3» 35 dicker Pulverqualm, aus dem grell die Flammen zer springender Geschosse zucken. Enttäuschung malt sch auf allen Gesichtern. Kein Zweifel: die Siegesmeldung war verfrüht. Usdau ist noch in russischem Besitz. Die Artil lerievorbereitung ist noch in vollem Gang. Bange Stunden vergehen. Dann aber, gegen 10 Uhr vormittags, entfaltet sich ein Bild, wie es farbenprächtiger, gewaltiger die alten Schlachtenmaler nicht hervorzuzaubern vermochten. Unter dem Schutz des artilleristischen Feuerschleiers arbeiten sich die Regimenter zug- und gruppenweise an den Gegner heran. Die Seitengewehre blitzen in der Sonne, die ent rollten Fahnen flattern im Wind. Das Flammenmeer von Usdau bildet einen schauerlich schönen Hintergrund. Ein paar Augenblicke noch und das deutsche Artilleriefeuer wan dert ostwärts, die erste Welle der Stürmenden bricht in Us dau ein. Es bleibt ihr nicht mehr viel zu tun. Die Russen haben unter dem überwältigenden Feuer der deutschen Ar tillerie rechtzeitig das Weite gesucht. Unter den Flüchtenden räumen die verfolgenden Schrapnells verheerend auf. Hau fenweise liegen Tote und Schwerverwundeke an den Berg hängen. Leuchtende Sonne! Jubelnder Sieg. Welches deutsche Jungenherz schlägt da Wohl nicht mit rascheren Pulsen. Wer von euch wünschte sich nicht, diesen Tag mit erlebt zu haben?! Aber merkt euch: sie sind nur die Feiertage des Krieges. Der Alltag mit seinem Abwarten und Ausharren, seinem Leiden und Sterben sieht ernster und grauer aus. Folgt mir zu dem südlichen Flügel der Westgruppe, der 2. Infanterie-Division und der Landwehr-Brigade Mühl mann. Auch sie sind frohen Mutes angetreten. Auch sie hoffen auf raschen Erfolg. Aber schon beim Anmarsch ent stehen Reibungen. Dicker Nebel deckt die Talgründe, die Truppe verliert die Richtung, kreuzt die Nachbar-Kolonne.