Zur Frage des Getreibemonopols. . In ganz Österreich gibt es wohl kaum einen Menschen, der sich nicht vollkommen darüber klar ist, daß wir unsere Landwirtschaft erhalten müssen, wenn wir uns nicht selbst aufgeben wollen. Die primärste Forderung jeder Wirtschaft besteht darin, daß sie sich durch den Erfolg ihrer Arbeit selbst erhalten kann. In dieser Forderung ist die einfachste Naturalwirtschaft eines Urvolkes eins mit der kompliziertesten Nationalwirtschaft unserer Tage. Die Arbeitsfrncht der Landwirtschaft ist die Ernte. Die Grundforderung der Getreidebauern ist daher der gesicherte Absatz der Ernte zu einem Preise, der die Arbeit und den Aufwand lohnt. In unserem Vaterlande findet die heimische Getreideernte auf allen Frachtmärkten durch die Anbote aus den Nachbarländern keinen Anwert mehr. Soll daher für den österreichischen Getreidebau der sichere Absatz zum entsprechenden Preis erreicht werden, dann muß die Konkurrenz des Auslandes ausgeschaltet oder wenigstens zurückgedrängt werden. Es ist ja möglich, dem Getreidebau auch durch andere Mittel aufzuhelfen, aber alle diese Mittel treffen nicht das Hauptziel. Sie können daher auch die Bauern schaft nicht befriedigen, weil sie nicht den Erfolg der geleisteten Arbeit vor stellen, sondern Unterstützungen sind, die weder mit der Arbeit, noch mit denr Ernteergebnis in unmittelbaren: Zusammenhange stehen. Es ist ein Zeichen äußerster Krisis, wenn zu solchen Mitteln gegriffen wird; gleichgültig, was für ein Stand immer betroffen ist: Seine Unter stützung aus öffentlichen Mitteln ist das sicherste Zeichen einer Erkrankung der gesamten Volkswirtschaft. Soll dem Getreidebau auf natürlichem Wege geholfen wer den, so kann das nur durch die Ausschaltung oder wenigstens Zurüädrängung der ausländischen Konkurrenz sein. Es ist selbstverständlich, daß unter allen Umständen jedem künstlichen die natürlichen Mittel vorgezogen werden müssen. Solcher Mittel gibt es nur zwei: Hohe Schutzzölle oder Monopol wirtschaft. Von diesen beiden Mitteln ist zweifellos die Monopolwirtschaft das wirksamste, aber auch-das gefährlichste. Es ist vollkommen gerechtfertigt, wenn ein Arzt gründlich überlegt, ob er eine Öperation vornehmen soll, die nur dann sicher zur Rettung führt, wenn keine Komplikationen eintreten. Es ist daher auch vollkommen gerechtfertigt, wenn man sich vorerst das eine Mittel, das den: zu erreichenden Zweck natürlich entspricht, über legt, nämlich die hohen Schutzzölle. Der zu erreichende Zweck ist die Ausschaltung oder wenigstens Zurückdrängung der ausländischen Konkurrenz. Gerade in dieser Hinsicht sind Schutzzölle in ihrer Wirkung fragwürdig. Sie können wirken, sie brauchen aber nicht wirken! Ein wirtschaftlich