6 Ohne es zu ahnen, haben die tapferen Quartaner die uralten Regeln des Kampfes befolgt: den Feind durch ge schickte Umklammerung zu lähmen, zu zersplittern, um ihn dann endgültig zu vernichten. Denn dies ist Zweck und Sinn jedes Kampfes, jedes Krieges und jeder Schlacht: den Feind endgültig aufs Haupt zu schlagen. Ein Führer, der nicht aufs Ganze geht, mit dem Sieg nicht die vollkommene Niederwerfung des Gegners verbindet, betrügt sich selbst, seine Soldaten und sein Vaterland um den nachhaltigen Erfolg. Bald genug wird er aufs neue gezwungen sein, sich gegen den erholten Widersacher, der die Schlappe wett machen will, zu wehren. Freilich, so einfach ist das nicht, einen kampfesstarken und kampfesstolzen Feind vernichtend zu schlagen. Von vorn allein geht es nicht. Die abstoßende Kraft der modernen Kriegswaffen macht den größten Heldenmut zuschanden. Mit Tapferkeit muß List sich paaren. Frontangriff und Umklammerung von den Seiten, wenn möglich verbunden mit Rückenangriff, wie die schlauen Quartaner, — so gehk's, so wird es ein vollendeter Sieg. Große Feldherren haben dies von jeher gewußt und ihrem Kriegsplan zugrunde gelegt. In der Mehrzahl der Fälle machte ihnen aber ein aufmerksamer Gegner, der den Kopf rechtzeitig aus der Schlinge zog, einen Strich durch die Rechnung. Nur zwei Kampfstätten ragten bis zum Welt kriege ans dem Dunkel der Geschichte hervor, auf denen durch Umklammerung des Gegners eine Vernichtungsschlacht geschlagen wurde: Cannä, wo der Karthager Hannibal den Römer Terentius Varro, und Sedan, wo Moltke den drit ten Napoleon überwand. Ihnen zur Seite ist im Welt kriege Tannenberg getreten, viel gewaltiger, viel eindrucks voller noch, als jene Siege im grauen Altertum und in den Tagen unserer Väter und Großväter. Denn eine Minder-