89 Bas Instrument des Sieges Das Frkedensheer Ihr Jungens, die ihr mit brennenden Herzen dem Gange der Schlacht bei Tannenberg Ln unserem Buche gefolgt seid, wollt gewiß auch hören, wie eigentlich das Instrument beschaffen war, mit dem sie geschlagen worden ist, wie jenes Heer aussah, das im August 1914 ins Feld zog und von dem selbst seine Feinde zu geben mußten, daß es das beste war, das der Erdball je trug. Das Heer der Vorkriegszeit beruhte auf der allgemeinen Wehrpflicht, d. h., jeder wehrfähige Deutsche war vom 17. bis zum 45. Lebensjahre zum Waffendienst verpflichtet. Er trat mit etwa 20 Jahren Ln einen der Truppenteile ein, die mit ihren lang dienenden Offizieren und Unteroffizieren den Nahmen des Heeres abgaben. Nach zweijähriger (bei der Kavallerie und reitenden Artillerie dreijähriger) Ausbildung wurde er zur Reserve entlassen, in der er 5 Jahre verblieb. Während dieser Zeit konnte er zu einer Reihe mehrwöchiger Wiederholungsübungen herangezogen werden. Alsdann trat er zur Landwehr und mit dem 39. Lebens jahr im allgemeinen zum Landsturm über, dem auch die ange hörten. die noch nicht 20 Jahre alt waren. Die Wehrdienstpflich tigen mit der Reife für Obersekunda (Einjährigenreife) brauch ten nur 1 Jahr zu dienen. Aus ihnen — den sogenannten Ein jährigen — gingen die Reserve- und Landwehroffl'ziere hervor. Leider hatte der Ausbau des Nahmenheeres mit dem Wachsen der Bevölkerung nicht Schritt gehalten, denn die nötigen Mittel zu einer rechtzeitigen Vergrößerung des Heeres waren von der Volksvertretung nicht bewilligt worden. Somit war es nicht möglich gewesen, alle Wehrfähigen im Waffendienst auszubilden; Millionen kräftiger, junger Deutscher mußten der unauSgebildeten Ersatzreserve zugerechnet werden. Sie haben uns zu Beginn des Krieges bitter gefehlt.