Bis hieher haben wir es nur mit Mut maßungen zu tun. Als erste Tatsache dürfte indes gelten, daß zwischen 1110 und 1299 zwei Großpfarreien Grammastetten und Neumarkt auftreten, von denen Gramma stetten die ältere ist (Huber IV. 243), woraus sich als weitere Tatsache ergibt, daß die Kirche aä 8an4um llaeobuin in Neumarkt die Mutterkirche ist, von der aus das Christentum auf Freistädterboden ver breitet und organisiert wurde, weshalb auch in den folgenden Zeiten Freistadt, wie Hirschbach und Schenkenfelden, als „Tochter kirche" (Filiale) von Neumarkt auferscheint. Dieses Filialverhältnis war bei den Frei- aus in den Nordwald vordringend) allem Anschein nach eine heidnische SiedeluNg. Hier lehrten und tauften sie und zwar nach damaligem Gebrauche durch Immersion — Untertauchen, wozu eine geeignete Tauf stelle nötig war. Huber meint nun, daß diese Taufstelle am Platze der heutigen Johanniskirche gewesen sei. Für diese Ver mutung spricht einmal das Patrozinium der Kirche: „IvauuW LaMsta", indem unter diesem Titel geweihte Kirchen fast regelmäßig ursprünglich Taufkapellen waren. Sodann befinden sich auf beiden Seiten der Kirche noch heute Spuren von Teichen, die zu den Jmmerstonstaufen dienen konnten. Altes Gemälde von Freistadt aus ^650. städtern durch Jahrhunderte in lebendiger Erinnerung und wurde noch im Jahre 1572 von Kaiser Maximilian II. gelegentlich einer Beschwerde der Freistädter gegen den Passauer Bischof bezeugt mit den Worten: „So berichtt auch mehrermeldetes Bischoffs andacht, das die Kürchen von alters nit die ordentliche Pfurkürchen. sondern nur ain Filial, und Neumarkht die alt und Recht Pfar Kürchen sey..." (Jäkel I; 6.) II. 8t. .Iokuiiri68 Uupti8tkr die Iohanneskirche, das erste (?) christ liche Heiligtum in Freistadt (entstanden um ^50)., Wo die heutige St. Johanneskirche steht, oder doch in unmittelbarer Nähe, trafen die christlichen Glaubensboten (von Neumarkt Auch der Umstand, daß der Freistädter Bürger Hans Taschner die zur Zeit be stehende Kirche im Jahre 1385 soweit außerhalb der Stadt erbaute, läßt erkennen, daß diese Städte den Freistädtern jener Zeit als besonders bedeutungsvoll galt. Uebrigens war dieser Bau erwiesener weise nur die Erneuerung einer schon früher bestandenen Johanniskapelle, an welcher bereits ein Kaplan gestiftet und womit ein Friedhof, ein Siechen- und ein „Nunhaus"(?) (— Nonnenhaus, wahrscheinlich eine Nieder lassung der Benediktinerinnen zu Niedern burg in Passau) verbunden waren; lauter Umstände, die diesem Orte eine mehr als gewöhnlicke Bedeutung geben und die Ver mutung bekräftigen, daß die St. Johannes kirche das erste christliche Heiligtum auf Freistädterboden ist, und daß daselbst die ersten Christen dieser Gegend getauft worden