AUS DER PFARRCHRONIK „Quidam liber homo marchuardus nomine — ein freier Mann namens Marchuardus stiftete ein Gut, das er und seine Frau in der Nähe von Michaeln- bach besaßen, an die Kirche von St. Nikola für sein und seiner Eltern Seelenheil. Zeugen dieser Tat sind Otachar von Sumading, Erchinger und dessen Brüder Hartwic und. Adalbero, Marchuardus und sein Sohn.” Wenn wir in die Frühgeschichte unserer Gegend zurückgehen wollen, versuchen wir, uns auf Urkunden zu stützen. Im 12. Jahrhundert treffen wir auf eine Urkunde, in welcher zum ersten Male Michaelnbach sicher genannt wird. Es handelt sich um eine Stiftung des Jahres 1130. Ein Lehensherr, der in Grub seinen Stammsitz hatte (in der Urkunde heißt es bei michilpach — iuxta michilpach) überschreibt sein Gut St. Nikola in Passau. Solche Güternennungen stellen zumeist den frühesten Hinweis für die Existenz eines Ortes dar; die Erhaltung solcher Quellen ist freilich mehr oder weniger zufällig und einzelne Höfe oder Sied- lungen bestanden schon seit längerer Zeit. Wir dürfen außerdem mit unserer heutigen Vor- stellung von Gemeinde- oder Pfarrgrenzen nicht an die mittelalterliche Geschichte herantreten, da es diese Einteilungen im heutigen Sinne einfach nicht gibt. Großpfarren gibt es erst seit dem 11. Jahr- hundert; wir gehören auch zu einer solchen - nämlich Peuerbach. Daneben steht aber jedes Haus — in einer heutzutage unvorstellbaren Kompliziert- heit — zu verschiedenen kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten in einem Abhängigkeitsverhältnis. Dieser sogenannte Lehensverband war ursprüng- lich ein gegenseitiges Sicherheitsabkommen. Der Lehensherr, zumeist ein wieder in höherem Lehensverhältnis stehender Dienstadeliger,;, dient mit der Waffe, der Lehensnehmer dient mit seinen landwirtschaftlichen Produkten. Natürlich ist diese Beschreibung stark vereinfachend, denn das Feudalsystem kennt vielfache Abstufungen. Es reicht vom unfreien Hörigen bis zum Parschalken (= dem Leibfreien, aber Zinsleistenden), vielleicht gleichzusetzen mit dem sogenannten „freien Aigen“, deren es eine Anzahl in unserer Gemeinde gibt. Die Abgaben und Leistungen drücken sich für weltliche Obrigkeiten im Robot, für kirchliche im Zehent aus. Weiters gab es im Mittelalter gericht- liche Einteilungen; allein durch das Gebiet der heutigen Gemeinde gingen die Grenzen mehrerer Landgerichtsbezirke (Peuerbach, Erlach . . .). Höchste kirchliche Instanz blieb die Diözese Passau bis ins 18. Jahrhundert, weltliche Herren waren die Grafen von Schaunberg. Wir gehören also im Mittelalter zu einem reichsunmittelbaren (einem direkt Kaiser und Reich untertänigen) Gebiet, dem sogenannten „Schaunberger Ländchen”; erst im Spätmittelalter wird es zum habsburgischen Erbland ob der Enns. Dies war also eine ganz kurze Einführung in die mittelalterlichen Verhältnisse. Da wir aus dieser Epoche einige Daten über unsere Gemeinde haben, werden wir noch genauer darauf eingehen. Wir können jedoch auch die früheste Geschichte, die Römerzeit, ‚die bairische Landnahme, die Missionierung weitgehend rekonstruieren. Als sichtbare Zeugen ziehen heute noch Römerstraßen durch unser Gemeindegebiet. Diese stellten einst- mals Verbindungen zwischen Wels und Passau, Lambach und Passau — diese verlief vom Frein- berger nach Minithal — dar. Die bairische Landnahme des 6.. Jahrhunderts erschließt sich uns aus so manchen Ortschafts- 16