13 „Also," sagte Kunigunde jetzt, „Abends nach'm Gebetlänten, wenn die ersten Sonnwendseuer auflodern auf den Bergen, da gehst Du hinab an den Fluß — beim großen Rechen, wo die hohle Weide steht." „Bin schon dort!" rief Lipp selbstgefällig und freudig sich die Hände reibend. „Ich habe noch zwei Thaler in meiner Truhe, die gehören Euch." „Gut — ich nehm' Dich beim Wort!" sagte die Alte, klopfte den Einfältigen zutraulich auf die Achsel und humpelte davon. Als sie zwischen die Gärten kam, die sich am Anfange des Dorfes hinzogen, da zog sie den Thaler aus ihrem Busen, wohin sie ihn aus der Hand des Jungen geschickt hatte verschwinden lassen, besah ihn wohlgefällig und sann darüber nach, wie sie dem dum men Lipp auch noch die anderen zwei Thaler zu ent locken vermöchte. An das Stelldichein an der hohlen Weide dachte sie nicht im Entferntesten, — denn wie sollte sie das bewerkstelligen? Wie sollte sie des Richters Life vermögen, dort zum Fluß hinaus zu gehen? — Keine Idee! — Doch der Zufall gefällt sich eben in absonder lichen Rollen! Vor sich hinsehend war die Alte zwischen den Gartenzäunen in Gedanken hingewandelt, als sie plötz lich aufsah und — nebenan in des Leitengrubers Gar ten dessen Tochter allein zwischen den Blumenbeeten hinwandelnd erblickte. Sie blieb stehen und hob sich, so hoch sie nur konnte, über den Zaun empor. Jetzt hustete sie einige Male laut, um die Aufmerksamkeit der Lustwandelnden auf sich zu lenken — cs gelang.