X 4k 3l0 Postsparkassenkonto Nr. 163.454.- Gin;eln-Stück 10 Heller. herausgegeben von öer all-katholischen Airchengemeinöe Rieö i. I., Gberösterr. Erscheint am H jeden Monates und kostet ganzjährig mit Post für Oesterreich-Ungarn Ar. ^.60, unter Briefverschluß Rr. 2.—, für Deutschland Mk. 2.—, für das übrige Ausland Frc. 3.—. Redaktionsschluß am 25. jeden Monates. Geschäftsstelle: Alt-kathol. Pfarramt Ried i. I., O.Oe. 1. Jahrgang. Wed i. I., am 1. Navemder 1917. Jolge 5. Allerheiligen — Allerseelen. Eine Studie. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die christliche Kirche auf den Grundlagen mancherlei heidnischer Gebräuche und Festlichkeiten manche ihrer eigenen Feste ausge¬ baut hat. Ein Beispiel hiefür bietet auch das Totenfest Allerheiligen—Allerseelen, so¬ wohl wos die Zeit der Feier als auch manche dabei üblichen Gebräuche anbelangt. — Das Erscheinen des Sternbildes der Plejaden am Horizonte anfangs November und sein Durchgang durch den Meridian um Mitternacht bezeichnete für die alte Welt den Anfang des Frühlings und den Beginn des neuen Jahres. Das wurde festlich begangen und war verbunden mit dem Andenken an die Toten. Die Perser nannten den Monat November „Mordat" d. i. „Engel des Todes", und feierten zu seinem Beginne ihr Totenfest. Deutliche Spuren ähnlicher Ausfassung finden sich bei den alten Griechen und Römern. Noch gegenwärtig begehen viele heidnische Völker ihr Totenfest im November. So die Wilden auf den Gesellschaftsinseln, auf den Fidschi-Inseln, in der Togagruppe. In Peru nannte man das anfangs November stattfindende Neujahrsfest „Ahamarca" (Aya — Leichnam, marca = in den Armen tragen), weil es als ein ernstes Totenfest mit Tränen, Klageliedern und Trauermusik gefeiert wurde. Es war Sitte, die Gräber der Verwandten zu besuchen und Speise und Trank an ihnen zurückzulassen. — Bei den Druiden war der 1. November eine gemeimnisvolle Nacht, in der der Wiederaufbau der Welt gefeiert wurde. Alle Feuer im Lande wurden ausgelöscht, dann gingen nach ihrem Glauben die Geister aller im Jahre Verstorbenen nach dem Westen bin und wurden in Booten zu dem Richterstuhl des Totengottes geführt. Als Ueberbleibsel dessen dürfen wir unser Allerheiligen- und Allerseelenfest betrachten. In früheren Zeiten waren die Anklänge ari das Druidensest noch zahlreicher. Die heiligen Fackeln der Irländer, die Freudenfeuer der Schotten, die coelcoeth-Feuer der Walliser, die am Allerbeiligen¬ abend angezündet wurden, finden ihren Widerschein beute noch in Lampen und Kerzen, die auf den Gräbern auch bei uns am l. und 2. November angezündet werden. Nach John Blake (1877) gehen die Pariser am Allerheiligen- und Allerseelentage auf die Kirchhöfe und frühstücken an den Gräbern ihrer Vorfahren. — Diese wenigen Tatsachen lassen die Annahme begründet erscheinen, daß, wie so vieles Andere, auch unser christ¬ liches Totenfest heidnischen Ursprunges ist und zurückreicht in die fernsten Zeiten der Vergangenheit. 8t.