27 sollen gleich den Lilien nach Oben gerichtet sein. — Die Lilien geben einen starken Geruch von sich, man kann es nicht lange aushalten, in ihrer Nähe zu sein. Die Jungfrauen sollen so fromm, so eingezogen, so schamhaft, so ehrbar gekleidet sein, daß niemand sich getraut, in ihrer Nähe unanständige, zweideutige oder gar unkeusche Reden zu führen. Liebe Christen! hier muß ich eine Bemerkung machen: Wie kommt denn das? Ein unkeuscher, wollüstiger, verführerischer Jüng ling geht auf einem Wege; da sieht er auf einmal eine wahrhaft fromme, christliche Jungfrau. Was thut der Jüngling, der sonst ein Feind der jungfräulichen Reinigkeit gewesen ist? Er sieht die Unschuld aus ihren Augen, an ihren standesmäßigen, reinen, ehr baren Kleidern, kurz, in allen Geberdeu herausleuch ten. Nuu, was thut der Jüngling beim bloßen An blick einer solchen reinen, frommen, unschuldigen Jung frau ? Er bleibt auf einmal stehen, und getraut sich kaum beim ersten Anblick derselben weiter zu gehen; er wird von einer gewissen Furcht ergriffen, und geht endlich, ohne ihr nur ein Wort zu sagen, bei ihr vor über. Dieser nämliche Jüngling geht dann seinen Weg fort, und da begegnet ihm eine andere Jnngfrau, der man es schon an ihrer frechen, ärgerlichen Kleidung, an ihrer ungesitteten Stellung, an ihren, Gesichte, und in ihrer ganzen Lebensweise herunter lesen kann, daß sie diese schöne Lilie der Unschuld schon längst in den Staub der Erde hinein getreten hat. Nun, was thut er jetzt beim Anblicke dieser zweiten Jungfrau? Der Jüngling, er geht hin zu ihr, er berührt, er be tastet sie, er erlaubt sich alle abscheulichen Freiheiten, er führt abscheuliche, ärgerliche, unkeusche Gespräche; und die ärgerliche Jungfrau zeigt daran ihr größtes