187 Für was ich die Große Silberne erhielt: Unser Regiment war anfangs August 1916 als Reserve dem Deutschen Gruppenkom mando Generalleutnant von Kraewel zugeteilt und das 3. Baon in Palahicze, nächst Tlu- macz, einquartiert. Wir hatten gut geschlafen, nur die warme Sonne und der schwarze Kaffee lockten uns ins Freie; es war der 7. August. Richt lange währte dieser Zauber, denn ein verdächtiges Poltern, genannt Trommel feuer, wurde von der Kampflinie hörbar. Kurz darauf, es war 8 Uhr früh, ertönte der Ruf: „Alarm" durchs Lager. Aufgepackt, umgehängt und Direktion Tlumacz wurde marschiert. Vorne wurde dazu fest getrommelt, nämlich von den Russen. Nächst Tlumacz, hinter einer langen Mauer, mußten wir uns decken und weitere Befehle abwarten. Zirka 2 Uhr nachmittags bezogen wir auf den Hügeln der Ortschaft L o k u t k i eine Aufnahmsstellung; ich mit meinem 3. Zug der 9. Komp, am rechten Flügel des Baons. Wir hatten nicht mehr lange Zeit uns für die Verteidigung besser einzurichten, da aus dem Walde vor uns schon einige Gestalten auftauchten, anfangs schwer zu unterscheiden ob's Deutsche oder Russen sind. Als sie näher kamen und immer mehr wurden, da gabs keinen Zweifel mehr, das sind Russen: „Schießen!" Lebhaft wird gefeuert, meine Augen suchen Ver bindung nach rechts, dabei bemerkte ich in der Niederung hinter Bäumen und Büschen Be wegung, auch Russen, die schon hinter unserem Flügel gelangt waren. Ich meldete das mei nem Komp.-Kommandanten Ltn. Kininger, worauf dieser befiehlt: „Zurück hinters Dorf!" Wir kommen nicht weit, die Russen stürmen nach, wir machen kehrt euch und schießen. Ein Russe läuft uns in die Arme und ergibt sich, die anderen reißen aus. Run wieder ein Stück zurück, entlang der Straße, vor dem Bach kehrt euch und abwarten. Weiter links von uns am Hügel ist schon ein Handgemenge im Gange. Hinter uns fliegt die kleine Holzbrücke in die Luft. Rechts von uns Maschinengewehrfeuer, ob von uns oder den Russen? Ich rufe dem Feldwebel Haberhauer zu, er soll nach rechts schauen, was das für Maschinengewehre sind. Bald kam er zurück und schrie: „Franzi, das find Russen!" Also auf, zurück durch den Bach, denn die Brücke war gesprengt, über Zäune und Hecken hinters Dorf, dort hinter Kornmandl verteilt wieder auf die Moskali gewartet. Sie drängten nur langsam nach, schossen aber desto fleißiger. Zugsführer Johann Hofer von meinem Zug bekam einen Knieschuß und händerin gend flehte er mich an, ihn mitzunehmen. Einige Sanitätler nahmen ihn ein Stück Weges mit, mußten ihn leider dann zurücklassen, um sich selbst zu retten. Wir hatten schon die Hälfte unserer Leute verloren. Auch wir mußten nach kurzem Feuer weiter zurück und wurden von den Deutschen, die unterdessen eine Aufnahmsstellung bezogen hatten, mit Feuer empfangen, da sie uns für Russen hielten. Schreien, pfeifen und Tücherschwenken brachte sie zum Feuer einstellen. In der Linie der Deutschen machten wir wieder halt und verlängerten den linken Flügel des Deutschen IR. Nr. 189. Nicht lange dauerte es und feindliches MG.-Feuer im Rücken zwang uns, einzeln hin ter den Wald zurück zu gehen. Dort sammelte ich Teile des 3. Baons, über die dann Obltn. Einberger, obwohl verwundet, das Kommando übernahm und wir mit den Deutschen eine Linie bildeten. Dabei fanden wir wieder Anschluß ans Regiment und die Komp. Hier gruben wir uns ein, die Russen drängten langsam nach und nur einzelne Schüsse wurden gewechselt, denen der Kommandant des reichsdeutschen Nachbarzuges zum Opfer fiel. Bald darauf wurden ziemlich weit rechts Kosaken sichtbar und unsere rechten Nachbarn gingen zurück. Ich meldete das meinem Komp.-Kommandanten stehend und bekam dabei einen Ober schenkelschuß (Tausendguldenschuß). Zwei Sanitätler wollten mich verbinden, nur der Befehl „Alles zurück!" hinderte sie daran, denn auch ich wollte mit zurück und treulich begleiteten