Jahrbuch ...: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde 1928

Bibliografische Daten

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-7244875

Persistenter Identifier:: AC00951862

Titel:: Jahrbuch ...

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Herausgeber:: Innviertler Künstlergilde

Erscheinungsort:: Braunau ; Ried ; Schärding

Erstellungsdatum:: 17.04.2023

Sammlung:: Berger Bibliothek Sammelband B-I-1506/1927 Berger Bibliothek Sammelband B-I-1506/1928 Berger Bibliothek Sammelband B-I-1506/1929 Berger Bibliothek Sammelband B-I-1506/1930 Innviertel 20. Jahrhundert Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde

Sprache:: Deutsch

Vorgänger:: Katalog | intern

ZDB-ID:: ZDB-331566-6

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC00951862

Beschreibung

URN:: urn:nbn:at:AT-OOeLB-7247542

Persistenter Identifier:: AC00951862_1928

Titel:: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde 1928

Signatur:: B-I-1506/

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Herausgeber:: Eckart

Erscheinungsjahr:: 1928

Erstellungsdatum:: 17.04.2023

Sammlung:: Innviertel 20. Jahrhundert Berger Bibliothek Sammelband B-I-1506/1928 Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde

Umfang:: 35 Bl., 18 Ill.

Sprache:: Deutsch

Datierung:: 1928

AC-Nummer:: https://permalink.obvsg.at/LBO/AC00951862

Lizenz:: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/

Beschreibung

Titel:: Der Architekt Hans Schihan Von Dr. Otto Kunz

Autor:: Kunz, Otto

Strukturtyp:: Kapitel

Volltext

nehme Gegenwart, mit einer Distinktion, die 
ungezwungen und selbstverständlich erscheint. 
Deckenkonstruktion der Nische, Bodenbelag, 
Beleuchtungskörper, Möbel, Bilderanordnung 
— alles klingt zu einem starken Akkord zusam— 
men. So ist es auch bei dem Umbau der Halle 
des Schwaiger-Hauses (Abb.3) in Badgastein, 
jenem historischen Hause, wo Bismarck und 
Andrassy den Gasteiner Vertrag zwischen 
Deutschland und Sssterreich schlossen. Auch 
hier ist der Charakter der alten Dignität treff— 
ich mit dem Geist moderner Wohnungskultur 
gepaart. Die Halle des Hauses hält sich glück— 
lich zwischen der Intimität eines bürgerlichen 
Heimes und der Eleganz des fluktuierenden 
debens eines Weltkurortes. Möbel in Oold— 
ocker, weiße Wände und blaue Stoffe bilden 
zin Echo der biedermeierische Anmut, die das 
ganze schöne historische Haus besitzt. 
Abbildungen 4 und 5 bringen Interieurs 
der Wohnung Dr. L. in Salzburg. Im Herren— 
zimmer (geräucherte Eiche) herrscht ernste ru— 
hige Formgestaltung, das Eßzimmer (Wöbel— 
hezug und Stoffvorhänge kornblumenblau, 
Tapete goldocker) verbindet Repräsentation 
und Grazie, das Damenzimmer in Kirsch leuch— 
tet in jener wohligen Wärme, die dieses Holz 
besitzt, wenn man ihm nur die richtigen lie— 
benswürdigen Formen gibt. Der Kamin die— 
ses Raumes, eine Verkleidung des von außen 
zu heizenden Dauerbrandeinsatzes, ist von 
Bildhauer Furthner modelliert. Eine Sitz⸗ 
Architekt Hans Schihan 
Nach einem Gemälde von Louis Hofbauer 
gelegenheit beim Kamin des Vorzimmers be— 
sitzt die freundliche aber zurückhaltende Stim— 
mung eines Vorraumes. Einfache, edle For— 
men, in denen sich der Stilwille unserer Zeit 
zeigt, hat das Klavierzimmer der Wohnung G. 
in Vöcklabruck. Die Möbelbezüge sind grün 
gestreift, die Wand gelb. Wännlichkeit und 
Ernst bezeigt das Zimmer des Arztes Dr. B. 
in Wauerkirchen (Abb. 6). Gs ist der Studier— 
raum eines Naturforschers, der Platz für 
Präparate, für Mikroskope, für Gxperimente 
braucht und der Legionen von Büchern zur 
Hand haben muß. Schihan hat kühn eine 
Wand ganz zum Bücherschrank gemacht und 
die Weitläufigkeit der Fläche dadurch zusam— 
nengehalten, daß er sie in nebeneinander ge— 
stellte Ginzelschränke unterteilte, denen er einen, 
die Wandbreite durchlaufenden Holzsockel gab. 
Holzrahmen und Glasfüllungen wurden zu 
rhythmischer Gliederung der Fläche. Der Ent— 
wurf einer Wohndiele eines Hauses in Raab 
Abb. 7) ist aus dem Zusammenhang zwischen 
alter und neuer Kultur entsprungen. Schihan 
entgeht aber der Gefahr, die der Rückblick 
leichthin bedeutet. Er bleibt auch hier Oegen⸗ 
wartsnatur. Das Wohnzimmer in Nuß (Ab— 
bildung 10) preziös und vornehm in der Durch— 
bildung, dokumentiert feinbeschwingte öster⸗ 
reichische Wohnungskultur. 
Schihan nimmt in der österreichischen Archi— 
tektenschaft eine bedeutende Stellung ein. Sein 
formalistisches modernes Empfinden ist mit 
einem Zartgefühl verbunden, das den Sinn 
für Tempo und Rhythmus hat, aber auch für 
jene feinen Klänge und Stimmungen, die in 
jedem Kulturmenschen unbewußt tönen und 
ichweben. Es ist, fast möchte man sagen, ein 
dichterisches Feingefühl, das über den realen 
Dingen schwebt und sie über den Tagesge— 
brauch hinaus in eine höhere Sphäre hebt. 
Das ist echt österreichisch. Ssterreichisch ist ja 
alles, was er macht, entwachsen diesem geseg— 
neten Erdboden, der in allem, was Grazie, 
Anmut und Lebensbejahung heißt, duftet und 
hlüht. Es ist ja nicht wahr, daß die oberöster— 
reichische Erde schwer ist. Sie ist nur fest, solid. 
Aber wer sie weckt, für den sproßt sie. Große 
geheimnisvolle Kräfte schlummern als Ver— 
heißung der Zukunft in diesem Lande. Aus 
der Bodenständigkeit, der Anverdorbenheit 
des Schauens und Empfindens und aus der 
starken Vaturkraft wächst nicht minder hier 
wie anders eine neue Zeit, eine neue Welt. 
And mit ihr auch ein neuer Stil. Nie in 
der Vergangenheit, sondern immer nur in der 
Zukunft liegt das Heil alles Lebendigen.

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