— 27 — Damit wollte ich die Hauptarbeit, nämlich den Gesetzesentwurf zur Regelung des Getreideverkehres in Österreich, einleiten und vorstellen. An der Wiederaufrichtung unseres Getreidebaues, an der Wiederbelebung unserer Landwirtschaft ist das ganze Volk interessiert. So langweilig auch das Studium eines Gesetzes sein mag: Dieses Interesses halber ist eben dieses Studium notwendig. Bei dieser Arbeit vermied ich es auch, Vorbilder nachzuahmen. Viel leicht machen wir in Österreich allzu oft den Fehler, bei auftauchenden Fragen immer wieder ins Ausland zu schielen und uns dort Muster zu holen und zu versuchen, sie in das Prokrustesbett unserer Verhältnisse zu pressen. Da kommt dann freilich zumeist ein Unding heraus. Es hilft eben nichts: Schweiz ist Schweiz, Deutschland ist Deutschland — und es ist am besten, wir gehen von unseren Verhältnissen aus und schaffen uns nach diesen Verhältnissen Regeln und Gesetze. Dann erst frage man: Jst's anderswo vielleicht besser gemacht? Darum lade ich die Bauernschaft, vornehmlich aber die Abgeordneten und die Schriftleitungen ein, diesen Vorschlag zu studieren. Wenn er als der einfachste und doch zielsicherste Weg erkannt wird, dann soll dieser Weg beschritten werden zum Wohle unserer Bauernschaft, zum Heile unserer Volkswirtschaft und zum Schutze gegen den russischen Mordversuch au unserer politischen und wirtschaftlichen Existenz. Aigen, 8. November 1930. Alois Kourek e. h.