Leo-Verein für Wiener Hochschüler. I. Vereinsjahr 1905—1906. 1. Chronik. Infolge unverzeihlicher oder verzeihlicher Schuld — das lassen wir dahingestellt sein — wurde von unserem Obmann im vorigen Jahre, wie es scheint, kein Jahresbericht herausgegeben, was uns allen sehr unangenehm war. Deshalb sei hier in Kürze die Chronik unseres Vereines vom letzten Jahre nachgetragen. • Ein erfreuliches Jahr konnten wir dasselbe nicht nemien, war es uns doch, als ob der Verein immer mehr seinem Ruin zusteuere; es war ein sehr lässiges Vereinsleben; der Grund hievon lag hauptsächlich darin, daß die Versammlungen schon das Jahr vorher von wöchentlichen auf solche im Zwischenräume von 14 Tagen reduziert wurden, daher wurden sich die -Mit glieder immer mehr entfremdet und schließlich erschienen sie infolgedessen selten und unregelmäßig; dann ist es auch sehr schwer,, hier in Wien einen derartigen Verein im Blüte zu er halten, denn was sich in Wien unter den Hochschülern katholisch bekennt, geht gewöhnlich in eine der hier bestehenden katholi schen Studentenverbindungen; für Knejfpereien sind ja die Leute immer eher zu haben als für wissenschaftliche Vereine. Sei dem, wie immer, gehalten hat sich der Verein doch. Vorträge wurden in diesem Jahr infolge dei seltenen Ver- samm/lungen auch nur wenige gehalten. Am 13.. Dezember hielten wir unseren Weihnachtsabend ab, der sehr gemütlich und in heiterster Stimmung verlief; wir hatten die Freude, an diesem Abend den hochwürdigen P. L eifert S. J. als Gast begrüßen zu können. Als der schön geschmückte Christ baum im vollen Lichtglanz erstrahlte und phil. Moritz Eibl das Weihnachtslied am Klavier intonierte, war unter den Anwesenden wieder so eine rechte Weihnachtsstimmung hervorgerufen. Als dann ,,die vier Elemente, innig gesellt“ an die Reihe kamen, wurden die Gemüter immer lebhafter, und nachdem der Obimann eine kurze Rede gehalten, wurden von mehreren noch den Verein