186 Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Vand. daß Frankreich über 20 Millionen Einwohner weniger hat als Deutschland, wo zahl lose Menschen herumlaufen, die nicht ausgebildet sind. Der Chef des Generalstabs hat ausdrücklich erklärt, daß er nicht das Ver langen gestellt habe, die Kadrevermehrung für 3 Armee-Korps schon jetzt in die diesjährige Vorlage einzustellen. Sondern sie möge im Auge behalten werden als zu erreichendes Ziel und sukzessive nach Maßgabe der Bereitstellung der Mittel und Chargen durchgeführt werden. Cs möge nur verhindert werden, daß Volk und seine Vertreter in dem Wahn befangen würden, daß nach Annahme der diesjährigen Vor lage Schicht gemacht werden könne und alles zu Ende und die Armee fertig sei!! Das letztere als Sache des Reichskanzlers habe ich schon mit demselben besprochen und teilt er den Standpunkt dahin, daß entschieden die Vermehrung angestrebt und durch Vorarbeiten vorbereitet werden solle für das nächste Quinquennat. Wie weit man sie durchblicken lasten solle den Reichsboten gegenüber, werde er noch überlegen. Also beauftrage ich Euer Exzellenz gemeinsam mit dem Generalstabe in die Vor arbeiten für die Neuformationen von 3 Armee-Korps einzutreten, sobald die jetzige Vorlage angenommen ist, und sie für das neue Quinquennat bereitzustellen. (gez.) Wilhelm Nr. 61 Der Chef des Generalstabes General der Infanterie v. Molrke an den Reichskanzler Or. v. Bethmann Hollweg Entwurf von der Hand des Chefs der Aufmarschabteilung Oberstleutnants Tappen mit Zusätzen und Korrekturen von der Hand des Generals v. Moltke Berlin, den 30. Januar 1913 Euer Exzellenz beehre ich mich sehr ergebenst davon in Kenntnis zu sehen, daß der Herr Kriegsminister mir die zwischen Euerer Exzellenz und ihm in der Unter redung am 25. Jan. getroffenen einstweiligen Verabredungen über die Heeresvorlage mitgeteilt hat. Auch nach Zurückstellung meiner Forderung dreier neuer Armeekorps bleiben er hebliche Unterschiede zwischen den Absichten des Herrn Kriegsministers und dem, was ich nach pflichtmäßigem Crmesten für erforderlich halte, bestehen. Ich bitte Eurer Exzellenz, meine Ansicht dahin aussprechen zu dürfen, daß der Unterschied in der Kostenfrage zwischen den Forderungen des Kriegsmini steriums und den meinigen bei der Höhe des von ersterem Geforderten keine ent scheidende Rolle spielen würde. Er beträgt nach der Berechnung des Herrn Kriegsministers an einmaligen Ausgaben 54,8 Millionen, an jährlichen 14,8 Mil lionen. Den Nachteil der Forderung des Kriegsministeriums gegenüber der meinigen sehe ich darin, daß erstere wiederum Lücken in dem Ausbau der Armee offen läßt, die im Reichstag sofort bemerkt und Anlaß zu der Ansicht geben werden, daß die Militär Verwaltung trotz der enormen angeforderten Mittel auch mit dieser Vorlage keinen reinen Tisch gemacht hat. Ich sehe hierin eine größere Gefährdung der ganzen Vorlage, als in der eventuellen Erhöhung der Forderungen um die oben genannte Summe.