Der Naturarzt: Der Naturarzt 1863

195 bewirken welche einem solchen (in seinem Gefäßsystem an und für sich nicht schlechten) Körper nicht nur nicht schaden, sondern ebenso gut nützen kann, als es unter Umständen die Nervenerregung durch Weintrank, Hitze, Kälte oder andere Einflüsse thun kann und thut. — Aber sicher können Sie sein, daß auch ein solcher Körper, selbst bei der fortge setzten Einwirkung von dergleichen abnormen Reizen, z. B. Eisenpräparaten, durchaus nicht nachhaltig von der Bleichsucht geheilt werden würde, falls er den ihn bisher in seinem Haut- und resp. Gefäßsysteme aufrecht erhaltenden Umständen entzogen und anderen, nachtheilig auf solche wirk enden Momenten ausgesetzt würde. Bertha. Wenn ich Sie recht verstehe, so sagen Sie damit, daß wir bleichsüchtigen Mädchen vor allen Dingen das Sopha verlassen, uns in der Luft herumtummeln, am liebsten den Spaten führen, oder doch das Haus durchfegen müssen, wenn Aussicht auf unsere Genesung werden soll. Und dabei womöglich nur Milch, Brot und Wasser, allenfalls etwas Obst, nicht wahr? — Ci, da bedanke ich mich wenig stens, Herr Doetor. Frau Augustin. Aber Bertha! vr. Helfer. O das Fräulein hätte ganz recht, sich vor solcher Ueberführung in eine völlig veränderte Lebens weise zu bedanken, wenn ihr zugemuthet würde, diese Umän derung auf einmal vorzunehmen. Aber so undiplomatisch, mein Fräulein, sind wir Aerzte nun doch nicht. Was wir für einen Patienten als gut und angemessen halten, das brin gen wir ihm — nota bene das Einverständniß der Angehö rigen vorausgesetzt — doch bei, ohne Zwang, und ohne daß er es merkt. (Fortsetzung folgt.) Nekrolog. Wir können nicht umhin, unsere geehrten Leser hierdurch zu benachrichtigen, daß — wie wir selbst erst jetzt vernom men — am 31. März dies. Jahres Herr Adalbert Spon ner, K. K. Landrath a. D. und Dirigent der Wasserheilan stalt St. Radegund am Schöckel in Stehermark verstorben ist. Mit ihm ist ein treuer Jünger der Wasserheilkunde zu Grabe gegangen und ein Tempel unserer Göttin steht ver waist da. Im Jahre 1844 von Teschen in K. K. Schlesien, wo er als erzherzogl. Carl'scher Landrath angestellt war, zu einer Geschäftsreise nach Gräsenberg veranlaßt, erlitt er in Folge eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde nrehrere bedeu tende Verletzungen am Kopfe, welche, nach vorausgegangener ungenügender Operation, bald seine Pensionirung und den schließlich unerläßlich gewordenen Bade-Aufenthalt in Gräfen- berg herbeiführten. Hier hatte Sponner während einer langsamen Genesung, deren nur allmälige Fortschritte ihn l0 Jahre lang an diesen Ort fesselten, hinreichend Gelegenheit, Prießnitz's Ver fahren an sich und Anderen gründlicher Beobachtung und vielseitigen Studien zu unterziehen, seine Erfahrungen durch häustgen Umgang mit Prießnitz zu vermehren und endlich die auch bald zur Thatsache werdende Ueberzeugung zu schöpfen, daß durch eingehendere, vielfältigere Verbindung des warmen mit dem kalten Wasser die ihrer Rauheit wegen oft mit Wi derwillen betrachtete Prießnitz'sche Methode einer weiteren Ver breitung und auch zarteren Constitutionen zugeführt Werder könne, umsomehr, als er selbst bei der primitiven Art der Uebung dieser Kurweise damals auf dem Gräsenberg und in Folge von deren mitunter wahrhaft wunderbaren Resultaten aus Feinden sehr häufig und Gleichgültigen die wärmsten Verehrer werden sah. Sponner ging.!854 nach Stehermark, wo er 1855 zu St. Radegund bei Graz am Fuße des quellenreichen Schöckels seine Anstalt eröffnete, rasch bekannt wurde, aber auch zum immer weiteren Bekannt- und Anerkanntwerden der Wasser kur durch seine Consequenz und Treue nicht wenig beitrug. Vielfach wird sein Verlust in der Gegend seiner Anstalt selbst bedauert werden, denn die Anstalt, welche die einzige weit und breit daselbst dastand und welche in der verhältnißmäßig kurzen Zeit ihres Bestehens (seit 1855") schon nahe an 400 Kur gäste gezählt hatte, also ein wahres Bedürfniß des Landes erscheinen mußte, steht nun ohne Führer und Rathgeber der auf sie Hoffenden da. Aber noch mehr ist der Verlust Spon- ners im Allgemeinen zu beklagen, nicht blos weil mit ihm abermals einer der wenigen noch lebenden Zeit-, sondern weil mit ihm ein wahrer Gesinnungs-Genosse des ver ehrungswürdigen Prießnitz uns verließ. Sei daher sein Andenken ein von uns geehrtes und uns zur Nachahmung in der Treue für die Naturheilkunde anfeuern des! Der verwaisten Anstalt aber, welche in der schönsten Gegend gelegen, mit der herrlichsten Alpenluft und mit aus gezeichnetem Wasser beglückt ist, werde bald ein neuer, ebenso wahrer und überzeugungsgetreuer Priester, wie der Dahinge gangene war. Nochmals: Gesegnet sei sein Andenken! Die Redaction. Aquarelle von Hermann Meltzer in Leipzig. i. Seh't her — ein Kind liegt hier in Fieberglut, Heiß durch die Adern jagt empört das Blut; Das Auge, das sonst Freude nur geblickt, -Rollt wild umher — die Blume ist geknickt^ — Schon ziehen Schatten über's Angesicht, Die Wange bleicht, das heiße Auge bricht! — Mit einem Leben, gestern frisch und grün, Wie Wiesenblumen an dem Bache blüh'n, Kämpft heut' der Tod mit nie geseh'ner Macht, ~ Das Schönste senkend in die dunkle Nacht Schon hält des Lebens Engel kaum mehr Stand, Denn gar zu hitzig ist der Kampf entbrannt. ' * 2 . Bei dem Bettchen auf den Knieen Liegt die Mutter, Gram im Herzen; Ihre sanften Lippen öffnend, " Ruft sie: ,,Gott der ew'gen Liebe, Willst du so dein Werk zerstören, Das zur Freude mir gegeben? Soll die lieblichste der Blüthen Schon im frühsten Lenze sterben? Sollen mich die süßen Früchte Meiner Mühen nicht erquicken? Will mich selbst zum Opfer bringen, Nimm sonst Alles, was ich liebe, Aber sende einen Netter, Mir, den Liebling zu erhalten!^

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