264 Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Band. Krieg überstehen wird. Dies wird im wesentlichen zusammenhängen mit der inneren Stärke und der wirtschaftlichen Kraft der einzelnen Unternehmen, sowie von der Lage des Geldmarktes überhaupt. In dieser Hinsicht ist es schwer, irgendwelche Voraus sagen zu machen. Soweit staatliche finanzwirtschaftliche Maßnahmen in Frage kommen, sind sie vorbereitet und werden im Kriegsfall erheblich dazu beitragen, die Beunruhigung und das Mißtrauen zu überwinden. Im ganzen wird sich nicht ver meiden lasten, daß einzelne schwache Unternehmen die Belastungsprobe eines schweren auswärtigen Krieges nicht aushalten werden. VI. Besondere Maßnahmen wegen der Ernährung der Be völkerung in den größeren Gemeinwesen, insbesondere in den Großstädten. Daß die Frage der Ernährung der städtischen Bevölkerung für Deutschland ein neues Problem im Mobilmachungsfalle bedeuten muß, ist schon in der Einleitung angedeutet und mit Zahlen belegt worden. Cs handelt sich hierbei nicht nur um die wirtschaftliche Frage,, wie die Ernährung der Stadtbevölkerung zu bewirken ist, sondern auch um die politische Erwägung, daß eine starke Teuerung in den Groß städten—von einer Hungersnot abgesehen —auch zu bedenklichen politischen Folgen führen kann. Auch wenn die Industrie ihre Arbeiter nach Möglichkeit weiter be schäftigt und ihre Familien unterstützt, wie dies anzunehmen sein wird, kann eine Teuerung zur Unzufriedenheit und zu Ausschreitungen der Maste führen. In den Besprechungen der Kommission für die wirtschaftliche Mobilmachung sind diese Fragen wiederholt erörtert worden. Da man jedoch wegen der Gefahr weitgehender politischer Beunruhigung von einer Erörterung mit den Oberbürger meistern der größern Städte zunächst absehen mußte, so ist zur Lösung des Problems bisher wenig geschehen. Die Frage liegt deshalb so besonders schwierig, weil die Ernährung der großen Städte beständige Zufuhren von außerhalb voraussetzt, und weil man, im Gegensatze zu früheren Zeiten, mit nennenswerten Vorräten in den Haushaltungen nicht rechnen kann. Da in den ersten Wochen der Mobilmachung die Eisenbahnen für Militärtransporte in Beschlag genommen sind, so sind die Groß städte auf ihre Vorräte und auf geringe Zufuhren für das Notwendigste angewiesen. Der Generalstab hat sich mit der Frage eingehender zunächst für Berlin befaßt, und es hat eine Besprechung im Reichsamt des Innern stattgefunden, die kurz folgendes Ergebnis gehabt hat: Von wichtigen, unentbehrlichen Nahrungsmitteln sind die Milch Vorräte am geringsten. Am die notwendigen Zufuhren aufrechtzuerhalten, sind in dem Eisenbahn- Mobilmachungsplan besondere Milchzüge vorgesehen, zunächst für Berlin, weiter hin für die größeren Städte. An Butter und Fett sind Vorräte für 14 Tage vorhanden, die durch Zufuhren auf freibleibenden Eisenbahnen ergänzt werden können. Ebenso steht es mit Eiern. Als Ersatzmittel kommen hier außerdem die großen Käsevorräte Berlins in Betracht. Frisches Gemüse und Kartoffeln können, soweit die Vorräte nicht reichen, auf dem Wasserwege herangebracht werden, wenn die Schiffahrt offen ist. Mit regelmäßiger Eisenbahnverbindung ist nicht zu rechnen. An Getreide und Mehl sind in Berlin Vorräte für vier Wochen vor handen, die auf dem Wasserweg ergänzt werden können, wenn in Hamburg und im Osten (bis Vromberg) Vorräte vorhanden sind und die Schiffahrt offen ist. Kaffee, Kakao, Tee sind reichlich vorhanden. Fische sind für sieben Tage vorhanden, Heringsvorräte auf viele Wochen. Frisches Fleisch ist auf eine Woche