Lange schon besteht der Plan, diese Stätte durch ein Denkmal zu schmücken, ohne Haß gegen die Vergangenheit, ohne parteipolitische Tendenz für die Gegenwart, wenn es auch schon vom rein menschlichen Standpunkte schwer fein mag, teilnahmslos in jene Zeit rohester Un¬ duldsamkeit zurückzublicken. Hn dieser Stelle, wo einst 36 schuldlose Männer um ihr Leben würfeln mußten, soll der Wanderer mit an¬ dächtigem Schauern an die hehre Chriftuslehre der allgemeinen Menschenliebe gemahnt werden, die in menschlicher Unduldsamkeit hier gleichsam mit Füßen getreten wurde. Hb er auch der schuldlosen Opfer soll gedacht werden, die hier im aufgezwungenen Kampfe um ihre heiligsten Rechte ehrlich gefallen sind. Verschiedene, zum Teil sehr beachtenswerte Entwürfe find zur Errichtung eines Denkmals auf dem Haushamer Felde bereits vor¬ handen. Sie alle aber übertrifft an Ernst der Huffassung, Originalität und Wucht des Stimmungsgehaltes der Entwurf des Professors Ernst Liebermann in München, der denselben kostenlos als Weihegabe dem Gedenken der schuldlos Gerichteten widmete. Huch die alte Denkfäule, die von kunstvoller Hand wieder hergestellt wird, erhält als einziger Zeuge jener Zeit am Haushamer Felde ein schönes und nachdenkliches Plätzchen. Möge der schöne Plan bald gute Tat werden! Was noch vor wenigen Jahren ein bloßer Wunsch war, dürfte in kurzer Zeit freudige Tatsache werden: Das Denkmal kann er¬ richtet werden. Von nah und fern und aus allen Bevölkerungs* kreisen langten Spenden ein und es ist zu erwarten, daß die Be¬ geisterung und Opferwilligkeit anhält, bis die volle Bau- und Erhaltungs¬ summe gesammelt ist. Mit der Bestellung der Steinarbeiten und mit der Grundlegung wurde heuer der erste Schritt getan und im Sommer 1915 soll die Hülle vom Denkmale fallen können. War es in den letzten Jahren nicht selten, daß am 15. Mai, dem Gedenktage des unseligen Gerichtes, von bekannter und unbekannter Hand ein Kranz oder ein Blumenstrauß an dieser Stätte niedergelegt wurde, so wird in kurzer Zeit Oberöfterreich um ein Denkmal reicher werden, bei dem es wirklich viel zu denken geben wird. 15