33 Mle diese Stadien kennt der Skiläufer, der nicht nur mit den Muren, sondern auch mit den Augen läuft, und er kennt noch einigle Dutzend Variationen davon. So den Pulverschnee, der über Nacht wieder alles neu macht; den Pappschnee, der nicht trocken und ächt naß genug und der Feind aller Anfänger ist; den körnigen Schnee, der auch große Anhänglichkeit an die Ski an den Tag legt; den steinharten Bretterschnee, der aber noch eben ist und dazu so anständig, zu tragen; oder seinen falschen Bruder, den verkrusteten Schnee, der zwar auch trägt, aber gewöhnlich gerade dann durch bricht, wenn man einen Kristiania machen will, was auf hartem Schn- v ja so gut geht; oder den Schneeharsch, der, durch den Sturm bearb cket, in schönen Kurvenlinien blätterartig übereinander liegt wie ' Muschelkalk; oder den Hunderttausendtaler-Schnee, dessen flache, runde Eisschuppen rasseln wie eitel Silber und Gold; oder den Hcrsch mit vereisten, kleinen Hügeln dazwischen, auf denen die Ski nhc so klappern; oder jenen Schnee auf stürmischen Kuppen, für den es im Deutschen keinen Namen gibt, der. sich aber zu Stürzen am wenigsten eignet, weil man sich an seinen scharfen, aufrecht- stehende n Zacken und Eismessern die Hände durch die Handschuhe hindurch zerreißt; oder den schweren, mehligen Schnee, in dem das „Spuren" ein so geringes Vergnügen ist, daß man immer gerne andern den Vortritt läßt; oder den leichten, ausgelaugten Schnee, den man dann und wann im Frühling trifft, und in den man ein- sinkt bis an die Knie, ohne daß das Vorwärtskommen wesentlich gehinden ist; oder aber schließlich, wenn die Frühlingssonne heiß auf tiefen, gesetzten Altschnee scheint, jene salzige Masse, auf der die Ski laufen wie toll, und auf der es überflüssig ist, zweimal zu fallen, woil man beim erstenmal schon ganz patschnaß wird. Wer aber den Hochgenuß der Hochgenüsse im Schnee kennen lernen will, dem ist zu wünschen: auf nassem Altschnee eine dünne Schicht neuen Pulverschnees, beides gut zusammengefroren und als nou plus ultra ein feiner Hauch von glitzerndem Rauhreif darüber. Wer dann nicht zufrieden ist, der ist für das Skilaufen hoffnungslos verloren. „Es pappt." Wenn man gebildet sein will, sagt man: „Es klebt." Das Pappen ist die Kinderkrankheit des Schneeschuhlaufens. Die be trübten, ärgerlichen Gesichter der Leute, die am Morgen draußen auf der Schneeschuhen vor dem Hotel stehen und einander in sicht licher Verstimmung mitteilen, daß es klebe, erinnern an das Kind 3 Fendrich, Skiläufer