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Roveneto 1916
YENEDIft
2. Heft
Herausgegeben vom
^clnrercldslhclftsbund ehern. ^Zroeierschützen
^INZ a/Donau, Bandstraße 10L»
Poftsparkassenkonto 82.804
Inhalt des 2. Keftes.
Seile
Die Einjährigfreiwilligen des Jahrganges 1913/14.............................65
In den Karpaten ............................................................ 66
Karpatenoffensive, Winter 1915...............................................70
Maioffensive 1915........................................................... 80
Gegen Italien 1915...........................................................85
Im Krngebiet am oberen Jnsonzo (Hochlinz)....................................86
Held Alois Bauchinger..................................................... . 89
Antiker Heldenmut............................................................91
Leutnant Ernst Ruffani und Vormeister Stephan Telecki........................97
Detailbeschreibung der Stellungen............................................98
Hochalpinist Zdarsky beim Regiment..........................................119
Offensive aus Südtirol gegen Italien 1916...................................121
Das Regiment begrüßt den Thronfolger........................................124
Poet und Held Alfred Grohmann ..............................................130
Wieder gegen Rußland 1916...................................................132
52 Bilder im Text.
10 Skizzen, von diesen 2 im Text und 8 beiliegend.
4
Preis des 2. Äeftes 8 5—.
Druck und Verlag Jos. Feichtingers Erben, Linz. 31 3799
mm
Die Einjährigfreiwilligen des Jahrganges 1913/14 mit ihrem Instruktionsoffizier
und den Instruktionschargen.
1 Roman Scheibelbrandtner, 2 . . . . Kapelka, 3 Joses Mößlacher, 4 Johann Kantor, 6......, 6 Josef Graf 1-,
7 . Pürgy, 8...............,9 Hermann Wagner +, 10 Franz Priesner f, 11 Franz Indra, 12 Franz Berger,
13 Franz Frühwirt, 14 Heinrich Mayer, 15 Friedrich Groiß f, 16 Herbert Hoffmann, 17 Hans Brunner, 18 Josef Becker,
19........... 20 Josef Polt, 21 Heinz Straßer, 22 Gefreiter Leibetseder, 23 Matthias Reiter ch, 24 Zugsführer Zinkl,
25 Ferdinand Perzl ch, 26 Korporal Lilak, 27 Korporal Huber, 28 Rudolf Auberger, 29 Korporal Mühlberger, 30 Kor-
poral Oddorizzi, 31 Franz Hüttenmayer, 32 Miloslav Riederle, 33 Rudolf Oberleitner, 34Melech Fall ch, 35 Otmar Hödl, 36Alois
Sobotka, 37 Georg Nowotny, 38 ... . Ianitzki, 39 Franz Pollak, 40 Oberleutnant Wenzel Banek, 41.........,
42 ... . Walcher, 43 ................ 44 . . . . Berghammer f, 45 Johann Moser, 46 Karl Einberger f, 47 Theodor
Gsöllhofer, 48 Josef Beer, 49 ... . Kosak, 50 Karl Fornather, 51 ... . ....... 52 Hans Hagl.
Auf dem Bilde fehlen:
Georg Mairinger, Franz Hofstetter, Anton Bürchenfellner, Alfred Hüttl, Max Aigner, Friepes, Heinrich Etz und Dworak.
Skizze 6
beiliegend.
H 67
In den Karpaten 1914/15.
Die russische Dampfwalze war im Norden
zurückgedämmt worden. Nun versuchte Großfürst
Nikolai-Nikolajewitsch über die Karpaten vorzu-
stoßen. Es schien, als ob er zunächst gegen Buda-
pest durchdringen wollte, denn tatsächlich waren
die Russen in Überschreitung des Karpatenkammes
schon den Südausgängen der Täler nahe gekom-
men. Hatte ja Conrad gewagt, mehr Kräfte als
hier entbehrlich waren, zwei Drittel der gegen Ruß-
land aufgebotenen k. u. k. Wehrmacht zum unmittel-
baren Schutze Preußisch-Schlesiens, zum Erfolge
am linken Ufer der Weichsel zu verwenden.
Der Chef des deutschen Generalstabes von
Falkenhayn hat das in seinem Tagebuch aus jenen
Tagen folgend gekennzeichnet:
,.Das österreichisch-ungarische Heer hat schwer
gelitten, dessen ungeachtet tut die dortige Heeres-
leitung alles, um die Operationen im bundesfreund-
lichen Sinne zu leiten. Sie hat drei Armeen auf das
linke Weichselufer gezogen und in Galizien nur
schwache Kräfte gelassen, das kommt einer Auf-
opferung gleich."
Aber bald zeigte der geniale Plan Conrads
mit deni Flankenstoße Roths in der erfolgreichen
Schlacht von Limanowa-Lapanöw, vom 28. No-
vember bis 12. Dezember, und eine abermalige
Umgruppierung unserer Kräfte, daß auch das neue
Beginnen der Russen fehlschlagen sollte.
So war unter anderen das XVIII. Korps, Fmlt. von Tschurtschenthaler, in der zweiten Dezember-
woche 1914 per Bahn nach Krakau und als es, als Reserve der 4. Armee bis Bochnia folgend, dort ent-
behrlich wurde, weiter in die Karpaten verschoben worden
Das Regiment war am 13. Dezember 1914 nach Ablösung bei Pilica durch das Infanterieregiment
Nr. 13, nach Ogrodzienec und tags darauf nach ^abkowice zur Einwaggonierung gelangt. Es kam am 15.
nach Podgörze bei Krakau, wo es auswaggoniert wurde, war am 16. in Wieliczka und am 17. Dezember
in Bochnia, von wo seine Jnstradierung in die Karpaten und noch an diesem Tage der Rückmarsch in
die Eisenbahnstation PodleLe erfolgte.
Am 18. Dezember begann die Eisenbahnfahrt über Oderberg und wieder wußte keiner im Regiment
wohin die am 19. über Lundenburg, Marchegg, am 20. nach Budapest eingeschlagene Richtung das Regi-
ment zu bringen bestimmt war. Erst als der Zug von Debreczin nordwärts rollte, gab es keinen Zweifel
mehr. Am 21. Dezember in Czontos südwestlich des Uszoker-Passes eingetroffen, war das Regiment als
Teil der 122. Jnfanteriebrigade und des XVIII. Korps wieder der 3. Armee, General der Infanterie
Dem Andenken der Karpatenkämpfer 1914/15
(nach einer Heliogravüre von Schram).
von Boroevio, und innerhalb dieser der Gruppe Puhallo (XVIII., V. und XIX. Korps) unterstellt und zur
Karpatenschlacht, der größten jemals in winterlicher Gebirgswildnis geschlagenen Schlacht, bereit.
Hier traten auf Seite der Mittelmächte 34 Infanteriedivisionen dem Millionenheere Rußlands ent-
gegen und hielten wütenden Anstürmen stand.
Hatte das Regiment schon in Russisch-Polen unter den Unbilden der Witterung empfindlich gelitten,
so steigerten sich jetzt die Leiden, vermehrt durch die Läuseplage bis zur Unerträglichleit und die gehemmte
Bewegungsfreiheit in dem durch Regen aufgeweichten Boden und später im tiefen Schnee, wirkte auf die
Truppe und den Nachschub lähmend.
Wenn die Phantasie schauerliche Bilder malt, geht sie nicht fehl. Aber das Düstere überstrahlt die
Pflichttreue, die, trotz ungeheueren Hemmungen aller Art und schwerem Erdulden, die Zweier zur Tapfer-
keit, zu grenzenlosem Opfermut und zur Ausdauer anspornte, bis schließlich der Erfolg errungen war.
Den übermächtigen, aus dem schier unerschöpflichen Menschenreservoir Rußlands sich heranschiebenden
immer neuen Heeresmassen, mußten unsere Kräfte mitunter elastisch wie ein Gummiband nachgeben, bis
geeignete Gelegenheit den Druck wieder abzustoßen gestattete. Auf die Art gelang es den im Gebirge doch
nicht so vertrauten russischen Koloß, der sich schon in Wien und Budapest sah, abzuwehren bis — leider
erst nach dem Falle des heldenmütig verteidigten Przemhsl — mit Hilfe deutscher Verstärkungen der
Kraftstoß geführt werden konnte, der die Russen weit zurückwarf.
Schon Ende Dezember hatten die österreichisch-ungarischen Truppen unter den Armeeführern Pflanzer-
Baltin und Boroevio, nachdem es ihnen anfangs Dezember gelungen war die Russen zum Stehen zu
bringen und zur Gegenoffensive überzugehen, die verlorenen Gebirgspässe zurückgewonnen.
Als das Regiment in Czontos eintraf, kam daher seine Verwendung gegen den llszoker-Paß nicht
mehr in Betracht. Es wurde nach Baligrod gewiesen und marschierte am 23. Dezember über Soslak
nach Kisberezna, am 24. nach Zemplenoroszi, am 25., am Christtag, durch das Czirokatal nach Jablonki
und am 26. nach Baligrod, wo es dem 101. Landsturmbrigade-Kommando unterstellt wurde. Das
2. Bataillon mußte hier östlich abbiegen und zur Sicherung der rechten Flanke noch weiter bis Bereznica-
Wtsina marschieren.
Am 27. Dezember erstürmte das 1. Bataillon unter Hauptmann Oskar Damaschka die Höhe Tabor,
Kote 742, nordwestlich Baligrod, wo Reservefähnrich Robert Donath aus Linz, dessen Tapferkeit schon bei
der Feuertaufe bei 2urawniki hervorstach und mit der silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse belohnt
wurde, den Heldentod fand und der tüchtige und tapfere Stabsfeldwebel Karl Schweizer aus Freistadt
in O.-Ö. verwundet wurde.
Am 29. konnte das 2. Bataillon, das angriffsbereit rechts und links seines Abschnittes Kämpfe beob-
achtete, ohne selbst in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, nach Habkowce zurückgenommen werden,
während das 1. und 3. Bataillon nach Jablonki kam und eine Stellung Front nach Nord bezog. Die
6. Kompagnie, Oberleutnant Jaroslaus Perner, hatte bei Krywe, südöstlich Cisna, das Tal zu sperren.
Das 4. Marschbataillon, Hauptmann Karl von Nagel, war mit 10 Offizieren und 727 Mann und
der 2. Ersatz-Maschinengewehrabteilung, 1 Offizier und 27 Mann eingetroffen.
Die Zahl der seit Kriegsbeginn an der Front Verbliebenen wurde immer kleiner, wie die mit Ende
1914, ohne Einrechnung der krank Abgegangenen, auf 3130 angewachsene Summe der Gesamtverluste des
Regiments in die Augen springend dartut.
Am 1. Jänner 1915 fand eine Verschiebung des Regiments in westlicher Richtung zur Unterstützung
eines am ^ebraksattel vom Feinde bedrängten Landsturmbataillons über Cisna, Maniow nach Wola
Michowa statt. Dort trat das Regiment unter die Befehle des Generalmajors Josef Kroupa, Komman-
danten der 59. Landsturmbrigade, der der Zweier letzter Regimentskommandant im Frieden war.
Am 2. Jänner wurde der Angriffsmarsch in zwei Kolonnen gegen den /ebraksattel angesetzt. Die
linke Kolonne führte Hauptmann Wilhelm Khistler, die rechte Major Ludwig Nigger. Im knietiefen
Schnee bei schwieriger Orientierung ging es nur langsam vorwärts, doch wurde das Marschziel erreicht,
aber ohne mit dem Feinde zusammenzutreffen. Es war ein Luftstoß, denn die Russen waren abgezogen.
Skizze 7
beiliegend
Skizze 7
und 8
beiliegend.
9
67
Das Regiment konnte schon am 3. Jänner wieder in Wola-Michowa und Maniöw gesammelt werden
und tags darauf östlich in die Retablierungsstation Cisna zur Stammbrigade abmarschieren, wo ihm vom
4. bis 10. Jänner Erholung gegönnt war. Nur die Kompagnien Hauptmann Artur Kawinek und Ober-
leutnant Ludwig Lehner standen im Aufklärungsdienstc als Nachrichtendetachements.
Galizische Frau mit ihrem Kinde im Kriegsgebiet.
Am 7. Jänner rückte die Kompagnie Perner, am 9. die Kompagnie Kawinek, letzere nach 3 Gefechten,
die 10 Tote und den Leutnant Karl Kutin verwundet und kriegsgefangen, ferner 14 Mann verwundet,
44 Mann vermißt und 4 Mann gefangen zum Opfer gefordert hatten, zum Regimente nach Cisna ein.
DolLyca im Jänner 1915.
68
Der schon früher zurückgekehrten Kompagnie Lehner war es gelungen, die Erkundung ohne eigene Verluste
mit Aufhebung einer feindlichen Feldwache, die kriegsgefangen mitgebracht wurde, durchzuführen.
Am 11. Jänner wurde das Regiment näher an den Feind vorgezogen.
Das Regimentskommando kam nach DolLyca, ebenso ein Teil des 1. und das ganze 3. Bataillon.
Der andere Teil des 1. Bataillons kam nach Buk, das 2. Bataillon nach Krywe.
Am 15. Jänner wehrte die 3. Kompagnie bei Buk einen feindlichen Angriff ab.
Schon am 18. war der Rest des 1. Bataillons und das 2. Bataillon nach Buk vorgezogen worden.
Nach der am 20. vollzogenen Umgruppierung des XVIII. Korps, die nachfolgende Skizze zeigt, war
das Regiment der 101. ungarischen Landsturmbrigade, Oberst Franz Biffl, unterstellt.
Gruppierung des XVIII. Korps am 20. Jänner 1915
(ohne den Details der Sicherung).
Eine Marschkompagnie, die unter Hauptmann Alois Barls am 12. zum Regiment kam und der ain
22. Jänner eingetroffene Rest des 5. Marschbataillons, Hauptmann Karl Cisar, zusammen 11 Offiziere und
727 Mann waren eine notwendige Auffüllung für den Angriff, der auf die Hilferufe der in der Festung Przemysl
Eingeschlossenen am 23. Jänner unter den schwierigsten Verhältnissen bei strengstem Winterwetter begann.
Das Regiment hatte nun einen Verpflegsstand von 3004 Personen und 270 Pferden und einen
Gefechtsstand von 2559 Feuergewehren und 6 Maschinengewehren, wieder 3 Bataillone mit je 4 Kom-
pagnien und je 1 Maschinengewehrabteilung. Die Transportmittel des Regimentes waren 75 zweispännige
Fuhrwerke, 22 Landesfuhren und 78 Handschlitten.
Einteilungsliste der Offiziere, Fähnriche, Kadetten und Unteroffiziere auf Offiziers-
posten am 23. Jänner 1915, soweit festgestellt werden konnte.
Regimentsstab:
Regimentskommandant: Oberstltn. Josef Maretich v.Klokoe,
Regimentsadjutant: Hauptmann Jaroslaus Doeekal,
Hauptmann für besondere Verwendung:
Telephonoffizier: Oberleutnant Udalrich Leheoka,
Proviantoffizier: Oberleutnant Robert Beron,
Proviantoffizierstellvertreter: Fähnrich Friedrich Ratzka,
Pionieroffizier:
Geistlicher: Feldkurat Gottlieb Etilmayr,
Chefarzt: Regimentsarzt Dr. Ladislaus Tichy,
Rechlmngsführer: Oberleutnant Franz Kober,
Akzeffist Karl Scherbaum,
Tierarzt: Fähnrich Josef Kirchweger.
Skizze 8
beiliegend.
69
Skizze 8 a
im Text.
1. Feldbataillon.
Stab:
Kommandaut: Hauptmann Oskar Da-
maschka,
Adjutant: Leutnant Rudolf Weeera,
Maschinengewehrabteilung: Stabs-
feldwebel Josef Fasching,
Arzt: Regimentsarzt Dr. Richard
Jenny.
1. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Ludwig
Lehner,
Leutnant Herbert Räder,
Fähnrich: Viktor Lubensky,
Kadett Ernst Höller.
2. Feldbataillon.
Stab:
Kommandaut: Major Ludwig Rigger,
Adjutant: Leutnant Theodor Ezepan,
Maschinengewehrabteilung: Oberleut-
nant Michael Wirth,
Arzt: Regimentsarzt Dr. Rudolf Bu-
kowski.
5. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Wenzel
Engler,
Fähnrich Karl Schwaighofer,
Fähnrich Wilhelm Brachmann.
3. Feldbataillon.
Stab:
Kommandant: Hauptmann Wilhelm
Khistler,
Adjutant: Leutnant Karl Pichl,
Maschinengewehrabteilung: Feldwebel
. . . Heimböck,
Arzt: Assistenzarztstellvertreter Doktor
Alfred Weiner.
9. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Karl
Sonvico,
Leutnant Karl Ruhland,
Fähnrich Karl Eurich,
Kadett Karl Schnopfhagen.
2. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Artur
Kawinek,
Leutnant Richard Reißer,
Fähnrich August Walch.
3. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Gottlieb
Balar,
Leutnant Helmut Heydenreich,
Leutnant Alexander Baisi,
Fähnrich: Heinrich Schmerhofsky.
4. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Alois
Barls,
Fähnrich Dr. Ludwig Langoth,
Fähnrich Matthias Reiter.
6. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Jaros-
laus Perner,
Fähnrich Stanislaus Radzikowski,
Fähnrich Friedrich Lützl,
Kadett Hans Hagl.
7. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Karl Eisar.
8. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Friedrich
v. Scarpatetti,
Leutnant Christoph Pötzl,
Fähnrich Otto Fellhofer,
Fähnrich Karl Kleinzell,
Fähnrich Viktor Svoboda.
Karpatenoffensive, Winter 1915
10. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Johann
Korger,
Leutnant Johann Vrabec.
11. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Franz
Fischer,
Leutnant Leopold Pfob,
Leutnant Gustav Luther,
Kadett Gustav Vendrich.
12. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Egon
Kulterer,
Leutnant Karl Hentschel,
Fähnrich Melech Fall.
Am 22. Jänner richtete General der Infanterie von Boroeviö folgenden Appell an die Führer und
Truppen mit
Armeekommandobefehl Nr. 58.
Die morgen beginnende Operation soll dem Kriege eine entscheidende Wendung geben.
Mir sind die Schwierigkeiten, welche Führer und Truppen zu bewältigen haben werden, voll-
kommen bekannt. Aber ebenso bekannt ist mir, daß die mein vollstes Vertrauen besitzenden Führer
aller Grade sowie die Truppen, welche bisher Außerordentliches leisteten, die Hindernisse aller Art,
die sich ihnen entgegenstellen werden, überwinden und die 3. Armee mit neuen Lorbeeren schmücken
werden.
Zum ersten Male kämpft die 3. Armee Schulter an Schulter mit unseren deutschen Kameraden!
Sie wird letztere in Erstaunen setzen durch Unwiderstehlichkeit im Angriffe, durch Unüberwindlichkeit
in der Verteidigung, durch mannhaftes Ertragen von Strapazen aller Art. Darauf rechne ich!
Am 23. Jänner begann die Angriffsbewegung der 3. Armee in nördlicher Richtung. Dem XVIII. Korps,
Feldmarschalleutnant Edler von Tschurtschenthaler, als Teil der Gruppe Feldzeugmeister von Puhallo, war
die 101. Landsturmbrigade, Oberst Biffl, und 122. Jnfanteriebrigade, Oberst von Hentke, unterstellt. Die
70
101. Landsturmbrigade, bei der das Landwehrinfanterieregiment Nr. 2, baß ungarische Landsturminfanterie-
regiment Nr. 20, 1 Chinabatterie (Gebirgsgeschütze, die zur Lieferung nach China bestimmt waren), 1 Batterie
des Feldkanonenregiments Nr. 40, 1 Patrouille des Landwehrulanenregiments Nr. 6, 1 Schwadron des
Husarenregiments Nr. 14 und die 6. Kompagnie des Sappeurbataillons Nr. 14 eingeteilt war, bildete die
linke Kolonne des Korps, links in Verbindung mit der 43. Landwehr-Jnfanterietruppendivision. Rechts
vom XVIII. Korps ging die 37. Jnfanterietruppendivision vor.
Die Zweier bildeten mit dem 1. Bataillon, Hauptmann Damaschka, unter Oberstleutnant von Maretich Skizze 8
die Vorhut, mit der 6. Kompagnie und 1 Zug der 7. Kompagnie unter Oberleutnant Perner die rechte beiliegend.
Seitenhut und mit der 5. und 8. Kompagnie und 2. Maschinengewehrabteilung unter Major Rigger die
linke Seitenhut der 101. Landsturminfanteriebrigade. Die linke Seitenhut gelangte an diesem Tage über
die Höhe Kote 705 südöstlich Lopienka, wo bereits die 5. Kompagnie, Oberleutnant Wenzel Engler und die
2. Maschinengewehrabteilung, Oberleutnant Michael Wirth in Stellung waren, über die Höhe Kote 806 westlich
Polanki nach Bukowiec. Die Hauptkolonne, bei der das 1. und 3. Bataillon und die 7. Kompagnie des
Regiments eingeteilt waren, erreichte im Solinkatale abwärts vorrückend, Terka, die rechte Seitenhnt über
die Höhe östlich der Solinka nach einem Gefechte nordöstlich Polanki, bei dem Oberleutnant Perner ver-
wundet wurde, die Höhe östlich Terka.
Am 24. Jänner war die Hauptkolonne und rechte Seitenhut im Angriffe auf Zawöz, erreichte die
linke Seitenhut kämpfend die Höhe Jaworysz Kote 588 und hielt in der linken Flanke Reserveleutnant
Christoph Pötzl, einer der wenigen, der seit Kriegsanfang an der Front gebliebenen, mit der 8. Kompagnie
im Walde zunächst der Höhe Kiczerka Kote 627 der gegnerischen Übermacht tapfer stand.
Am 25. Jänner brachte die Vorrückung das Regiment kämpfend bis zum Nordteil von Rybne, während
das halbe 2. Bataillon, Major Nigger, westlich bis halbwegs zwischen Görzanka und BereänicawyLna
ausgreifend, wo es in ein kleines Gefecht verwickelt wurde, erst am 26. Jänner wieder den Anschluß an
das im Angriffe auf die Höhe Kote 635 begriffene Regiment auf der Höhenplatte südlich dieses Höhenpunktes
gewann.
Mit diesem Punkt hatte das Regiment so ziemlich den vorgeschobensten Teil der ganzen Angriffs-
front erreicht.
Eine Feldkanonenbatterie während einer Feuerpause im Jänner 1915.
71
Am 27. Jänner bereiteten sich die Russen mit einem Bataillon zu einem Durchbruch an einer ihnen
schwach erscheinenden Stelle des Frontabschnittes der Zweier vor. Das erspähte Oberleutnant Lehner und
kurz entschlossen warf er sich tollkühn mit einer halben Kompagnie überraschend in des Feindes Flanke und
brachte dadurch derartige Verwirrung und solche Verluste in die feindlichen Reihen, daß viele durch die
Flucht ihre Rettung suchten und 169 Mann samt Offizieren die Waffen streckend sich gefangen gaben.
Diese wurden mit einigen Mann Bedeckung zum Regimentskommando nach Rybne geschickt. Sich
Rybne nähernd, wurden sie für durch die eigene Front gedrungene feindliche Angreifer gehalten und von
den ihnen entgegengeworfenen Pionieren und anderen gerade da befindlichen Kämpfern mit Feuer empfangen,
bis sich der Irrtum herausstellte, der leider nicht ohne Opfer war.
Hauptmann Wilhelm Khistler, der Kommandant des 3. Bataillons, erlitt an diesem Tage eine Ver-
wundung durch einen Schuß in den Fuß.
Kalnica im Jänner 1915.
Unaufhörlich starker Schueefall beeinträchtigte die Gefechtstätigkeit durch mangelnde Übersicht und die
zumeist tief verschneiten Wege erschwerten den Nachschub der Verpflegung ungemein, so daß die Menage
vielfach kalt, mitunter auch gar nicht eintraf.
Der Gesundheitszustand war ein besorgniserregender, die Beschuhung zumeist schlecht, so daß viele
ununterbrochen nasse Füße hatten und nachdem insbesondere in Cisna die Darm- und Magenkrankheiten
neben typhusverdächtigen Fällen sehr überhand genommen hatten, traten jetzt außerdem Bronchialkatarrhe
und sonstige Erkrankungen der Luftwege sowie häufige Erfrierungen in Erscheinung.
In der Nacht zum 29. Jänner wurde, nachdem die linke Nachbardivision, die 43. Landwehrinfanterie-
truppendivision, bereits zurückgenommen worden war, auch unsere Brigade zurückbefohlen und das Regiment
unbemerkt und unbehelligt vom Feinde in eine Stellung östlich Gorzanka geführt.
Die Gefechtspause dauerte nicht lange. Bereits am 30. Jänner setzte um 9 Uhr vormittags wieder
das feindliche Artilleriefeuer ein, das einige Zeit uns überschüttete. Es begann von neuem und mit beson-
derer Heftigkeit am 31. nachmittags, bis sich gegen Abend plötzlich ein lebhaftes Feuergefecht in der rechten
Flanke des Regiments entspann, wo die Russen, wie sich bald herausstellte, die Höhe Jaworysz in Besitz
genommen und 2 Geschütze erbeutet hatten.
Solinkatal. Straße Luch—Kalnica im Jänner 1915.
Im weiteren Vordringen hatten sie überdies die an das am rechten Flügel des Regiments befind-
liche 2. Bataillon anschließende Landsturmkompagnie teils vernichtet, teils gefangen genommen und das
gleiche Los der Gefangennahme bereits einem Teil der eigenen 6. Kompagnie bereitet sowie zwei Maschinen-
gewehre erbeutet, als Hauptmann von Scarpatetti durch Einsetzen von Teilen seiner 8. und Oberleutnant
Engler mit einem Teil der 5. Kompagnie und einem Zug des 3. Bataillons die Russen wieder zurück-
warfen, sie zur Freigabe eines Teiles der Gefangenen, sowie der erbeuteten Maschinengewehre zwangen
und außerdem 60 Russen zu Gefangenen machten. Diesem Erfolge, vorherrschend mit dem Bajonette erkämpft,
nachdem die Gewehrverschlüsse eingefroren waren, ist es zu danken, daß die zwei Geschütze knapp hinter der
Front der Kämpfenden nicht in die Hände der Russen fielen. Leutnant Christoph Pötzl, Korporal Dan-
ninger und Gefreiter Haus Sammereyer haben sich dabei durch unerschrockene Tapferkeit besonders hervorgetan.
Bei den eigenen geschwächten Ständen aber für einen weitvorstoßenden Gegenangriff auf die vom
Feinde festgehaltene Höhe Jaworysz, den Schlüsselpunkt des Nachbarabschnittes, Kräfte aus dem aus-
gedehnten Regimentsabschnitte zusammenzubringen, waren leider vergebliche Bemühungen.
Es mußte daher am 1. Februar das Regiment in Stellungen beiderseits Bukowiec zurückgenommen
werden. Das 2. Bataillon kam auf die Höhe Kote 618 westlich Bukowiec, wo ein Stützpunkt auszubauen
war. Das 1. Bataillon war bis 3. Februar westlich des 2. Bataillons in Stellung, dann wurde es
zum 3. Bataillon östlich Bukowiec herangezogen.
Nach den großen Abgängen durch Verluste in den letzten Kampftagen und Kranke war es notwendig
die. Unterabteilungen zusammenzuziehen, so daß das Regiment nur noch zwei Bataillone zu je drei Kom-
pagnien und je eine Maschinengewehrabteilung formierte. 1. Bataillon Hauptmann Gottlieb Balar, 1. Kom-
pagnie Oberleutnant Ludwig Lehner, 2. Hauptmann Artur Kawinek, 4. Oberleutnant Alois Barls,
1. Maschinengewehrabteilung Stabsfeldwebel Josef Fasching; 2. Bataillon Major Ludwig Rigger, 5. Kom-
pagnie Oberleutnant Wenzel Engler, 6. Oberleutnant Egon Kälterer, 8. Hauptmann Friedrich von Scar-
patetti, 2. Maschinengewehrabteilung Oberleutnant Michael Wirth.
Hauptmann Franz Fischer erhielt seine Einteilung beim Regimentskommando, das sich im Südteil
von Bukowiec befand.
Skizze 8
beiliegend.
Ein Nachhutzug unter Fähnrich Josef Polt und Stabsfeldwebel Josef Fasching mit der 1. Maschinen-
gewehrabteilung sollten möglichst lange am Nordende von Bukowiec ausharren. Dem entsprach Fähnrich
Polt in hervorragender Weise, indem er mit seinem tapferen Zuge beim Maierhofe Bukowiec durch zwei
Tage feindliche überlegene Kräfte aushielt und erst nachdem Umklammerung drohte, seinen Zug geschickt
von Abschnitt zu Abschnitt zurückführte.
Kaltblütig tapfer löste Fasching seine Aufgabe, indem er eine Lauerstellung am Nordende von Buko-
wiec bezog, im geeigneten Augenblick den Feind überraschte, den folgenden feindlichen Angriffen standhielt
und erst zurückging, nachdem er dem Feinde große Verluste zugefügt hatte, um wieder an anderer Stelle
beim Regiments mitzuwirken.
Am 8. Februar, gerade als Fasching nach erfolgreicher Tätigkeit, bei der er durch die beispielgebende
Tapferkeit und Umsicht seiner Chargen, Korporal Heinrich Püchler, Waffenmeister 3. tit. 1. Klasse Karl
Mann und Gewehrvormeister Korporal Georg Unfried, aufopferungsvoll unterstützt wurde, dank seiner
geschickten Führung mit seiner Abteilung und seinen Gewehren fast vollzählig zu seinem Bataillon zurück-
gekehrt war, was ihm die goldene Tapferkeitsmedaille eintrug, spielte sich auf der vom 2. Bataillon besetzten
Höhe westlich von Bukowiec eine furchtbare Szene ab. Ein plötzlich einsetzendes lebhaftes Jnfanteriefeuer
und Hurrarufe lenkten die Blicke dorthin.
Die Russen hatten, begünstigt durch Wald und Tiefenlinien, die Stellung des 2. Bataillons umgangen
und überraschend von rückwärts angegriffen, so daß ihnen die Gefangennahme fast des ganzen 2. Bataillons
gelungen war. Bei der Masse, mit der sie auftraten, die die weiße Kuppe braun überzog, war der Wider-
stand aussichtslos. Vergeblich wehrte sich der tapfere Hauptmann von Scarpatetti, einen Russen nach dem
andern mit den Schüssen seiner Pistole niederstreckend, schließlich auch noch sich mit dem Säbel verteidigend,
bis er der Übermacht erlag und wie Augenzeugen berichteten, selbst niedergemacht wurde.
Meldung*)
über das Gefecht am 31. Jänner 1915 auf Höhe östlich der Kote 582.
Zirka 8 Uhr 30 Minuten nachm, eröffnete der Feind in der rechten Flanke der Kompagnie über-
fallsartig das Feuer. Die im Anschlüsse an die Kompagnie liegende 6. Kompagnie der Feuerlinie
war zur selben Zeit beim Menagieren, ebenso Teile der 7. Kompagnie. In der Annahme, daß eine
feindliche Patrouille sich durch die im Anschluß befindliche Feuerlinie des Landsturmes in unsere
rechte Flanke durchgeschlichen hatte, alarmierte ich den zur Ablösung bestimmten 3. Zug der Kom-
pagnie und zirka 6 Mann der 6. Kompagnie, die gerade von der Menage kamen. Diese 6 Mann
wurden unter Kommando des Leutnants Pfog von mir in die rechte Flanke der Kompagnie zum
Schutze derselben sofort dirigiert. Während der Reservezug die Alarmierung durchführte, war der
Gegner bereits in die eigene Schwarmlinie eingedrungen. Der Reservezug rückte auf meinen Befehl
sofort gegen die bereits vom Gegner eingenommene eigene Stellung, in der er bereits Teile der
Kompagnie zu Gefangene gemacht und ein eigenes Maschinengewehr erbeutet hatte, trotz heftigen
Front- und Flankenfeuers vor, vertrieb den Gegner, nahm ihm das Maschinengewehr, befreite die
bereits gefangen genommene Bedienung desselben und machte zirka 8 bis 10 Gefangene. Die eigene
Stellung wurde besetzt und behauptet. Nach Aussage eines Leutnants (Kommandant einer Landsturm-
kompagnie) und nach der viel zu spät eingetrosfenen Meldung eines Landsturmmannes soll die im
Anschluß rechts an unsere Kompagnie befindliche Landsturmkompagnie gefangen genommen worden sein,
wodurch es dem Gegner ermöglicht war, überfallsartig in unsere Flanke einzudringen und sich fest-
zusetzen. Trotz der vorhergegangenen großen Strapazen, fortwährenden Nächtigung im Freien, not-
dürftigsten Verpflegung und trotzdem die Kompagnie in dieser Feuerstellung bereits 24 Stunden war,
wurde fast ausschließlich mit dem Bajonett gekämpft, da bei den meisten Leuten die Gewehrverschlüsse
eingefroren waren.
*) Dem Andenken Scarpatettis feine letzte schriftliche Meldung.
74
Das überaus tapfere, bis aufs äußerste ausharrige Verhalteu der Leute brachte es zustande,
daß die Höhe gehalten, das vom Feinde bereits genommene eigene Maschinengewehr wieder zurückerobert,
die in Gefangenschaft geratene Bedienung desselben wieder befreit wurde und die auf der Höhe
knapp hinter den Kämpfenden befindlichen Geschütze nicht in die Hände der Russen gefallen sind.
Von allen bei diesem Gefechte beteiligten Mannschaftspersonen verdient jeder Einzelne für die
an den Tag gelegte Tapferkeit, Mut und Ausdauer eine sichtbare Auszeichnung.
Speziell hervorzuheben ist das Verhalten des Korporals Danninger und des Gefreiten Sam-
mereyer, deren unerschrockene Tapferkeit ich im Belohnungsantrage darstellen werde.
Der schöne, gelungene Erfolg in diesem Gefechte ist dem Zugskommandanten des Reservezuges,
dem Leutnant Pötzl zuzuschreiben, der die äußerst schwierige Situation und meine Befehle sofort
richtig erfaßte, und selbe mit größter Energie und persönlicher Tapferkeit durchführte.
Die Auszeichnungsanträge für den Leutnant Pötzl und der gesamten Mannschaft liegen bei.
Scarpatetti,
Hauptmann.
Ohnmächtig mußten die Kameraden östlich Bukowiec, das traurige Geschick des 2. Bataillons voll-
ziehen lassen,, denn bei der großen Entfernung, dem tiefen Schnee und selbst bedroht, konnten sie nicht
zu Hilfe eile».
Nur die am rechten Flügel des 2. Bataillons westlich Bukowiec gestandene 6. Kompagnie, Oberleut-
nant Egon Kulterer, konnte sich des russischen Angriffes mit Gefangennahme von 150 Russen erwehren.
Eine neue Befehlsabgrenzuug unterordnete vom 12. Februar an das XVIII. Korps der 2. Armee,
General der Kavallerie Eduard von Böhm-Ermolli.
Noch am 8. Februar war der weitere Rückzug notwendig geworden. Fähnrich Matthias Reiter, der
mit seinem Zug den das Regimentskommando bedrängenden Russen in Bukowiec entgegentrat, fand dabei
den Heldentod. Glücklicher war Fähnrich Dr. Ludwig Langoth, der mit etwa 30 Mann als Nachhut so-
lange als möglich die Russen östlich Bukowiec aufhalten sollte. Er geriet mit den Russen ins Handgemenge,
ging aber mit seinen Leuten heil daraus hervor und zog erst ab, nachdem alle Widersacher die Walstatt
deckten. Die große silberne Tapferkeitsmedaille war sein Lohn.
Die Zahl der Erfrierungen hatte sich besorgniserregend gesteigert, so daß bei dem Rückzug auf
die Korbania, Kote 894, der Gefechtsstand des Regiments nur noch 200 Gewehre und 2 Maschinengewehre
betrug und die Reste der Kompagnien mit dem Stamm der 1., 2. und 3. Kompagnie in 3 Gruppen
zusammengezogen werden mußten. Gruppe 1 Hauptmann Gottlieb Balar, 2 Hauptmann Artur Kawinek
und 3 Oberleutnant Egon Kulterer.
Mit diesen konnte am 13. Februar ein Angriff 4 russischer Kompagnien abgewiesen und eine davon
samt ihren Ofsizieren gefangen genommen werden, was unter hervorragender Mitwirkung des tapferen
Fähnrichs Dr. Ludwig Langoth mit seinen Getreuen, von welchen der erste, der sich freiwillig gemeldet
hatte, fiel, wieder der besondere Erfolg Kulterers war, der darauf zur außertourlichen Beförderung zum
Hauptmann beantragt wurde; Langoth erhielt die silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse.
Vom 14. Februar an bildeten die Zweier im Abschnitte Oberstleutnant von Maretich, dann der Ab-
schnitt Major Stolz mit 2 Kompagnien des Infanterieregiments Nr. 24 und 3 Kompagnien des Infanterie-
regiments Nr. 102 die Gruppe Oberst von Wasserthal.
Jetzt erst erfolgte die weitere Zurücknahme der Stellung auf den Sattel Kote 806 südöstlich der Kor-
bania, die die Kompagnien vom 24., dann die vom 102. Regiment bezogen und hinter welchen die Zweier
vom 14. bis 23. Februar als Reserve etwas geschont werden sollten. Doch noch einmal, am 14. Februar,
mußten die Zweier mithelfen einen feindlichen Angriff abzuweisen, was ihnen durch einen Gegenangriff
bewundernswert gelang.
10"
75
Endlich wurden vom 24. bis 28. Februar, nach langer Zeit wieder einmal unter Dach, dem Negi-
mente Tage der Erholung in Dolxyca gewährt, wo am 25. Februar das 6. Marschbataillon, Hauptmann
Anton Freund, mit 12 Offizieren und 618 Mann eintraf und die ersten Handgranaten ausgegeben wurden.
Am 25. Februar spendete Feldkurat Gottlieb Ettlmaier die Generalabsolution.
Nach Formierung von 2 Bataillonen:
1. Bataillon unter dem neu eingeteilten Major Richard Bannach des Landwehrinfanterieregiments Nr. 20,
Adjutant Fähnrich Dr. Ludwig Langoth,
1. Kompagnie Leutnant Gustav Luther,
2. Kompagnie Hauptmann Artur Kawinek,
3. Kompagnie Oberleutnant Egon Kälterer,
1. Maschinengewehrabteilung Stabsfeldwebel Josef Fasching.
2. Bataillon Hauptmann Oskar Damaschka, Adjutant Leutnant Rudolf Weöera,
5. Kompagnie Oberleutnant Otto Muck,
6. Kompagnie Oberleutnant Ferdinand Arnreiter,
7. Kompagnie Hauptmann Anton Freund,
2. Maschinengewehrabteilung Feldwebel Gustav Oberwöger
mit einem Verpflegsstand von 1272 Personen und 270 Pferden und einem Gefechtsstand von 902 Feuer-
gewehren und 4 Maschinengewehren ging es schon am 1. März wieder vorwärts.
Seit 28. Februar bildete das Landwehrinfanterieregiment Nr. 2 und 21 und das Landesschützen-
regiment Nr. I die Gruppe Oberst von Wasserthal, unterstellt der 9. Jnfanterietruppendivision, General-
major Schön innerhalb des XVIII. Korps.
Skizze 8 Zunächst kamen die Zweier nach Buk im Solinkatal und von da am 2. März zum Nachtangriff
beiliegend. auf die Höhe Kote 775 nordöstlich Buk, der jedoch im gürteltiefen Schnee auf steilen Hängen vor den feind-
lichen Drahtverhauen stecken blieb und schwere Verluste kostete. Fähnrich Adalbert Bans siel hier.
In der Nacht zum 3. März wurde das Regiment wieder nach Buk zurückgenommen und kam vom
5. bis 9. März in eine Stellung auf die Höhe Kote 736 südlich der Wetlina.
Neuerlich sollte der Angriff auf die Höhe Kote 775, welche von den Russen scheinbar geräumt worden
war, unternommen tverden. Das Regiment war hiezu am 10. März bereitgestellt. Der Angriff wurde
aber abgesagt. Eine unerträgliche Kälte herrschte und ein eisiger Sturmwind blies. Das Regiment kam
nach Einbruch der Dunkelheit nach Buk zurück, wo es auch am 11. März verblieb.
Die Stiftung der bronzenen Tapferkeitsmedaille wurde Verlautbart.
Am 12. März machte das Regiment den Angriff über die Höhe Kote 775 in der Richtung auf Terka
und nahm die Abhangsrücken nordwestlich Kote 775 in Besitz. Fähnrich Martinetz erlitt dabei eine schwere
Verwundung, der er später erlag. Starkes Schneetreiben, große Kälte, viele Erfrierungen begrenzten die
weitere Angriffstätigkeit.
Vom 13. bis 23. März wurde die erreichte Stellung, trotzdem sie täglich von feindlicher Artillerie
stark beschossen wurde, von den Zweiern gehalten. Regen und Schnee wechselten, die Eisgänge zerstörten
wiederholt die Brücken über die Solinka und Wetlina, so daß der Regimentsproviantoffizier Hauptmann
Robert Beron mit dem Menagezuschub und der Versorgung des Regiments äußerste Schwierigkeiten hatte.
Da erfolgte am 23. März bei Morgengrauen ein großer Angriff der Russen gegen unsere Stellungen.
Zwei Angriffe waren bereits vom Regiments abgewiesen worden, wobei Major Richard Bannoch eine schwere
Verwundung erlitt, und abwehrbereit standen die Zweier, auf weitere Angriffe gefaßt, als sie sich un-
erwartet auf einmal im Rücken von den Russen, die beim links angeschlossen gewesenen Regiment durch-
gedrungen waren, umstellt und in ihrer Freiheit gelähmt sahen. So kamen 450 Mann, fast das ganze
Regiment, in Kriegsgefangenschaft. Nur der Regimentsstab, dann der vom findigen Bataillonshornisten Paul
Synek gerade nock rechtzeitig aufmerksam gemachte Fähnrich Dr. Ludwig Langoth mit 13 Mann und Leutnant
Othmar Zaiser, der schon unter den Gefangenen war, entkamen der Kriegsgefangenschaft. Dieser Unglücks-
tag brachte auch die Hiobspost vom Falle der Festung Przemysl am 22. März 1915.
Das übrig gebliebene Häuflein des Regiments bezog die Stellung auf der Höhe Kote 736 südlich der
Wetliua, wo im Eilmärsche noch in der Nacht das 7. Marschbataillon, Hauptmann Gustav Wundrak, mit
7 Offizieren und 708 Mann eintraf.
Ein weiteres Marschbataillon vom Landwehrinfanterieregiment Troppau Nr. 15 stieß am 25. März
zur Auffüllung zum Regiment, das jetzt 5 Kompagnien formierte, von welchen
das 1. Bataillon unter Hauptmann Wundrak, Adjutant Fähnrich Dr. Ludwig Langoth, mit der
2. Kompagnie Oberleutnant Franz Lmka, mit der 3. Kompagnie Leutnant Zaiser, mit der 4. Kompagnie Leutnant
Martin Berger, das 2. Bataillon unter Oberleutnant Peter Wolfsberger, Adjutant Kadettaspirant Rad,
mit der 1. Kompagnie Oberleutnant Peter Wolfsberger, mit der 5. Kompagnie Leutnant Alfred Gaischeg,
später Karl Hentschl, gebildet wurden.
Verpflegsstand 1683 Personen, 177 Pferde, Gefechtsstand 1352 Feuergewehre und 1 Maschinengewehr.
Seit der Erkrankung des Feldmarschalleutnants von Tschurtschenthaler am 22. März führte General-
major Schön interimistisch das XVIII. Korps bis Feldmarschalleutnant Emil Ritter von Ziegler mit dessen
Führung betraut wurde.
Nachdem Oberstleutnant von Maretich erkrankt abging, übernahm am 30. März der bisherige Regimcnts-
adjutant, Hauptmann Jaroslaus Doöekal das Regimentskommando. Den unaufhörlichen Angriffen der Russen
konnte die weit vorgebogene Front der 2. Armee nach den zuletzt erlittenen schweren Verlusten nicht mehr
standhalten. Durch Zurücknahme sollte sie daher gekürzt und neuerlich widerstandsfähig gemacht werden.
Am 31. März verließ das Regiment seine
auf der Höhe Kote 736 seit dem 24. festgehaltene
Stellung, um, entsprechend dem Rückzugsbefehle,
eine Stellung von der Talkote 495 bis zur Höhe
Kote 680 südöstlich Buk in vorbereiteten Schützen-
gräben zu beziehen.
Am 2. April wurde der befohlene Rückzug
nach Krywe südlich DolLyca fortgesetzt, bei welchem
2 Kompagnien unter Oberleutnant Peter Wolfs-
berger, der den Weg über die tiefverschneite Fa-
lowa, Kote 965, nehmen wollte, in Kriegsgefangen-
schaft gerieten. Nur dem Zugsführer Waitz und
dem Gefreiten Moser der 1. Kompagnie gelang
es, derselben zu entrinnen.
Vom 3. bis 6. April führte der Rückzug
von Krywe guer über den mit hohem Schnee
bedeckten Karpatenhauptkamm, über den Wiasiel,
Kote 1155, ohne Weg nach Zemplenoroszi, Nagy-
Polany und Kistopolya, wo es am 6. den Zweiern
gelang, die Talsperre nördlich Kistopolya, westlich
Kote 791, im Gegenangriff von den Russen zurück-
zuerobern. Hauptmann Gustav Wundrak, Leut-
nant Karl Hentschl mit der 5. Kompagnie und
Leutnant Martin Berger mit der 4. Kompagnie
taten sich dabei besonders hervor.
Der Armeekommandant General der Kaval-
lerie von Böhm-Ermolli sprach mit Armeekom-
mandobefehl Nr. 53 vom 7. April den beiden
Kompagnien für die bei dieser Gelegenheit bewiesene
Tapferkeit lobende Anerkennung aus.
Kirche von Nagy-Polani, im Vordergrund ein Generalstabsoffizier
im Schneemantel, im April 1915.
Skizze
7 und 8
bei-
liegend.
77
:
Diese Talsperre mit ihren Schützengräben, die bei dem meist starken Regen unter Wasser standen,
bildete bis 14. April die Stellung der Zweier. Dann als Reserve nach Kistopolya zurückgenommen, erfolgte
mit dem dort eingetroffenen 8. Marschbataillon, Oberleutnant Dr. Harry Gottlob mit 9 Offizieren und
725 Mann, die Neuformierung des Regiments.
Es bildete: 1. Bataillon Hauptmann Gustav Wundrak.
2. Kompagnie Oberleutnant Adalbert Sedlmayer.
4. Kompagnie Leutnant Franz Stolhoser.
5. Kompagnie Leutnant Karl Hentschl.
2. Bataillon Hauptmann Josef Fürst (des Landwehrinfanterieregimentes Nr. 21).
6. Kompagnie Oberleutnant Franz Nitschmann.
7. Kompagnie Oberleutnant Dr. Harry Gottlob.
8. Kompagnie Leutnant Karl Klein.
Verpslegsstand: 1415 Personen, 181 Pferde. Gefechtsstand: 1049 Feuergewehre.
Am 16. April gelang es bei einem Gegenangriffe den bei der linken Nachbargruppe eingedrungenen
Gegner zurückzuwerfen und dem Leutnant Karl Klein mit der 8. Kompagnie vorübergehend bis in die feind-
liche Stellung auf die Kozialata vorzudringen.
Vom 17. bis 27. April in Stellung südlich der Kozialata bestand das Regiment am 18. und 19. April
im Verbände der 73. Honvedinfanteriebrigade, Oberst Pogany, als Teil der Gruppe Generalmajor Josef
Kroupa, zwischen dem Honvedinfanterieregiment Nr. 18 und 13 erbitterte Kämpfe um die Kozialata, die
schwere Verluste forderten.
Der 19. April zeigte als leuchtendes Beispiel den Infanteristen Leopold Brunner der 7. Kompagnie,
wie er, nachdem der Zugskommandant und alle Chargen gefallen oder verwundet waren, tapfer entschlossen
vorsprang, das Kommando übernahm und den Zug mit sich nach vorwärts riß, wofür ihn der damalige
Regimentskommandant Hauptmann Dooekal gleich am Gefechtsfelde zum Korporal beförderte.
Der Kriegsfreiwillige Feldwebel Karl Dichl verband beim Sturm auf die Kozialata im feindlichen
Feuer Verwundete und wurde selbst durch zwei Schüsse verwundet, nachdem er schon einmal 1914 bei
Äotowice verwundet worden war. So nur einzelne der Heldentaten.
Unter den Toten waren Hauptmann Josef Fürst, Fähnrich Johann Lazar und Kadettaspirant Hans
Greifeneder.
Am 24. April wurde mit der eingerückten Ersatz-Maschinengewehrabteilung, Fähnrich Heinrich Barth,
wieder die 1. Abteilung gebildet.
78
Ersatz-Maschinengervehrabteilung Fähnrich Heinrich Barth,
vom Beschauer links des Fähnrichs Feldwebel Johann Stöglehner, rechts Zugsführcr
Josef Mayrhofer, Franz Asanger und unten Anton Götzenauer.
Offiziere Ma n n f ch a f t Die Fremd- zuständigen find nicht hier auf- genommen
Verluste vom 23. Jänner tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen
bis 27. April 1915 1 4 4 199 692 2422 152
Der unaufhörliche Regen war von ungünstigem Einflüsse auf den Gesundheitszustand und es war
unmöglich der Läuseplage los zu werden. Erst als das Regiment vom 27. April an, als Reserve zurück-
genommen, etwas mehr Aufmerksamkeit der Körperpflege und Erholung widmen konnte und als die Natur
im Sonnenglanze die ersten Frühlingstage verklärte, war mit einem Schlage alles anders geworden und
mit neuer Hoffnung belebt.
Entlausung bei Kistopolja im April 1915.
Unbeschreiblich war der Jubel, als am 4. Mai die frohe Botschaft die Runde machte, daß der nach
der ursprünglichen Idee Conrads mit Hilfe deutscher Truppen unter der Führung des hervorragenden
deutschen Generals von Mackensen am 2. Mai zur Verwirklichung gelangte Plan des Durchbruches der
russischen Front bei Gorlice überraschend gelungen war und als darauf folgendes Telegramm des Kaisers
an Erzherzog Friedrich verlautbart wurde:
„Im unwiderstehlichen Angriffe haben die unter Ihrem Oberbefehle vereinigten österreichisch-
„ungarischen und deutschen Kräfte den tapferen Feind in Westgalizien geworfen, zahlreiche Gefangene
„gemacht und viel Kriegsmaterial erbeutet. Neuer Ruhm knüpft sich au ihre Fahnen; mit wärmster
„Dankbarkeit denke ich all der braven, brüderlich zusammenhaltenden Truppen; bewundernd blickt das
79
Skizze 7
beiliegend.
„Vaterland auf seine Söhne. Ihnen, dem Armeeoberkommandanten, dem Generalobersten von Mackensen,
„überhaupt allen Führern, vom höchsten bis zum niedersten, und all den wackeren Kriegern sage ich
„aus vollstem Herzen Dank und beauftrage Sie Meine Worte im Armeebereiche zu verlautbaren.
Franz Joseph I."
Neuerwachter Tatendrang begeisterte die Front.
Am 5. Mai übernahm Major Rudolf Florio des Landesschützenregiments Nr. III das Regiments-
kommando.
Im Hinterlande war es unterdessen durch die im tschechischen Teile der Bevölkerung Böhmens und
Mährens sich ausbreitende antiösterreichische Propaganda notwendig geworden, die zuständigen Ersatzkörper
Böhmens und Mährens dem revolutionären Brandherde zu entziehen und nach Jnnerösterreich im Aus-
tausche mit dessen Ersatzkörpern zu verlegen. Auf die Art kam anfangs März 1915 das Ersatzbataillon des
Landwehrinfanterieregiments Linz Nr. 2 nach Brünn, wo es bis zum Ende des Krieges verbleiben mußte.
Manch begeisterter Soldat und Offizier der Brünner Bevölkerung entstammend, suchte und fand von
nun an seine Einreihung bei den Zweiern mit ihnen Ehre und Ruhm teilend.
Maioffensive 1915 gegen Rußland.
Am 8. Mai ging die russische Front auch vor dem Abschnitte, zu dem das Regiment gehörte, zurück
und schon um 1 Uhr nachmittags folgten ihm unsere Truppen. Es war, den im Verlaufe erzielten Raum
ins Auge fassend, die glänzendste Offensive des Weltkrieges.
Vergessen waren alle Leiden der schweren Winterszeit und mit neu entflammter Siegeszuversicht kamen
die Zweier im Verbände der 17. Jnfanteriebrigade, Oberst von Dietrich, und der 44. Landwehrinfanterie-
truppendivision, Generalmajor Goiginger, in der Verfolgung der Russen vom 8. bis 16. Mai über den
Karpatenhauptkamm, Plasza, Kote 1163, Smerek, Berezki, Luh, Zawoj, Krywe am San, Olchowiec, Chrewt,
Paniszczow, Sokolowa Wola, Hoszüw, Bandrüw, Kolonia, Nanczulka Wielka, Starosöl, Nadyby, Wojuthcze
und Baranczyce bis Kornice, nachdem der Widerstand der Russen am 9. Mai bei Berezki, am 10. am
San, am 11. bei Paniszczow, am 14. bei Starosöl und am 16. Mai vor Kornice leicht überwunden
worden war.
Am 13. Mai hatte das beim Regiment eingetroffene 9. Marschbataillon, Oberleutnant Paul Horantha
mit 15 Offizieren und 720 Mann die Lücken ausgefüllt.
Folgend die Offizierseinteilungsliste:
Offizierseinteilungsliste.
Regimentsstab:
Regimentskommandant: Major Rudolf Florio,
Regimentsadjutant: Hauptmann Jaroslav Doeekal,
Fähnrich Dr. Ludwig Langoth,
Proviantofstzier: Hauptmann Robert Beron,
Fähnrich Friedrich Ratzka,
Chefarzt: Regimentsarzt Dr. Ladislaus Tichy,
Geistlicher: Feldkurat Gottlieb Ettlmaier,
Rechnungsftthrer: Oberleutnant Franz Kober,
Akzefsist Karl Scherbaum,
Tierarzt: Fähnrich Josef Kirchweger.
1. Feldbataillon.
Stab: Kommandant: Hauptmann Gustav Wundrak, Adjutant: Kadettaspirant Josef Seelmaier, Arzt: Oberarzt Dr. Kröll.
1. Feldkompagnie (bisher 5.):
Kommandant: Leutnant Karl Hentschel,
Fähnrich Heinz Straßer,
Kadett Franz Frühwirth,
(Kadett Josef Graf verwundet),
Kadettaspirant Konrad Sixtl,
Kadettaspirant Otto Karel.
2. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Adalbert Sedlmayr
(LJR. 21),
Fähnrich Hans Brunner,
Fähnrich Adalbert Schneider,
Fähnrich Alois Freund,
Kadettaspirant Gustav Ehrlich,
Kadettaspirant Hans Papst.
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4. Feldkompagnie:
Kommandant: Leutnant Martin Berger,
Leutnant Franz Stolhofer,
Fähnrich Franz Rabiuger,
Kadett Josef Lackner,
Kadettaspirant Johann Kästner,
Kadettaspirant Adolf Seyr.
Maschinengewehrabteilung 1:
Kommandant Fähnrich Heinrich Barth.
2. Feldbataillon.
Stab: Kommandant: Major Kamillo Herz, Adjutant: Kadettaspirant Alexander Köhler, Arzt: Assistenzarzt Dr. Alfred Weiner.
6. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Paul Harantha,
Leutnant Anton Lederbauer,
Fähnrich Karl Hartmann,
Kadett Swoboda,
Kadettaspirant Anton Hufler,
Kadettaspirant Erwin Piskaty.
7. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Heinrich Demmer,
Leutnant Koukal,
Fähnrich Karl John,
Fähnrich Hans Wilk,
Kadett Alois Scharmüller,
Kadettaspirant Franz Gaisbauer.
8. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Karl Klein,
Leutnant Hugo Pilz,
Kadett Josef Ranzmeier,
Kadett Johann Montl,
Kadettaspirant Herbert Hoffmann,
Kadettaspirant Dabinovie.
Die mit vereinter Kraft der Verbündeten Truppen in die Tat umgesetzte große Idee unseres
Feldherrn Conrad hatte in wenigen Wochen den Russen das Gebiet entrissen, das sie bisher nur schritt-
weise uns abnehmen und nur mit den größten Menschenopfern in langen schweren Kämpfen behaupten
konnten. Der jüngste großartige Anfangserfolg erweckte in uns den Glauben, daß für sie kein Halt mehr-
möglich.
Doch der russischen Führung gelang es, das Heer der Vernichtung zu entziehen und bald wieder,
ja staunenswert rasch, zu neuem noch immer achtungforderndem Widerstände aufzubieten.
Vom 16. Mai an waren die Zweier vor Knihynice wieder im Stellungskampfe.
Das Regimentskommando in Kornice, Major Florio, Hauptmann DoLekal, Leutnant Dr. Langoth.
11
81
Ein am 21. Mai unternommener Angriff der eigenen Linie gegen die russische Stellung ohne Erfolg,
veranlaßte die Russen am 24. Mai zu einem Gegenangriff, der beim rechten Nachbar durchdrang und die
rechte Flanke der Zweier gefährdete, jedoch keine Beunruhigung verursachte.
Da legte sich aber ein schwerer Alp auf aller Brust, hervorgerufen durch ein unerwartetes Ereignis,
das das erwünschte Kriegsende, dem viele schon nahe zu sein hofften, in die Ferne schob.
Was seit Kriegsbeginn die Mittelmächte zu verhindern bemüht waren — die Schwenkung des bisher
neutral gebliebenen italienischen Bundesgenossen in das feindliche Lager der Entente — war, wie Italien
verkündete, als Gebot des heiligen Egoismus, doch Tatsache geworden. Es war der 23. Mai, an dem
am Ballhansplatz in Wien der Herzog von Avarna die italienische Kriegserklärung überreichte.
Ein neuer Kriegsschauplatz, der viele Kräfte der Mittelmächte abzog, war entstanden und die gegne-
rische Seite mochte wohl damit gerechnet haben, wenigstens Österreich-Ungarn auf diese Art sofort nieder-
zuzwingen. Das war aber derselbe Irrtum, wie der mit der russischen Dampfwalze.
Schon aus der anklagenden Antwort, die Kaiser Franz Joseph I. mit seinem Manifeste auf die
italienische Kriegserklärung an seine Völker erließ, konnte erkannt werden, daß das bevorstehende Ringen
mit dem neuen Gegner alle verfügbaren Kräfte sammelte, um sich bis zum äußersten zu wehren.
Das Manifest des Kaisers.
Eine Extra-Ausgabe der „Wiener Zeitung" vom Pfingstsonntag meldet:
,,Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben das nachstehende Allerhöchste Handschreiben und Manifest
allergnädigst zu erlassen geruht:
Lieber Graf Stürgkh!
Ich beauftrage Sie, das au geschlossene Manifest an Meine Völker zur all-
gemeinen Verlautbarung zu bringen.
Wien, am 23. Mai 1915.
Franz Joseph in. p. Stürgkh m. p."
An Meine Völker!
Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt.
Ein Treubruch, dessengleicheu die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreiche Italien an seinen
beiden Verbündeten begangen worden.
Nach einem Bündnis von mehr als dreißigjähriger Dauer, während dessen es seinen Territorialbesitz
mehren und sich zu ungeahnter Blüte entfalten konnte, hat Uns Italien in der Stunde der Gefahr verlassen
und ist mit fliegenden Fahnen in das Lager Unsrer Feinde übergegangen.
Wir haben Italien nicht bedroht, sein Ansehen nicht geschmälert, seine Ehre und seine Interessen
nicht angetastet; Wir haben Unsern Bündnispflichten stets getreu entsprochen und ihm Unsern Schirm
gewährt, als es ins Feld zog.
Wir haben mehr getan: Als Italien seine begehrlichen Blicke über Unsre Grenzen sandte, waren
Wir, um das Bundesverhältnis und den Frieden zu erhalten, zu großen und schmerzlichen Opfern ent-
schlossen, zu Opfer», die Unserm väterlichen Herzen besonders nahe gingen.
Aber Italiens Begehrlichkeit, das den Moment nützen zu sollen glaubte, war nicht zu stillen.
Und so muß sich das Schicksal vollziehen.
Dem mächtigen Feinde im Norden haben in zehumonatlichem gigantischen Ringen und in treuester
Waffenbrüderschaft mit den Heeren Meines erlauchten Verbündeten Meine Armeen siegreich standgehalten.
Der neue heimtückische Feind im Süden ist ihnen kein neuer Gegner.
Die großen Erinnerungen an Novara, Mortara, Custozza und Lissa, die den Stolz Meiner Jugend
bilden, und der Geist Radetzkys, Erzherzogs Albrechts und Tegetthoffs, der in Meiner Land- und Seemacht
fortlebt, bürgen mir dafür, daß wir auch gegen Süden hin die Grenze der Monarchie erfolgreich vertei-
digen werden.
Ich grüße Meine kampfbewährten, siegerprobten Truppen, Ich vertraue auf sie und ihre Führer!
Ich vertraue auf Meine Volker, deren beispiellosem Opfermute Mein innigster väterlicher Dank gebührt.
Den Allmächtigen bitte Ich, daß er Unsre Fahnen segne und Unsre gerechte Sache in seine gnädige
Obhut nehme.
Franz Joseph m. p. Stürgkh m. p.
Am 26. Mai verabschiedete sich der bisherige Divisionär Feldmarschalleutnant Goiginger mit Worten
reichsten Lobes für die tapfere Division und am 3. Juni übernahm Generalmajor Josef Nemeczek das
Kommando der 44. Landwehr-Jnfanterietruppendivision.
Unter den für die Verwendung im Südwesten gegen Italien bestimmten Heereskörpern, die zunächst
dorthin verschoben wurden, befand sich auch die 44. Landwehr-Jnfanterietruppendivision.
Eisenbahnstation Ehyrüw, Einwaggonierung im Juni 1915.
Am 7. Juni übernahm Oberst Emil Rosmus mit folgender Begrüßung das Regimentskommando:
„Ich habe das Regimentskommando mit heutigem Tage vom Herrn Major Florio übernommen. Durch
mehrere Jahre selbst diesem braven und tapferen Regiment angehörend, schätze ich mich glücklich in den uns
noch bevorstehenden Kämpfen dasselbe führen zu dürfen. Das Regiment genießt allseits wegen seiner Aus-
dauer, seiner Tapferkeit und seiner Zuverlässigkeit einen vorzüglichen Ruf und hoffe ich. daß es dieses hohe
Ansehen, welches es sich unter bewährter Führung in vielen Käinpfen mit schweren Opfern errungen hat,
auch unter meinem Kommando erhalten wird. Ich begrüße alle Angehörigen des Regiments herzlichst. Mit
Gott für Kaiser und Vaterland zu siegreichem Ende."
Am 9. Juni wurde das Regiment durch das Linzer Landsturmregiment Nr. 2 abgelöst, worauf es
nach Baranczyce zurückmarschierte, am 10. Juni kam es nach Globoka und am 11. Juni nach Chyrow, wo
es einwaggoniert wurde.
ii
83
General der Kavallerie von Ziegler widmete mit Korpskommandobefehl folgenden Abschiedsgruß:
„Zufolge höherer Anordnung tritt die 44. Landwehr-Jnfanterietruppendivision aus dem Verbände des
XVIII. Korps.
Schweren Herzens sehe ich diese Division, deren nie versagender Opfermut und beispielgebende Tapfer-
keit sich auf zahllosen Schlachtfeldern Polens, Galiziens und der Karpaten erwiesen hat, scheiden.
Führern und Truppen meinen besten Dank!
Möge auch weiterhin viel Soldatenglück diese Division begleiten."
Offiziere Mannschaft
Verluste vom tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen
27. April bis 9. Juni 1915 1 3 23 139 58
84
Gegen Italien 1915.
Die Eisenbahnfahrt brachte das Regiment am 12. über den Lupkower-Paß, am 13. an Budapest vorbei, Skizze 9
am 14. durch Wien über den Semmering, durch Graz und Marburg, wo die Ovationen der Bevölkerung beiliegend,
besonders begeisterte waren, am 15. Juni nach Neifenberg östlich Görz.
Ein neuartiges Landschaftsbild unter südlichem Himmel tat sich auf. Nun tobte auch hier die Kriegs-
furie und dumpfes Rollen des Kanonendonners verkündete die Einleitung der 1. Jsonzoschlacht.
Nach der Auswaggonierung in Reifenberg und dreistündigem Marsch in nördlicher Richtung waren
die Nächtigungsorte Cernizza und MalovZe 14 Kilometer östlich Görz erreicht. Hier stieß das schon 2 Tage
vorher eingetroffene 10. Marschbataillon, Hauptmann Robert Aspöck, mit 14 Offizieren und 718 Mann
zum Regiment, übernahm am 17. Juni Generalmajor Richard Jellenchich die 122. Jnfanteriebrigade, am
22. Oberst Konstantin Wasserthal Ritter von Zuccari wieder das Regimentskommando, traf am gleichen
Tage die freudige Nachricht von der Wiedereroberung Lembergs ein und konnten sich die Zweier den
Kampf nur übend bis 27. Juni erholen.
Die Aufteilung des 10. Marschbataillons ermöglichte die Formierung von 2 Bataillonen zu je 4
Kompagnien und war nun die Offizierseinteilung folgende:
Offizierseinteilungsliste
1. Feld bat aillon.
Stab:
Kommandant: Hauptmann Gustav Wundrak,
2. Feldbataillon.
Stab:
Kommandant: Hauptmann Robert Aspöck,
Adjutant: Kadett Josef Seelmaier,
Arzt: Oberarzt Dr. Franz Kröll,
Sanitäts-Kadett Rudolf v. Peyrer.
Adjutant: Kadett Alexander Köhler,
Arzt: Assistenzarzt Dr. Alfred Weiner,
Sanitätskadett Adolf Zoderer.
1. Feldkompagnie:
5. Feldkompagnie:
Kommandant: Leutnarrt Karl Hentschel,
Fähnrich Karl Vacek,
Fähnrich Heinrich Straßer.
Kadett Konrad Sixtl,
Kadettaspirant Otto Karel,
Kadettaspirant Leopold Köck.
Kommandant: Oberleutnant Walter Rejedly,
Leutnant Stephan Penzendorfer,
Leutnant Gustav Ainberger.
Fähnrich Josef Polt,
Kadett Johann Montl,
Kadettaspirant Rudolf Haslmayer.
2. Feldkompagnie:
6. Feldkompagnie:
Kommandant: Oberleutnant Adalbert Sedlmayr,
Fähnrich Adalbert Schneider,
Fähnrich Alois Freund,
Fähnrich Hans Brunner,
Kadett Gustav Ehrlich,
Kadettaspirant Hans Pabst.
Kommandant: Oberleutnant Anton Lederbauer,
Fähnrich Karl Hartmann,
Kadett Josef Swoboda,
Kadettaspirant Anton Huber,
Kadettaspirant Erwin Piskaty,
Kadettaspirant Matthias Pfeizler.
3. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Karl Kaufmann,
Kommandant: Oberleutnant Heinrich Demmer,
Leutnant Karl John,
Fähnrich Hans Wilk,
Kadettaspirant Franz Gaisbauer,
Kadettaspirant Leopold Macho,
Kadettaspirant Ignaz Kremser.
7. Feldkompagnie:
Leutnant Guido v. Oschtzadal,
Leutnant August Klengel,
Fähnrich Roman Scheiblbrandner,
Kadettaspirant Franz Piberhofer,
Kadettaspirant Franz Achleitner.
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1. Feldbataillon.
4. Feldkompagnie:
Kommandant: Leutnant Martin Berger,
Leutnant Hermann Geyer,
Kadett Adolf Seyr,
Kadett Anton Weidosch,
Kadett Josef Böhm,
Kadettaspirant Franz Mittendorfer.
Maschinengewehrabteilung:
Kommandant: Fähnrich Heinrich Barth.
2. Feldb ataillon.
8. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Paul Harantha,
Oberleutnant Anton Ionas,
Leutnant Hugo Pilz,
Kadett Josef Ransmayr,
Kadettaspirant Hans Kästner,
Kadettaspirant Alois Hofmann.
Maschinengewehrabteilung:
Kommandant: Oberleutnant Johann Korger.
Im Krngebiet am oberen Jsonzo.
Skizze 9 Durch neuerliche Verschiebung der 44. Landwehr-Jnfanterietruppeudivision zur Armeegruppe des
und 10 Generals der Kavallerie Rohr kam das Regiment vom 28. auf den 29. Juni mit der Eisenbahn von
beiliegend. Prvaöina über Laibach nach Tarvis und im Nachtmarsch nach Raibl und Goggau. Am 30. Juni marschierte
es über den Predil nach Unter-Breth und am 1. Juli über Flitsch nach BlaL, wo das Einschlagen der
italienischen Granaten auf den nahen Bergeshängen und zeitweilig in unmittelbarer Nähe des Regiments
keinen Zweifel darüber ließ, daß man wieder im Kampfraum war.
Vielki Lemez A 1037
LIR. 27
Vrata Kote 2014
Vrsie A 1897
Teufels-
felsen
Kote 1776
1976 Unbenannte Neben-
Potoce-
fattel
Hochlinz
(1200)
—Draht-
seilbahn,
Bergstation
----Berg-
hilfsplatz
oberhalb
des
Serpentinen-
rveges
Lepenjetal
Der Negimentsabfchnitt Planina za Grebenom (Hochlinz), Juli 1915 bis März 1916, von Norden gesehen.
Vergleiche mit Skizze 10.
Am 2. Juni lösten die Zweier das Honvedinfanterieregiment Nr. 4, Pusztasöhne, im Abschnitte
Planina za Grebenom oberhalb des Lepenjetales am oberen Jsonzo im Krngebiete ab und waren nun im
Hochgebirge in einer Höhe von 1200 bis 1700 Meter über dem Meere — rechts anschließend das Land-
wehrinfanterieregiment St. Pölten Nr. 21, links das Klagenfurter Nr. 4, ab Mitte September das
86
Laibacher Nr. 27 — in einer Frontausdehnung von 4 Kilometer bis 1b. März 1916 im Stellungskampfe
den Italienern gegenüber und mit dem Klagenfurter Regiment dem 183. Jnfanteriebrigade-Kommando,
Generalmajor Otto Gößmann unterstellt, das jetzt neben dem 122., das zweite zur 44. Division gehörige
Brigadekommando war. Innerhalb des Regiments waren die ersten Abschnittskommandanten am rechten
Flügel Oberst Emil Rosmus mit den Unterabschnitten Hauptmann Wundrak und Kaufmann, in der Mitte
Hauptmann Paul Harantha und am linken
Flügel Hauptmann Robert Aspöck.
Die Italiener überhöhten in ihrer durch
den Brsiö und die Vrata gekrönten Stellung,
die der Zweier, hatten daher einen vollkomme-
nen Überblick, leichte Beobachtung und Schuß-
wirkung mit eingespannten Gewehren und waren
auch noch durch häufige Ablösung begünstigt. Die
wenigen Wege, die vom Tale in die Stellung
der Zweier führten, waren in den vom Feinde
eingesehenen Strecken derart unter Feuer ge-
halten, daß, um Verluste zu vermeiden, der
Tagesverkehr auf das allernotwendigste beschränkt
werden mußte.
Aber auch der in der Nacht bewirkte Ver-
pflegs- und Nachschubdienst, mit dem auch täg-
lich Wasser aus dem Tale herausgeschafft werden
mußte, blieb nicht ohne Verluste; denn die an-
fänglich elenden, schmalen Fußsteige und Saum-
wege führten steil empor und forderten im
Dunkel der Nacht an den steilsten Stellen durch
Abstürze wiederholt Menschen und Tiere zum
Opfer.
Es war eine eigenartige Kriegführung,
verbunden mit anstrengendem Trägerdienst vom
Tal zur Höhe zur Herbeischaffung von allem
was in diesem kahlen Felsgestein fehlte.
Am 19. Juli rückte das 11. Marschbataillon, Hauptmann Franz Fischer, mit 8 Offizieren und 710
Mann zum Regiment ein. Mit diesem wurden die Stände der Kompagnien ergänzt. Hauptmann Franz
Fischer übernahm die 7. Kompagnie und das Kommando über den Mittelabschnitt, zu dem noch die 8.
Kompagnie gehörte.
Folgend die neue Ofsizierseinteilungsliste:
Trägerkolonne im Aufstieg auf 1776.
Offizierseinteilungsliste.
1. Feldbataillon.
Stab:
Kommandant: Oberst Emil Rosmus,
Adjutant: Kadett Josef Seelmayr,
Arzt: Oberarzt Dr. Franz Kröll,
Sanitätskadett Rudolf Peyrer, R. v. Heimstatt,
Sanitätskadett Anton Effenberger,
2. Feldbataillon:
Stab:
Kommandant: Hauptmann Robert Aspöck,
Adjutant: Kadett Alexander Köhler,
Arzt: Assistenzarzt Dr. Alfred Weiner,
Sanitätskadett Adolf goderer,
Sanitätskadett Georg Hüttl,
Sanitätskadett Alois Wilflingseder,
Offiziersstellvertreter Mandl.
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1. Feldbataillon:
1. Feldkompagnie:
Kommandant: Leutnant Karl Hentschel,
Fähnrich Heinrich Straßer,
Fähnrich Karl Vacek,
Kadett Konrad Sixtl,
Kadettaspirant Anton Angermayer.
2. Feldkompagnie:
Kommandant Hauptmann Gustav Wundrak,
Fähnrich Hans Brunner,
Fähnrich Adalbert Schneider,
Fähnrich Alois Freund,
Kadett Gustav Ehrlich,
Kadettaspirant Hans Lettner,
Kadettaspirant Karl Wipplinger.
3. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Karl Kaufmann,
Leutnant August Klengel,
Fähnrich Roman Scheiblbrandner,
Kadettaspirant Franz Piberhofer,
Kadettaspirant Franz Achleitner.
4. Feldkompagnie.
Kommandant: Oberleutnant Dr. jur. Eduard
Buresch,
Leutnant Hermann Geyer,
Kadett Adolf Seyr,
Kadett Anton Weidosch,
Kadett Josef Böhm,
Kadett Hugo Roßmanith,
Kadettaspirant Franz Mittendorfer,
Kadettaspirant Ferdinand Hoflehner,
(Feldwebel Regner).
Maschinengewehrabteilung 1.
Kommandant: Fähnrich Heinrich Barth.
2. Feldbataillon:
5. Feldkompagnie.
Kommandant: Oberleutnant Walter Rejedly,
Leutnant Stephan Penzendorfer,
Leutnant Gustav Amberger,
Fähnrich Josef Polt.
Fähnrich Johann Montl,
Kadettaspirant Rudolf Haslmayr,
Kadettaspirant Alois Saxenhofer,
(Feldwebel Wiesbauer.)
6. Feldkompagnie.
Kommandant: Oberleutnant Anton Lederbauer,
Fähnrich Karl Hartmann,
Fähnrich Josef Swoboda,
Kadett Anton Huber,
Kadett Otto Lichtenecker,
Kadettaspirant Leopold Dangl.
7. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Franz Fischer,
Leutnant Karl John,
Kadett Franz Gaisbauer,
Kadettaspirant Macho,
Kadettaspirant Johann Gastinger,
Kadettaspirant August Huber.
8. Feldkompagnie:
Kommandant: Hauptmann Paul Harantha,
Leutnant Raimund Holub,
Leutnant Hugo Pilz,
Fähnrich Josef Ransmayer,
Kadett Hans Kästner,
Kadett Alois Hofmann,
Kadettaspirant Paul Düll,
(Feldwebel Schenkhuber,
Feldwebel Josef Dürnbarth.)
Maschinengewehrabteilung 2:
Kommandant: Oberleutnant Johann Korger.
Wie bald sich die Zweier in die neuen Verhältnisse gefunden hatten, bewies der am 15. August
glatt abgewiesene Angriff der Italiener.
Aus den damals erstatteten Berichten sei der des Hauptmannes Franz Fischer herausgegrisfeu. Er
sagt: ,,Fähnrich Ransmayr hat sich bereits wiederholt freiwillig zu Patrouillengüngen gemeldet. Bei dem
am 15. August stattgehabten feindlichen Angriff wurde er sofort bittlich, das Kommando am äußersten
rechten Flügel, das war der Angriffspunkt des Gegners, übernehmen zu dürfen, da der dort befindliche
Kadett noch nicht kriegsvertraut war und er die Verhältnisse dort gut kanute. Dies wurde ihm bewilligt
und er legte hierauf, ungeachtet des heftigsten feindlichen Infanterie- und Mafchinengewehrfeuers entlang
der ganzen Front den Weg zurück, bis er an seinem Ziele angelaugt kaltblütig die Feuerleitung übernahm
und durch seine ruhigen Anordnungen dem Gegner große Verluste beibrachte und so einen großen Teil
des Erfolges beanspruchen kann.
Zugsführer Johann Ertl der 8. Kompagnie hatte mit seinen Leuten bereits die etwas zurückgelegene
Tagesstellung am 15. August bezogen, als der Beobachtungsposten das Anrücken der Italiener meldete.
88
Durch rasch entschlossenes Handeln gelang es Ertl, trotz des heftigsten feindlichen Feuers, seine Leute
wieder in die etwa 60 Schritte vorwärts gelegene Stellung zu bringen. Sein persönlich tapferes Verhalten
war für seine Leute beispielgebend.
Infanterist Johann Prehofer der 8. Kompagnie hatte bei Nacht einen ganz exponierten Posten außer-
halb des rechten Flügels der Kompagniestellung zu beziehen. Wie alltäglich war auch er am 15. August
in der Frühe bereits in seiner Reservestellung. Als der Feind um 7 Uhr früh zum Angriff vorging, eilte
Prehofer, ohne auf einen Befehl zu warten, das feindliche Feuer nicht scheuend, auf seinem auf hoher Wand
exponierten Posten und schoß kaltblütig auf den gegen ihn anrückenden Feind mit sichtlich gutem Erfolge."
Der Armecgruppenkommandant General der Kavallerie Rohr gab mit Erlaß Res. Nr. 399 seiner
Befriedigung wie folgt Ausdruck: „Meine vollste Anerkennung dem tapferen General Jellenschich und den
braven Truppen, die so heldenmütig dem schweren Granatfeuer trotzten; den zähen Verteidigern von Kote
1776 Hauptmann Kaufmann, Hauptmann Fischer und Hauptmann Wundrak mit ihren wackeren Soldaten
vom Landwehr-Infanterieregiment 2 meinen Glückwunsch zum glänzenden Erfolge!"
Mit dem am 18. August eingetroffenen 12. Marschbataillon, Major Heinrich Krauß, mit 9 Offizieren
und 800 Mann war das Regiment auf einen derartigen Stand gebracht, daß mit der Aufstellung der 9.,
Oberleutnant Perner, und 10. Kompagnie, Hauptmann Kawinek,
nun wieder 3 Bataillone gebildet werden konnten. Das 1. Ba-
taillon bildeten die 1., 2., 3., 4. Kompagnie, das 2. die 5., 6.,
9. Kompagnie und das 3. Bataillon die 7., 8., 10. Kompagnie.
Was den Italienern durch den tollkühnen Angriff am
15. August nicht gelungen war, das sollte nun mit kluger Vor-
bereitung erzielt werden. Während des ganzen Monates August
arbeiteten die Italiener am Fuße der Vorstellung von Kote 1776
geschützt durch überhängende Felsen.
Da faßte Korporal Alois Bauchinger den Entschluß, die
Italiener zu vertreiben, ließ sich in einer Septembernacht abseilen
und beschoß die Ahnungslosen überraschend aus seiner Pistole und
schleuderte schließlich noch zwei Handgranaten gegen die in
panischem Schrecken Fliehenden. Es schien damit der neuerliche
feindliche Angriff im Keime erstickt. Die Heldentat fand begeisterten
Widerhall in einer vom vorgesetzten Brigadier, Generalmajor Göß-
mann verfaßten Schilderung in der Karnisch-Julischen Kriegs-
zeitung und den verdienten Lohn durch Bauchingers Beförderung
zum Zugsführer und die ihm verliehene goldene Tapferkeitsmedaille.
Nachdem Oberst Rosmus zum Kommandanten des Landwehrinfanterieregiments Nr. 21 ernannt
worden war, übernahm Major Krauß das 1. Bataillon und den rechten Flügelabschnitt. Hanptmann
Friedrich Engels*), eingerückt aus dem Ministerium, hatte schon früher das 2. Bataillon und damit den
Befehl über den Mittelabschnitt erhalten, aus dem Hauptmann Franz Fischer neue verdächtige Bewe-
gungen der Italiener beobachtete. Man wollte nicht daran glauben. Aber nur zu bald bestätigte sich die
Richtigkeit der Meldung. In der Nacht zum 12. September war es den Italienern wirklich gelungen, die
Vorstellung am Teufelsfelsen, von wo aus Bauchinger sein Bravourstück ausgeführt hatte, zu überrumpeln.
Wer die Felspartie gesehen hat, muß diesem gelungenen italienischen Vorstoß Bewunderung zollen, wenn
auch zu guter Letzt die Tapferkeit der Zweier wieder triumphierte.
Der vom Regimentskommando anbefohlene Gegenangriff brachte am linken Flügel, wo ihn Haupt-
mann Robert Aspöck leitete und beobachtete, ausgeführt von Patrouillen, die sich freiwillig gemeldet hatten,
am 12. September die Italiener zum Stehen und am 13. September bis 10 Uhr nachts 1 italienischen
*) 1915 geschrieben Engel. Infolge bis 1534 erwiesener Namensschreibweise „Engels" Taufmatrikel auf „Engels"
berichtigt.
Zugsführer Alois Bauchinger.
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Leutnant und 27 Alpini als Kriegsgefangene ein. Auf Kote 1776 ward von der von Hauptmann Artur
Kawinek befehligten Angriffsgruppe unter tatkräftiger Mitwirkung der 2. Kompagnie, Oberleutnant Karl Neu-
mann, von rechts und der 7. Kompagnie, Hauptmann Franz Fischer, von links bis Mitternacht des 13. auf
den 14. September die vollständige Säuberung des Teufelsfelsens vom Feinde gelungen. Schwere Verluste
wurden den italienischen Kompagnien, die am folgenden hellen Tage den Rückweg zum Vrsiö empor nehmen
mußten, bereitet. Der Schlüsselpunkt Kote 1776 war nun wieder fest im Besitze der Zweier und blieb es.
Alpini, unsere Gegner am Westabhang des Vrsic 1915, nach einer
einem kriegsgefangenen Leutnant abgenommenen Photographie.
Zu der gehobenen Stimmung über den Erfolg gesellte sich die Freude über das Verordnungsblatt für
die k. k. Landwehr, Normalverordnungen, 22. Stück, vom 8. September 1915, das die Verleihung der
Fahnen*) für die Fußtruppen der k. k. Landwehr mit Zirkularverordnung vom 4. September 1915, Präs.
Nr. 14.256, wie folgt, verlautbarte:
„Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben in neuerlicher allergnädigster Anerkennung der
„besonders verdienstvollen Leistungen der k. k. Landwehr, welche während der ganzen bisherigen Kriegs-
„periode mit den Truppen des k. und k. Heeres in unentwegter und treuester Pflichterfüllung vor
„dem Feinde wetteiferr und bereits wiederholt die Allerhöchste Anerkennung fand, die Beteilung der
„k. k. Landwehrfußtruppen mit Fahnen huldvollst in Aussicht zu nehmen geruht.
„Die Verfügungen wegen Ausstattung und Ausführung dieser Fahnen sowie betreff Anfertigung
„und feierlicher Ausgabe werden nach Beendigung des Krieges erfolgen.
„Dieser Allerhöchste Gnadenakt soll für die Truppen der k. k. Landwehr ein weiterer Ansporn zu
„neuen Heldentaten sein und wird sich dieselbe gewiß durch weitere glänzende Leistungen vor dem Feinde
„dieser Allerhöchsten Verfügung immer wieder würdig erweisen!
Freiherr von Georgi m. p.
General der Infanterie."
*) Die Fahnenweihe fand am 8. Juni 1924 in Gegenwart der hohen Fahnenpatin Fürstin Fanni Starhemberg-
Larisch und ihres Gemahls, des Landeshauptmannes Prälat Johann Nepomuk Hauser, des Generalobersten Friedrich Frei-
herrn von Georgi, des Feldmarschalleutnants Karl Edler von Kailer (ehern. Zweier) und vieler anderer Dignitäre, gele-
gentlich des Wiedersehensfestes des Edelweißkorps in feierlicher Weise im überfüllten alten Dome in Linz durch Pfarrer
Matthias Spanlang statt.
90
Die beiden Seiten unserer Regimentsfahne aus weißer Seide in Gold und Farben reich gestickt.
Erhöhte Zuversicht brachte die Nachricht von dem am 6. September abgeschlossenen Bündnis Bul-
gariens mit den Mittelmächten, durch das nun der Vierbund entstanden war, nachdem schon seit 19. Oktober
1914 die Türkei auf der Seite der Mittelmächte kämpfte.
Von dem am 16. September eingetrofsenen 13. Marschbataillon, Major Oskar Damaschka, mit
17 Offizieren und 855 Mann, kam die Marschkompagnie, Hauptmann Wenzel Mazurek, in den Abschnitt
des Landwehrinfanterieregiments Nr. 21, dem auch die 9. Kompagnie, Oberleutnant Perner, am Lipnik
unterstellt war.
In diesen Tagen gedachte Generalmajor Gößmann abermals eines Helden der Zweier in der
Karni sch- Julis chen Kriegs zeitung; er schrieb:
„Antiker Heldenmut.
Mit Bewunderung und Ehrfurcht lesen wir im ersten Buche Livius die Tat des Mutius Scävola,
der zum augenfälligen Beweise seiner Tapferkeit seinen Arm über dem Flammenbecken verkohlen ließ.
Wahrlich — ehrlicher, begründeter Stolz kann uns erfüllen, daß Männer, die es sagenhaftem, über-
liefertem Heroismus gleichtun, unter den schwarz-gelben Fahnen kämpfen.
Erst wenn man die Psyche unserer Kämpfer in der Schwarmlinie kennt, wenn man die täglich sich
ereignenden Beispiele glanzvollsten Opfermutes selbst miterlebt hat, erst dann ist es zu fassen, warum die
beiden in Not und Tod verbündeten Reiche auch eine ganze Welt von Feinden auf die Knie zu zwingen
vermögen.
Schweres feindliches Artilleriedauerfeuer aus 149- und 210-Millimeter-Geschützen lastete seit langem
auf unserer Stellung. Unaufhörlich zerbarsten die feindlichen Bomben unter gewaltigem Donner, von dem
Hochgebirgsecho hundertfach verstärkt, in unseren Stellungen. Aber die kerngesunden Nerven unserer tapferen
oberösterreichischen Landwehr erschütterte auch dieses Feuer nicht.
Bor Wochen erst hatten sie am Allerhöchsten Geburtsfeste unseres greisen obersten Kriegsherrn, jeder
hinter seiner Felsdeckung das Gewehr schußbereit, ganz innerlich mit ihrem Kaiser schlichte Zwiesprache
gehalten und Soldatentreue gelobt. Treue bis in den Tod.
Immer näher den Deckungen kamen die feindlichen Granaten und — endlich ein Volltreffer in der
eigenen Deckung. Acht Meter hoch wirbelte die schwarzbraune Wolke. Und schon regte sichs im Nachbar-
unterstand, um den verschütteten Kameraden Hilfe zu bringen. Und gleich lief das Rettungssignal ,Sani-
tät' die Unterstände entlang.
12
91
Er hatte schwere Arbeit, unser braver Sanitätskadett. Ein Bein war abgeschossen und das zweite
hing an einem Fetzen. Aber nicht ein Laut der Klage, nicht das geringste Jammern entschlüpfte dem
Schwerverwundeten. Er mußte doch, obwohl dem Tode nahe, den Kameraden ein gutes Beispiel von
Helden sinn und Standhaftigkeit geben. Und als ob er noch seine gesunden Füße hätte, aß er
still und ruhig sein Mittagsmahl.
Er liegt nicht weit von hier in guter Hut der Brigade-Sanitätsanstalt. Eine ausgeglichene Seelen-
ruhe erfüllt den standhaften Helden: Das Gefühl für sein Vaterland bis zum äußersten seine Pflicht
getan zu haben.
Und wenn die Ghmnasialerinnerung des Mutius Scävola mir schwinden sollte — den braven Max
Nestler von der Landwehr 2 — den merke ich mir fürs Leben."
Im eigenen Abschnitte konnte jetzt eine Reserve im Tale gebildet werden. Für den beurlaubten Oberst
von Wasserthal führte vom 17. September an Oberstleutnant Eduard Alpi des Landwehrinfanterie-
regiments Nr. 4 das Regimentskommando bis Oberstleutnant Franz Karl Unger, der nach seiner Genesung
seit Juli 1915 das Ersatzbataillon des Regiments befehligt hatte, am 22. September wieder zum Front-
dienst eingerückt, das Regimentskommando übernahm und fortan führte, mit Ausnahme der Tage vom
14. bis 27. Oktober 1915, während welchen Oberst von Wasserthal nach der Rückkehr vom Urlaube bis zu
der dann erfolgten Betrauung mit einem Brigadekommando das Regimentskommando das letztemal inne hatte.
Während dieser Tage war Unger mit Grohmann, den ec vom Ersatzbataillon mitgenommen hatte,
im linken Flügelabschnitt, wo bisher Hauptmann Robert Aspöck gewesen war, mit dem Bataillonsadjutanten
Leutnant Alexander Köhler das bescheidene Quartier teilend.
Eine nächtliche Episode gab hier Grohmann zu folgender Schilderung Anlaß:
„Feuerüberfall.
Weiße Steine steigen schimmernd im Mondlicht aus dem Dunkel empor, erst einzelne Blöcke, dann
ein weites Feld, übersät von riesigen, wirr durcheinander gewürfelten Felsblöcken. Aus dem Trümmerfeld
steigt ein verwitterter Fels steil auf, türmt sich terrassenförmig gegen die senkrechte Felswand der Vrata
und wirft sich schließlich dieser Wand entgegen in einem Felsenwirrsal, das aussieht wie eine heranbran-
dende Woge, die im Augenblicke des Anpralles zu Stein erstarrte.
Das ist das Ziel meiner nächtlichen Wanderung, der Adlerhorst. Der Name ist gut gewählt. Sonst
mögen hier wohl Adler horsten, die mit scharfen Blicken ins Tal nach Beute spähen; heute horsten die
helläugigen Adler Österreichs hier, die Wächter an der Grenze, die so scharf wie Aare hinunterspähen ins
Tal und hinauf zu den Hängen und Rücken, wo der Gegner haust. Geheimnisvoll webt das Mondlicht
weiß schimmernde Schleier, in denen als goldene Punkte Tausende von Sternen stehen, Silberströme fließen
die Berge hinab, aber mit dunklen, zackigen Kämmen, die Schattenseiten uns zugewendet, greifen die Gipfel,
die von den Italienern besetzt sind, in den lichten Himmel hinein.
Vom Potoöesattel links bis zum heißumkämpften Rücken des Vrsiö rechts eine einzige, geschlossene,
feindliche Linie.
Tief unter ihnen wir, in Stellungen, die zu halten ein Wunder ist. Dort unten kriecht durch das
Steingewirr und über das aufleuchtende Schneefeld hin eine schwarze Linie — unser Drahtverhau —
dahinter, nur dem Wissenden erkennbar, die Deckungen. Dann klettert die Verteidigungslinie den Felsen
empor, auf dem ich stehe, senkt sich hinab zum Latschenfeld, das dunkel in der weißen Tiefe liegt, kriecht
die nächste Höhe hinan, sperrt jenseits das Tal, säumt die anschließenden Höhen und springt jäh empor zum
prächtigen, vielzackigen Felsgipfel Kote 1776, der ebenbürtig dem Vrsiö gegenübersteht. Wie zwei trotzige Ringer
stehen sie da, Fuß und Schulter gegeneinander gestemmt, das Haupt aber hoch erhoben und im grimmigen
Hasse zueinander gekehrt. Aber über Freund und Feind gehen die Blicke weit zurück ins Bergland. Fast
unirdisch stehen die Berge da, Himmel und Fels von gleicher lichter Farbe; nur die Schneefelder leuchten
auf wie flüssiges Silber. Da liegt der Grintouz vor mir und der silberschimmernde Sreberniak, die trotzige
Felsenburg des Rombon und das weiße, vieltürmige Märchenschloß des Prisang. Das ist das freie, das
unbezwungene Land, das Land unserer Sehnsucht, das Land des Friedens. Heilige Ruhe liegt über ihm
und über dem Prisang steht feierlich das Sternbild des Wagens, das wunderbare, helleuchtende Siebengestirn.
Was aber will ich denn hier? Bin ich gekommen, mich dem Zauber einer Mondnacht gefangen zu
geben? Fast widerwillig reißen sich die Gedanken los von dem traumhaft schönen Bild und kehren zur
ernsten Aufgabe zurück. Italienische Überläufer haben uns verraten, daß heute Nacht ein Angriff geplant
ist. Deswegen bin ich hier. Nasch suche ich den Kommandanten der Stellung, welche die vorgeschobenste
der ganzen Verteidigungslinie ist, auf. Der Kommandant Fähnrich Haselmaier erwartet mich mit seinem
Stellvertreter, dem Kadetten Saxenhofer, in der Offiziersdeckung. Das ist ein kleines, natürliches Felsenloch,
rechts und links durch Mauern aus Sandsäcken erweitert. Eine Vorderwand aus Brettern, mit Dachpappe
überzogen, und ein Dach aus Brettern und Baumstämmen, mit Sandsäcken maskiert, vervollständigen die
,Villa Adlerhorst'. Links schließen sich die Deckungen der Mannschaft an, niedere Steinhütten mit Zelt-
blättern als Dach, darüber Erde oder Föhrenzweige gebreitet. Von den Deckungen gehts in die Stellungen,
weglos, zwischen Steintrümmern und den knorrigen Zweigen der Latschen durch, kriechend, kletternd und
springend. Wehe dem, der hier gebahnte Wege gehen wollte; er wäre verloren, denn von oben sieht der
Italiener den Fels wie auf einer Landkarte. Die Stellungen säumen den Berg wie die Zinnen einer Burg,
Steinmauern mit Schießscharten, die rechts und links talwärts schauen. Zeltblattdächer, mit Steinen
beschwert und mit Alpenrosen maskiert, schützen gegen Sicht von oben. In den Stellungen schläft die
Mannschaft. Nur die Posten wachen, in warme Pelze gehüllt. Ich melde ihnen einen Gruß von unserem
Oberstleutnant und wenn heut' die Italiener kämen, müßte jeder Schwarm von uns ein Bataillon auf-
halten. Viele Worte machen unsere Oberösterreicher nicht. Sie sagen bloß: ,Dös tan ma!' und es klingt
doch wie ein Gelöbnis.
Wir kehren zur Hütte zurück und plaudern noch geraume Zeit. Von allem Möglichen, was unser
einsames Leben mit sich bringt, von den Italienern, den Stellungen und Deckungen, von dem kleinen, zier-
lichen Siebenschläfer, der in einem Felsspalt der Offiziersdeckung haust und meinen Gastfreunden Äpfel
und Schokolade stiehlt, dann von ernsteren Dingen, von den Gefallenen, den Gräbern, von der Heimat
endlich und der Heimkehr, und merken plötzlich, daß wir, die Fremden, uns Freund geworden sind. Aber
wir nehmen das gar nicht als Erstaunliches wahr, es ist uns, als müßte das so sein. Muß auch sein. Das
gemeinsame Erleben schweißt uns zusammen. Es ist spät, als wir das Lager aufsuchen. Plötzlich fahren
wir aus kurzem Schlummer empor. Was ist das? Gewitter? Es klatscht wie schwerer Sommerregen aufs
Dach nieder. ,Feuerüberfall!' schreit der Fähnrich und schon ist er hinaus. Ich ihm nach, aber ich sehe ihn
nicht mehr. Nur seine raschen hallenden Tritte sagen mir: der da stürmt, sein Leben nicht achtend, zu seiner
Pflicht und zu seinen Leuten. Trotz seiner Jugend, seiner lachenden, lebenden, sonnedürstenden Jugend.
Da kommt von der anderen Seite ein Korporal. Gar nicht besonders schnell. ,Meld' g'horsamst, — a blöder
Feuerüberfall von die Italiener? Damit verschwindet er wieder im Dunkel. Ich suche den Weg zur Höhe,
über mir sausen und pfeifen die Kugeln, klatschen ins Gestein und gellen surrend ins Weite. Sonderbar,
daß man keine Angst empfindet. Es muß dies die ruhige Sicherheit der anderen machen. Da kommt eben
ein Sanitätsgefreiter — Schererbauer heißt der Brave — und meldet, daß er nach oben geht, nachzuschauen
ob niemand verwundet wurde.
Niemand hat ihm zu kommen befohlen, er geht ohne Auftrag ins Feuer hinein. Auch einer, dem Pflicht
und Menschlichkeit höher stehen als das eigene Leben.
Wie der zackige Rücken eines vorweltlichen Ungetüms stehen die schwarzen Kämme hoch über uns.
Aber über sie hin zuckt es wie eine Schlangenlinie kleiner Flämmchen, die in fortwährender Bewegung
sind. Sie blitzen auf, verlöschen, kommen in dichten, in schütteren Wellen — das Mündungsfeuer der
italienischen Gewehre. Sie meinen es gut mit uns, die dort oben. Unaufhörlich schwirren ihre Kugeln über
uns, als kreiste zu unseren Häupten ein Schwarm wilder Hornisse.
Von unserer Seite füllt kein Schuß. Aber man ist wach. Man sucht das Vorfeld ab, um festzustellen,
ob diesem Feuerüberfall ein Angriff zugrunde liegt. Eine Leuchtrakete schießt auf, fällt ins Latschenfeld und
grünes Licht flutet wie Meerleuchten durch die dunklen Kienföhren. Ein Knall — und durch ein Wolken-
93
band geht ein grüner Schein, dann senkt sich die Leuchtkugel langsam nieder und gießt über den Potoöe
grelles Licht. Dann wieder flammt eine Leuchtkugel im Steingewirr, am Kamm der Vrata, am Abhang
des Vrsiö auf. Wie riesige Sonnwendkäfer schwirren die Leuchtraketen durch die Lüfte und vergleißen
irgendwo, weithin das Dunkel erhellend. Das Geknatter der Schüsse wird lauter. Plötzlich mengt sich in
das Prasseln und Sausen ein Krachen. Dann ein Schwirren und Fauchen hoch in den Lüften — von der
Vrata schießt feindliche Artillerie in die Tiefe. Aber keine Detonation folgt — Blindgänger! Aber als Ant-
wort dröhnt von unten ein dumpfes Grollen, nun heult es heran, faucht, kreischt, saust, ganz anders als
die italienischen Granaten. Unsere schwere Artillerie schießt. Und nun ein Krachen, als berste die Erde, —
hoch oben auf der Vrata schlägt eine Granate ein, eine zweite heult heran, kracht hinter dem Rücken nieder, —
und das Kugelpfeifen verstummt. Wie das Heulen der Schakale aufhört, wenn der Löwe brüllt, ist das. Noch
ein paar Schüsse, dann Ruhe. Von unten aber ruft eine helle Stimme: ,Habts leicht koane Patronen mehr?'
Sie scheinen sich wirklich verschossen zu haben. Umsonst suchen die Leuchtraketen das Terrain ab,
nichts rührt sich mehr. Das Telephon geht: ,Hallo, Station A. Hallo, hier Station B. Welchen Erfolg
hat der Feuerüberfall gehabt? Hier keinen. Hier keinen. Hier einen Leichtverwundeten, Fleischschuß------.'
Ein Leichtverwundeter auf der ganzen Front — und darum der Lärm? Der Korporal hat Recht: ,Ein
blöder Feuerüberfall!'
Ruhig liegt wieder das erhabeneBild vor mir: Der mächtige Grintouz, die stolze Felsenburg des Rombon,
das weiße Märchenschloß des Prisang. Tief unter uns schlummert das Land unserer Sehnsucht, das Land des
Friedens, seiner herrlichen Zukunft entgegen und über den stolzen Alpenhängen steht feierlich das leuchtende
Siebengestirn."
Trägerkolonne, Bretter in die Höhenstellung tragend.
Auf einmal machten sich die herbstlichen ungünstigen Witterungsverhältnisse in einem auffallend großen
Marodenstand erschreckend bemerkbar. Sie zwangen zu sofortigen Vorkehrungen und dringend zur Verbes-
serung der Unterkünfte, die bis jetzt zumeist nur aus Zelten bestanden.
Es wurde mit einer Bautätigkeit begonnen, ermöglicht durch die von der 44. Landwehr-Jnfanterie-
truppendivision, unter Fmlt. Nemeczek bewilligten, vom Regimente angeforderten Baumaterialien, Werkzeuge
und Sprengmittel und durch allmähliche Beistellung der Verstärkung der eigenen, dem Kampfstand ent-
nommenen Arbeitskräfte mit Landsturmarbeiterabteilungen, so daß bald jeder Mann sein schützend Dach
hatte und keiner mehr weg wollte.
94
Durch viele Wochen mußte die Talreserve, zu der Hauptmann Aspöck zur Organisierung des Träger-
dienstes in das Lepenjetal befohlen worden war, die notwendigen Bretter in die Höhenstellung schleppen.
Das Kommando des linken Flügelabschnittes hatte am 25. Oktober Major Damaschka übernommen.
Jeder Unterabschnitt erbaute sich nun seine Hilfsplatzhütte. Im ersten Drittel des Aufstieges zum
Regimentskommando wurde der sogenannte Berghilfsplatz des Oberarztes Dr. Franz Kröll ausgebaut, beim
Regimentskommando eine Hilfsplatzhütte aufgestellt und später noch ein Hilfsplatz des Regiments im
Tale. Der Regimentschefarzt Dr. Richard Jenny, zumeist begleitet vom Feldkuraten, Chorherrn Josef
Ettlmaier, besuchte täglich die Mithelfer im ärztlichen Dienst, Assistenzarzt Dr. Zillig und Dr. Weiner
und oft die Kämpfer in der vordersten Linie; sie waren die besten Touristen des Regiments.
Hochlinz, wie es im März 1916 aussah. Standort des Regimentskommandos.
Eine Röhrenanlage vom oberen Lepenjebach zum Regimentskommando mit einem Pumpwerk, nach
den Plänen des Jngenieurleutnants Anton Dollenz und unter seiner Leitung ausgeführt, erleichterte bald
die Wasserversorgung.
Zur Ansammlung von Vorräten für den Winter, im Falle durch Verschneiung, Verkehrshemmungen
den Nachschub ausschließen sollten, wurden an geeigneten Punkten der Stellung Depots errichtet.
Zuletzt durften die Kommandanten daran denken, auch ihren Unterschlupf wohnlich zu gestalten.
Die primitiven Wege wurden verbessert und teilweise umgelegt, dazu neue Wege angelegt. Leutnant
Wagner, Kommandant der Regimentspionierabteilung, bewährte sich dabei außerordentlich und die Arbeiter-
abteilungen Nr. 52/bhl, 14/bh2, 103/bh 4, 201/L4, 253/L 6 und 251/Lst6, leisteten Großartiges.
Durch ein vielverzweigtes Telephonnetz stand das Regimentskommando mit allen Unterabteilungen und
wichtigen Punkten in reger Verbindung, wie nachstehende Linien-Skizze zeigt. Als vorzüglicher Verbindungs- Siehe
offizier zwischen dem Regimentskommandanten und allen Teilen des Regiments einerseits und mit den vor- nächste Seite,
gesetzten Stellen anderseits betägtigte sich mit besonderem Takt und unermüdlich der beim Regimentskommando
eingeteilte Leutnant Dr. Ludw. Langoth, was ihm die außertourliche Beförderung zum Oberleutnant eintrug.
Bald erleichterte eine Drahtseilbahn den Nachschub, die Errichtung einer Feldbäckerei in 1200 Meter
Höhe an der neu angelegten horizontalen Wegstrecke zum Regimentskommando und nicht weit davon die
Aufstellung eines Elektromotors, der bis 11 Uhr nachts Licht spendete.
Die Hüttenkolonien benannten sich am linken Flügel Ruachnensitz, Granatenhäufel, nach den vielen
herumliegenden Sprengstücken, und Hötzendorf; in der Mitte „Hochlinz" das Regimentskommando. bei
der Feldbäckerei, wo sich die Wege gabelten, „Hochwegscheid", etwas tiefer, wo die Landsturmarbeiterabtei-
95
XP.&P.2
Standort, am 5. Oht. i9d5.
£imesiiSMzss.
Vrafg Vrsic
O
777/p. Dßmaschka , '
Obll. Ringel
fir.Zf
Xompl. Stet. mit Jbeseteung
G maqnel Telef. ohne Jbesetzunq
C ) Tremde Stationen.
Zeichen-Erklärung.
'O
Hauideal 44
lungen'hausten, „Hochkleinmünchen", von Hochwegscheid höher hinauf „Hochjägermeier", dann „Hochpöst-
lingberg", am rechten Flügel „Guckinsland" und schließlich im Tal „Amberg", „Ambach" und „Amwald".
Dem wilden Holzfällen, das mit Vorliebe neben den Wegen und in der nächsten obersten Zone,
wo der Baumbestand ohnehin schütter war, vorgenommen wurde, machte die Errichtung eines Forstamtes
in Hochwegscheid unter Leitung des fachkundigen Leutnants Raimund Holub ein Ende. Bald zeigten da
und dort regelrecht aufgeschlichtete Holzstöße, daß fortan die Deckung des Bedarfes wohlgeordnet forst-
mäßig vor sich ging. Ja selbst an eine Baumschule war gedacht worden.
Skizze 12 Die Besuche der einzelnen Unterabschnitte, die anfangs anstrengende touristische Leistungen waren,
beiliegend, konnten mit der Zeit auf den neu entstandenen Wegen, abgesehen von der durch das unaufhörliche Ge-
plänkel bestehenden Gefahr, das täglich Opfer forderte, als Spaziergänge bezeichnet werden. Seit 11. Oktober
hatte Generalstabsoberst Stephan Majewski das 44. Landwehr-Jnfanteriebrigadekommando, dem fortan
der Regimentsabschnitt unterstellt war, übernommen. Das 183. Brigadekommando wurde aufgelöst.
Talstation der Drahtseilbahn im Lepenjetal,
von der aus seit Mitte Dezember 1915 die Versorgung
der Höhenstellung des Regiments erfolgte.
Rahe der Bergstation der Drahtseilbahn.
96
Mit 1. November erfolgte die Ernennung des Oberstleutnants Unger zum Obersten, zu der er bereits
nach dem Erfolge bei Potzamcze-Pilica im November 1914 von seinem damaligen vorgesetzten Brigadier,
Oberst von Hentke, beantragt worden war.
Am Geburtstag des italienischen Königs Viktor Emanuel, am 11. November, veranstalteten unsere
Gegner ein besonders lebhaftes Artilleriefeuer auf unsere Schlüsselstellung, den Teufelsfelsen Kote 1776,
dem unser Artilleriebeobachter Leutnant Ernst Ruffani und sein Vormeister Stephan Telecki zum Opfer sielen.
Im Lager auf der Kanonenhöhe.
Ein vom Fähnrich Alfred Grohmann verfaßter und vom Hauptmann Eduard Edler von Stransky
als Vertreter des Regiments am Grabe der Kameraden am Friedhofe von Soöa gehaltener Nachruf sei
hier wiedergegeben:
Dem Leutnant Ernst Ruffani und Vormeister Stephan Telecki.
Wir stehn an einem heilig ernsten Orte,
Um tote Helden laßt uns männlich klagen,
Am offenen Grabe laßt uns Abschiedsworte
Den teuren, nun entschlafnen Freunden sagen.
Mit Trauer denkt das Regiment der Treuen,
Die ihren Dienst erfüllt bis in den Tod.
Und mochten Todesschrecken sie umdräuen,
Sie standen, wie es Ehr' und Pflicht gebot.
Den höchsten Mut — sie haben ihn bewiesen,
Die höchsten Pflichten haben sie erfüllt.
Mag Heldenlorbeer einst ihr Grab umsprießen,
Wenn uns das Licht des Friedens wieder quillt.
Nun schlaft in Frieden. Euer Angedenken
Sei unvergessen, wird uns täglich neu!
Das Vaterland soll seinen Helden schenken
Das schönste Nuhmeswort: Sie dienten treu!
Am 17. November trafen 2 Marschbataillone ein, das 14. des Hauptmannes Gottfried Burgstaller,
der persönlich schon am 18. Oktober in die Stellung der 5. Kompagnie eingerückt war, mit 20 Ofsizieren
und 765 Mann und das 15., Hauptmann Max Mates mit 21 Ofsizieren und 707 Mann.
Die Höhenstellung zeigte sich bereits im weißen Winterkleide, während im Tal noch Herbstwetter Skizze 11
herrschte. Dort beim Proviantofsizier, Oberleutnant Hermann Gollwitzer, im Bersniklager, wo der Gefechts- beiliegend,
train des Regiments, wo die Nechnungsunterosfiziere und Regimentsschreiber hausten, wo eine Regiments-
13
97
Skizze
10 und 11
beiliegend.
selcherei errichtet worden war, wurden allnächtlich die Tragtierstasfeln für die Versorgung des Front-
abschnittes abgefertigt und wurde an der Aufstellung größerer Baracken gearbeitet, in welchen die Reserve,
die sich durch die nicht aufgebrauchten Marschbataillone verstärkte, entsprechende Unterkunft fand. Weiter
rückwärts in Log bei Kronau im Barackenlager des Bagagetrains hatte der Regimentstrainkommandant
Hauptmann Balan und der Oberleutnantrechnungsführer Franz Kober ihre Kanzleien aufgeschlagen.
Am 2. Dezember gratulierte der Landesverteidigungsminister Generaloberst Freiherr von Georgi dem
Obersten Unger zur Nobilitierung mit dem Prädikate ,,von ^urawniki", wodurch Unger noch enger mit dem
Regimente, das bei ^urawniki seine Feuertaufe empfangen hatte, verbunden wurde.
Das winterliche Hochgebirgsbild bot einen prächtigen Anblick. Sein trügerischer Zauber durfte aber
nicht nur mit Bewunderung betrachtet werden, sondern forderte auch allerhand Vorkehrungen und Vor-
sichtsmaßregeln.
Folgender um diese Zeit den vorgesetzten höheren
Bild über unsere Stellungen:
Der Gegner.
Aus dem F l i t s ch e r b e ck e n steigt jenseits des
I s o n z o, begrenzt durch die Furchen des S l a t e n >i> k-
Gräbens und des L e p e n j a t a l e s, ein Gebirgszug
empor, der, zu immer größeren Höhen anwachsend, von
Nordwest nach Südost streicht und sich endlich im Fels-
gewirr des Krn verliert. Es ist unwirtliches kahles
Kalkgebirge, dessen Steilhänge aus gewaltigen Trüm-
merfeldern und langgestreckten Schutthalden empor
wachsen. Die außerordentliche Porosität des Kalkes,
der hier als Gebirgsbildner auftritt, bedingt die
Wasserarmut der Gegend und die rasche Verwitterung
des Gesteins. Dadurch entstehen jene phantastischen
Formen, jene riesigen, mit gigantischen Felsblöcken
übersäten Schutthalden, jene Schluchten und Fels-
stürze, die der Landschaft ihren wildprächtigen roman-
tischen Charakter verleihen. Wer aber in kommenden
Tagen dieses Gebiet bereisen wird, der wird es nicht
so sehr seiner landschaftlichen Schönheit wegen auf-
suchen, sondern deshalb, weil es einer der Schauplätze
des grandiosen Ringens an der Jsonzofront, das ohne
Beispiel dasteht in der Weltgeschichte. In jedem Ab-
schnitt dieser Front trägt der Kampf einen anderen
Charakter; hier wildes unablässiges Anstürmen, dort
riesenhafte Artilleriekämpfe, an anderen Stellen wieder
das starre, dem feindlichen Feuer wie dem Gewitter-
sturm und der ertötenden Kälte trotzende Festhalten
am Grenzwall, der den heiligen Heimatboden schützt.
Im Frontabschnitte des Landwehrinfanterieregiments 2
zwingen die Terrainverhältnisse zum Ausharren in
einer Verteidigungsstellung, die durch beständigen
Ausbail zur unbezwingbaren Felsenfestnng neuge-
schaffen wurde.
Anlage und Ausbau der Stellung waren diktiert
durch die vom Feinde besetzte Linie und die von hier
aus gegebenen Angriffsmöglichkeiten. Der Schilderung
unserer eigenen Stellung sei daher eine kurze Be-
schreibung der feindlichen Stellungen und Angriffs-
linien vorausgeschickt.
Kommanden vorgelegter Bericht gibt ein genaueres
Östlich der G o l o b a r - P l a n i n a gabelt sich,
eine fast kreisförmige, große Steinmulde umschließend,
das Gebirge in zwei parallele Züge. Das nördliche
beginnt mit dem gegen Süden steil abfallenden Gipfeln
Kote 1808 und Lipnik (Kote 1867), der südliche
höhere Zug beginnt mit dem langgestreckten Rücken
des Vrsie, auf dem die unserem Regimente gegen-
überliegenden Stellungen der Italiener beginnen. Der
Nordwestabhang des Vrsie ist in unseren Händen. Hier
kämpfen die Vrsi -Männer, die heldenmütigen Kame-
raden des Landwehrinfanterieregimentes 21. Vom
Vrsie aus gehen die Stellungen der 21er, die Mulde
umkreisend, zur Kote 1808 empor, erklimmen die Hö-
hen des Lipnik und schließen hier an unsere Stellun-
gen an, die am Lipnikhang beginnen.
Der Vrsie, der den höchsten Punkt unserer Stel-
lungen noch etwas überhöht, ist von uns gesehen eine
Kuppe mit uns zugekehrtem Steilabfall. Er ist stark
befestigt, trägt an der uns zugekehrten Wand viel-
reihige Drahthindernisse und starke italienische Deckun-
gen. Auf der Kuppe ist der Standpunkt eines Artillerie-
beobachters und zweier Gebirgsgeschütze, deren Feuer
vorwiegend Kote 1808, Lipnik, die an ihn anschließende
Kote 1776 und die Mulde zwischen beiden bestreicht.
Hinter dem Vrsie auf der P l a n i n a - z a K r a j u
steht eine Gebirgsbatterie und eine Haubitzbatterie,
weitere Batterien, auch schwere Haubitzen im Raume
um Kote 1348 und R a v n a. Im Schutze dieser mäch-
tigen Artillerie konnte — und kann auch künftig der
Gegner seine Angriffe vom Vrsie aus auf unsere
Stellungen wagen. Drei'Wege stehen ihm offen. Vom
Vrsie aus zieht sich ein schmaler Felsgrat wie eine
natürliche Brücke zur Kote 1776, von der aus man —
allerdings eine hervorragende alpinistische Leistung —
die Höhe durch einen Aufstieg in Kaminen und an
Steilwänden erreichen kann; rechts von der Brücke
(von uns aus gesehen) führt eine Schutthalde in den
Muldengrund, von dort sanft ansteigend in die Mulde
zwischen Lipnik und Kote 1776 und von hier durch
einen Lawinengraben ins Lepenjatal; links von der
98
Brücke un'b längst der Südostwand des Vrsiö führt
eine Sandmure gegen die Mitte unserer Stellungen,
die sich dort allerdings hoch und steil aus dem Stein-
llar am Firße des Vrsiö erheben. Nur eine kleine
Schlucht eröffnet hier ein Tor. Auch hier fände nach
einem gelungenen Durchbruche der Gegner einen Weg
durch den ins Lepenjatal führenden Gräben. Diese drei
Woge zu verrammeln, war Aufgabe unserer Stel-
lungen.
Der Vrsiö setzt sich fort in einem langen Ver-
bindnngsrücken, über den eine Einsattelung führt. Ter
Rücken erhebt sich zu der in wenig überhöhenden Kote
1 8 7 0, einer flachen Kuppe. Die Wände des Rückens
und der Kuppe fallen steil gegen unsere Stellung ab
und bieten nur einen Weg zum Angriffe der vom
Sattel über die schon erwähnte Sandmure herabführ-1.
Der Rücken zeigt starke Drahthindernisse und Deckun-
gen. Aus dem Rücken steigt steil empor Kote J 9 6 0.
Die Wände des Verbindungsrückens und der stark vor-
springenden Kote 1960 bilden gegen Norden einen
Winkel, in dem eine Sandmure steil herabläuft. Auch
hier bietet sich dem Feinde ein Weg, auf dem er im
September einen Angriff versuchte. Unterhalb Kote
1960 steht ein in einem Stollen eingebautes Gebirgs-
geschütz, dessen Feuer auf Kote 1776 gerichtet ist. Der
nächste Ängriffsweg führt die Italiener von ihrem
mächtigsten Stützpunkte, der V r a t a, die mit ihrer
Nebenkuppe wie eine doppeltürmige Cyklopen-
burg aufragt. Von den Steilhängen der 2014 Meter
hohen Vrata führt ein Grasband herab auf einen vor-
gelagerten Rücken, von dem aus man durch ein
Latschenfeld über eine Geröllhalde einen direkten Weg
ins Tal gewinnt. Gegen die Steilwand der Vrata
lehnt sich eine Kirppe, von uns „Adlerhorst" genannt,
ans die man vom vorerwähnten Latschenfelde aus
durch ein Gewirr von Klippen und Riffen aufsteigen
kann. Von hier ans bietet sich ein Abstieg einerseits
ins Lepenjatal, andererseits zu dem Weg, der auf den
Poto öe-Sattel führt. Diesen Weg könnten kühne
Patrouillen auch durch einen von der Nebenkuppe
(2102) herabführenden Kamin erreichen. Alle diese
Wege hat der Feind durch Feldwachen und stehende
Posten gesichert. Vrata und Nebenkuppe sind mit star-
ken Drahtverhauen befestigt und zeigen gut ausge-
baute Deckungen. Die Vrata ist der Standpunkt zweier
Gebirgsgeschütze und eines Artilleriebeobachters. Der
aus der Mulde hinter der Vrata aufsteigende Rauch
und die zeitweise lebhafte Bewegung in der Mulde
rechtfertigen den Schluß, daß hier eine starke feind-
liche Besatzung liege.
Der Kammlinie des Gebirgszuges vorgelagert wen-
den sich gegen Norden die beiden Kuppen Kote 19 9 6
und Kote 1 8 4 5, die steil gegen den Kamm auf
italienischer Seite und in Schutthalden von etwa 30
Grad Steigung gegen unsere Stellungen abfallen.
Kote 1996 zeigt starke, unsere Stellungen flankierende
Befestigungen. Kote 1845 bildet mit der gegenüber-
liegenden Kote 1 9 7 6, einem mächtigen Steilgipfel
des V e l k i L e m e z, den Potoe e-Sattel. Uber ihn
führt ein Fußweg, der die Almen Pl. Z a Grebe-
n o m und, Pl. na Po l j u verbindet, an der erstge-
nannten Alm vorbei ins Lepenjatal. Am Velki LemeL,
der von Landwehrinfanterieregiment Nr. 27 besetzt ist,
endet unsere Stellung. Ihre Aufgabe ist dem Feinde
die zahlreichen Wege ins Lepenjatal — und damit
auch ins Tal der Soöa und in den Rücken des Flit-
scherbeckens — zu versperren.
Unser Grenzwall.
Dem Verständnis und der Umsicht aller Komman-
danten, der eifrigsten Arbeit und dem unermüdlichen
Allsharren der Mannschaft, wie dem planmäßigen
Zusammenwirken Aller gelang es, in klügster Aus-
nützung des Terrains und steter Verbesserung des Ge-
schaffenen unsere Stellung zu einer Felsenfestung aus-
zubauen, die unüberwindlich ist trotz ihrer gefähr-
lichen Lage. Auch in Bezug aus Verteidigung hat der
gegenwärtige Krieg, der viele alte Anschauungen zer-
störte, neue Lehren geprägt. Nie hätte man es bei einer
Friedensübung gewagt, im Gebirgskrieg eine Vertei-
digungsstellung zu wählen, die direkt unterhalb der
feindlichen Feuerstellung liegt. Hier zwang die Not-
wendigkeit, die Straße in den Rücken des Flitscher-
beckens nicht preiszugeben, eine Stellung zu halten,
die von der feindlichen an manchen Stellen um 400
bis 600 Meter überhöht wird — und es gelingt nicht
nur sie zu halten, sondern auch sie derart auszubauen,
daß sie vor schweren Verlusten schützt.
Mächtige Türme flankieren unsere Felsenfestung.
Am rechten Flügel ragt stolz ein Doppelturm auf, der
Lipnik und der hohe Felsenturm von Kote 1 776,
von uns „T e u f e l s f e l s e n" genannt. Zwischen
ihnen ein breites Tor, die Mulde. Den Lipnik hält
die 9. Kompagnie vom Landwehrinfanterieregiment
Nr. 2, Kommandant Oberleutnant Pernev, welche dem
Landwehrinfanterieregiment Nr. 21 zugeteilt ist. Vom
Lipnik streichen gegen Südost Felsterrassen herab,
welche sich wie eine Vorbnrg hoch über die Mulde
erheben. Hier beginnt der rechte Flügel unsere Stel-
lung, der gehalten wird von der 4. Kompagnie, Kom-
mandant Oberleutnant Dr. Buresch. Der linke Flügel
dieser Kompagnie sperrt die Mulde und schließt an die
2. Kompagnie, Kommandant Oberleutnant Neumann,
deren rechter Flügel gleichfalls die Mulde besetzt hält,
während die Stellungen des linken Flügels, die einen
Felsenhang emporziehen, eine Vorburg für den
Teufelsfelsen bilden. Der Teufelsfelsen, der mächtigste
Stützpunkt unseres Grenzwalles, hebt sich wie eine
uneinnehmbare Felsenburg hoch über die anderen
Stellungen. Hier liegt die 3. Kompagnie, Kommandant
Hauptmann Kawinek, die bis zum Eintritte des Win-
13*
99
ters die 1. Kompagnie, Kommandant Hauptmann
Frühwirt, als Reserve hatte. Die bisher genannten
Stellungen gehören dem 1. Bataillon an. Bataillons-
Kommandant Major Krauß. Tief unter dem Teufels-
felsen hält das 3. Bataillon, Kommandant Hauptmann
Engels, einen vielfach zerklüfteten Felsenwall besetzt,
der sich mit seinen höchsten Felszacken an Kote 1776
anlehnt urtb dann ln steil übereinander liegenden
Terrassen zur Tiefe führt. Hier liegen die Stellungen
der 8. Kompagnie, Kommandant Hauptmann Lischke.
Die anschließenden Stellungen der 12. Kompagnie,
Kommandant Hauptmann Fischer, erreichen noch ein-
mal einen talbeherrschenden Höhepunkt und senken sich
daun jäh zur Tiefe, mit der gegenüberliegenden John-
höhe (einer Steilkuppe, die ihren Namen von dem
Kommandanten Leutnant John erhalten hat) die
sogenannte „kleine Talsperre" bildend, ein
Felsentor, durch das ein Fußweg von der Planina
za Grebenom über die Schutthalde an der Südostwand
des Vrsi auf den Sattel und weiter nach Planina za
Kraju und ln den Slatenikgraben führt. Diesen wich-
tigen Weg zu decken, ist Aufgabe der kleinen Talsperre,
die darin von der Johnhöhe und dem gegenüberliegen-
den Teil der Stellung Fischer' flankierend unterstützt
wird. Die noch zur Stellung Fischer gehörende John-
höhe, eine vorspringende, mächtig ausgebaute Bastei,
beherrscht nicht nur den Grund des Moränentales
und die kleine Talsperre, sondern schützt flankierend
auch das linke davon gelegene Einfallstor, eine Mulde,
die große Talsperre genannt. Hier betreten wir
den Bereich des 2. Bataillons, Kommandant
Major Damaschka. Links von der großen Talsperre
springt wieder eine Bastei auf, größer, massiger als
die Johnhöhe, die „K a n o n e n h ö h e", so .genannt,
weil zwei Gebirgsgeschütze oben stehen, die flankierend
nach rechts und links auswirken. Die Kanonenhöhe
und die große Talsperre sind besetzt von der 7. Kom-
pagnie, Kommandant Oberleutnant Demmer. Links
stürzt die Kanonenhöhe steil ab gegen die Stellung
der 6. Kompagnie, Kommandant Oberleutnant Arn-
reiter. Auch diese Stellungen schließen ein Einfalls-
tor, das umso gefährdeter ist, da der Gegner nicht wie
bei den anderen Muldenstellungen erst gegen den höher
gelegenen Muldenrand ansteigen muß; die Stellungen
der 6. Kompagnie liegen in und beiderseits neben
einem Lawinengraben, der von einer Rückfallskuppe
der Brata ohne Unterbrechung hinab ins Lepenjatal
führt. Diese Tiefenstellung erhält jedoch Flankenschutz
durch die Kanonenhöhe von rechts, von links durch eine
zu den Stellungen der 5,. Kompagnie gehörende, stark
vorspringende Bastei, der wir den Namen „Adler-
h o r st" gegeben Haben. Vom Adlerhorst der direkt an
die Fels abstürze der Brata angelehnt ist, streichen die
Stellungen der 5. Kompagnie, Kommandant Haupt-
mann Burgstaller, mächtig ansteigend, als zinnen-
bewährte Vorburg gegen die Steilwand des Velki
LemeL, der stark und kühn, ein machtgebietender Eck-
turm, aus der Tiefe empor wuchtet. Auf seinen Höhen
beginnen die Stellungen des Landwehrinfanterieregi-
ments 27. Diese flankieren im Verein mit unserer
6. Kompagnie den Potoöesattel, den gefährlichsten
Angriffsweg der Italiener.
Zum Regimentskommando.
Am linken Hange des S o ea ta l e s, unmittelbar
hinter einer tiefen Klamm, die der gründunkle Jsonzo
durchbraust, öffnet sich ein enges Bergtal, das Lepen-
jatal. Einer schöngefleckten Felsenschlange gleich, win-
det sich die Lepenja, ein schäumender Bach, durch den
Takgrund und neben ihm zieht die schmale, steinige
Straße an kleinen, verlassenen, oft zerstörten Häuschen
vorbei, höher und höher steigend, bis sie schließlich in dem
auf die D u p l a Plan >i n a.führenden Fußweg über-
geht. Diese einzige Verkehrsader des Tales führt zur
Brigade, zur schweren Artillerie, zu den Ubikationen
unserer Reserve und unseres Marsch-Bataillons, von
ihr aus gewinnt man den Aufstieg zu den Stellungen
des Landwehrinfanterieregiments 27, sowie zu unserem
Regimentskommando und unseren Stellungen. Begreif-
lich, daß an dem Ausbau und der Erhaltung dieser
Straße beständig gearbeitet wird. Es ist ein Kampf
um die Straße, den unsere Soldaten gegen die wilden
Gewalten des Wassers führen. Jeder schwere Regen,
jedes Tauwetter jagt reißende Gießbäche von den
Höhen, die zerstörend über die Straße flirten und weg-
reißen, was tagsvorher gebaut wurde. Aber mit uner-
müdlicher Zähigkeit sind am nächsten Tage unsere
Soldaten an der Arbeit, um die Straße wieder wegsam
zu machen. Es ist schwere und .gefährliche Arbeit. Die
zahlreichen Granattrichter an der Straße beweisen,
wie sehr der Gegner bestrebt ist, durchs Beschießung
der Straße, den Nachschub zu unterbinden. Es gelingt
ihm nicht. Der Verkehr, den er bei Tag behindert,
vollzieht sich eben bei Nacht, oder wenn schützender
Nebel die Höhen verhüllt. Im Morgengrauen wandern
lange Tragtierkolonnen die Straße dahin und oft selbst
bei hellem Tage sieht man Reihen von Trägern, mit
Brettern und Rollen beladen, über die Holzbrücke
wandern, die auf den Weg zum Regimentskommando
führt. Dieser Weg erklomm früher eine mächtige, steile
Schutthalde und schlängelte sich dann schmal, steinig,
vom Regen ausgewaschen, durch einen breiten
Lawinengraben, bog links in den Buchenwald ab und
überquerte den Bergrücken, holperig bald aufwärts
und bald abwärts kriechend. Von ihm zweigten, ebenso
schmal und ebenso holperig, Wege ab, die gleichfalls
in Lawinengänge zum ersten und zum dritten Batail-
lon führten. Der Weg zum zweiten Bataillon bog schon
im Tale links ab, um, zunächst über den Fuß der
Bergrücken führend, in einem Nebental der Lepenja
zur Höhe zu leiten. Die Unmöglichkeit, auf diesen
Wegen, 'die schon im Herbste Schwierigkeiten boten
und manche Verluste an Tragtieren brachten, auch im
Winter den Nachschub zu bewerkstelligen, zwang zur
Anlage neuer Wege, die in Zukunft den gesamten Ver-
kehr über das Regimentskommando leiten werden.
Heute schon führt ein zwei Meter breiter, präch-
tiger, kühn entworfener Weg in langen und deshalb
wenig steilen Serpentinen am Rücken links vom
Lawinengraben empor, erreicht, nach beiden Talfeiten
die herrlichsten Ausblicke bietend, auf halbem Wege
den Berghilfsplatz und steigt dann, auf mächtigen
Stützmauern ruhend, in gleicher Breite bis zur Höhe
des Regimentkommandos empor. Die Breite des
Weges, der für kleine Fuhrwerke fahrbar ist und die
aus festgestampftem, kleinen Schotter gefügte ebene
Fläche, vermindern die Schwierigkeit des Nachschubs
bedeutend. Erbauer des Weges ist Leutnant Ing. B u l-
s o n. Bauleute waren die fleißigen Arbeiter der
Militär-Arbeiter,-Wbtzeilung 48/3.
An diesen Weg schließt sin im Bau befindlicher
H o r i z o n t a l w e g, von gleicher Breite und gleicher
Festigkeit an, der das Regimentskommando einerseits
mit dem Tale, andererseits mit den Bataillonen ver-
binden soll. Der Weg, der zum großen Teile bereits
fertig ist, hat zum Erbauer Jng.-Leutnant D o l l e n z.
Die Leitung des Baues lag in den Händen dies
Offiziers-^Stellvertreters B a u e r und der Regiments-
Pioniere Zugsführor Grub maker und Zugsführer
W i n d ft e t g. An den Horizontalweg schließt ein schon
ausgebauter Weg an, der zum Bataillon Engels führt,
ein anderer in Bau befindlicher Weg steigt von der
Stelle, wo der Talweg den Horizontalweg trifft, die
Höhe Kote 12 8 8 empor, traversiert eine 80 Meter
hohe Steilwand und erreicht auf dem Rücken links vom
Lawinengräben den alten Weg zum Bataillon Krauß.
Zum linken Flügel wird eben vom Regimentskom-
mando ausgehend, ein breiter Weg gebaut. Dieser
führt schräg den Hang abwärts- umkreist eine hinter
der Kanonenhöhe liegende Rückfallskuppe und führt
dann an der Reservestellung des Bataillons vobrei zum
alten Wege. Alle diese Woge, deren Bauleiter Ingenieur-
Leutnant Dollenz ist, werden ausgeführt von der beim
Regimentsstabe eingeteilten Mannschaft. Sie sind zwei
Meter breit, haben festen Unter- und Oberbau und
eine geringe Steigung. Kleine Abteilungen der Reserve,
deren Unterkünfte an den Wegen angelegt werden,
sorgen für die Freihaltung des Weges im Winter, so
daß der Nachschub selbst zur Zeit des größten Schnee-
falles nicht behindert ist.
Das Regimentskommando, das militärische Zen-
trum, das durch die Wegeanlagen auch zum wirtschaft-
lichen Zentrum geworden ist, bildet ein kleines Dorf
für sich. Ein eigenartiges Bild, wenn man am weiß-
überschneiten Hange, überragt von dem schneeumspon-
nenen Geäst der Baumkronen, plötzlich die dunklen
Hütten kleben sieht. Jede Hütte ruht auf einem brei-
ten, oftmals meterhoch aufgebauten Plateau. Die ganze
Anlage krönt der überragende Bau wes Regiments-
komimandos, ein großes Blockhaus mit Blech gedecktem
Giebeldache. Das Innere des Hauses gliedert sich in
vier große, lichte Räume, die Kanzlei und die Wohn-
räume des Regimentskommandanten und der beiden
Adjutanten. Baumeister des Hauses ist Infanterist
Landerding er, von Berns Baumeister. Ein Gang
verbindet das Blockhaus mit der alter: Kommandohütte.
Sie ist heute Ofsiziersmenage und enthält außerdem
zwei kleine Fremdenzimmer. Unterhalb des Regiments-
kommandos liegt die Hütte der Telephon-Patrouille.
Hier ist das Zentralnervensystem des weitläufigen
Körpers unserer Stellung. Uber der Hütte kreuzen sich
zahllose Telephondrähte, welche 24 Stationen und acht
Dosentelephone mit der Zentrale verbinden. Unweit
dieser Hütte steht die Telephonhütte der Artillerie-
gruppe, welche zum Teil eigene Telephonleitung hat.
Um die Blockhäuser gruppieren sich die anderen, der
Alpine „Bischofssitz" (Sitz des Feldkuraten, des Regi-
ments-Chefarztes und des Artilleriegruppenkomman-
danten). Die „Billa Pfadfinder" (Ordonnanzen), die
„Villa Arbeitslust" (Pioniere), die „Akademie der
Künste", ein Sanitätshilfsplatz, zwei Küchen, eine
Dienerhütte und ein großes Verpflegsdepot. Selbst
ein Bad, das „Marsbad" fehlt nicht, dessen Benützung
allen Offizieren der Front zur Wohltat werden soll.
Das Wasser zum Bade liefert die „Dollenzquelle", die
aus dem Tale heraufgeleitet wird und die nie versiegt
— wenn sie nicht eingefroren ist. An der rechten Seite
des Hanges befindet sich die Schmiede und die Tisch-
lerei, etwas unterhalb eine Baracke für einen Zug.
Breite Wege führen durchs die Kolonie, schmale Steige
klettern zwischen ihnen als Verbindungspfade auf und
ab. Die ganze Anlage von der außer der alten Kom-
mando-Hütte nichts vorhanden war, als das Landwehr-
infanterieregiment 2 die Stellung übernahm, wurde
allein von der Mannschaft des Stabes gebaut. Die vor-
züglichen Weg anlagen ermöglichen es, vom Regiments-
kommando aus mühelos die Bataillons-Abschnitte zu
besuchen, denen die folgenden Kapiteln gewidmet seien.
Abschnitt Major Krauß.
Ein breiter Lawinengräben, mit grauen Felstrüm-
mern besäet und mit niedrigem Erlengestrüpp bewach-
sen, führt zwischen Lipnik und Teufelsfelsen ins Tal.
Hier steigt in unzähligen Serpentinen der alte Weg
zum Abschnitte Major Krauß empor, wendet sich aus
dem Lawinengang nach links und erklimmt eine Rück-
fallsknppe von Kote 1776, deren Höhezug von vorberei-
teten Aufnahmstellungen bekrönt rst. Der im Lawinen-
graben liegende Teil des Weges ist im Winter ungang-
bar, deshalb wird eben der schon erwähnte neue Weg
gebaut, der in Serpentinen den steilen Waldhang der
Rückfallskuppe bezwingt, auf der Höhe einer 80 Meter
101
hohen senkrechten Felswand entlang führt und in den
alten Weg einmündet. Dieser Weg führt vorbei an «den
auf massiven Stützmauern ruhenden Unterkünften eines
Neservezuges der 2. Kompagnie, der gegenwärtig an
der Herstellung des Weges arbeitet und dessen Aufgabe
im Winter seine Erhaltung sein wird. Kommandant
dieser Abteilung und Bauleiter ist Fähnrich Wagner,
dem unsere Stellung manche Wege und Verteidigungs-
anlagen zu danken hat.
Dev Weg führt von der Rückfallskuppe zur Hütte
des Bataillons-Kommandanten Major Krauß. Hier
herrscht rege Bautätigkeit. Ein Bataillons-Hilfsplatz
ist im Bau, daneben wird ein Blockhaus für einen
Halbzug (Bataillonsreserve) gebaut. Da der Stand-
punkt des Bataillonskommandos den Graben flan-
kierend beherrscht, tst die Stellung dieses Halbzuges
eine günstige Flankierunganlage, die im Falle eines
Durchbruches den Gegner aufzuhalten hat. In diesem
Falle würde auch der Zug unterhalb Kote 1288 flan-
kierend eingreifen.
Oberhalb des Bataillonskommandos teilt sich der
Weg und führt rechts ''in die Mulde zwischen Lipnik
und Kote 1776, links in Serpentinen zur Felsenburg
auf dem Teufelsfelsen empor. Eine Beschreibung der
beiden Abschnitte möge den Ausbau derselben zeigen.
Stellung Buresch und Neumann.
Von der Brücke zwischen Vrsie und Teufelsfelsen
streicht, wie schon erwähnt, eine Schutthalde im Winkel
von 30 Grad herab und steigt sanft an gegen die Mulde
zwischen Lipnik und 1776. Hier ist dem Gegner der
Weg zum Angriffe auf das erste große Einfallstor
unserer Stellung gegeben. Die Stellungen der Kom-
pagnie Buresch mußten -also derart angelegt werden,
daß sie nicht nur im Verein mit der Kompagnie Neu-
mann das Tal sperren, sondern auch die Brücke und
die Hänge des Vrsie bestreichen können.
Wer vom Regimentkommando zu diesen Stellungen
empor steigt, der wird Zeuge eines seltsamen Kontra-
stes. Dort unten regengrauer und dennoch buntfär-
biger Spätherbst, hier oben tiefer, weißer nebelumspon-
nener Winter. Die ganze Talmulde ist ein riesiges
Felsenlabyrinth. In welchen Linien liegt ein Schnee-
mantel über den schroff zerrissenen Formen, Schnee
leuchtet aus den roten Wäldern am Berghange,
Schnee in unermeßlicher Fülle, dehnt sich in das Grau
der Nebel hinein, die dichter und dichter sinken. Da
leuchtet ein Lichtlein rosig aus dem Nebel, bei der
nächsten Wegbiegung taucht ein zweites, drittes, viel-
tes auf und ein gellender Juchzer verfolgt von der
Meute des vielstimmigen Echo, springt von den Wän-
den nieder. Wir sind im Lager.
Das Lager ist gedeckt in einen Felswinkel des Lip-
nikhanges hinein gebaut. Es besteht aus 11 Hütten,
zwei Küchen und einem Verpflegsdepot. Von hier aus
gelangt man auf einem vollkommen gedeckten Wege
in die Muldenstellung. Ihr rechter Flügel ist vom er-
sten und zweiten Zug bezogen, den linken Flügel, des-
sen Deckungen sich jenseits der Mulde hinter einer hoch-
getürmten Felswand verbergen, hält der 3. und 4. Zug
besetzt. Die Muldenstellung ist geschützt durch ein
Drahtverhau von spanischen Reitern. Vor dem Draht-
verhau liegen Tretminen, zwischen dem Verhau und
den Steinmauern der Kampfstellungen sind Fallschlin-
gen gelegt. Etwa 100 Schritte von dem rechten Flügel
der Muldenstellung ist eine halbkreisförmige Deckung
gebaut, «welche von der Feldwache 6 bei Nacht und
Nebel bezogen wird.
Die Höhenstellung erhebt sich über die Mulde, wie
das Vorwerk einer Burg. Senkrecht streben die Fel-
sen auf, senkrecht stürzen sie über den Vrsie wieder ab,
auf den Höhen mehrere etagenförmig übereinander-
liegende Plattformen bildend. Hier liegen in immer
überhöhenden Stellungen vier Feldwachen. Die Feld-
wache 4 liegt auf einer Terrasse am Süostabhange
des Felsens. Hiev sind wie Schwalbennester drei Bal-
köne aus Sandsackmauern als Deckungen für die Ve-
detten in die Felsen hineingebaut. Hinter den Felsen
birgt sich in einem liefen Loche ein granatsicherer,
heizbarer Unterstand. Von hier aus führt ein schmaler,
gefährlicher und vollkommen eingesehener Weg zur
Feldwache 3 empor, die indes sicherer vom Lager zu
erreichen ist.
Der Weg, der vom Lager zur Höhenstellung führt,
ist von phantastischer Kühnheit und erinnert an eine
Freischützszenerie. An einem senkrechten Fels führen
Leitern empor und plötzlich steht man vor einer Fels-
höhle. In sie hinein fügt sich eine Bretterhütte, das
Heim des Fähnrichs Wagner, des Erbauers des Fels-
weges, der Höhenstellung und der künftigen Winter-
stellung. Von der Höhle führt ein schmaler Weg an
der Wand vorbei zu einem Plateau, auf dem der fünfte
Zug in drei Hütten seine Reservestellung hatte. Bon
hier blickt man empor zur Feldwache 3, die gedeckt
auf einem hochgelegenen Plateau postiert ist. Schwin-
delnd steil steigt ein Leiterweg etwa 30 Mter hoch
empor. Noch ein paar Meter höher gelangt man wie-
der über eine Leiter zum höchsten Plateau der Fels-
gruppe. Hier wurde ein Tagesstandpunkt ausgebaut,
der jedoch nur im Falle eines Alarmes bezogen wird.
Eine Sandsackmauer baut diese unbezwingliche Höhe
wie das Plateau eines Wartturmes aus. Von hier aus
beherrscht man die Mulde und das Tal zwischen Vrsie
und Lipnik, bestreicht den Kamm und die Hänge des
Vrsie und kann selbst in einen Kampf der 2'1er flan-
kierend eingreifen. Von hier aus übersieht man die
ganze Muldenstellung und die tiefer liegenden Feld-
wachen 5 und 4 und blickt hinauf zu den Feldwachen
2 und 1, welche auf noch höheren Kuppen des Lipnik-
hanges liegen. Wie hier geschildert, stellte sich die
102
Stellung während des Sommers dar. Heule ist die
Mulde, die vollständig Nberschneit ist, geräumt. Das
trotzige Vorwerk aber, die Höhellstellung, ist zur
Winterstellung ausgebaut. Aus dem kleinen Plateau
iber Feldwache 3 wurde ein großes Bollwerk ge-
schaffen, eine Arbeit, von deren Größe niemand eine
Ahnung hat, der nicht den Bau im Entstehen gesehen.
Die Plattform wird gehalten von einer Stützmauer
aus Sandsäcken, von denen jeder einzelne gefüllt den
Leiterweg emporgetragen wurde. Ungefähr zwanzig
Baumstämme sind in die Plattform eingebaut. Sie
mußten, wie alles Bauholz, vom Nordostabhange des
Lipnik, eine Stunde weit entfernt auf vollkommen ein-
gesehenem Wege herbeigetragen werden. Um einen
Baumstamm herbeizuschaffen, waren vier Männer
einen ganzen Tag beschäftigt. Das Plateail ist mit
Erde angefüllt, die aus dem Muldengrunde in Zelt-
blättern heraufgetragen wurde.
Der 110 Stufen lange Leiterweg, der zur Platt-
form führt, ist zur Gänze eingedeckt, so daß man un-
eingesehen zu dem auf der Plattform erbauten Block-
hailse gelangen kann. Das Blockhaus, das schrapnell-
sicher eingedeckt ist, gewährt Raum für 20 Mann.
Oberhalb des Blockhauses ist eine Sandsackmauer mit
10 Schießscharten. Aus dem Blockhaus führt ein ge-
deckter Gang zur höchstgelegenen Plattform, dem ehe-
maligen Tagesstandpunkt. Hier ist heute die Ma-
schinengewehrdeckung. Zwei Schießscharten ermöglichen
das Bestreichen des ganzen Raumes von den Stellun-
gen der 21er über den Vrsie rücken zur Brücke.
Auf der Plattform des früheren fünften Zuges
haust nun die Besatzung, ein Schwarm, Fähnrich Roß-
manith, eine Halbe Maschinengewehrabteilung, Offi-
ziers-Stellvertreter Heger, und der Sanitätsfähnrich
Feder mit der Sanitätspatrouille. Auf dem Wege zur
ehemaligen Feldwache 1 wird eine Kaverne gesprengt,
in der 20 Mann Raum finden sollen.
Die Stellung Neu m a n n war das Spiegelbild
der Stellung Buresch. Eingedeckte Unterstände aus
Stein- und Sandsackmauern, aus der Tiefe bergan-
steigend schlossen den linken Teil der Mulde ab; davor
starte Drahtverhaue und Minenfelder. Da es die be-
deutendste Aufgabe dieser Stellung war, einen über
die Brücke kommenden Angriff abzuwehren, war gegen
die Brücke ein Gebirgsgeschütz gerichtet. Neben dem
Geschütz war ein Scheinwerfer eingebaut, dessen Licht-
kegel Brsiö und Brücke bestrich. Ein daneben einge-
bautes Maschinengeiwehr konnte sowohl die Brücke, als
auch das Vorfeld der 4. Kompagnie unter Feuer
nehmen. Dem gleichen Zwecke dienten zwei einge-
spannte Gewehre für Gewehrgranaten. Ein vorge-
schobener Wachposten hatte sein Augenmerk besonders
auf den Vrsie zu richten. Der untere Teil der Stel-
lung ist heute geräumt. Der obere Teil, der sich ben
Hang gegen die Brücke hinaus zieht und ein Vorwerk
für Kote 1776 bildet, ist von solcher Wichtigkeit, daß
er auch über Winter belassen werden mußte. Dieses
Vorwerk flankiert nicht nur die Brücke und die Vor-
stellung von Kote 1776, sondern deckt auch einen von
der Kote nicht eingesehenen Raum, der den Feinden
als Sammelraum zu einem Angriffe dienen könnte.
Das Vorwerk schließt an die Vorstellung von 1776
an und ist durch ein breites Stacholdvahtfeld am linken
Flügel geschützt, das noch durch eine Reihe spanischer
Reiter verstärkt Ist.
Tief unter den Stellungen schmiegt sich das Lager
in die Felsen. Es besteht aus 14 Hütten aus Holz-
und Steinbau, einer Küche und einem großen Ver-
pflegsdepot. Kühne Wege, dem Felsen abgerungen und
Felsspalten überbrückend, führen zur Stellung empor,
so daß sie im Falle eines Angriffes rasch bezogen
werden kann.
Der Teufelsfelsen (Kote 1776).
Ein kühner Ewigkeitsgedanke wuchtet aus dem
Felsengrunde der Teufelsfelsen empor, der zweite
Torturm, der unser Festungstor verteidigt. Steil klet-
tert der Weg in Serpentinen den Hang empor und
erklimmt auf halber Höhe den Felsrücken. Rechts vom
Wege steigt von steinernem Unterbau ein Obelisk
schwarz aus dem blendendweißen Schnee empor, ein
Denkmal für die Gefallenen von 1776. Darunter ver-
schneite Gräber, Kreuze, aus dem Schnee aufragend
tragen Kränze aus Föhrenzweigen. Hier ruhen die
heldenhaften Verteidiger unserer Felsenburg, die in
kühnem Ansturm die verlorene Vorstellung zurückge-
wannen, oder die im langsamen Kleinkrieg den tückisch
dahersausenden Geschossen zum Opfer fielen.
Uber dem Gräberfelsen breitet sich ein kleines
Plateau aus, künstlich erweitert durch hohe Stütz-
mauern. Hier erhebt sich ein langgestrecktes Blockhaus,
das Raum für 60 Mann bietet, die Untevkunft der
Reserve. Gin Stück höher erblickt man wieder ein
hochaufgemauertes Plateau. Dort steht angelchnt an
den überhängenden Felsen die Küche und links davon
ein geräumiges Verpflegsmagazin. Ein drittes Block-
haus, als Hilfsplatz bestimmt, ist im Bau.
Hinter der Küche streben die Felsen steil auf und
es bedurfte harter Arbeit, hier Wege zu bahnen. Der
kühnste Weg führt von der Küche rechts um einen
Felsrücken und frißt sich dann in eine senkrechte Fels-
wand ein. Ein natürlicher Spalt, von Felsen über-
dacht, gab zunächst dem Wege Raum, dann aber mußte
Meißel und Steinhammer nachhelfen und endlich
durch zahlreiche Sprengungen eine Galerie gebrochen
werden. Heute führen behauene Stufen empor und ein
Drahtseilgeländer sichert den Pfad, von dem aus man
senkrecht in die Tiefe blickt.
Abermals biegt der Pfad um einen Felsrücken und
birgt sich, rechts vom Vrsie her durch feindliches Feuer
bedroht, hinter einer hohen Steinriegelmauer, in deren
103
Schutz er in Stufen steil aufsteigt. Die Steinmauer
krönt jene steilabstürzende Wand, welche den erwähn-
ten, von der Kote aus uneingesehenen Raum deckt.
Im Falle sich nach einem gelungenen Durchbruch
durch die Mulde hier der Gegner zum Angriff sam-
melt, wird die Schutzmalter als Steinlawine Verwen-
dung finden. An einer Offiziersdeckung vorbei klimmt
der Weg durch einen Kamin empor zum rechten
Flügel der Hauptstellung. Dieser ist derart angelegt,
daß von den Deckungen aus die Mulde flankierend be-
strichen werden kann. Unterhalb der rechten Haupt-
stellung steht auf einem durch Sprengungen erweiter-
ten Plateau ein Geschütz, das gleichfalls die Mulde
flankiert.
Auf kühnen Wegen, über Brücken, Leitern, Knüp-
pelstege gelangt man endlich im Rücken der Gipfel-
wand zur Villa im Teufelsfelsen, der kleinen, behag-
lich eingerichteten Kaverne des Kommandanten der
Felsenburg, Hauptmann Kawinek. Er ist der Er-
bauer der starken Verteidigungsanlagen, der kühnen
Wege und der sicheren, wohnlichen Mannschaftsunter-
künfte. Wenige Schritte oberhalb seiner Kaverne ist
eine zweite größere Kaverne, für 18 Mann Raum ge-
bend, in den Felsen eingesprengt. Von hier steigt der
Weg empor zur linken Hauptstellung. Leitern führen
zur höchsten Felsterrasse, aus der, eingebaut in eine
Felsnische, eine aus festen Bohlen gefügte Mann-
schaftsdeckung für 20 Mann steht. Ein schmaler We,g
führt links zur Hütte des Artilleriebeobachters und
seiner Telephonpatrouille. Dahinter steht noch ein
Mannschaftsblockhaus für 10 Mann.
Über diese Deckungen erhebt sich ein zur feindlichen
Front parallel streichender schmaler Felsgrat, der die
Kampfdeckungen trägt. Unmittelbar über dem Dache
des großen Mannschaftsblockhaufes erhebt sich eine
große, stark ausgebaute Deckung aus Steinen und
Sandsäcken, für das Maschinengewehr bestimmt.
Daran schließen sich kleinere Unterstände, den ganzen
Grat absperrend. Eine zweite Mäschin engewchrdeckung
schließt rechts üb. Dieser liüke Flügel der Haupt-
stellung ist besonders stark ausgebaut, weil er sich
unmittelbar vor der Brücke befindet und daher, den
Verlust der Vorstellung angenommen, dem stärksten'
feindlichen Angriff ausgesetzt wäre. Darum sind die
Felsblöcke, die sich von der Kote zur Brücke senken,
überspannen mit einem fünfreihigen, vielfach verstrick-
ten Drahtgeflecht, das sich, weniger stark, entlang des
rechten Flügels fortsetzt. Der linke Flügel ist vermöge
seiner Stellung dem stärksten feindlichen Artillerie-
feuer vom Vrsie von der Vrata und von Kote 1960
her ausgesetzt. Häufig fegen Granaten in die Deckun-
gen und zerstören sie, aber mit unermüdlichem Eifer
werden schon in der nächsten Nacht die zerschossenen
Bauten wieder hergestellt.
Bon der Kampfstellung des linken Flügels blickt
man links auf eine breite Terrasse herab, auf der sich
das Lager der Artilleristen erhebt. Hier steht das
zweite Geschütz, dessen Feuer den ganzen Talgrund bis
zum Potoöe beherrscht, unterhalb desselben ist die
linke Feldwache der 3. Kompagnie postiert, die die
Verbindung mit der benachbarten 8. Kompagnie her-
stellt.
Prächtig ist der Rundblick, den man von der Kote
aus genießt. Von den Hohen Tauern erstreckt sich ein
herrliches Rundbild, die Steilhänge des Rombon, die
Mangartspitzen, das eisgekrönte Haupt des Triglav
umschließend, bis zum Massiv des Krn. Bor allem
aber eröffnet sich ein Überblick über die eigenen, wie
die feindlichen Stellungen, der Kote 1776 zum
schätzenswerten Beobachtungsposten macht. Man über-
blickt die feindlichen Deckungen, die Geschütze auf dem
Vrsie und unter I960, sieht in die Mulde der Vrata-
spitze und kann selbst die Schützengräben im Krn-
gebiet sehen. Tief unten senken sich die Stellungen des
3. Bataillons nieder, wölben sich die Buckel der John-
höhe und des Adlerhorstes, steigen die Stellungen der
6. Kompagnie gegen den ÄemeL empor. Über alle
ragt der Teufelsfelsen dominierend hinweg. Seine
Kanonen vermögen in jeden Kampf einzugreifen,
gleichgültig, ob er sich am Potoeesattel oder im Vor-
felde des Lipnik entspinne. Wer hier oben steht und
das Bild unserer Stellungen überblickt, der begreift
„Hier ist der Schlüssel unserer Front". Der Teufels-
felsen in Händen der Gegner und unsere Front ist auf-
gerollt. Wir müssen zurück, reißen zumindest einen
Teil der Front vom Landwehrinfanterieregiment 21
mit und geben dem Feinde den Weg frei zum furcht-
baren Stoß in den Rücken des Flitscherbeckens.
Daraus geht die Wichtigkeit dieses Stützpunktes
hervor, daraus auch die Wichtigkeit der heißum-
kämpften V o r st e l l u n g, die die erste Verteidi-
gungslinie unserer Felsenburg ist. Hundert Schritt
vor der Hauptstellung liegt es hinter einem Wall
zackiger Felsen, das Geiernest, durch seine Lage
auch gegen feindliches Artilleriefeuer vollkommen ge-
schützt. Ein enges Ausfallspsörtchen führt neben der
Mckschinengewehrdeckung der Hauptstellung durch das
Drahtverhau auf einen schmalen Grat.
Links säumen Ihn hohe Felsblöcke. Wo sich aber
diese öffnen, stürzen senkrechte Wände in die dunkle
Tiefe, aus der steile, enge Kamine bis zum Grat
empor steigen. Durch einen dieser Kamine gelang es
den Italienern (11. September), den Grat zu er-
klimmen und die Vorstellung zu nehmen. Heute steht
neben dem Ausstieg des Kamins ein gedeckter Posten-
stand und Tretminen liegen im Kamin verankert.
Der Pfad von dem rechts im Winkel von 30 Gra-
den ein Trümmerfeld zu den Stellungen der 2. Kom-
pagnie abfällt, führt über eine Leiter zu einer kleinen,
von Felsen umwallten Plattform, auf der sich eine
Deckung für 15 Mann und den Zugskommandanten
befindet. Noch weiter vorne steht eine Deckung für den
Minenwerfer und ein zweites Blockhaus für 10 Mann,
davor eine hohe Sandsackmaller, die sich links, nnr,
einem schmalen Gange platzlassend, an den Absturz
anschließt. Nach rückwärts ziehen sich Mauern etwa
60 Schritt den Rücken hinab. Das Ende dieser Stel-
lllng bildet ein Felsabsturz, jenseits dessen sich die
Höheustellung der 2. Kompagnie anschließt. Die ganze,
Vorstellung entlang zieht ein vielreihiges Drahtge-
flecht, vor dem Tretminen liegen.
Ilm das vorderste Blockhaus auf dem Grat windet
sich der Weg Hinalls auf die Fortsetzung des Kammes
und führt auf einer schmalen Schneide, oft rechts und
links umsäumt von der grausigen Tiefe, 50 Schritt
hinaus bis zu einem jähell Feilsabsturz. Dieser trägt
auf seiner Kuppe die Deckung für die vorgeschobene
Feldwache (ein Schwarm). Nach drei Seiten stürzen
die Felsen ab. Tief unter der Feldwache liegt die
Vrsiebrücke. Wie der Brückenkopf einer airfgezogenen
'Zugsbrücke mutet diese Stellung an. Wo die Brücke
an die Steilwand des Brückenkopfes anstößt, ist eine
Tretmine verankert, links unter der Feldwache, auf •
dem schmalen Pfad, den die Italiener einst zunr Ab-
stieg benützten, liegen zwe'i weitere Minen. So alls-
gebaut, ist die Vorstellung heute ein uneinnehmbares
Bollwerk geworden. — Mit ihr aber halten wir aber
auch die Felsenburg, den Schlüssel unserer Stellung
fest in unseren Händen.
Abschnitt Hauptmann Engels.
Das III. Bataillon (Kommandant Hauptmann
Engels) schließt mit einem mächtigen Walle, der ein
kleines Aussallspförtchen deckt, einen talwärtssühren-
den Graben ab. Dieser wird gebildet rechts durch den
vom. Teufelsfelsen herabstreichenden Rücken, der in der
Hohe 1288 seine Fortsetzung findet, links vom Höhen-
zug, der das Regimentskommando trägt. Ein Serpen-
tinenweg, der viele hundert Spregnngen nötig machte,
führt vom Regimentskommando zwischen Gebüsch und
vom Regen glattgewaschenen Steinblöcken gegen den
Ausgang des Grabens. Dort treten steile Bergwände
eng zusammen und bilden einen Felstrichter, der den
besten Schutz für die Reserve des Bataillons bildet.
Hier ist das Arbeitsfeld des Bataillonskommandan-
ten Hauptmann Engels, der in unermüdlichem Eifer
für den Ausbau der Stellung und die persönliche Si-
cherheit des Einzelnen sorgt. Die Hütte, die gegen-
wärtig der Bataillonskommandant noch bewohnt, liegt
halb in einer Felsenhöhle an der linksseitigen Fels-
wand. Sie wird zukünftig die Deckung des Komman-
danten der Reserve sein. Von hier aus wurden quer
über die ganze Gräbenbreite, hohe, masfstve und groß-
flächige Plattformen ausgemauert. Hier stehen die
Unterkünfte der Reserve, zwei große Zugsbaracken,
insgesamt 150 Mann Belegraum umfassend, ein ge-
räumiges Verpflegsmagazin, eine Hütte für den Ba-
taillonshilfsplatz und eine Küche. Eine kleinere Hütte
beherbergt die Zugskommandanten. Gegenwärtig bildet
die 10. Kompagnie (Hauptmann v. Stransky) die Re-
serve des Bataillons; die halbe Kompagnie hat ihre
Quartiere in der Reservestellung, die andere halbe
Kompagnie wohnt in Baracken, die am Wege zur
8. Kompagnie aufgebaut sind. Oberhalb der Reserve-
stellung säumt den gut ausgebauten Weg, der sonst
überall eingesehen wäre, eine übermannshohe Schutz-
mauer aus Stein. Die Mauer hat an einigen Stellen
Nischen, die eine gedeckte Rast ermöglichen, an anderen
Stellen schützen wieder Quermauern gegen Sicht. An
einer Biegung des Weges blickt drohend das bewehrte
Haupt des Brsie von oben her. Hier wurde ein Tun-
nel gebaut, dessen Doppelmauern mit Zweigen über-
wölbt sind. Diese Anlagen, unter der persönlichen Lei-
tung des Bataillonskommandanten erbaut, ermöglichen
es, gedeckt bis in die Stellungen zu gelangen. Der an
malerischen Szenerien reiche Weg wurde von seinem
Erbauer zu Ehren des Regimentskommandanten
Oberst Franz Karl von Unger, Franz Karl-Steig ge-
nannt.
Da Weitgänger und Geller beständig 'in den Raum
der Reservestellung einschlugen und dadurch die Re-
serve gefährdet erschien, erbaute Hauptmann Engel
einen G e l l e r f a n g, drei, im Abstande von 100
Schritten aufgeführte 3 bis 6 Meter hohe Mauern
aus Steinen und Brettern, die fast die ganze Graben-
sohle absperren und nur je ein Tor für den Weg
offen lassen. Die gigantische Anlage erreicht ihren
Zweck. Seit ihrer Errichtung ist der Reserveplatz von
Gellern verschont.
Der gedeckte Weg führt links zur Rückwand der
Johnknppe. Hier wurde, eine natürliche Felsnische
ausnützend, eine Kaverne gesprengt und eine Platt-
form ausgemauert, auf der sich künftig die neue Unter-
kunft des Bataillonskommandanten, die Engels-
burg erheben soll. <Am 24. Dezember bezogen.)
Vor dev Abzweigung des Weges eröffnet sich plötz-
lich ein wildromantischer Felsengrund, in immer hö-
heren und höheren Klippen ansteigend. Zwischen ihnen
tief eingegrabene Schneelöcher. Rechts türmt sich der
Teufelsfelsen auf, links steigen die Wände der John-
kuppe empor. Uber unsere Stellungen her schauen die
schneeleuchtenden Häupter, des Vrsi.ö, der Vrata und
ihrer Nebengipfel. Am Gräberfelsen, wo die gefallenen
Helden des Abschnittes ruhen, führt der Weg zur
Küche der 12. Kompagnie und von hier in die Stel-
lung. Ein Gang vom rechten zum linken Flügel zeigt
den vortrefflichen Ausbau der Kampflinie.
Die Stellungen der 8. Kompagnie.
Vom Teuselsfelsen sinken wuchtige Felsmassen, in
verschiedener Höhe kleine Plattformen bildend, etwa
130 Meter in die Tiefe. Den feindwärts fallenden
Hang bekrönen taläbstreichende Deckungen, die wie
14
105
riesige Raubvogelhorste im Gestein kleben. Sie bilde::
den rechten Flügel der 8. Kompagnie, Zug Nans-
mayer. Als unser Regiment die Stellungen übernahm,
befand sich die Verteidigungslinie weiter rückwärts,
der Raum des heutigen rechten Flügels war unbesetzt.
Unter der Leitung des Kompagniekommandanten
Leutnant Pilz und des Abschnittskommandanten
Fähnrich Ransmaher wurde zunächst die Kampfstel-
lung in die heutige Linie vorgelegt und nach rechts
erweitert. Noch aber blieb eine senkrecht aufsteigende
Felsenhöhe unbesetzt. Ein Patrouillgang, den Fähnrich
Ransmaher unternahm, um die Verbindung mit der
linken Feldwache der 3. Kompagnie herzustellen, zeigte,
daß zwischen beiden Kompagnien zirka 300 Schritte
unbesetzt waren und daß es viel leichter möglich war,
von feindlicher, als von eigener Seite den Felsen zu
ersteigen. Die Gefahr eines Durchbruches war damit
gegeben. Als nun anfangs September die Italiener
am Fuße des Vrsie 200 Schritt von den gefährdeten
Felshängen entfernt, eine Sandsackdeckung bauten, er-
gab sich die zwingende Notwendiglkeit die Höhe zu
besetzen. An den oft senkrechten, von dichtem Latschen-
gestrüpp umwachsenen Wänden, wurde ein Weg ge-
baut, der mit zu den kühnsten Anlagen unserer Stel-
lung gehört. Senkrechte Leitern kleben am Gewände,
Stufenwege führen in engen Kaminen empor, schmale
Felsbänder stellen die Verbindung her, alles mit
Stricken und Drahtseilen wohl gesichert. Auf der höch-
sten Kuppe befindet sich heute die rechte Feldwache der
Kompagnie, die mit dem Teufelsfelsen Verbindung
hält. Die Besatzung (1 Schwarm) ist in vier heizbaren
Steindeckungen untergebracht, die innen mit Brettern
verschalt sind und verschließbare Schießscharten haben.
Die Deckungen sind geschützt durch ein Stacheldraht-
verhau und eine Kette von Tretminen. Dieser Schutz
ist hier notwendig, da, wie bereits betont, ein Er-
steigen der Felsen von feindlicher Seite nicht
schwierig ist.
Den Hang herab ziehen sich 7 Deckungen. Eine
feindliche Annäherung ist hier nur an einer Stelle
möglich, wo ein breites Band sich gegen unsere Dek-
kungen erstreckt. Hier Wehrt ein Drahtverhau einen
Einbruch ab. Die nächsten Deckungen durchziehen eine
kleine Felsmulde. Hohe Schneemauern schützen gegen
Sicht, ein Drahtverhau, durch Tretminen verstärkt,
sperrt auch hier die gefährliche Stelle. Aus der Mulde
steigen die Deckungen einen Hügel empor, der eine
große, mit drei Schießscharten versehene Maschinen-
gewehrdeckung trägt. Vor dieser liegt ein eingebauter
Scheinwerfer.
Der nächstanschließende Abschnitt des Oberleut-
nants Reiner zeigt zunächst fünf am Hange des Hü-
gels äbwärtsziehende Deckungen, dann umkreist die
Stellung einen zweiten Felsbuckel, der eine gute Über-
sicht über die 12. Kompagnie, vor allem über die
kleine Talsperre und die Johnhöhe ermöglicht. Daher
ist hier ein Beobachterstand eingebaut. Dieser bastei-
artig vorstehende Hügel trägt an seinem Südostab-
hange eine Flankierungsanlage, eine Steinmauer mit
16 Schießscharten, von welcher aus Feuerwirkung
gegen den links anschließenden Zug Eder möglich ist.
Längs des ganzen Abschnittes Reiner führt ein ge-
deckter Gang.
Der linke Flügelzug, Zug Leutnant Eder, erscheint
gefährdet durch einen Angriff, der seinen Weg über
die Sandmure rechts von I960 herabnimmt und zum
Durchbruchsversuch die Mulde zwischen den Abschnitten
Reiner und Eder ausersieht. Daher ist diese Mulde
geschützt durch ein doppeltes Drahtverhau. Die vorletzte
Deckung des Zuges Eder beherbergt ein Maschinen-
gewehr.
Auf steilabsteigenden Wegen gelangt man zur Ko-
lonie unterm „Teufelsfelsen", der Hütte des Kom-
pagniekommandanten, die hinter einer schützenden
Felswand liegt. Noch weiter unten, am Beginn einer
Schutthalde, befindet sich ein geräumiges Verpflegs-
depot, die Küche und eine Mannschaftsdeckung. Von
hier führt der Weg an der Reservestellung des zweiten
Halbzugs der 10. Kompagnie vorbei zu den Stellungen
der 12. Kompagnie.
Um den Ausbau der Stellungen haben sich außer
Leutnant Pilz und Fähnrich Ransmaher die Kom-
pagniekommandanten Oberleutnant Holüb und Haupt-
mann Balar verdient gemacht. Kompagniekommandant
ist gegenwärtig Hauptmann Lischke.
Stellungen der 12. Kompagnie.
Die Kampfstellungen der 12. Kompagnie schließen,
nur durch einen wenig tiefen Felsspalt getrennt, an
den Zug Eder an und erreichen ihren dominierenden
Punkt im linken Flügelzug. (Stellung Fähnrich Gais-
bauer.) Die Deckungen dieses Zuges beginnen in dem
erwähnten Felsspalt und zagen sich früher über den
Rücken des Hügels hin, der, wildzerklüftet, feindwärts
jäh in die Tiefe stürzt. Die verheerende Wirkung des
feindlichen Artilleriefeuers und die Notwendigkeit, un-
eingesehen jeden Punkt der Stellung beziehen zu
können, zwangen zur Anlage einer neuen Verteidi-
gungslinie. Diese, welche um 20 Schritt vorgelegt
wurde, umschließt in flachem Bogen den seindwärtigen
Hang, wo die Deckungen, die nicht mehr als Sil-
houetten wirken, sich den Blicken des Gegners fast ganz
entziehen. Die Rückseite des Hügels trägt die Deckung
des Abschnittskommandanten Fähnrich Gaisbauer.
Rechts von der Hütte führt ein Weg wenige Schritte
empor zum Eingang eines eingedeckten Laufgrabens,
der alle Deckungen der neuen Stellungen verbindet.
Der Laufgraben erhebt sich nirgends über das Niveau
des Bodens, er ist unter Benützung natürlicher
Furchen aus dem Boden herausgesprengt und heraus-
gegraben. Die mit dem Laufgräben durch gedeckte
106
Gänge verbundenen Deckungen sind aus Steinen auf-
gemauert, innen mit Brettern verschalt und derart an-
gelegt, daß der natürliche Fels die Seitenmauern, ost
auch die Brustwehr bi'ldet. Die Mannschaft schläft in
diesen Deckungen, die infolge der Dicke ihrer Mauern
und Gindeckungen absolut sicher sind gegen Schrapnells,
ja sogar gegen die Granaten der Gebirgsgeschütze.
Am linken Flügel des Felshügels steht oberhalb
eines Felssturzes ein eingebauter Minenwerfer. Dieses
Kampfmittel ist hier besonders notwendig, da hier die
Stellung Gaisbauers sich senkt und mit der benach-
barten Stellung des Zugssührers Scham a l, die
wieder ansteigt, eine leichtersteigbare Senke bildet. Ein
Drahtverhau, dessen Bau in Angriff genommen ist,
soll die Stelle sichern. Heute schon liegen am Aufstiege
fünf Kontaktminen verankert.
Die Deckungen des Zuges Schamal, welche zum
Abschnitt Gaisbauer gehören, bilden eine große Flan-
kierungsanlage, welche hoch ober der kleinen Tal-
sperre liegt und die Mulde vor derselben 'beherrscht.
Unterhalb der Deckungen dieses Zuges führt der Weg
durch eine enge Felsschlucht in die kleine Talsperre.
Kommandant Fähnrich Macho.
In dev Schlucht bietet eine natürliche, künstlich
erweiterte Kaverne Raum für eine große Mannschafts-
hütte, in der 30 Mann untergebracht sind. Die Schlucht
abwärtssteigend, gelangt man endlich in die kleine
Talsperre, in der ein Zug, dem Leutnant John
unterstellt, eine Feldwache bestreitet. Die starke Be-
festigung der Talsperre hat ihre Notwendigkeit darin,
daß durch die Talsenke ein Fußweg auf den Vrsiesattel
führt. Auf einer Felsenhöhe oberhalb des Weges ist
ein Beobachtungsstand eingebaut. Von ihm führt ein
Stufenweg herab zu den Deckungen, niederen, mit
Brettern verschalten Steinhäusern, die durch steinerne
Brustwehren verbunden sind.
Eine Leiter führt links an einer senkrechten Wand
empor, ein steiler Kamin, durch eine Leiter wegsam
gemacht, schließt auf. Wir klettern empor und stehen
auf der Iohnhö h e. Eine wildzerklüftete Kuppe
baut sich in zahlreichen Terrassen auf. Gute Wege, mit
Knüppelstusen ausgebaut, führen zu den Stellungen.
Oft verlaufen diese Wege in tiefen Gräben, die bloß
mit Meißel, Steinhammer und Beilpicke dem harten
Felsboden eingegraben wurden. Die Deckungen säumen
die seindwärtsgerichtete Stirnseite und die rechts und
links die beiden Talsperren flankierenden Seiten der
Kuppe, die nach diesen drei Seiten hin einen Steil-
abfall von 60 bis 80 Prozent hat. Jede der tief in
den Felsen gegrabenen Deckungen ist aus dicken Stein-
mauern aufgebaut und mit Decken aus Baumstämmen,
Sandsäcken und Steinmauern in der Stärke von
1 Meter überdacht, so daß sie schußsicher sind, auch
gegen die Granaten der Gebirgsgeschütze. Kommandant
der Höhe sowie der kleinen Talsperre ist Leutnant John,
der Erbauer der Stellung, die seinen Namen trägt.
An der Rückseite eines Hügels befindet sich, einge-
baut in eine Kaverne, die Hütte des Kompagniekom-
mandanten Hauptmann Fischer, dessen eifriger Arbeit
der schöne Ausbau der Stellung zu danken ist.
Abschnitt Major Damaschka.
Südlich der Sägemühle von BlaL braust ein wildes
Bergwasser die Felsenstufen hinab, dem Lepenjabach
entgegen. Tief ist sein Bett eingefressen ins Gestein.
Fast unbeweglich ruht das Wasser in selbstgehöhlten,
tiefen Marmorschalen, klar und grün wie flüssiger
Smaragd, um schon im nächsten Augenblicke weiß wie
Strähne gesponnenen Silbers über die Felsen zu
stürzen und in tollen Wirbeln anssprühend zu zer-
stäuben. Rechts und links begleiten den Wildbach die
buchenbestandenen Wände eines Grabens, in dem der
Weg zu den Stellungen des II. Bataillons aufsteigt.
Der neue Weg jedoch führt vom Bataillonskom-
mando talab, gräbt sich in die Wand der Rücksalls-
kuppe, die hinter der Kanonenhöhe liegt ein unb dringt
in das Dunkel eines Buchenwaldes. Küchenfeuer flam-
men auf, dunkle langgestreckte Hütten tauchen aus
dem Widerschein des Feuers — wir sind irrt Lager der
Bataillonsreserve. Derzeit 3ji der 6. Kompagnie. Das
Lager besteht gegenwärtig aus zwei Mannschafts-
baracken, einer Küche und einem Berpflegsdepot. Im
Baue ist eine Offiziersbaracke und eine Sanitäts-
baracke für 32 Mann, die aus einem Warteraum,
einem Dienstzimmer, einer Krankenstube und einem
Raum für das Personal bestehen soll. Geplant ist der
Bau eines Bades für Offiziere und Mannschaft, dem
eine Wäscherei angeschlossen wird. Außerdem sollen
noch drei Mannschaftsbaracken und eine Isolierbaracke
gebaut werden.
Der Weg erreicht endlich eine 1400 Meter hoch ge-
legene Mulde, der sich eine Felsgruppe wie ein
schützender Wall vorlegt. Hier steht die Siedlung des
Bataillonskommandos, das Granatenhäufel. Ein
kleines Denkmal rechts neben dem Wege, ein ausge-
mauerter Felskegel, dessen Spitze zwei große italieni-
sche Granaten und einen Hansen Granatsplitter trägt,
erklärt den Namen. Um das Denkmal gruppieren sich
die praktische Hütte des Bataillonskommandanteu, der
Bataillonshilfsplatz, das Berpflegsdepot und die Küche.
Aus großen stark ausgemauerten Plateaus erheben sich
zwei Mannschaftsbaracken für je 22 Mann. Die Siede-
lung soll zugleich ein Stützpunkt sein, der im Verein
mit einem höher gelegenen Stützpunkt (der alten Ba-
taillonshütte) den Graben flankierend schützt.
Kanonenhöhe und große Talsperre.
Unterhalb des Bataillonskommandos, das hinter
dem linken Flügel der Stellung liegt, zweigt westlich
vom vorhin geschilderten Weg ein Pfad auf die Ka-
nonenhöhe ab, welche von der 7. Kompagnie, Kom-
14
107
Mandant Oberleutnant Demmer, besetzt ist. Einer Ba-
saltkuppe gleich, von mächtigen, steilaufsteigenden
S'äulenbündeln getragen, steigt diese Höhe trotzig aus
einem Moränengrunde auf. Feindselig kehrt sie gerade
uns ihre Steinwände zu, aber unseren Pionieren
(Bauleiter Fähnrich Wagner) gelang es dennoch, der
oft senkrecht abstürzenden Rückwand einen Weg abzu-
zwingen, der, jedes Felsband und jede Furche im
Boden erfassend, in kurzen, steilen Serpentinen zur
Höhe führt. Unterhalb der Kuppe springt links eine
Felsstufe vor. Man steht gegen den Feind gedeckt wie
auf einem Aussichtsplateau. Ties unten schlängelt sich
eine schwarze Linie durch den Schnee, das Drahtverhau
der 6. Kompagnie. Kühn steigt der Adlerhorst auf, an
seinem Fuße überblicken wir die Stellung der 6. Kom-
pagnie und von hier gleitet der Blick über den Potoee-
sattel und das Gebiet der Vrata. Hier hat das erste
Geschütz der bei dem Regimente eingeteilten Batterie 5
des Gebirgs-Artillerie-Regiments Nr. 3 Aufstellung.
Durch eine Felswand, die wie eine schützende Kulisse
vorgeschoben ist, wird eben ein 6 Meter langer, waag-
rechter Stollen gebrochen, der dem Geschütze als Stand-
ort dienen soll. Im Schutze der Felswand steht die
Baracke der Bedienungsmannschaft und die Hütte des
Kommandanten der Artilleriestellung Oberleutnant
Hirnschall. Von der Hütte steigt man steil auf und
gelangt, etwa 40 Meter höher zu eiger zweiten, nach
rechts gekehrten Felsplatte. Hier steht neben einem
8 Meter langen, schräg aufwärtsführenden Stollen,
der beinahe fertig ist, das zweite Geschütz. Beide Ge-
schütze haben sich bei den Angriffsversuchen der Ita-
liener am 20. Juli und 13. September glänzend be-
währt.
Von der Artilleriestellung führt der Weg im
Schutze einer langen Steinriegelmauer empor zur
Höhe. Die rückwärts abfallende Felswand bildet eine
aufsteigende Mulde, in die sich das Lager schmiegt. Es
besteht aus zwei Blockhäusern für je 60 Mann, einer
Küche und einem Verpflegsdepot. In einer Kaverne
liegt die Offiziersdeckung. Die Feuerstellung, die wie
das Lager von Oberleutnant Demmer ausgebaut
wurde, schützt die Stirnseite der Höhe, da die Steil-
wände rechts und links eine Verteidigung erübrigen.
Nahe dem Lager beginnt ein 100 Schritt langer Lauf-
graben, der teils eingemeißelt, teils aus dicken
Mauern gebildet ist. An einem Felsloche vorbei, in
dem eine Hütte für die Bereitschaft steht, führt der
Graben in die Deckungen, die an der rechten Steil-
wand beginnen. Von hier aus kann die große Tal-
sperre flankierend bestrichen werden. Der Laufgraben
biegt nun nach links ab und führt zu einem dem
Graben eingefügten Wachhause für 16 Mann. Das
Wachhaus durchschreitend, gelangt man durch die jen-
seitige Tür sofort wieder in den Graben, der zum
linken Flügel der Deckungen führt. Von hier aus ist
eine Flankierung der linksseitigen Stellungen möglich.
Nach rechts vorne, in der Richtung gegen den
Vrsieabschnitt hat die Kanonenhöhe keinen Steilab-
sturz. Wie eine Riesentreppe bauen sich dort wuchtige
Felsmassen auf, dem Feinde die einzige Möglichkeit
zum Angriffe bietend, darum schützt diese Seite eine
Reihe von Deckungen und ein starkes Drahtverhau.
Ein Maschinengewehr bestreicht die Flügel, im Zen-
trum der Stellung ist ein Scheinwerfer eingebaut.
Eine vorgeschobene Feldwache sichert gegen Kote
1960 hin.
Die sogenannte große Talsperre liegt ein-
gebettet zwischen den Steilwänden der Johnhöhe und
der Kanonenhöhe. Die Senke zwischen beiden sperrt
ein Felsenwall, der wenig steil feindwärts abfällt, aber
in jähem Abfall gegen die eigene Seite in die Tiefe
stürzt. Hart an der Wand der Johnhöhe läßt der Wald
ein Tor frei. Ein Lawinenfeld wälzt dort seine Schot-
termassen talwärts. Hinter dem Felsenwalle, jedoch
hoch über den Lawinengang birgt sich das Lager, das
aus einer Offiziersbaracke und drei Mannschaftshütten
besteht. Etwas tiefer liegt ein Verpflegsdepot, die
Küche und eine Reservedeckung.
Auf Leiterwegen, die mit Drahtseilen versichert
sind, erklimmt man die Höhe des Walles. Hier bietet
sich nun folgendes Bild: Ein Hügel, mit pitoresken
Felsgruppen bedeckt, senkt sich nach beiden Seiten und
bildet mit den Steilwänden Gräben. Aus dem Mo-
ränengrunde erhebt sich der Hügel gerade hoch genug,
um an seinen Felsen die Lawinen sich brechen zu
lassen, die dann den Weg durch die Gräben nehmen.
Den Hügel schließen halbkreisförmig die niederen,
durch Steinmauern verbundenen Deckungen ab. Die
Anlage im Halbkreis ermöglicht eine Sicherung der
Gräben durch Flankenfeuer. Den linken Graben sperrt
wie ein kleines Fort eine isolierte Felsmasse. Hinter
ihr steht die Deckung für eine Feldwache, welche von
einem Schwarm bezogen wird. Den Graben sperrt
ein doppeltes Drahtverhau ab, vor dem ein Minen-
feld liegt. Wo das Drahtverhau an den Hang der Ka-
nonenhöhe anschließt steht ein Horchposten. Patrouillen
durchstreifen beständig das Vorterrain. Die Talsperre
schützt zugleich als Vorwerk die Treppe der Kanonen-
höhe, der sie vorgelagert ist.
Stellungen der 6. Kompagnie.
Bon einer Rückfallskuppe der Vrata flutet ein
graues Moränenfeld wuchtig in die Tiefe. Die Mitte
desselben nimmt ein Lawinengang ein, der von kleinem
Schotter bedeckt ist, ein Zeugnis für die zermalmende
Kraft der Schneemassen. Zu beiden Seiten heben sich
größere Felsblöcke, zwischen denen sich dunkle Knie-
föhren herausringen. Die beiden mächtigen Basteien
der Kanonenhöhe und des „Adlerhorstes" flankieren
den Graben. Quer über denselben spannen sich die
Kampfstellungen der 6. Kompagnie. Sie sind die ge-
108
fährdesten unserer Stellung, da der Feind von der
Vrata unschwer auf die Rückfallskuppe und von hier
ohne natürliches Hindernis gu den Stellungen nieder-
steigen kann. Ein besonders starker Ausbau der Stel-
lung war also notwendig.
Der Kommandant des Abschnittes, Oberleutnant
Arnreiter, hat den Abschnitt in drei Reviere geteilt.
Von seiner Hütte aus gelangt man steil aufsteigend
zu einem Laufgraben, der durch ein Latschenfeld zum
Revier 3 führt. Dieses lehnt sich mit den: linken
Flügel an den Adlerhorst an und hält mit den auf
demselben aufgestellten Posten Verbindung. Die Dek-
kungen des Revieres find aus Sandsäcken hoch aufge-
baut und derart angelegt, daß die einzelnen Abschnitte
einander flankieren. Ein Drahtverhau aus fpanischen
Reitern sichert den Abschnitt. Im Latschenfelde davor
liegen Fallschlingen.
Der Laufgraben führt hinter den Deckungen des
Reviers entlang zum Revier 2. Dieses beginnt jenseits
des Lawinengrabens mit einem großen Rondell, das
nach drei Seiten Ausschuß gewährt. An dieses schließen
sich kleinere Deckungen an. Wieder den Graben be-
nützend, der an vielen Stellen eingedeckt ist, erreichen
wir das Revier 1, den höchstgelegenen Teil der Stel-
lung. Die Felsmauern, welche die Deckungen dieses
Reviers tragen, steigen senkrecht aus einem Schnee-
felde empor. Wieder springt ein mächtiges Rondell
hervor und ermöglicht eine Flankierung nach beiden
Seiten. Vom Schneefelde führt eine tiefe Schlucht
zwischen der Kanonenhöhe und den Stellungen des
Reviers 1 durch. Hier könnte dem Feind ein Durch-
bruch gelingen, daher liegt auf jeder Seite der
Schlucht ein Blockhaus, dessen Schießscharten die Be-
streichung der Schlucht ermöglichen.
Knapp vor den Kampfdeckungen läuft der ganzen
Front entlang ein Verhau von spanischen Reitern.
Etwa 50 Schritte davor wurde ein hohes, dreireihiges
Drahtverhau angelegt. Tretminen sichern das Vor-
terrain. Hinter jedem Revier liegt gedeckt ein großes
Blockhaus für die Mannschaft und eine kleine Deckung
für die Zugskommandanten. Hinter der Felswand,
welche die Hütte des Kompagniekommandanten deckt,
bergen sich auch zwei große Reservebaracken und ein
Berpflegsdepot. Tiefer unten liegt am Westabhang der
Kanonenhöhe die Küche und der Kompagniehilfsplatz.
Der Winter mit seinen Lawinenstürzen zwang
dazu, den größten Teil dieser Stellung aufzugeben.
Nur das Revier 1, das sich an die Kanonenhöhe an-
lehnt, wird gehalten und dort Flankierungsanlagen
ausgebaut, so daß durch diesen Stützpunkt und die
flankierenden Basteien, dem Feinde auch im Winter
der Weg gesperrt ist.
Vom Adlerhorst zum Velki LemeL.
Am rechten Flügel der 5. Kompagnie sperrt die am
weitesten vorgeschobene Bastei unserer Stellung, der
A d l e r h o r st, den Talgrund ab. Von ihm aus über-
blickt man tief unten die Stellungen der 5. Kompagnie.
Das Terrain bietet ein eigenartiges Bild. Man glanbt
ein wogendes Meer zu sehen, dessen Wellen in Schaum-
kronen aufschlagen, fühlt sich selber von der mächtig-
sten Welle emporgehoben und gegen die Felswand
der Vrata geworfen — und in diesem Augenblicke
erstarrt das Meer zu Stein. Die Wogentürme werden
zu Felsblöcken, die abfließenden Täler zu Schutt- und
Schneegerinnsel und die Woge, die uns trägt, wird
zur steilen Klippe, die sich mit einen: Gewirr durch-
einand gewürfelter Felsen an die Vrata anlehnt. Ein
wildzerrissener Fels, -einer Ruine ähnlich, springt über
den Rand der Kuppe empor, dahinter steigt die Steil-
wand der Vrata auf, der ein breiter Rücken vorge-
lagert ist. Von ihm aus könnten feindliche Patrouillen
auf den Adlerhorst gelangen und von dort unsere
ganze:: Stellungen mit Feuer überschütten. Daher die
starke Befestigung des Adlerhorstes, der nicht nur ein
notwendiger Sicherungsposten, sondern auch eine wirk-
same flankierende Anlage ist, welche sowohl nach der
6. Kompagnie als auch nach der Tiefenstellung der
5. Kompagnie, und dem Potoeesattel auswirken kann.
Die Befestigungsanlagen säumen die Kuppe derart,
daß die Schießscharten der Deckungen nach rechts und
links talwärts gerichtet sind. Um die Deckungen läuft
ein Drahtverhau, durch das ein Weg zu einer weit
vorgeschobenen Feldwache führt. Die Feldwache birgt
sich hinter einem Felsblock und ist gegen einen Über-
fall auch im Rücken durch Drahtverhaue geschützt.
Hinter dieser flankierenden Stellung ist noch eine
zweite, als Winterstellung gedachte Kampflinie aus-
gebaut. Sie überquert die Kuppe, zwei Felsblöcke als
Stützpunkte benützend. Die Sommerstellung ist Winters
über nur durch 3 Posten besetzt.
Die Kuppe wird besetzt durch eine Offiziersfeld-
wache, welche alle 24 Stunden abgelöst wird. Sie be-
steht aus dem Kon:mandauten, einem Schwarm, einer
Telephonpatrouille und zwei Blesfierlenträgern. Die
Deckung für diese Besatzung liegt 20 Schritt hinter der
Feuerlinie, durch Felsen gegen Sicht geschützt. Eine
große Holzbaracke gibt Raum für 20 Mann, daneben
liegt die Hütte der Telephonpatrouille. Die Hütten,
die vom Vrsie her eingesehen sind, umschließt rechts
und vorne eine Mauer, die rechts eine Stärke von
3 Meter hat, also gegen die kleinen Gebirgsgeschütze
absolute Sicherheit bietet.
Am Fuße des Adlerhorstes beginnen die Stellungen
des 1. Zuges, der mit seinem linken Flügel den
zweiten Zug flankiert. Wuchtig aufstrebende Fels-
blöcke, als hätten sie Cyklopenhände von den Wänden
der Vrata geschleudert, liegen rmrher, zwischen ihnen
109
spannen sich hohe Mauern, die die einzelnen Deckungen
verbinden. In der Mitte dieses Abschnittes erhebt sich
eine merkwürdige Felsbildung, das Labyrinth. Hohe,
seltsam geformte Felsen lassen enge, vielfach gewundene
Gänge frei. Der Baueifer des Zugskommandanten
Leutnant Schausberger hat dieses Labyrinth zu einem
festen Stützpunkt ausgebaut. Jeder, der nach außen
führenden Gänge ist durch eine mannshohe, mit
Schießscharten versehene Brüstung abgeschlossen, so daß
ans dem Labyrinth ein granatenficheres Fort geworden
ist. In ähnlicher Weise sind bei beiden Zügen andere
Felspartien ausgestaltet.
Die Feuerstellung des 2. Zuges, die eng an die
Borkuppen des Belki Lerne 2 anschließt, ist ähnlich aus»
gebaut wie die des ersten Zuges. Auch hier die pito-
resken Felsgruppen, die hohen Mauern, die stark über-
dachten Steindeckungen, die Schneewälle, die der Bau-
tätigkeit des Zugskommandanten Leutnant Polt das
beste Zeugnis geben. Die Mannschaftsbaracken, je
60 Mann fassend und die wohnlich eingerichteten Offi-
ziersdeckungen liegen uneingesehen hinter Felsen. In
allen Baracken herrscht musterhafte Kasernenordnung.
Das Zentrum der Stellung nimmt die Maschinen-
gewehräbteilung ein. Kommandant Oberleutnant
Korger. Eine Felspartie deckt eine Baracke für
20 Mann, die Deckung der Telephonpatrouille und die
Ofsiziersunterkunft. In einer eigenen Deckung ist das
Maschinengewehr eingebaut. Ein Schubfenster eröffnet
den Blick auf den Abstieg vom Potoöesattel, den das
Maschinengewehr beherrscht. Neben dieser Deckung steht
in überhöhter Stellung ein Mineuwerfer, der gleich-
falls gegen den Potoee gerichtet ist. Ein zweites Ma-
schinengewehr, in dessen Deckung ein Mineuwerfer
eingebaut ist, steht am linken Flügel, gegen die Ein-
sattelung, von der ein italienischer Patrouillenweg
herabführt, gerichtet. Die Stellung, deren Ausbau in
den bewährten Händen des Kompagniekommandanten
Hauptmann Burg st aller liegt, schließt ein starkes,
gegen den Potoee zu in gebrochenen Linien führendes
Drahtverhau ab. Bor dem Verhau liegen der ganzen
Front entlang Tretminen. Hinter dem Drahtverhau
liegen tiefe Gräben, die beständig offen gehalten wer-
den und deren Zweck es ist, falls das Drahtverhau
überschneit fein sollte, dennoch Skipatouillen zu Falle
zu bringen. Abzweigungen des Drahthindernisses
führen zur Felswand des Belki Lerne 2 und sperren
durch senkrechte Wände den Raum zwischen dem 1. und
2. Zug. Ein hohes, mittelst R-Stäben verankertes
Drahtnetz führt vom Drahtverhau quer über das
Steinfeld bis zur Wand der Nebenkuppe und sperrt so
den feindlichen Skipatrouillen den Weg. Innerhalb
des Drahtverhaues stehen vier ständige Beobachtungs-
Posten, die den Potoee, die Brata und besonders auch
die Nebenkuppe beobachten, von der ein Kamin bis zur
Schutthalde führt, welcher schon mehrmals italienischen
Patrouillen zum Abstiege diente. Ein Ruf des Po-
stens und über das Vorfeld fluten die grünlichen Wel-
len der Leuchtraketen und erhellen die Nacht, jeden
Angriff verratend. So ausgebaut ist die Stellung ein
machtgebietendes Vorwerk der Hochburg, die sich das
Landwehrinfanterieregiment 27 auf dem Belki Leme2
erbaut hat.
Reserven im Tal.
Vom Regimentskommando aus erblickt nran tief
unten im Lepenjatal, von Wäldern umstanden, ein
ausgedehntes Barackenlager. Hier hat ein Teil der
Reserve neben einer Kompagnie des Marschbataillons,
das zu Trägerdienften herangezogen wurde, ihre Unter-
kunft. Vier große Blockhäuser beherbergen die Mann-
schaft. Für die Offiziere wurden kleinere Deckungen
gebaut. Ein Sanitätshilfsplatz ist eben im Bau, ein
großes Bad und eine Isolierbaracke geplant. Die Re-
servestellung ist gegenwärtig bezogen von der Mann-
schaft der 1. Feldkompagnie, Kommandant Hauptmann
Frühwirth. Die Mannschaft ist eifrig bemüht, den
Platz nach Möglichkeit zu verschönern. Breite Straßen,
die das Lager mit der Brigade, mit der Talstraße und
mit dem Weg zum Regimentskommando verbinden
sollen, werden ungelegt, große Plätze vom Trümmer-
gestein gereinigt und mit eingepflanzten Fichtenbäum-
chen geschmückt. Die Ansiedlung soll einen „R ohr-
platz" und einen „Kaiser Franz Josefs-
Platz" erhalten. Auf letzterem soll ein gewaltiger
Steinblock zum Denkmal ausgestaltet werden.
Neben der Reserve bewohnt, wie schon erwähnt, die
1. Kompagnie des XV. Marschbataillons, Komman-
dant Oberleutnant Nitschmann, die Ansiedluug. Die
2. Marschkompagnie, Kommandant Hauptmann Mates,
hat ihr Lager etwas weiter flußabwärts. Hinter einer
steilen Schutthalde, hart am Bache, steigt Terrasse an
Terrasse empor und jede trägt eine der großen, fest-
gebauten Baracken. Das Lager der 3. Marschkompagnie,
Kommandant Oberleutnant Seidl, befindet sich nahe
der Brücke am Wege, der zum Regimentskommando
führt. Da der gesamte Verkehr künftig über das Re-
gimentskommando führen wird, hat hier auch der
Kommandant des Marschbataillons Hauptmann Aspöck,
der den Trägerdienst zu regeln hat, seinen Sitz.
Unsere Wanderung führt uns aus dem Lepenjatal
nach Soea und von hier aus in das ruhige, hochge-
legene VerZniktal. Noch vor Wochen führte in
dieses Tal ein schmaler ungepflegter Fußweg, heute ist
eine breite, festgebaute Kunststraße angelegt, -an der
gefangene Russen arbeiten. Buntbewegtes Leben
herrscht auf der Straße. Schwerfällige Büffel fördern
dicke Baumstämme, Reiter sprengen vorbei, Bosniaken
tragen Lasten und Trupps gefangener Russen ziehen
vorüber. Im Tale klingen Hammerschläge, kreischen
Sägen, wachsen Gerüste und weiße Baracken vom
Boden auf. Zu ihren Füßen das lärmende Gewimmel
der Arbeitenden — und ringsum das Schweigen
dunkler Bergwälder und die ruhige Pracht weiß,schim-
mernder Berggipfel.
Am Rande des Bergwakdes erzählen Hunderte von
Baumstümpfen von dem Arbeitseifer unserer Reserven,
dje dort unten bauen, denn es soll hier eine Kolonie
für die Reserve des Regiments erbaut werden. Drei
große Baracken, von je 400 Quadratmeter Flächen-
raum und je 230 Mann Belagraum stehen bereits und
binnen kurzem werden sieben Baracken mit einem Be-
legraum für 1850 Mann und 40 Offiziere stehen. Eine
große Mannschaftsküche ist bereits fertig, eine Offi-
ziersküche, ein Hilfsplatz, ein Bad und eine Offizier-
menage sind geplant. Gegenwärtig hat die 4. Kom-
pagnie, Kommandant Oberleutnant Dr. Buresch, die
Reservestellung bezogen. Die Soldaten der Kompagnie
sind die Erbauer des Lagers. Die Ablösung der Kom-
pagnien ist derart gedacht, daß jede Kompagnie ihre
Erholungszeit im VerZniktale verbringen kann.
Sanitäre Fürsorge.
Die Schwierigkeit des Terrains und der weite Weg
zu den Hilfsplätzen machen besondere sanitäre Vor-
sorgen notwendig. Leichterkrankte können wegen des
Zeitverlustes nicht nach den Hilfsplätzen abgehen. Es
wurde daher bei jeder Kompagnie ein kleiner Hilfs-
platz eingerichtet. Sanitätsfähnriche leisten hier die
erste ärztliche Hilfe. Erkrankte, die voraussichtlich
mehrere Tage dienstuntauglich sinch kommen zu den
schon erwähnten Bataillonshilfsplätzen. Den ärztlichen
Dienst leisten im I. Bataillon 3 Sanitätsfähnriche, im
II Bataillon, das den größten Frontabschnitt hat,
1 Assistenzarzt, 2 Fähnriche und 1 Kadett, im III. Ba-
taillon, das die kleinste Ausdehnung hat, ein Fähnrich.
Eine Raststation für Marode oder Verwundete, welche
wegen einbrechender Dunkelheit nicht mehr transpor-
tiert werden können, wurde beim Regimentskommando
errichtet. Verwundete und schwer Erkrankte kamen
früher auf den Berghilfsplatz, wo in 2 Bauernhäusern
Raum für zirka 30 Mann geschaffen war. Vom linken
Flügel wurden Kranke und Verwundete nach dem Tal-
hilfsplatze in Pri Jakci gebracht, wo drei Bauern-
häuser als Spital adaptiert wurden. Der Transport
vom Talhilfsplatz nach Soea in die Brigadesanitäts-
anstalt unterliegt auch im Winter keinen Schwierig-
keiten, ein Transport Schwerverletzter vom Berghilfs-
platze aus ist unmöglich. Es mußte daher zum Ausbau
des Berghilfsplatzes geschritten werden. Gegenwärtig
ist eine neue Spitalsbaracke im Bau, die ein Ordi-
nationszimmer, einen Warteraum, eine Mannschafts-
krankenstnbe und eine Offizierskrankenstube, eigenen
Belagraum für Schwerverwundete und ein Bad um-
fassen wird. Außerdem wird eine Isolierbaracke gebaut.
Am Berghilfsplatze leistet Oberarzt Dr. Kröll, am
Talhilfsplatze Assistenzarzt Dr. Weiner Dienst.
Der Nachschub.
Im Tale der Wurzenersave, am Ostausgange des
Dorfes Log bei Kronau liegt hart am Flußbett der
Trainplatz unseres Provianttrains. Durch eine Fichten-
allee führt ein besandeter Weg zum Häuschen des
Trainkommandanten Hauptmann Balar, der mit Ener-
gie und Verständnis für die Ausgestaltung des Train-
Platzes sorgt. In nächster Nähe liegt die ökonomische
Zentrale unseres Körpers, die Kanzlei des Itquib.
Nfr. Oberleutnantrfr. Kober. In einem langen
Stalle stehe,n auf Bretterfußboden die wohlgepflegten
Pferde, die die Verpflegsvorräte über die Erzherzog
Eugen-Straße zur Banmbachhütte befördern. Hier ist
eine Umladestation unseres Regiments, von wo ans
unsere Bedürfnisse nach Soe.a gebracht werden. Hier
befindet sich auf einer Anhöhe der Parkplatz des Ge-
fechtstrains- der den fahrenden Train, den Tragtier-
train und die Pferde der Maschinengewehräbteilnng
umfaßt. Hier ist auch die Proviantur, der der Pro-
viantoffizier Leutnant Gollwitzer vorsteht. In ge-
räumigen Kellern lagern die täglichen Vorräte, eine
Schlächterei liefert das notwendige Fleisch und eine
Selcherei verwertet viele sonst als unbrauchbar fort-
geworfene Fleischteile. Bei der Proviantur hat auch
die Regimentsmusik ihr Heim, die von dem kunstsin-
nigen, konservatoristisch gebildeten Leutnant Gollwitzer
geleitet wird.
Von Soöa wird die kurrende Verpflegung mittelst
Tragtieren in die Stellungen gebracht. Bailmaterialien
übernimmt beim Lager der 3. Marschkompagnie Haupt-
mann Aspöck und läßt sie durch die Mannschaft des
Marschbataillons weiterbefördern. Eine bedeutende
Erleichterung des Nachschubes wird mit der Fertig-
stellung der von Ing. Adametz erbauten Seilbahn ein-
treten. Diese Seilbahn führt vom Tal bis zllm Hori-
zontalweg. Dort wurde mit dem Baue einer Baracke
begonnen, in welcher die Trägeräbteilung des Etappen-
bataillons Nr. 512 wohnen soll. Die Manschaft dieses
Bataillons wird die Vorräte an der Endstation ent-
gegennehmen ilnd in die Stellungen befördern. Eine
Entlastung des Nachschubes wird and; durch den schon
in Angriff genommenen Ban einer Feldbäckerei, welche
neben der Endstation der Seilbahn errichtet wird, ein-
treten. Die Wasserversorgung besorgt — wenigstens in
frostfreien Tagen — die Wasserleitung, deren 600 Meter
lange Rohrleitung vom Nebenbache der Lepenja aus
einem Stauwerke aufsteigt und als „Dollenzquelle"
beim Regimentskommando ihren Ausfluß hat.
Vorliegende Beschreibung mag ein kleines Bild des
äußeren Ausbaues unserer Stellung geben. Es kann
nicht auch Zweck derselben sein, von der ungeheuren
lebenden Kraft zu reden, die dieses Bollwerk beseelt.
111
Wenn einstmals strahlend der Tag des Sieges ange-
brochen ist, dann wind Zeit sein von dem Opfermut
unserer Truppen, von den Gefahren, in denen sie
lebten, von der markzerstörenden Kälte, die ihnen die
Kleider zu schweren Rüstungen gefrieren ließ, von dem
unermüdlichen Fleiß unserer Arbeiterabteilungen und
dem verständnisvollen Zuisammenwirken Aller zu spre-
chen, deren Ergebnis der Sieg und der Friede für
unser Vaterland war.
Am 21. Dezember wurde der aus dem Skikurse eingerückte Leutnant
Karl Gantner, dessen jugendliche Begeisterung 1914 die Aufnahme in die
Franz Josef-Militärakademie und nach seiner Ausmusterung am 18. August
1915 nunmehr die erstrebte Verwendung an der Front erreicht hatte, mit
dem Aufträge, die Skiverwendbarkeit im Negimentsabschnitte festzustellen,
zum Skireferenten des Regimentskommandos bestellt. Eifrig machte er sich
sofort auf den Weg zum linken Flügel und schon in der ersten Nacht, be-
günstigt von fast taghellem Mondschein, mit dem größten Teil dieses Front-
stückes bekannt.
Seine Tagebuchaufzeichnunge» zeigen einen prächtigen frühreifen Men-
schen, der uns nur zu bald entrissen werden sollte.
Am 24. Dezember war er wieder beim Regimentskommando zur Be-
richterstattung und Teilnahme an der Weihnachtsfeier.
Von allen Seiten waren Liebesgaben eingetroffen. 24 Wagen mit
Liebesgaben wurden allein für unser Regiment über die Etappenstraße ge-
leitet. Der Kriegsfürsorgeausschuß der k. k. Post- und Telegraphendirektion
Linz hatte 25 Uhren geschickt; die Vermittlungsstelle des Kriegsfürsorgeamtes
in Linz sandte 94 Kisten mit Liebesgaben; eine Kärntner Aktion, der Gräfin
Marie zu Lodron vorstand, schickte 219 Kisten für die Verteidiger der
Kärntner Front, von denen ein Teil auch unserem Regiment zufiel. Aus
München waren 11 Kisten Liebesgaben eingetroffen. 20 Pakete waren vom
Offfzierstöchterinstitute in Hernals gekommen. Die Generalstabsabteilung
unserer Division machte den Soldaten Weihnachtskarten zum Geschenke.
Auch die Kameraden der 3. Ersatzkompagnie in Brünn hatten unserer ge-
dacht und 6 Pakete mit Liebesgaben gesandt.
So brachte der 24. Dezember durch die überreich aus der Heimat
eingelangten Liebesgaben eine unbeschreiblich freudige Festesstimmung für
jeden vom Regiment, die sich von den zeitweiligen feindlichen Gewehr-
schüssen nicht stören ließ und als Vorspiel zu dem heutigen Radio mit
rednerischen und musikalischen Improvisationen aller Art durch das Tele-
phon bald von den äußersten Posten und von verschiedenen Stationen zu
den andern Hörstellen, bald vom Regimentskommando an alle kundgab.
Die Klänge der Grammophone, deren zwei unter den Liebesgaben waren, fanden den größten Beifall.
Der Vermittlungsstelle des Kriegsfürsorgeanites wurde mit herzlichem Danke des Regiments folgender
Stimmungsbericht gesendet:
Leutnant Karl Gantner.
Am dunklen Berghang strahlt im Kerzenschimmer
Der Weihnachtsbaum — und rings um ihn ge-
schart
Soldaten, braune, bärtige Gesichter,
Gewohnt, in nächster Näh dem Schlachtentod
Ins Aug zu sehen. Heute aber leuchtet
In ihren Augen helle Weihnachtsfreude
Und ausgelöscht, wenn auch für Stunden nur,
Ist Haß und Krieg vom heiligen Weihnachts-
frieden.
112
Vor unseren Augen tauchen Bilder auf
Vom Heimatland. Wir seh'n in weiter Halle
Sich die Geschenke hoch zu Bergen häufen,
Seh'n Frauen an der Arbeit, sie zu ordnen
Und immer neue Gaben kommen.
Der Reiche gibt von seinem Reichtum viel,
Der Arme gibt von seiner Dürftigkeit,
Jedoch er gibt die abgesparte Gabe
Aus seines Herzens tiefster Geberfreude.
Aus allen Teilen unsrer Vaterstadt,
Aus allen Teilen unsres Vaterlandes
Hat sich der Liebesgaben reiche Fülle
Gesammelt. Endlich rollt auf glatten Schienen
Der Heimat Weihnachtsgabe uns entgegen.
Wir seh'n, wie Pferde hochgetürmte
Schweraufgeladne Wagen südwärts ziehn
Und endlich, zu der Stunde der Bescherung
Liegt alles schon geordnet vor uns da.
Ein jeder tritt zum Baum und jeder nimmt,
Was liebevoll die Heimat ihm geboten.
Ein Kärtchen findet jeder bei der Gabe.
Bald ist es ein bekannter Name, den
Der Zufall freudig uns entgegenschickt,
Bald ist der Name wieder völlig fremd,
Doch der die Gabe schickte, uns kein Fremder,
Denn wer uns fremd, beschenkt uns nicht so reich.
Verwandt ist heut uns jeder in der Heimat,
Denn eure Liebe wandelt unter uns
Und schenkt uns Liebesgaben.
Weihnachlstraum!
Uns ist, als sei der alte Weihnachtsspruch
,,Und Friede auf Erden!" der Erfüllung nahe.
In Fahnenschmuck prangt unsre alte Stadt
Und jubelnd ziehen wir in eurer Mitte
Als Sieger ein. Sei's, wann es immer sei,
Sei's junger Frühling oder später Herbst
Uns sollen dann die Weihnachtsglocken läuten:
„Und Friede allen Menschen auf der Erde!
Die einig, eines guten Willens sind!"
Weihnachten 1915. Beim Negimentskommando in Hochlinz im Krngebiet wurden die von
der Postdirektion Linz gespendeten 25 silbernen Taschenuhren an die bis dahin am längsten
an der Front gewesenen Zweier verteilt.
Auch der Kommandant der Südwestfront, Erzherzog Eugen, hatte alle unter seinen Befehlen Stehenden
mit einer Weihnachtsgabe erfreut. Jeder erhielt ein Autogramm mit dem Bilde und außerdem noch jeder
Offizier einen eisernen Ring mit den Initialen Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit.
15
113
114
®en Dank brachte das Regiment durch eine vom Fähnrich Grohmann verfaßte, vom Kadetten Hans
von Feil zeichnerisch ausgestattete und vom Gefreiten Leopold Breinbauer geschriebene und von allen
Offizieren und Unteroffizieren unterschriebene Widmung zum Ausdrucke.
Um Mitternacht zelebrierte der Feldkurat,
Probst Wester, beim Regimentskommando unser
freiem Himmel im flackernden Scheine des von
Schneeflocken umspielten Kerzenlichtes, andachtsvoll
der heiligen Nacht gedenkend, die Christmette.
Am Christtagmorgen, während des Aufstieges
des Negimentskommandanten zum Mittelabschnitt
zur Feldmesse beim Bataillon des Hauptmannes
Friedrich Engels, schneite es ununterbrochen. Es
war ein wässeriger Schnee, der die Schritte hemmte
und beim Abstieg ins Rutschen brachte. Ahnungs-
los, in gehobener Stimmung erfolgte die Rückkehr.
Leutnant Gantner verblieb im Mittelabschnitt. Auf
einmal vernichteten nachmittags böse Nachrichten
die Festesstimmung. Am linken Flügel bei der
5. Kompagnie, deren Kommandant Hauptmann
Burgstaller war, waren Lawinen niedergegangen,
hatten eine Zugshütte eingedrückt und 8 Tote und
l0 Verwundete als Opfer gefordert. Auch die
8. Kompagnie des Leutnants Raimund Holub
meldete bald darauf Lawinenstürze, 1 Mann tot,
4 verwundet und einer vermißt. Die Telephon-
leitungen waren vielfach zerrissen worden und konn-
ten nur teilweise wieder hergestellt werden, bis
stockfinstere Nacht und fortgesetzter Schneefall alle
Bemühungen zur Ohnmacht verurteilten.
Bange Fragen tauchten ans und als der
nächste Tag anbrach, hatte der weiße Tod weitere
Ernte im Regiment gehalten. Über das 87. Bri-
gadekommando traf um 8 Uhr 15 Minuten vor-
mittags des 26. Dezembers beim Regimentskom-
mando die Meldung ein, daß auch die 2. Kom-
pagnie, die Hauptmann Heinrich Hainschwang über-
nommen hatte, von Lawinenstürzen heimgesucht
worden war und bis zu dem Zeitpunkt 10 Tote, Dankodrcssc an Erzherzog Engen für die Wcihnachtsspende 1913.
30 Verwundete und noch viele nicht Geborgene
beklagte. Die ausgeführten Rettungsversuche der verschont Gebliebenen und der sofort entsendeten Rettungs-
abteiiungen konnten leider Vielen nicht mehr helfen, verdienten sich aber vieler Geretteter Dank.
In wirklich bewundernswürdiger Weise haben damals Hauptmann Hainschwang, Oberleutnant Freund,
Feldwebel Cordier, Zugsführer Sadilla und Sanitätsfähnrich Apfeltaler die Rettung organisiert, bevor
die Hilfskolonne eintraf.
Bis zum Abend waren 23 Tote geborgen, 6 Mann blieben unauffindbar, 15 Mann waren verwundet.
Es fielen der furchtbaren Katastrophe zum Opfer:
Von der 2. Kompagnie Korporal Florian Fragner, Einjährig-Freiwilliger Korporal Franz Gaisbauer,
Gefreiter Alois Rathmeier, Franz Haslinger, Josef Ortner, Leopold Leibetseder, Franz Pakofler, Jnfan-
15*
115
Die Feuerstellung der 2. Kompagnie unterhalb und rechts 1776,
gegenüber der bedeutend überhöhende vom Feinde besetzte Rücken.
terift Johann Greinecker, Franz Kir-
linger, Ferdinand Schwazinger, Jo-
sef Vogl, Johann Krennmeier, Franz
Stellenberger, Josef Frauenhuber,
Josef Zeiler, Johann Breitriemer,
Joh. Ostermann, Joh. Schauerhofer,
Karl Weißenbacher, Josef Joachim,
Josef Kaltenbrunner, Franz Götzen-
dorfer, Josef Hoffmann, Josef
Schuster, Johann Niederer, Mi-
chael Renner, Offiziersdiener Joh.
Wöß und Blessiertenträger Josef
Koch; von der 5. Kompagnie In-
fanterist Johann Pröller, Mathias
Lichtmeier, Karl Luceß, Johann
Eichmeier, Mathias Wöhrenschimmel,
Franz Weiß. Franz Tore, Josef
Lindner; von der 8. Kompagnie
Einjahrig-Freiwilliger Korporal Leo-
pold Haiböck und Blessiertenträger
Josef Schwarzböck.
Alle Toten wurden zu Tal getragen, jedem ein Grab geschaufelt und am 28. Dezember 1915, in
Gegenwart des Divisionärs, Brigadiers, Regiments-, Bataillonskommandantcn, der von der 2. Kompagnie
Übriggebliebenen, einer Deputation des LandwehrinfanterieregimentZ Nr. 21 und der Talreserve, die die
Generaldecharge abgab, sprach Oberleutnant Ferdinand Anreiter folgenden von Fähnrich Alfred Grohmann
verfaßten Nachruf:
Ein letztes Abschiedswort den Kameraden,
Eh' sie die harte Wintererde deckt.
Sie gingen von uns, nicht im Kampf gefallen,
Nicht in des Lebens höchstem Augenblick
Vom Pfeil des Schlachtengottes still hinweg
geführt. -
Ein Unglück, ein Verhängnis fällte sie.
Im Schlafe, nichtsahnend, sahen sie es
Wie von den Höh'n der Alpengeister
Herniederstürmt in schweren, weißen Wolken
Nichtsahnend, ohne jeder Gegenwehr
Führt sie ein schreckensvoller Augenblick
Ins dunkle, namenlose Reich des Todes.
Und doch ihr stillen Schläfer blüht auch euch
Des Sieges Lorbeer. Wenn auch euer Tod
Kein Schlachtentod — es war ein Tod der Pflicht,
Der stärkste Feind, dem niemand widersteht,
Hat euch gefällt. Ihr sahet ihn — und bliebet.
Ihr gabt den todumdrohten Platz nicht preis,
Ihr hieltet treue Wacht am Alpenwalle,
Der unserer Heimat heiligen Boden schützt. Unterhalb und rechts 1778 der Weg zur Feuerstellung der 2. Kompagnie.
116
Darum auch euch den Lorbeer, drum auch ihr
Ein Borbild uns in hehrster Pflichterfüllung.
Nun schlaft in Frieden, den ihr euch gewonnen.
Das Regiment, dem ihr so treu gedient,
Die Kameraden, die mit euch gekämpft,
Sie werden euer Grab mit Liebe umhegen.
Schlaft wohl. — Und tobt auch über euren
Häuptern
Der heiße Kampf um Österreichs Freiheit weiter.
Einst bricht ein heller Morgen leuchtend an,
Da steigt im Sonnenglanz die neue Welt,
Die Welt des Friedens leuchtend aus den
Wolken.
Die Glocken klingen aller Orten: Friede —
Und eure Gräber sind zum Heiligtum
Des weiten, freien Vaterlands geworden.
Dann nahm Feldkurat Probst Wilhelm Wester
die feierliche Einsegnung der in Särgen in den
noch offenen Gräbern ruhenden ^sterblichen Hüllen
der 38 treuen Kameraden, die in glücklicher Weih-
nachtsstimmung so unverhofft das Leben lassen
mußten, vor.
Die Italiener hatten eine Feuerpause gemacht.
Heute ruhen alle die Opfer des Abschnittes Planina
za Grebenom (Hochlinz) im Ortsfriedhofe von
Soöa, wohin sie pietätvoll nach dem Kriege über-
tragen wurden.
Das Ende des Jahres 1915 hatte dem Regiment arg mitgespielt, doch der Soldat darf niemals
kopfhängerisch werden. Hoffnungsvoll ward der Blick auf das neue Jahr gerichtet.
Anklingend verfaßte Grohmann folgendes Gedicht:
Im Lager der 2. Kompagnie unterhalb und rechts 1776.
Teufelsfelsen (Kote 1776).
Was ragt dort so trotzig empor zur Höh'
Mit Zinnen und Türmen, gekrönt von Schnee?
Der Teufelsfelsen, der mächtige Turm,
Der trotzet dem Feind, der trotzet dem Sturm.
Und wer klebte dort oben, in Eis gebannt
Winzige Hütten an ragende Wand?
Wer horstet dort oben bei Aar und Weih?
LJR zwei!
Vom Wälschland kam der Verräter her:
„Nun Österreich — die Küste, dein offenes Meer,
Das gib uns willig, eh' du gezwungen.
Du bist ja ringsum von Feinden umrungen.
Und sieh, schon brechen die Feinde herein,
Die Feuer glühn auf in blutrotem Schein."
Da steigt es die mächtigen Berge empor
Und fügt sich zur Mauer, Korps an Korps
Und mit den andern zur Hilfe herbei
Kommen auch wir, LJR zwei.
Nun stehnswir hier, an die Felsen geschmiedet,
Zu unsern Füßen der Nebel siedet-----------
Da braust es einher wie Wetterschlag,
Wie Stöhnen der Erde am jüngsten Tag.
Da gellt ein Schrei wie aus Todesnot:
„Zu Hilfe — zu Hilfe!"----------der weiße Tod.
Uns gellt zu tiefst in die Herzen der Schrei:
„Es sind unsere Brüder — LIN zwei".
Lichtwandelnd kam über die Berge der Tag.
Uns aber stockte des Herzens Schlag.
Wo einst Hütten gestanden — nur Schnee und
inmitten
Des weißen Grauens aus zertrümmerten Hütten
Gruben wir Tote — Tote heraus.
Der Abend kam. Man trug sie hinab.
Im Tale, da grub man Grab um Grab.
Glück, Leben, Heimat — alles vorbei!
Leb wohl, LJR zwei!
Wir aber, wir halten am Felsen Wacht;
Unter Bergen von Schnee die Hütte krackt.
Und lacht uns noch heute das Sonnenlicht,
Ob wirs morgen noch sehen, — wir wissen es nicht.
Unser Leben liegt wie auf flüchtiger Welle,
Der weiße Tod — ist furchtbar schnelle.
Und doch — uns schreckt nicht die Gefahr
Am Teufelsfelsen bei Weih und Aar.
Trotz Feind und Lawinen und Wetterstürmen,
Trotz Lasten von Schnee, die zu Bergen sich türmen.
Hält seine Grenzwacht stark und treu LJR zwei.
Am 5. Januar 1916 traf das 16. Marschbataillon, Hauptmann Lehner mit 6 Offizieren und
752 Mann ein.
Der 11. Januar wurde durch den Besuch des Thronfolgers Erzherzog Karl Franz Joseph beim vor-
gesetzten Divisionskommando in Sooa zu einem Festtag. Der Erzherzog traf um 8 Uhr vormittags in
Kronau ein, empfangen von den dort damals unter Kommando des Oberstleutnants Alpi im Übungs-
lager gewesenen Marschbataillonen. Um 11 Uhr vormittags empfing ihn beim Versniklager Hauptmann
Gottfried Burgstaller mit der Talreserve, die der Straße entlang aufgestellt war, und beim Divisionskom-
mando in Soöa leistete eine Ehrenkompagnie, zusammengestellt aus den Bestdekorierten der Division mit der
Regimentsmusik unter Kommando des Hauptinannes Artur Kawinek dem Thronfolger die Ehrenbezeugung.
In dem Zug, der aus Zweiern zusammengesetzt wurde, waren eingeteilt:
Leutnant Albin Redl als Kommandant,
vom Regimentsstab:
Infanterist Matthias Breitwieser,
„ Ferdinand König,
von der 2. Feldkompagnie:
Zugsführer Eugen Cordier,
,, Robert Tomaskiewicz,
,, Hans Sadila,
„ Franz Haghofer,
Korporal Vinzenz Schmied,
Gefreiter Anton Maierhofer,
„ Leopold Pührer,
Infanterist Johann Atzesberger,
von der 3. Feldkompagnie:
Feldwebel Johann Breitenfellner,
Zugsführer Alois Bauchinger,
Korporal Alois Altenhofer,
Gefreiter Johann Straßer,
„ Karl Reichhart,
Infanterist Karl Elmer,
„ Anton Hofer,
von der 6. Feldkompagnie:
Gefreiter Josef Hehenberger,
von der 7. Feldkompagnie:
Zugsführer Adalbert Bitzan,
von der 10. Feldkompagnie:
Korporal Rudolf Leibetseder,
von der 12. Feldkompagnie:
Zngsführer Franz Frauendorfer.
Vor dem Mittagsmahl beim Divisionskommando überreichte Hauptmann Artur Kawinek im Namen
des Regiments dem Thronfolger ein Festgedicht, das vom Fähnrich Adolf Grohmann verfaßt und vom
Fähnrich Hans von Feil zeichnerisch ausgestattet worden war. Freudig las es der Erzherzog und nahm es
mit den herzlichsten Dankesworten, während seiner Anwesenheit wiederholt darauf zurückkommend, zu sich.
Am 19. Jänner hatte das Regimentskommando die Ehre, den bereits sechzigjährigen, aber jugendlich
rüstigen Hochalpinisten Matthias Zdarsky, den Lehrmeister des österreichischen alpinen Sports, bei sich zu
beherbergen. Er bewunderte mit den Augen des Fachmannes die Zweckmäßigkeit der Bauleistungen und
war begeistert, nun auch an der Front zu sein.
Am 20. hielt er einen Vortrag für die zusammengerufenen Sabelchargen des Regiments in der Back-
stube der Feldbäckerei in Hochwegscheid über die Überwindung der Gefahren des Winters im Hochgebirge
und ergänzte dann denselben durch eine praktische Unterweisung im Angesichte des Feindes am Osthange des
Teufelsfelsens.
Am 21. war er noch mit allen im Mittelabschnitt i» der Feuerlinie und dann zog er weiter zu
anderen Frontteilen.
Seine Ansichten deckten sich mit den die das Regimentskommando und der Skireferent Leutnant
Gantner über die sehr begrenzte und kaum in Betracht kommende Verwendbarkeit von Skis im Regiments-
abschnitte ausgestellt hatten und was auch das Mißgeschick des Skireferenten der Division durch seine Ver-
unglückung im Abschnitte mit einem Beinbruche bestätigte.
Bis 11. Februar wurde das 1. Bataillon zu besonderer Verwendung im Versniklager versammelt,
nachdem die 13. und 14. Kompagnie, die ans den nicht verbrauchten Teilen der letzten Marschbataillone
gebildet worden, in seine Stellungen eingerückt waren.
Hauptmann Franz Fischer übernahm am 11. Februar den linken Flügelabschnitt von Major Oskar
Damaschka.
Kanonenhöhe 1776 Lipnik
Lager
Feindesseite
Vor dem Aufstieg zum 3. Bataillon, mit dem Hochalpinisten Zdarsky.
Ausnahme des Hauptmannes Fischer im Jänner 1915.
Unsere Stellung vom linken Flügel gesehen.
Anfangs Februar 1916 wurde der begeistert Soldat gewordene Fähnrich Franz Piberhofer beim nächt-
lichen Abgehen der Posteu auf der Kanonenhöhe von einem derselben in nervöser Unzurechnungsfähigkeit
angeschossen und derart verletzt, daß er zeitlebens invalid.
Am 14. Februar marschierte das 1. Bataillon unter Kommando des Majors Oskar Damaschka auf
der Erzherzog Eugen-Straße über den Mojstrovkapaß nach Kronau, fuhr von dort mit der Eisenbahn über
Tarvis, Hermagor nach Kirchbach und gelangte mit Fußmarsch in den
Abschnitt Straniger Alpe zwischen der Findenig Kote und der Straniger
Spitze an die Grenze Kärntens gegen Italien.
Bei einer Rettungsaktion im Gailtale im Februar verunglückte der
wackere Hochalpinist Zdarsky lebensgefährlich, doch konnte er sich erfreu-
licherweise bald wieder erholen.
Am 15. Februar rückte das 17. Marschbataillon, Oberleutnant Josef
Genfer, mit 5 Offizieren und 684 Mann im Versniklager ein. In der
Nacht vorher hatte ihm eine Brandkatastrophe arg mitgespielt. Die Offi-
ziersbaracke in Baumbachhütte war mit fast der ganzen Habe der Offiziere
ein Raub der Flammen geworden und Leutnant Hermann Paur, Lehrer
aus St. Nikolaus, Bezirk Vöcklabruck, sowie sein Offiziersdiener . . .
.... kamen dabei ums Leben. Sie ruhen auch im Friedhofe von
Soäa.
Noch einmal wurde der Regimentsabschnitt Hochlinz von Lawinen
heimgesucht, die am 3. März am linken Flügel, über der Stellung der
5. Kompagnie hereinbrachen und 17 Tote und 20 Verwundete zum Opfer
forderten.
Den Lawinen des 12. März, in der sogenannten Talsperre, ent-
kamen die Betroffenen und Hilfeleistenden mit dem bloßen Schrecken.
Trotzdem verließen die Zweier nur ungern den Abschnitt. Mit Zurücklassung der 13. Kompagnie
(Oberleutnant Vrabec) und der 14. Kompagnie (Hauptmann Aspöck) im Abschnitte Teufelsselsen, dann
der 15. Kompagnie (Oberleutnant Nitschmann) auf der Golubar Planina im
Abschnitte der Einundzwanziger mußte das Regiment am 14. März dem ab-
lösenden 1. Bataillon, Oberstleutnant Alois Martinek, des Infanterie-
regiments Nr. 91 die Stellung räumen.
Lt. Hermann Paur, Lehrer, aus St. Nikolaus,
Bez. Vöcklabruck, fiel einer Brandkataltrophe
in Baumbachhütte im oberen Isonzotal am
14. Februar 1916 zum Opfer.
Verluste
vom 11. Juli 1915
bis 15. März 1916
Offiziere
tot verwundet vermißt gefangen
3 3
Mannfch aft
tot verwundet vermißt gefangen
161 391 2
Kirche u. Friedhof von Soca nach einer
Ansichtskarte der Nachkriegszeit. Unter-
halb des + Me Neihen der Heldengräber.
120
Offensive aus Südtirol gegen Italien 1916.
Um 2 Uhr früh des 16. März ritt das Regimentskommando von BlaL, mit „Kappe ab!" von den
für immer hier schlummernden Kameraden Abschied nehmend, seiner neuen Bestimmung entgegen. Das
2. Bataillon folgte ihm auf dem Wege, den das 3. Bataillon schon am 13. nach Wald genommen hatte,
von Versnik über Soöa, Flitsch, Raibl, Tarvis nach Wurzen. So zogen die Zweier von diesen Stellungen
. Der Einmarsch des Bataillons Kawinek in Brixen am 26. März 1916.
im karstigen Hochgebirge, in welchem sie achteinhalb Monate verbracht hatten, unter dem nächtlichen Früh-
jahrshimmel, im Glanze der Sterne, beim Feuerwerk des Geplänkels und der Leuchtkugeln auf den Bergen,
auf der Straße, auf der sie gekommen waren, wieder fort.
Das Regiment war jetzt wieder dem 87. Brigadekommando, Generalmajor Richard Jellenchich, unterstellt.
Am 16. März wurde Unterbreth und am 17. Wurzen erreicht. Das Regimentskommando nahm zwi-
schen den beiden Bataillonen, zwischen Wald und Wurzen, in den Baracken des Bagagetrains in Log bei Skizze
Kronau seinen Standort, bis am 23. März die Abfahrt mit der Eisenbahn über Villach nach Bruneck 9 und 10
erfolgte. Am 24. März dort eingetroffen, kam die Weisung zum Weitermarsch über Brixen nach Bozen, beiliegend.
Pinzon von Norden gesehen. Frühjahrsaufenthalt des Regiments vom 30. März bis 15. Mai 1916.
16
121
Erzherzog Eugen und die Zwischenvorgesetzten mit den Offizieren und der dekorierten Mannschaft
der Zweier bei Neumarkt im Etschtal am 19. April 1916.
Das Regimentskommando fuhr am Nachmittage mit Auto nach Brixen voraus und erwartete dort am
25. März das 2., am 26. das 3. und das zum Regiment zurückkehrende 1. Bataillon, sodann wieder vor-
ausfahrend nach Bozen, wo das 2. Bataillon am 27., das 3. und 1. Bataillon am 28. März eintrafen.
Letzteres ließ der Armeekommandant Generaloberst Hermann Köveß von Köveßhasa in der Bahnhofallee
an sich vorüberziehen und lobte die stramme Haltung.
Skizze 13 Nach Entlausung und Fassung frischer Wäsche marschierte am 29. nachmittags das 2. Bataillon nach
beiliegend. Auer, das 3. und 1. Bataillon nach Branzoll, während das Regimentskommando mit der Eisenbahn nach
Auer und von da mit Wagen, den der dortige Etappenstationskommandant und Regimentskamerad Major
Kamillo Herz zur Verfügung stellte, in die für die nächste Zeit angewiesene Kantonierungsstation Pinzon.
Der Kantonierungsraum des Regiments erstreckte sich bis Mazon und Glen. Am 30. rückte das 1. Bataillon
in Mazon, das 2. in Pinzon und das 3. in Glen ein.
Hier bereitete sich das Regiment für die bevorstehende Offensive gegen Italien vor und genoß einen
südlichen Frühling, wie er hätte kaum schöner sein können. Von der freundlichen Bevölkerung verwöhnt,
fühlte man sich bald wie zu Haus, so daß manche Träne zerdrückt wurde, als es zum Abschied kam.
Die 44. Division war zunächst dem XXI. Korps, Feldmarschalleutnant Kasimir Freiherrn von Lütgen-
dorf zugeteilt worden.
Am 5. April besichtigte der Korpskommandant, am 13. April der Armeekommandant und am 19. April
der Kommandant der Südwestfront, Generaloberst Erzherzog Eugen, die Division.
Eine Feldmesse bei Pinzon in Südtirol im April 1916.
122
Am 27. April rückte die 1. Jnfanteriegeschützabteilung unter Fähnrich Wilhelm Klingenberg zum
Regiment ein.
Die abnormen Schneeverhältnisse in den Bergen zwangen zu einem Aufschub der ursprünglich früher
geplanten Offensive bis Mitte Mai.
Die mit der Tapferkeitsmedaille Ausgezeichneten als Gäste des Regimentskommandos
am 1. Mai 1916 in Pinfon.
Mit dem 15. Mai war der Tag der allgemeinen Vorrückung gekommen.
Schwer trennte sich das Regiment von dem ihm so lieb gewordenen Kantonierungsraum. Nach fried- Skizze 13
lichen Wochen der Erholung zum Kampfe neugestärkt, marschierte es am Nachmittage nach Saturn, wo es beiliegend
nachts um 11 Uhr eintraf. Auch hier begegnete das Regiment freundlichster Aufnahme, was herzerfreuend
Italienische Kriegsgefangene am 17. Mai 1916 in Gardollo.
16
123
dadurch zum Ausdruck kam, daß ein anmutiges junges Mädchen als Frühlingsgruß ein Körbchen doll Kirschen
am nächsten Tage dem Obersten zuur Offiziersmittagstisch überbrachte.
Um 5 Uhr nachmittags des 16. Mai begann der Weitecmarsch. Auf halbem Wege begegnete das Regi-
ment dem nach dem erfolgreichen Artilleriekampf, der die Offensive eingeleitet hatte, zurückkehrenden Artillerie-
inspektor Erzherzog Leopold und erreichte um 12 Uhr nachts Gardollo. Hier
war eine Fliegerstation und befand sich eine Sammelstelle der Kriegsgefangenen,
wo es von Italienern wimmelte.
Der 17. Mai war Rasttag. Am 18. um 7 Uhr abends ging es weiter
durch Trient nach Aldeno im Etschtal wiederholt Gefangenentransporten be-
gegnend. Um 1 Uhr früh des 19. traf das Regiment dort ein. Viele Gefangene
wurden eingebracht, herrliche Erfolge bekannt. Die durchziehende, das Regi-
ment überholende Landesschützendivision gab Gelegenheit, den Oberstleutnant
Florio, der kurze Zeit in den Karpaten Kommandant der Zweier war, zu
begrüßen.
Bis zum 24. Mai blieb das Regiment in Aldeno und kam dann, an
diesem Tage, um 8 Uhr 30 Minuten abends, abmarschierend, um 11 Uhr
nachts nach Volano im Val Lagarino (Etsch).
Am 25. Mai kamen Verwundete des Landesschützenregiments Nr. II vor-
bei. Eingetroffene Orden und Ehrenzeichen gaben nachmittags Anlaß zu einer
Dekorierungsfeier, bei der auch dem Negimentsarzt Dr. Jenny und Oberarzt
Dr. Franz Kröll die schwer verdienten Auszeichnungen an die Brust geheftet
wurden.
Der weitere Vormarsch, der am 26. Mai 8 Uhr
abends begann, brachte das Regiment auf ansteigen-
der Gebirgsstraße auf 1248 Meter Höhe, nach Ser-
rada. Anfangs regnete es in Strömen. In Piazza
wurde von 1 bis 2 Uhr früh des 27. gerastet und
erst um 5 Uhr 30 Minuten früh erreichten die ersten
Teile Serrada.
Die Division war nun dem Thronfolger Erz-
herzog Karl Franz Joseph, der das XX. Korps be-
fehligte, unterstellt.
Um 11 Uhr vormittags des 28. traf die Nach-
richt ein, daß der Thronfolger mit Auto nach Serrada
komme und jeden Augenblick eintreffen dürfte. Der
Oberst rief das Regiment in der Verfassung, wie es
der Ruhetag mit sich brachte, an die Straße, wo
Offiziere und Mannschaft sich rasch in langer Linie
aufgestellt hatten, als auch schon der Erzherzog heran-
fuhr. Den Oberst erblickend, ließ er halten und stieg
aus. Freundlich reichte er dem Obersten die Hand,
sagte, daß er es ganz besonders schätze, auch die
tapferen Zweier unter seinem Befehle zu haben, und
als er unter dem Hurrarufen und Kappenschwenken
der Zweier wieder weiterfuhr, sah man ihn von dieser
spontanen begeisterten Huldigung freudig bewegt, so
lange mit herzlich winkender Rechten allen dankend,
bis er den Blicken entschwunden war. Inneres der Kirche von Lastebasse. 1918.
Aldeno im Etschtal; Albergo della
Torre. Nach einer Aufnahme des
Fähnrichs Grohmann während des
Vormarsches im Mai 1916.
124
Am 29. Mai marschierte das Regiment, nach Ausbruch um 2 Uhr 45 Minuten nachmittags, über
Folgaria, S. Sebastiano, Buse nach Lastebasse im Val Astico. Mit vielen Stockungen verlängerte sich
der Marsch, der endlich um 10 Uhr 27 Minuten nachts das Regiment an die Reichsgrenze bei Busatti,
die unter den Klängen des Radetzkymarsches überschritten wurde, und nach einer weiteren Viertelstunde
in den Nächtigungsort Lastebasse brachte.
Am 30. Mai, um 6 Uhr 15 Minuten nachmittags Lastebasse verlassend, war Valpegara das Marsch-
ziel, wo, wie in allen den folgenden Orten, wenn nicht Soldaten anwesend waren, Menschenleere gähnte.
Um 11 Uhr nachts konnte der letzte Teil des Regiments die Quartiere beziehen. Wo früher ein italienischer
Stab Beherbergung fand, war jetzt das Regimentskommando der Zweier; aber nicht lange, denn schon
um 5 Uhr früh des 30. Mai war Alarm und der Oberst zum Brigadier nach Forni befohlen worden.
Das Regiment wurde als Divisionsreserve mit einem Bataillon nach Barcarola, mit zwei Bataillonen
Das Offizierskorps vor der zerschossenen Kirche von Lastebasse am 30. Mai 1916.
nach Forni bestimmt, während die Einundzwanziger östlich Arsieto im Val Astico und die 44. Landwehr-
infanteriebrigade im Südwestteil der Sieben Gemeinden (Sette comuni) über Pedescala, Torrealta, Kote 895
auf den Mt. Cengio vorzugehen hatten.
Die Vorrückung zog sich hinaus und erst spät nachmittags war Forni von den Einundzwanzigern
geräumt, so daß erst um 7 Uhr 30 Minuten abends die Zweier vorgezogen werden konnten. Das für
Barcarola bestimmte 2. Bataillon kam jedoch nicht dorthin, weil der Punkt unter feindlichem Artilleriefeuer
stand, sondern 1 Kilometer nördlich davon.
Um 11 Uhr nachts war die Gruppierung durchgeführt, die bis 3. Juni unverändert blieb.
Die Bilder der letzten Tage waren wieder äußerst kriegerische. Wo man hinschaute, zurückgelassenes
italienisches Kriegsmaterial und Zerstörungen. Viele kriegsgefangene Italiener zogen vorbei. Kanonen-
donner der eigenen schweren Artillerie, Bombenabwürfe feindlicher Flieger und die sich steigernde Zahl eigener
Verwundeter, die zum Abschub kamen, verkündeten, daß auch die Zweier jeden Augenblick gefaßt sein
mußten, wieder in den Kampf zu treten.
Das Divisionskommando, bisher in Forni, übersiedelte nach Pedescala, weil das Korpskommando
nach Forni verlegt werden sollte.
125
Belmonte
Am 4. Juni traf um 1 Uhr früh der Befehl für das Regiment ein, daß es um 4 Uhr früh die
Brücke bei Pedescala zu überschreiten und über Torre alta ins Val di Sila zu marschieren habe. Befehls-
gemäß auf teilweise sehr steilem und schmalem Pfade emporsteigend, wobei zwei Tragtiere abstürzten, trat
das Regiment unter die Befehle der 44. Landwehrinfanteriebrigade, Oberstbrigadier Stephan Majewski,
und der 34. Jnfanterietruppendivision, Feldmarschalleutnant Rudolf Krauß. Der Brigadier gab dem sich
bei ihm meldenden Obersten Unger die Lage bekannt und wies ihn an, hinter der Höhe Kote 1287 nord-
westlich des Mt. Barco, der von den27ern in Besitz genommen worden war. eine Reservestellung zu beziehen.
Um 3 Uhr 40 Minuten nachmittags war sie, dem feindlichen Artilleriefeuer Rechnung tragend, in seichter
Gliederung bezogen.
Feindliche, über den: Regiment und rund herum explodierende Artilleriegeschosse verursachten die Ver-
wundung eines Tragtierführers.
Um über die Gefechtsverhältnisse ein klares Bild zu bekommen, begab sich Oberst Unger am 5. Juni
vormittags mit dem Regimentsadjutanten Hauptmann Doöekal und Oberleutnant Dr. Langoth auf den
Mte. Barco, der vom Bataillon Schenk des Landwehrinfanterieregiments Nr. 27 besetzt worden war.
Viele Tote, Freund und Feind, die im Gelände umherlagen, veranlaßten nach der Rückkehr zur
Perlustrierung des Gefechtsfeldes die Entsendung von Patrouillen, die die Agnoszierung und Beerdigung
der Toten vornahmen.
Der Rcgimentschefarzt Dr. Jenny und der Feldkurat Probst Wester leisteten Samariterdienste im Verein
mit dem überanstrengten Personal des im zerschossenen Werke Pta. Corbin errichteten Hilfsplatzes.
Nachdem die Italiener den größten Teil der Sieben Gemeinden geräumt hatten und auch den Mt. Cengio,
war eine kleine Kampfpause eingetreten, die, nur zeitweilig von Artilleriefeuer unterbrochen, zu kleinen Um-
gruppierungen ausgenützt werden konnte und am Nachmittage den Befehl zur Ablösung des links an das
Bataillon Schenk anschließenden Infanterieregiments Nr. 29 durch 2 Bataillone des Landwehrinfanterie-
regiments Nr. 2 brachte. Zunächst ging Oberst Unger nur mit den Bataillonskommandanten Hauptmann
Weiß und Kawinek, den Adjutanten Leutnant Gantner und Güsgen, den Kompagniekommandanten Ober-
leutnant Neumann, Arnreiter, Demmer, Dr. Koblenz, Perner, Hauptmann von Stransky, Oberleutnant
Seidl, Hartmann und je 2 Zugskommandanten in die Stellung des Infanterieregiments Nr. 29 vor,
ILJR.2. tzm Norc/Aany des Jfetmonte.
duni
-Akeleimeer Idtyerl vor dem. dfie 7&i
Jan ZArJujiyie/ri. dos i£o/. Jar/s J1/*.. Cor&in.
deJdJcanon en derie Jii'nler dem, d/Ji.Z.
dial. dbrte J%a. Cor&vns.
126
traf an Ort und Stelle die Verteilung der Bataillone, worauf mit einbrechender Dunkelheit sich die
Ablösung durch das nachgeführte 2. und 3. Bataillon reibungslos, vom Feinde unbemerkt, vollzog. Sie
war um 11 Uhr nachts beendet; 3 Verwundete waren die Opfer des Tages.
Am 6. Juni beobachtete das Regiment das Wirkungsschießen eigener Artillerie auf den Mt. Lemerle
und darauf den Angriff der 34. Jnfanterietruppendivision, der aber trotz dem vorhergegangenen, schein-
bar verheerenden Artilleriefeuer nicht vorwärts kam.
Beim Regiment machte sich der Mangel an Trinkwasser sehr empfindlich bemerkbar, denn es gab nur
Tümpel mit pfützigem Wasser in zisternenartigeu Erdlöchern im Abschnitt.
Am 7. Juni erzielten die feindlichen Schrapnells einen Schwerverwundeten beim Regiment. Nach-
mittags besichtigte der Negimentskommandant nüt Hauptmann Doöekal und Oberleutnant Dr. Langoth das
Fort Pta. Corbin, das die furchtbare Wirkung der österreichisch-ungarischen schweren Artillerie vor Augen
führte, die es begreiflich machte, daß es da kein Festhalten der Italiener mehr gab und daß das Felsennest,
trotzdem es sturmfrei schien, erobert werden konnte.
Abends setzte wieder lebhaftes Jnfanteriefeuer gegen den Mt. Lemerle ein.
Am 8. Juni beschoß die feindliche Artillerie von 1 Uhr nachnüttags bis zum Einbruch der Dunkel-
heit die Stellungen der beiden Bataillone in der vorderen Linie. Feindliche Patrouillen, die es auf die
von Leutnant Gaisbauer festgehaltene Straßensperre bei der Brücke 920 im Val Canaglia abgesehen hatten,
wurden blutig abgewiesen. Die Verluste des Tages waren 1 Toter, 5 schwer und 2 leicht Verwundete.
Am 9. Juni begann die feindliche Artillerie schon um 6 Uhr früh mit der Beschießung, die bis Mit-
tag, ohne wesentlichen Erfolg, andauerte. 1 Leichtverwundeter.
Auf Grund des um 10 Uhr 45 Minuten vormittags ergangenen Befehles: ,,Landwehrinfanterieregiment 27
übernimmt von Landwehrinfanterieregiment 2 das Frontstück Mga. Foreella — Brücke 920 (wird von Land-
wehrinfanterieregiment 27 besetzt). Landwehrinfanterieregiment 2 übernimmt vom Infanterieregiment 29 den
Abschnitt von der Straße Fondi — Brücke 920. Brigadereserve 1 Bataillon Landwehrinfanterieregiment 2
im Raume südlich ,,B" der Schrift Belmonte (Spezialkarte)!" wurde das 1. Bataillon, Major Damaschka,
zur Ablösung der Neunundzwanziger vorgezogen und das 3. Bataillon, Hauptmann Kawinek, das seinen
Abschnitt den Siebenundzwanzigern räumte, als Brigadereserve bestimmt. Die Neugruppierung vollzog sich
in der Nacht.
Lebhafte Bewegung beim Feinde am 10. Juni am Westhange des Mt. Pan verbunden mit einem
Angriff auf die Feldwache bei der Osteria Campiella erzwang deren Zurückgehen, nachdem schon vorher die
Straßensperre bei der Brücke 920 von den Siebenundzwanzigern den überlegenen Kräften des Feindes
geräumt worden war. Feindliche Patrouillen, die die Straße im Val Canaglia überschritten und den dies-
seitigen Hang erklommen, mußten aber unseren Patrouillen und unserem Feuer weichen.
Das Regimentskommando hatte nunmehr seinen Standpunkt am Nordosthang des Belmonte, wo bei
einem Steinriegel eine primitive Hütte, mit Laub maskiert, aufgestellt worden war, genommen. Der gewählte
Punkt gewährte einen guten Ausblick; unangenehm war nur, daß eine Kanonenbatterie in Feuerstellung
hinter dem Regimentskommando mit unausstehlichem Gekrache über dessen Köpfe schoß. Daß feindliche
Geschosse beim Negimentskommando einschlugen, war nichts neues, doch richteten sie keinen Schaden an.
Der 11. Juni, Pfingstsonntag war angebrochen, die Krieger rief wie alltäglich die Pflicht. Um 3 Uhr
früh wurde ein gegen die nach vorne etwas ausgebogene Stellung der 6. Kompagnie, Oberleutnant Arn-
reiter, am Mt. Panoccio versuchter feindlicher Angriff abgeschlagen.
Vormittags traf sich der Regimentskommandant mit den Bataillonskommandanten am inneren Flügel
der beiden Bataillone in der Feuerlinie, besprach mit ihnen die Berichtigung der Front und die geeigneten
Plätze für die Maschinengewehre und Infanteriegeschütze, begrüßte Oberleutnant Arnreiter, Hauptmann
Frühwirth, Hainschwang, Fähnrich Grohmann, Hauptmann Lehner und seine Offiziere sowie die brave
Mannschaft und kehrte schließlich auf der Straße Fondi über Tresche auf seinen Standpunkt zurück. 1 schwer
und 2 leicht Verwundete waren die Opfer des Tages.
127
Ein in der Nacht zum 12. Juni beabsichtigtes Unternehmen des Zuges Leutnant Künschner gegen die
Osteria Campiello scheiterte an den auf dem eigenen Berghang angetroffenen feindlichen Kräften, die ihn
zum Zurückgehen zwangen, wobei er 2 Mann (Telephonisten) verlor.
Starkes feindliches Artilleriefeuer zog besonders das Bataillon Kawinek in der Reservestellung in
Mitleidenschaft und erzielte am Pfingstmontag 1 Toten, 4 schwer und 3 leicht Verwundete. Der Tote war
Leutnant Hermann Wagner, dessen sonnig heiteres Wesen ein Herzschuß plötzlich verlöschte.
Durch die bisher fast täglich eingebrachten Kriegsgefangenen wurde dem Regimente bekannt, daß die
italienische Brigade Udine mit dem 95. und 96. Infanterieregiment auf dem Mt. Pan gegenüberstand.
Der Effekt eines um 3 Uhr früh des 13. Juni ausgeführten feindlichen Artillerie- und Jnfanterie-
feuerüberfalles auf den linken Flügel des Regimentes und den angeschlossenen rechten Flügel des Infanterie-
regiments Nr. 29 war ein Leichtverwundeter und ein totes Tragtier.
Kühnes Anschleichen zweier aus Freiwilligen zusammengesetzter Patrouillen unter Leutnant Schneider
und Fähnrich Dangl, die 24 beziehungsweise 20 Stunden am feindlichen Hange streiften, brachte Genaueres
über die feindlichen Stellungen in Erfahrung, mußte aber mit 5 schwer und 4 leicht Verwundeten bezahlt
werden.
Das eigene I. Korps bereitete sich zum Angriff vor.
Am 14. Juni vormittags kam der Brigadier, Oberst Majewski, zum Regimentskommando, kündigte
den Angriff der 34. Jnfanterietruppendivision und des Regiments auf den Mt. Pan an und teilte den
Inhalt des schriftlichen Befehles mit, der bald darauf einlangte. Um. das einheitliche Zusammenwirken zu
sichern, wurde der Angriff mit den zusammengerufenen Bataillonskommandanten genau besprochen und
man sah sich schon der italienischen Tiefebene nahe.
Der Angriff sollte nach entsprechender Artilleriewirkung, die am 15. Juni um 6 Uhr 45 Minuten
früh zu beginnen hatte, um 8 Uhr vormittags einsetzen. Zum Angriff war dem Obersten Unger wieder
die Verfügung über sein 3. Bataillon eingeräumt worden und außerdem das 2. Bataillon des Landwehr-
infanterieregiments Nr. 27, sowie die rj21/19 Gebirgskanonenbatterie unterstellt worden. Der Ausbau
der Telephonverbindungen sollte die Möglichkeit gewähren, das Artilleriefeuer auf Grund der Beobachtungen
zu beeinflussen.
Für die Durchführung des Angriffes war unter anderem vom Obersten Unger befohlen worden:
,.Bataillon Damaschka, Direktion mit dem rechten Flügel die Höhe Kote 1420 des Mte. Pau, Beginn der
Vorwärtsbewegung sobald das linksangeschlossene Infanterieregiment Nr. 29 am Straßenpunkt Kote 975
vorbeikommt, an das 1. Bataillon rechts anschließend das Bataillon Weiß und sobald der rechte Flügel
dieses die Straße im Val Canaglia überschreitet, schließt sich das 2. Bataillon des Landwehrinfanterie-
regiments Nr. 27 an."
Das Bataillon Kawinek in die bisherige Stellung des 1. und 2. Bataillons vorgezogen, hatte die
Aufgabe, mit sämtlichen Maschinengewehren und den Infanteriegeschützen des Regiments aus dieser Stellung
durch einen Feuerüberfall im geeigneten Zeitpunkt, etwa nach der Verlegung des eigenen Artilleriefeuers
auf die rückwärtigen feindlichen Linien und nach Beginn der Vorrückung der Feuerlinie des Regiments,
den Angriff zu unterstützen.
Die 72 Kanonenbatterie hatte gegen Kote 1239 und Kote 1420 Mt. Pau zu wirken. Die Gruppierung
wurde im Laufe der Nacht durchgeführt.
Eine böse Ahnung hatte dem Fähnrich Alfred Grohmann die ganze Nacht keine Ruhe gegönnt.
Fiebernd, erbat er sich am Morgen vom Arzte Antipyrin, war aber nicht zu bewegen, seinen Platz zu
verlassen. Er hat dadurch, wie schon einmal als Hilfeleistender bei der Lawinenkatastrophe, das Heldentum,
das er so oft besungen, zur eigenen Tat gemacht.
Der 15, Juni war, nachdem sich der Frühnebel verzogen hatte, ein sonnenklarer Tag, ohne Wölkchen
am südlichen Himmel. Erst als das Wirkungsschießen der eigenen Artillerie, das eine viertelstündige Ver-
schiebung erfahren, begann, bildeten sich in den beschossenen Abschnitten düstere Pulver- und Staubwolken-
wände, die das Frühjahrsbild trübten. Ein mörderisches Trommelfeuer aus allen Kalibern hatte um 7 Uhr
128
früh begonnen und erschien von überwältigender Wucht. Aber der Jnfanterieangriff, der auch nicht zur
angesetzten Stunde begonnen hatte, wollte in dem allerdings schwer gangbaren Gelände nicht recht Raum
gewinnen.
Um 8 Uhr 45 Minuten vormittags erreichte das Infanterieregiment Nr. 29 mit seiner 1. Kompagnie
den Straßenpunkt Kote 975 und nun ging auch das 1. Bataillon und dann das 2. des eigenen Regiments vor
Die Artilleriegruppen wurden über die Vorrückung der eigenen Feuerlinie fortlaufend im Bilde erhalten.
Um 9 Uhr vormittags begann bas
Vorrückung anfangs ohne merklicher Gegenwirkung vor sich ging und die beiden Bataillone des Regiments
die Straße und Eisenbahn im Val Canaglia in flotter Bewegung überschreiten konnten, trotzdem ein feind-
liches Maschinengewehr vom Südwesthang der Höhe Kote 1278 von links herüberknatterte.
Um 11 Uhr vormittags befand sich der linke Flügel des 1. Bataillons ungefähr 2—300 Schritte
südöstlich Kote 975 am Hang des Mt. Pau.
17
129
130
Fähnrich Alfred Grohmann, der Poel und Held,
gefallen am 15. Juni 1916 beim Angriff auf den Mt. Pau.
Tag eingetroffen war und das Infanterieregiment Nr. 29 wegen der neuerlichen Artillerievorbereitung in die
ursprünglichen Stellungen zurückging, nahm in der Nacht auch die Gruppe Unger wieder die Stellungen
vor dem Angriffe, diesseits des Val Canaglia, ein.
Die Verluste des Tages waren sehr schmerzliche: 1 Offfzier und 4 Mann tot, 6 Ofsiziere und
22 Mann verwundet. Unter ersteren verlor das Regiment seinen Poeten Fähnrich Alfred Grohmann*)
*) Das Regiment versandte folgende Trauernachricht: Landsturmfähnrich Alfred Grohmann, der mit Leib und
Seele Soldat gewordene Poet, der so oft der Helden Lobgesang anstimmte, der begeistertsten einer, hat gestern den 15. Juni
1916 beim Angriff auf den Mt. Pau den Heldentod gefunden. Tief bewegt trauern wir um unseren lieben Kameraden.
In den Denkblättern, die er für des Regiments Ruhm geschrieben, wird er in ehrenvoller Erinnerung bei LIR 2 ewig
fortleben. Seine Ruhestätte liegt am Nordfuße des Mt. Pau nächst Kote 975 und der Straße Fondi-Osteria Campiello.
Das Getöse der Schlacht bildete den Grabgesang. Feldpost 53, am 16. Juni 1916. Unger, Oberst.
Daß die beim Regimentskommando explodierenden feindlichen Schrapnells, deren Sprengstücke und
Füllkugeln klatschend auf die Baumblätter des Beobachtungsstandes niedersausten, an den Beobachtern vor-
übergingen, war ein wahres Wunder.
Um diese Zeit geriet links beini Infanterieregiment Nr. 29 der Angriff ins Stocken. Die deswegen
gestellte Anfrage beim 67. Jnfanteriebrigadekommando brachte die Antwort, daß das Infanterieregiment
Nr. 29 am Westhang von Kote 1278 auf starke feindliche Stellungen gestoßen war, die, bevor sie nicht ge-
nommen, einem weiteren Vordringen halt geboten.
Um 2 Uhr 15 Minuten nachmittags befahl daher auch Oberst Unger seinen Bataillonen zu halten
und da um 6 Uhr 20 Minuten abends das Aviso über die Verschiebung des Angriffes auf den nächsten
und den Besitzer der goldenen Tapferkeitsmedaille Zugsführer Alois Bauchinger. Auch der in das Fort
Pta. Corbin auf den Hilfsplatz gebrachte schwerverwundete tapfere Infanterist Anton Mühlbauer, nach-
träglich mit der silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet, der dort seinen Besetzungen erlag,
muß zu der zweiten Zahl hinzugerechnet werden. Es sei erwähnt, daß an anderer Stelle alle Todesopfer
des Regiments zur Aufzeichnung gelangen werden.
Den Gefallenen folgender Nachruf, den Grohmann einst einem Kameraden, der in Soöa begraben
wurde, widmete:
Einem Gefallenen der Zweier.
Einen Kameraden trug man wieder
In des Todes sriedumschlossnes Reich,
Trauernd blicken wir zum Grabe nieder,
Trauernd — doch mit Stolz und Dank zugleich.
Stolz, — daß wir so viele Tapfre haben,
Die fürs Vaterland den Tod nicht scheuen,
Die bewußt als hehre Opfer gaben
Leben. Jugend ihrem Lande weihn.
Dank, daß du dein Leben hingegeben,
Als das Vaterland dich rief in Not.
Heldenlorbeer ziemet deinem Streben.
Schlachtentod ist heiliger Opfertod.
Noch ein letzter Gruß als Abschiedsgabe,
Eh' wir von der Trauerstätte gehn:
Junger Held, auch über deinem Grabe
Leuchtet einst des Sieges Aufersteh'n.
Der Angriff der 34. Jnfanterietruppendivision, der für den 16. Juni 7 Uhr 40 Minuten vormittags
befohlen war, vermochte trotz gesteigerter Artillerievorbereitung den Widerstand der feindlichen Linie auf
dem Nordwesthang der Höhe 1278 nicht zu brechen und die Anschlußlinie der 29er kam über den Straßen-
punkt Kote 975 nicht mehr hinaus, weshalb die Gruppe Unger auch nicht vorwärts gehen konnte. 1 Toter,
2 schwer und 9 leicht Verwundete waren die Opfer dieses Tages.
In der folgenden Nacht nahm die 67. Jnfanteriebrigade ihren rechten Flügel um etwa 150 Schritte
zurück, so daß das Bataillon Damaschka zur Stärkung seiner Stellung eine Halbkompagnie am linken
Flügel einsetzen mußte.
Überläufer des italienischen Infanterieregiments Nr. 95, das in Stellung am Hange des Mt. Pau
war, sagten aus, daß ihr Regiment 400 Verwundete und viele Tote beklage, so daß der General gesagt
habe, daß das Regiment zurückgehen kann. Der Oberst Torti habe jedoch darauf geantwortet: „Das Re-
giment wird ausharren!"
Für den 17. ward befohlen, die Stellungen zu halten, für den 18. Juni wieder Fortsetzung des
Angriffes, der aber nicht mehr vorwärts kam, trotzdem Teile der 34. Jnfanterietruppendivision nach erfolg-
reichem Artilleriewirkungsschießen (siehe das Bild auf Seite 129) endlich in den Besitz der Höhe 1231 und
des Anschlußrückens links davon gelangt waren — denn die Italiener zeigten rechts davon eine bewun-
dernswerte Zähigkeit.
Besonders beeinflußte aber die Brussilowsche Entlastungsoffensive in Galizien die eigene Offensive
gegen Italien, die schließlich eingestellt werden mußte, weil der schleunige Abtransport von Truppen auf
den nordöstlichen Kriegsschauplatz notwendig geworden war.
131
Skizze 13
beiliegend.
Um 4 Uhr 45 Minuten nachmittags des 18. Juni langte die Depesche ein, die die Ablösung des
Regiments, die in der Nacht stattfinden sollte, verfügte. Tatsächlich wurden aber nur 7 Kompagnien in
der Nacht zum 19., die andern 5 Kompagnien und das Regimentskommando erst in der Nacht zum
20. Juni abgelöst.
Verluste vom Offiziere Mannschaft
16. März 1916 tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen tot ver- wundet ver- mißt ge- fangen Die
bis 21. Juni
1916 3 8 14 87 8 1
Gegen Rußland 1916.
Das Regimentskommando, abgelöst von Oberst Sertie des Infanterieregiments Nr. 33, verließ unter
dem Kampfgetöse um 9 Uhr 30 Minuten abends des 19. Juni seinen bisherigen Standpunkt am Belmonte
und begab sich, begleitet von den Grüßen der feindlichen Artillerie, über Tresche zum Fort Pta. Corbin,
von wo der nicht ungefährliche Abstieg erfolgte, bei dem Fähnrich Richter durch Steinschlag getötet wurde.
Um 2 Uhr 30 Minuten früh des 20. Juni in Scalzeri eingetroffen, wo auch bald die letzten Teile des
Regiments einlangten, wurde bis 5 Uhr 30 Minuten nachmittags gerastet. Feindliche Flieger warfen bei
Posta am anderen Asticoufer, wo der Thronfolger sein Quartier hatte, Bomben ab, die jedoch keinen Er-
folg erzielten. Dann wurde über Carbonare nach Cent« weitermarschiert. In Carbonare empfing Oberst
Unger, nachdem der Oberstbrigadier Majewski am 17. Juni krank abgegangen war, vom Jnterimsbrigadier
Oberst Zawada nähere Weisungen. Eenta, um 10 Uhr abends erreicht, vereinigte die im März im Ab-
schnitte Hochlinz zurückgelassene und gerade dort eingetroffene 13., 14. und 15. Kompagnie wieder mit dem
Regiment. In der dortigen Kirche wurde am 21. vormittags für die auf dem Kampfplatz gebliebenen
Kameraden ein Requiem abgehalten. Um 12 Uhr 45 Minuten nachmittags ging es weiter über Trient
nach Gardolo und nun wieder der 87. Brigade unterstellt, empfing das Regiment hier von Generalmajor
Jellenchich die nächsten Befehle.
Volle Anerkennung und Klarstellung brachte folgendes denkwürdiges Schriftstück:
„K. u. k. HeeresgruppenKomdo GO. Erzherzog Eugen. Op. Nr. 31.046.
Soldaten! Als der ersehnte Augenblick unseres Angriffes gekommen war, da hatte ich Euch gesagt,
daß ein hartes Stück Arbeit vor Euch liegt, Ihr es aber leisten werdet.
Und mein Vertrauen ward glänzend gerechtfertigt: Ihr habt es geleistet! Ihr habt in wenigen Wochen
eine Reihe starker, seit Monaten ausgebauter Stellungen genommen, mitsamt den mächtigen Panzerwerken,
auf die sie sich stützten, und seid weit hineingedrungen in Feindesland. Mehr als 47.000 Gefangene, dar-
unter fast 1000 Offiziere, 318 Geschütze, 191 Maschinengewehre und eine reiche Beute an sonstigem Kriegs-
material geben Zeugnis von Euren Siegen! Eben als Ihr Euch anschicktet, nach kurzer Vorbereitungszeit
einen neuen Schlag zu führen, der die letzten feindlichen Stellungen im Gebirge zertrümmern und den
Weg in die Ebene vollends freimachen sollte — da mußte ich Euch schweren Herzens Halt gebieten.
Die zahlreichen Truppen, die der Feind in größter Eile von allerwärts gegen Euch herangeholt, sie
hätten Euren Siegeslauf nicht gehemmt. Höhere Rücksichten verlangten von uns dieses Opfer, damit an
anderer Stelle die Grenzen unseres großen Vaterlandes besser geschützt werden können.
In sorgfältig gewählten, starken Stellungen werdet Ihr nun die errungenen Vorteile festhalten, alle-
zeit bereit, dem Rufe Euerer Füher zu folgen, wenn wieder der Augenblick zum Angriffe gekommen ist.
Soldaten! Ihr könnt stolz sein auf Eure Leistungen, die stets als hervorragende Kriegstaten gelten
werden. Ich danke Euch für Eure Tapferkeit und Euren Opfermut.
Ich danke Euch im Namen des Vaterlandes, ich danke Euch im Namen unseres Kaisers und Königs,
dessen Herz von freudigem, väterlichem Stolze erfüllt ist, über die Leistungen seiner braven Soldaten.
Feldpostamt 149, am 21. Juni 1916. Erzh. Eugen, GO."
'
132
Skizze 6.
Die Zweierschülzen im Weltkrieg 191^-1918.
Nach den Kämpfen bei Podzamcze-Pilica in Russisch Polen,am 13. Dezember 191ä Beginn der Verschiebung in die
Karpaten
zur S.ftrmee
im Verbände des XML. Korps. L2 u.L 21 = 122. J. Brig.
Km dt. Oberst v: Henike.
Fußmarsch
Eisenbahnfahrt
50 YOO 150 ZOO 250 tim.
—1-----1-----1-----H—---«
Die Zweierschützen im Weltkrieg -iQ-lk-49-18.
Jn den Karpaien
vom Zi. Dez.t9hh bis zur Maioffensive 1916, bei letzterer LJR si- £ bis zur Ablösung am 9. Juni d9-/5
durch das Landsturm-Jnfanterieregiment J1-Z. Vom -iO-Jb. Juni Verschiebung gegen Jsahen.
- Vormarsch
Rückmarsch
Gefechte
. Eisenbahnfahrt
Knihynice
, y Ws - %.
Kornice
Ws.
Baranczyce
1Maksymowice
Wojutycze
o 5ambor
,n. LEMBERG
o Turka
0 'ss
L/ZSo/< Ny
YRe v hei y 11.
Nagy-
Hls- Rerezna
Skizze 8.
Zueiepschützen im Weltkriege i9ik-49i8.
1Z.
Jn den Karpaten
iQikli9ib bis zur Maioffensive 4915
- Vormarsch
....... Rückmarsch
y heweqixnqshämpfe
miuiMFH Slellunqshämpfe
@ Reqimenlskommando
M» « a?a Reserve
UHU y. 2.3 Bataillon
A?m<i
■/500 m 3000 m V500
Terraingeslaltung entnehme den Spezialhartenblättern:
Zone 8, Kolonne XZZL
Lisko und Mezölaborcz
Zone 9, Kolonne mL
Wolamichowa und Radväng
^ 3.-5-A-
über Tüwjoüil ms, Zemplenoroszi
nach Kxslopohjp.
Solin kg Fl.
Skizze 9.
Skizze 11.