226 Dachstein-Gruppe. zum oberen Rand 1200 m hoch sich erhebende Wand unter einer mittleren Neigung von 55 Grad abfällt. Auch an zahlreichen, mehr oder weniger senkrechten Abstürzen von mitunter ansehnlicher Höhe (z. B. am Hirn und Hageheck, Mittagskogel, Rauhen Kogel, Zwölfer kogel) fehlt es nicht. Noch möge, ehe wir uns der gegenüberliegenden (südlichen) Seite des Dachstein-Gebirges zuwenden, eine Erscheinung hervor gehoben werden, für deren Uebersicht der Sarstein den günstigsten Standpunkt bietet. So vielgestaltig sich auch die einzelnen Erhebungen und Gipfel des Dachstein-Plateaus darstellen, fällt doch e i n Unter schied schon bei dem ersten Blick auf, nämlich die (von wenigen Aus nahmen abgesehen) mehr minder starke Abrundung der niedrigeren Erhebungen gegenüber den kantigen, schneidigen, mitunter auch ge zackten oder scharf zugespitzten Formen der höheren Massen. Selbst dort, wo die letzteren kleine plateauartige Abflachungen zeigen (Gjaidstein, Ochsenkögel, Niederkreuz, Hosswand), erscheinen die Ränder unvermittelt steil abgebrochen. Auch ist zu bemerken, dass alle niedrigeren Theile des Dachstein-Plateaus arm an hervor ragenderen Gipfeln sind; die bedeutendsten derselben: Hirzberg, Speikberg, Krippenstein überragen die nächstliegenden Theile des Hochrückens — wenn von den benachbarten, mitunter tief einge senkten Mulden und Karen abgesehen wird — nur um 150 bis 200 m. In ungleich grösserer Zahl und mannigfacherer Gestaltung, zugleich aber auch meist mit bedeutend ansehnlicherer relativer Erhebung treten die Gipfel in den höheren und höchsten Stufen des Plateaus auf. So steigt beispielsweise der Hohe Gjaidstein über die benach barten Theile des Hallstätter und Schladminger Gletschers 300 bis 600 m, der Koppenkarstein über das von ihm südlich gelegene Koppenkar 700 ip hoch empor. Hier sehen wir auch einen hoch auf ragenden Kamm, von grösserer Längenentwicklung und mehrfach gegliedert, den Rücken des Gebirges quer durchziehen, es ist dies der bereits genannte Kreuzkamm, welcher am Hohen Dachstein beginnt und mit dem 6 km davon entfernten Gamskogel endet. Die vor ange führten Verhältnisse dürfen wohl in erster Linie darauf zurückgeführt werden, dass auf die niedrigeren Theile des Plateaus die abtragenden Thätigkeiten (Wasserspülung, Gletscherschliff und atmosphärische Erosion) mit intensiverer Kraft, zugleich aber auch andauernder, als bei den höheren Theilen eingewirkt haben.