73 Die Abendmeldungen des AOK. an die Oberste Heeres leitung am 29. August hatten mit einem baldigen Abschluß der Schlacht gerechnet. Da trat ganz unvermutet am 30. eine Krise ein. Der Rüste raffte stch aus seiner Bestürzung auf und versuchte von außen her, seinen eingeschlossenen Kameraden Hilfe zu bringen. Aber alle seine Versuche, bei Neidenburg sowohl wie bei Ortelsburg, scheiterten an den besonnenen Gegenmaßnahmen der Führer und dem Helden mut ihrer Truppen. Was für ein stolzes Gefühl muß es gewesen sein, als deutscher Flieger über dem Schlachtfeld von Tannenberg zu schweben und aus der Vogelschau die gewaltigen Ereig nisse stch zu seinen Füßen abrollen zu sehen. Wie aber muß das Herz gepocht und gebangt haben, ob das Werk gelang, wenn man, wie die Besatzung des Flugzeuges von Winckler der Feldflieger-Abteilung 14 das Steuer am 29. August nach Süden lenkte und von Mlawa her lange russische Kolonnen nach Nordosten marschieren sah. Nur schleunigst kehrt! Nur heimwärts, die wichtige Meldung rechtzeitig zurückbringen. Da aber stndet man kopfschüttelnde, un gläubige Gesichter: „Saht ihr auch nicht Gespenster? Irrtet ihr euch nicht in der Marschrichtung?" Eins wird jedenfalls erreicht: es wird verstärkte Luftaufklärung nach Süden angeordnet. Ein Abendstug des Leutnants Körner bringt die Bestäti gung: die vordersten Truppen sind nur noch 15 Icm von der deutschen Grenze entfernt! General von Francois, der Kom mandierende General des I. Armeekorps, der in Neidenburg befehligt, ist der Letzte, der die Nerven verliert. Er trifft allen nur denkbaren Schutz für die Nacht und freut stch im übrigen über alle die guten Meldungen, die von seinen Di-