Das sind die letzten!“ meint der Hiasl fast
schwermütig. Die letzten Teile des vollendeten Lebens—
werkes, die sich nun in das Ganze einfügen..
Im heurigen Jahre werden die alten Kundschaften
»ergeblich Bestellungen beim „Hiasl“ machen, denn er
vill sich von heuer an endgültig zur Ruhe setzen. Er ist
chon zeitweise kränklich und auch mit den Augen
teht es nicht mehr gut. Daher gebührt ihm der Feier—
ibend mit vollem Recht; er war einer von den Stillen,
Bescheidenen, die ein volles Leben lang hinter den klei—
ien Fensterscheiben ihres Stübchens sitzen und mit
leißigen Händen am Werke schaffen, das ihnen Gott
als Lebensaufgabe zu vollenden befahl. 50 Jahre
arbeitete der „Hiasl“ an festen, guten Holzschuhen und
aun schließt er seinen Werkzeugkasten zu mit der
eisen, frohen Befriedigung getaner Pflicht und ge—
egneten Tuns. Wenn es im Himmel bevorzugte
Plätze für stille, schaffensfreudige, bescheidene Arbeiter
zibt, so gehört unser „Hiasl“ dorthin . —
„Richtig, die Schernfallen“, sagt der „Hiasl“. „Ja,
dis zuletzt hab' ich in der ganzen Gegend uͤnd sogar
n Linz in verschiedenen Klostergärten die Maulwürfe
zfangt. Früher hab' ich meine 130 Fallen auf einem
igenen Wagerl mit mir gführt, aber im Laufe der
Zeit hat man mir mehr als 50 gestohlen. War ein
Jjanz guter- Nebenverdienst, ist ohne Tierquälerei ge⸗
Jangen und der Bauer hat seine Ruh' gehabt vor den
lästigen Viechern . . .“
Er nimmt den Bund Fallen von der Wand und
zeigt sie mir. Es sind sogenannte Zwickfallen, die bei
Berührung wie eine furchtbare Zange zusammen—
chnappen und das Tier in den ersten Augenblicken
erdrücken.
Auch dieses Gewerbe gibt nun der „Hiasl“ auf.
Längst ziehen andere „Schernfanger“ herum und
vurden seine Nachfolger. Wenn ex nun über etwas
rauert, so ist es die Holzschuhmacherkunst, die er nicht
nehr ausüben kann, sie ist ihm ans Herz gewachsen
in den langen Jahren und hat ihn bis heute auch
ernährt. Er war einer der letzten von der alten Gilde
der Holzschuhmacher, vielleicht wird keiner sein Nach—
folger, denn die heutigen Menschen stellen höhere An—
prüche als er. Lebten wir alle so wie der Holzschuh⸗
Jiasl“, bescheiden, still und froh in diesen harten 50
Arbeitsjahren vielleicht stünde es besser um uns
alle.
— —
Verlorene
Ich geh' im Wind und meine Haare fliegen Was trieb mich fort; was frommt die wilde Eile?
Und schlagen böse um mein rauh Genick. Ich bleibe stehn und sag' es scheu dem Wind,
Die Sense wird schon rosten, breit und dick, Dem Bach auch, der durch die Wiesen rinnt: “
Ich warf sie weg, sie muß im Graben liegen. Vom Haus muß ich! Hier steht es Zeil' um Zeile—
Der Pflug blieb mitten in der Furche stecken. Verstehst du das ? Ich muß vom Gute weichen;
Die Rosse grasen srei am Ackerrain. —Von meinem Gut, das ich vom Vater hab'!
Die Ahre keimt, sie liegt am Weg alleiiFeldnöte, Unglück trieben mich hinab;
Und niemand kommt, mit Erde sie zu decken. Nun werd' ich bald den Heimatlosen gleichen.
Mein kleiner Bub übt sich im Säen ein
Auf fremdem Grund! Ich hör' ihn lachen ... *.
So stumm der Wald; was will er noch bewachen?
Ich schluchze zuckend in das Moos hinein.
Franz Braumann

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