46 Da vergißt auch der älteste Wehrmann alle Müdigkeit, greift zur Krankentrage und hilft die Verwundeten bergen. Als Wegweiser leuchtet die rote Laterne des Verbandplatzes durch die klare, kalte Augustnacht. Dort suchen Ärzte und Sanitätsmannschaften in aufopferungsvoller Arbeit Freund und Feind Rettung zu bringen. Ein paar letzte Schüsse Hallen in der Ferne. Versprengte vielleicht, vielleicht Pa trouillen? Dann wird es still. Die Landwehr schläft einen bleiernen, wohlverdienten Schlaf. Moralische Wirkung des Sieges von Lautern Heute wissen wir, daß der Sieg von Lautern über einen verhältnismäßig schwachen Gegner, über nicht mehr als die 4. russische Infanterie-Division erfochten ist. Dennoch ging seine moralische Wirkung weit über diesen Rahmen hinaus. Der Russe war durch die Kühnheit des Angreifers, der rücksichtslos in die schmale Lücke zwischen der Narew- und Njemen-Armee hineinstieß, fo verblüfft, daß er beschleunigt das gesamte VI. Armeekorps, das diese Lücke ausfüllen sollte, in Sicherheit brachte. Den Deutschen aber wurde das Vertrauen in ihre Kraft, in ihre Führer neu geschenkt. Das Mißgeschick von Gumbinnen war vergessen, jeder Zweifel am Enderfolg erstickt. Hindenburg und seinen Be ratern aber gab der Sieg den Anstoß zu einem neuen, kühnen Entschluß. Obwohl die Nachrichten von der Wieder aufnahme des Vormarsches der Njemen-Armee sich ver dichteten, drehten sie die Masse der Ostgruppe nach Westen in den Rücken der bei Allenstein sich zusammenballenden Narew-Armee ab. Fliegende Abteilungen des XVII. Korps (Kavallerie, Artillerie und Infanterie auf Wagen) sollten nach Südosten auf Passenheim und Ortelsburg zu weit ausholender Umfassung der gesamten Narew-Armee vor