Ost wird es nötig sein, mit Hilfe der Phantasie ein Bild lebendig zu machen. Wir müssen es dahin bringen, daß die Kinder die Wolle des Schafes fühlen, daß sie den Kuckuck rufen, die Gans schnattern hören, daß sie die Blüten nicht bloß sehen, sondern auch riechen können usw. Zu diesem Zwecke werden wir sie an das Gefühl erinnern, daß sie beim Angreifen einer Wolldecke oder eines Pelzes haben, werden ihnen Vogel- stimmen vorführen und sie an den Geruch bekannter Pflanzen gemahnen. Mimik und Geste des Lehrers werden zur Veranschaulichung beitragen. Durch die Sprache werden wir das ängstliche Flattern der Vögel beim Beschleichen der Katze, daß süße Trillern der Lerche usw. malen. Als weiteres Hilfsmittel tritt noch die Kreide hinzu. Die Skizzen müssen rasch und einfach und womöglich mit farbiger Kreide entworfen werden, damit sie nicht viel Zeit beanspruchen und die Schüler zur Nach ahmung anspornen. Sehr zweckmäßig wäre es dabei, wenn große Lino leum-Wandtafeln — wie ich solche in Leipzig gesehen — zur Verfügung ständen, damit recht viele Schüler zugleich an der Tafel arbeiten könnten. Hierauf folgt das Arbeiten mit Buntstiften in den Schülerheften. Solche Buntstifte könnten sowohl von der Schule beschafft wie auch von den Kindern als Geschenk erbeten werden. Zumeist begegnet ihr Ankauf gar keinen Schwierigkeiten. Eine weitere Förderung erfährt der Anschauungs unterricht durch das Modellieren. Der Billigkeit wegen kann hiezu Töpferton genommen werden; er muß aber erst zubereitet werden und die Schüler beschmutzen sich leicht mit ihm. Vorzuziehen sind allerdings wegen ihrer Farbigkeit sowohl das Plastilin als auch das Plastizin, die auch keiner Herrichtung bedürfen. Ein kleines Stück Linoleum-Unter lage genügt. Freilich sind Plastilin und Plastizin bedeutend kostspieliger, besonders wenn die modellierten Gegenstände aufbewahrt werden, das Material also nicht wieder gebraucht werden kann. Nicht zu verschmähen wären auch die Aus sch neide arbeiten, die freilich nicht die Vorteile des Modellierens bieten und den Gegen stand nicht in seiner dreidimensionalen Ausdehnung bringen, wohl aber einen guten Einblick in die Grundformen gewähren. Um die Schüler mit wirklichen Anschauungen auszurüsten, sind einige Beobachtungsgänge unbedingt nötig. Ein Ausflug in jeder Jahres zeit und dann noch einige zu ganz bestimmten Zwecken dürften genügen. (In München sind 10—12 solcher Ausflüge für jede Klaffe vorgeschrieben). Sicherlich sind diese Schulausflüge für den Lehrer keine Erholungsstunden, sondern erfordern große Aufmerksamkeit und bereiten bedeutende Anstren gung. Aber auf diesen Ausflügen lernen die Schüler s eh en, sie können über das Geschaute sprechen; sie werden geistig freier und lernen endlich auch die Natur lieben, da sie ihre Schönheiten wahrgenommen. In neuester Zeit fängt man auch an, unsere Schulen mit Terra rien und Aquarien auszurüsten und es wäre ein großer Gewinn, wenn dies allgemein durchgeführt werden könnte. Einstweilen begnügen wir uns damit, einen gefangenen Laubfrosch, einen Igel, ein Spählein und dgl. einige Zeit in der Schule zu füttern und zu beobachten.