Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 23 1925

Bibliografische Daten

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-3886211

Persistenter Identifier:: AC02875949

Titel:: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Untertitel:: Wort und Bild aus Oberösterreich

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Herausgeber:: Pressverein

Erscheinungsjahr:: 1924-1959

Erscheinungsort:: Braunau Linz

Erstellungsdatum:: 29.01.2016

Sammlung:: Altheim Architektur Attersee Aurolzmünster Bad Aussee Bad Hall Bad Leonfelden Böhmen Böhmerwald Braunau Dachstein Enns Fischlham Frankenmarkt Hellmonsödt index.h.hohenfurtinboehmen Innviertel Kirchschlag bei Linz Kremsmünster Krumau Lambach Leonding Linz Mühlviertel Munderfing Ried Im Innkreis Rohrbach Salzburg Schärding Steyr Traunsee Vöcklamarkt Wels Windischgarsten Karten 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Sprache:: Deutsch

Datierung:: 1924-1959

ZDB-ID:: OBVAC02875949

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC02875949

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-6829963

Persistenter Identifier:: AC02875949_1925_23

Titel:: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 23 1925

Signatur:: II-90455

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Herausgeber:: Pressverein

Erscheinungsjahr:: 1925

Erstellungsdatum:: 24.01.2022

Sammlung:: Linz 20. Jahrhundert Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich

Umfang:: S. 177 - 184

Sponsor:: OÖ Landes-Kultur GmbH

Sprache:: Deutsch

Datierung:: 1925

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC02875949

Lizenz:: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/

Beschreibung

Titel:: Der König.

Autor:: Steguweit, Heinz

Strukturtyp:: Artikel

Sprache:: Deutsch

Volltext

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kleiner Bube, dessen Mutter soeben mit weißem Schrecken 
hinter dem Gitter zusammenächzte. 
Stille. — 
Kein Wärter und kein Helfer kam. Kein Gendarm, weder 
Peitsche noch Pistole. Nur die Bestie regte sich, schritt behäbig, 
ohne lüsterne Hast auf den winselnden Buben zu, packte ihn 
sorgsam mit den Zähnen am Kittel und trug ihn so in eine 
Ecke des Käfigs, wartete, bis alles schreiende Volk geflohen 
war und nur noch die zitternde Mutter des Knaben vor den 
Maschen des Käfigs kniete. 
Da stand er auf, packte abermals das Kind am Tuch des 
Kittels, schritt auf die Tür seines Zwingers zu, stieß sie auf 
und legte die blonde Beute in den Schoß jener Frau, von der 
er sich streicheln und beweinen ließ. 
Ec war ja der König. 
Das Faltboot. 
Von Fritz Sorgenbrodt. 
Das schrille Rattern des Weckers ließ den Herrn Kanzlei 
rat Lämmchen erschrocken aus seinem Schlummer emporfahren. 
Dann aber besann er sich, daß er für den heutigen Tag die 
Einweihung seines neuen Faltbootes auf dem lieblichen Wann 
see geplant hatte, und mit einem Ruck entriß er seinen be 
häbigen Körper dem weichen Lager. 
Schon am vergangenen Abend hatte Lämmchen alles zum 
Ausfluge vorbereitet. Wohlverpackt stand das zerlegte Boot 
in einem rucksackähnlichen Behälter, wie es von der Fabrik 
eingetroffen war, und daneben einige Handkoffer mit Lebens 
mitteln und Getränken. 
Die aufgehende Sonne und der Gesang der Vögel be 
grüßten unsern Herrn Rat, als er in aller Herrgottsfrühe seine 
Junggesellenwohnung verließ und wünschten ihm eine recht 
glückliche Reise. Schwerbeladen steuerte Lämmchen durch 
die noch stillen Straßen dem nächsten Vorortbahnhofe zu. Es 
war ein Glück, daß die Straßen noch fast menschenleer waren, 
so konnte er sich wenigstens hin und wieder auf ein Fenster 
sims oder einen Mauervorsprung stützen, denn im Lause der 
Zeit begannen ihn seine Gepäckstücke empfindlich zu drücken. 
Seine Ruhepausen wurden immer häufiger und dehnten sich 
immer länger aus, je mehr er sich von seinem Heim entfernte. 
Schon längst mußten die Frühzüge Wannsee erreicht haben 
und zu seinem großen Bedauern mußte er seine stille Hoffnung, 
der „Drängelei" im Zuge zu entgehen, zu Grabe tragen. 
Endlich aber erreichte er mit Aufbietung seiner letzten Kräfte 
den Bahnhof und schob sich stöhnend und schwitzend durch die 
wartende Menge. 
Merkwürdig, wie viele Menschen in die Natur hinaus 
strebten. Erst nachdem bereits drei Vorortzüge die Station 
verlassen hatten, gelang es Lämmchen, bis in die vorderste 
Reihe der Harrenden aufzurücken. Wenn er nun Glück hatte, 
so konnte er mit dem nächsten Zuge mitkommen. Ein neuer 
Zug brauste heran. Kaum, daß er hielt und die Wagentüren 
geöffnet wurden, drängte ihn die Menge vor. Lämmchen wurde 
unsanft gegen eine Türkante gepreßt, während seine Koffer 
und sein Rucksack dem Innern des Abteils zustrebten. Irgend 
etwas riß und krachte. Endlich gelang es ihm, mit vieler Mühe 
unter einer drehenden Bewegung von 
der Türkante frei zu kommen, und 
während sich der Zug langsam in Be 
wegung setzte, drückten hilfreiche Hände 
seinen Bauch und seine Knie ins Innere, 
so daß das Abteil geschlossen werden 
konnte. 
Lämmchen war geborgen. 
Die Fahrt nach Wannsee verlief 
ohne bemerkenswerte Zwischenfälle. In 
Lämmchens Herz war nach den über 
standenen Strapazen ein gewisses Ruhe- 
gefühl eingezogen, zumal er sich in 
zwischen vergewissert hatte, daß sein 
Boot wie seine Koffer auf dem Gepäck 
netze verstaut waren. Letztere hatten 
indes ihre Dimensionen ein wenig ge 
ändert und hatten an Stelle der rund-^, 
lichen Form eine schmale, längliche an 
genommen. Hin und wieder tropfte es 
aus dem einen Koffer auf den neuen 
Sommerhut einer darunter sitzenden 
Dame. Indessen konnte Lämmchen we 
gen des Gedränges noch nicht einwand 
frei feststellen, ob die Flüssigkeit von 
dem Kakao aus seiner Thermosflasche 
oder von dem Dutzend frischer Landeier stammte, welche ihm 
seine Wirtin fürsorglich eingepackt hatte. 
In Wannfee quoll der Menschenstrom wie aus einer 
Wurstmaschine aus dem Zuge hervor. Lämmchen setzte sich in 
den Besitz seiner Habseligkeiten, und nachdem er außer dem 
Verlust seiner Taschenuhr den Defekt seiner Thermosflasche 
und eine gewisse Deformation der Eier festgestellt hatte, 
schwankte er mit ein wenig gedämpfter Stimmung dem 
Wannseeufer zu. 
Ein Berliner kann eine Masse vertragen und der schöne 
Anblick der bewaldeten Ufer ließ ihn alles Leid vergessen. Bald 
hatte er eine verhältnismäßig stille Bucht gefunden, und nach 
dem erstich an den noch intakten Vorräten gestärkt hatte (mittler 
weile war es Mittag geworden), machte er sich daran, das 
Boot an Hand der Gebrauchsanweisung zusammen 
zustellen. Dies war nicht ganz so einfach, wie er es sich ge 
dacht hatte, und erst am späten Nachmittag war er so weit, 
daß er nur noch den wasserdichten Plan über das Boots 
gerippe zu spannen brauchte. Laut Gebrauchsanweisung mußte 
man Bug und Heck des Bootes nach unten durchbiegen und 
in den Plan stecken, sodann das Ganze unter leichtem Drucke 
in die Haut drücken. Vergeblich bemühte sich Lämmchen, diesen 
Effekt zu erreichen. Fast wollte er verzagen, als die wasser 
dichte Haut endlich nachgab und das Gerippe des Bootes unter 
Neues und altes Schloß Parz bei Grieskirchen.

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